Hallo miteinander,
ich bedaure auch, dass sich der Thread in dieser Richtung entwickelt hat, weil ich viele Informationen daraus ziehen konnte. Ich teile aber die Meinung nicht, dass hier sachliche Aufklärung Ideologien gegenüberstehen. Die reine Sachlichkeit ist eine Wunschvorstellung, der weder Joana_ noch ihre Professoren mit ihrer Lehre nachkommen können. Den Naturwissenschaften und ihren Erkenntnissen, also der reinen Physik oder der Biologie mit den ökologischen Zusammenhängen kann das wohl am ehesten zugeschrieben werden. Aber auch hier sind die Zusammenhänge so komplex und von so differenzierten Einzelfaktoren abhängig, dass es da wohl immer nur einen aktuellen Stand geben kann, der sich wieder ändern kann. So stellt sich gerade z.B. die Dynamik des Klimawandels anders dar, als noch in den Hypothesen der letzten Jahre. Damit ist dann wieder eine Anpassung der Modelle auch in der Forstwirtschaft notwendig.
Der entscheidende Aspekt ist aber, dass die Ideen der sich ergebenden Handlungsnotwendigkeiten sehr davon abhängt, welcher Lehre oder Bewertung die Person anhängt, die sie vertritt, welche Werte sie vertritt. Und davor sind weder Professorinnen noch Privatmenschen unabhängig. Das ist dann Aufgabe der Politik, Wissenschaft kann da nur beraten. Aus gutem Grund sind Wissenschaftler nicht politische Entscheider. Die Fragen zur richtigen Vorgehensweise in Forst- und Jagdwirtschaft sind also meiner Überzeugung nach nicht eindeutig mit falsch oder richtig zu beantworten, sondern vielmehr mit Güterabwägung. Und dass das ein subjektiver, emotionaler Prozess ist, ist doch völlig klar.
Für mich ist es bei einem guten Diskurs weniger entscheidend, wer schließlich Recht hat, sondern dass Positionen ausgetauscht werden, Sichtweisen des Gegenüber auch durch das eigene Gehirn gehen dürfen, vielleicht sogar neue Aspekte für die eigene Bewertung dazu kommen. Dazu gehört gegenseitige Wertschätzung und die Unterstellung, dass mein Gegenüber auch nur das Beste will, auch wenn ich anderer Meinung bin. Die Unterstellung von ideologischer Verbohrtheit ist das Gegenteil von solcher Wertschätzung.
Noch ein kleiner, aber m.M. nach wichtiger Aspekt: in einem Forum ist es schwierig Untertöne richtig zu verstehen, direkte Nachfragen dauern lange, es fehlen wichtige Informationen, wie Mimik, Gestik, Art des Zugewandtseins. Das führt schnell zu Missverständnissen, hier scheint mir das passiert zu sein.
LG Michael