Guten Morgen,
die Frage zum Klimawandel ist leider sehr mit intensiven Emotionen verbunden und scheint ein starkes Triggerthema zu sein. Auch mir geht es so. Ich ärgere mich immer dann, wenn einfache, undifferenziert Antworten zur schwarz- weiß Einordnung und damit zur Spaltung führen. Ich denke, es sollte zunächst eine Entscheidung für jede*n selbst geben, ob er/sie aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse anerkennt oder ob es eine Entscheidung dagegen gibt und andere Motive leitend sind. Es gibt und gab schon immer Menschen, die den Wissenschaftler*innen den Vorzug geben, die in die eigene Vorstellung oder Ideologien entsprechen.
Und es gibt bei den meisten komplexen Themen Forschungsergebnisse, die widersprüchliche Ergebnisse zeigen. Dazu werden inzwischen aufwändige Metastudien betrieben, die die Vielfalt der Studien versuchen zusammenzufassen um eine sinnvolle Conklusio zu erreichen. Ich persönlich habe ein Geographiestudium absolviert, Klimatologie war hier ein wichtiges Thema. Trotzdem sehe ich mich nicht in der Lage, eine sichere Aussage über einzelne Studien zu treffen, inwiefern deren Ergebnisse valide, übertragbar auf andere Situationen, statistisch belastbar, also relevant ist. Und ich behaupte, das geht vielen so, die vehement einen Standpunkt vertreten, sich auf Studien oder Behauptungen beziehen und sich aus solchen Einzelergebnissen ihr politische Meinung bilden.
Metastudien sind da das Hilfsmittel der Wahl. Es zeigt sich in der überwältigenden Mehrheit solcher Metastudien, dass die rasante Beschleunigung des Klimawandels aktuell anthropogen ist. Es ist richtig, dass es Klimawandel immer schon gab, aber es ist nicht richtig, dass dieser in der Vergangenheit in einer ähnlichen Rasanz stattfand (abgesehen von prähistorischen Einzelereignissen, wie Metoriteneinschlag). Außerdem gibt es inzwischen eine beeindruckende Datenlage, die Modellierungen in einer Genauigkeit zulässt, von denen wir vor 30 Jahren noch nicht zu träumen wagten. Dadurch verringert sich der "Unsicherheitsfaktor" der Prognosen um ein Vielfaches. Es ist demnach so, wie Radelfungus geschrieben hat, dass wir wahrscheinlich gerade in einer Phase der Erwärmung sind (vielleicht zwischen zwei Eiszeiten). Die gemessene Geschwindigkeit lässt, seriös betrachtet, nur die Möglichkeit anthropogener Einflüsse zu. Das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern spiegelt seriös den Stand der Wissenschaft wider. Auch hierzu gibt es, wie fast immer, widersprechende Einzelmeinungen. Es ist m.M.n. wissenschaftsfeindlich, solchen Einzelergebnissen eine derartige Bedeutung beizumessen, dass die sehr breiten, über verschiedene Fachbereiche reichenden nahezu einige Ergebnisse ignoriert werden. Das ist dann keine Wissenschaft, sondern reine Meinung. Wessen Kenntnisse von diesen "Wissenden" sind denn real größer, als die der vielen übereinstimmenden Forschenden?
Zum Ozonloch gab es übrigens ein weitreichendes FCKW-Verbot. Wenn sich das als Beispiel heranziehen ließe, dann dafür, dass sich ungünstige Entwicklungen bei konsequentem Handeln, beeinflussen lassen.
LG Michael