Beiträge von Clavaria

    Hallo zusammen


    Heute Mittag war ich mit den Kindern in den Bergen fürs Mittagessen. Beim Restaurant gab es eine Schaukel, die natürlich benutzt werden musste.

    Die Pilzlage ist hier noch sehr mies, darum rechnete ich überhaupt nicht damit irgendwas zu finden. Aber neben der Schaukel standen drei weisse Pilze unter Schwarzem Holunder und Lärchen:


    Ohne lange darüber nachzudenken, wurden sie natürlich eingepackt. Leider schon von Insekten befallen, aber egal.


    Dann am Abend ein Blick auf die Sporen:

    Dextrinoid, länglich-boletoid, etwa 9-11 x 3-4.5 µm.


    Hier nochmal in Kongorot, ich habe gelesen die genaue Form sei wichtig.


    Cheilozystiden zahlreich, meist keulig.


    HDS mit dichten, aufsteigenden Hyphen


    Die Bestimmung mit der FN war erstaunlich einfach, obwohl dort nur als Fussnote erwähnt:

    Lepiota angustispora (Migl. & Bizzi) Hauskn. & Pidlich-Aigner 2005.

    Die Kollektion passt sehr gut zu den Beschreibungen von Hausknecht & Pidlich-Aigener 2005 sowie Gierczyk et al. 2011.

    Im Boletus Heft 39 sollte auch noch ein Portrait sein, leider habe ich keinen Zugriff darauf.


    Hat jemand Einwände gegen die Bestimmung? Wäre der erste Nachweis für die Schweiz, drum will ich mich absichern ;)


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo zusammen


    Mir ist eingefallen, dass dieses Rätsel inzwischen gelöst wurde. Ich habe diese Kollektion sequenzieren lassen.

    Es ist ganz einfach Tricholoma boudieri.


    Die alte Seifenritterlings-Regel hat sich also mal wieder bewahrheitet. :)


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Hias


    Die müsste ähnliche Sporenmasse haben wie Tr. rutilans, mittlerer Koeffizient 1.4-1.54. Neben der Makroskopie passt auch das nicht.

    Aber immerhin sollte sie vereinzelte Pleurozystiden haben.


    Noch ein Detail, das ich vergessen hatte: Meine Fruchtkörper hatten einen intensiven fruchtig-süsslichen Geruch. Das sollten Tr. decora und rutilans beide nicht haben.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Auf meinem gestrigen Streifzug fand ich nur einen einzigen Pilz. Aber immerhin ist er spannend:


    Wenn man ihn umdreht, scheint es sich ziemlich offensichtlich um einen Holzritterling zu handeln.

    Substrat ist vermutlich ein uralter Fichtenstamm auf ca. 1500m.

    Im fehlen aber die typischen violetten Farben von Tricholomopsis rutilans.

    Kleine Fruchtkörper, Hüte bei überreifen Exemplaren (nicht auf dem Foto) ca. 5 cm.


    Der Sporenabwurf war leider sehr karg, aber immerhin brachte ich 10 Messungen zusammen:

    6.8-8.5 x 3.8-4.3 µm, im Schnitt 8.5x4.3 µm, Q = 1.61-2.22, QAvg = 1.93

    Es gab noch eine Ausreisserspore von 14.5 x 6 µm, mit einem Koeffizent von 2.4!


    Grosse, keulige Cheilos gab es überall, einige einfach septiert.


    Spindelige Pleurozystiden sind vorhanden, aber nur ganz wenige, vielleicht fünf pro Lamellenschnitt.


    HDS mit teils aufgerichteten, braunen Hyphenbündeln.


    Stipitipellis mit gelbbraunen Hyphenbündeln.


    In dem Schlüssel von Holec&Kolarik (2012) komme ich aufgrund der Sporenmasse eindeutig auf Tricholomopsis flammula.

    Tr. rutilans hätte breitere Sporen mit viel tieferem Koeffizient, passt farblich nicht und hat grössere Fruchtkörper.

    Aber es fehlen die reichlichen Pleurozystiden, die Holec&Kolarik explizit erwähnen.

    Auch Christoph hebt das als wesentliches Merkmal hervor: Tricholomopsis sp Mediterranraum ?


    Was mache ich jetzt damit... Tricholomopsis rufen bringt vermutlich nicht viel, weil Christoph nicht mehr aktiv ist hier.

    Weiss sonst jemand weiter?


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo zusammen


    Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen! Es geht ja alles in die gleiche Richtung.

    Aber ich habe mal mit Peter's Trüffelsporenbildern einige Tests gemacht:


    Helicon Focus Pro:

    Habe die drei Methoden durchgetestet, immer mit den Standard-Parametern.

    B und C scheinen mir etwas gleich gut zu sein, A etwas schlechter.


    Methode A:


    Methode B:


    Methode C:


    Picolay:


    Da hatte ich recht schnell keine Geduld mehr all die Stellschrauben richtig zu stellen... das hier war das beste was ich geschafft habe.

    Geht vermutlich noch deutlich besser, aber dann muss man genau wissen wie.


    Zerene Stacker:

    Dann noch eine Software die ich heute Nachmittag ausprobiert hatte bevor ich hier angefragt habe.

    Das Ergebnis ist mit Helicon vergleichbar, aber das Stacking dauert deutlich länger (etwa 30 Sekunden).


    Variante PMax:


    Variante DMax:



    Fazit: Ich werde eurer Empfehlung folgen und Helicon verwenden.

    Vermutlich kann man das Ergebnis auch noch verbessern, wenn man die Parameter optimal einstellt.

    Auf jeden Fall verspreche ich euch bessere Mikrobilder für diesen Herbst :)


    Danke nochmal für die Hilfe!


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo zusammen


    Ich bin mit meinen Makro- und Mikrobildern immer etwas unzufrieden und würde gerne zunehmend mit Stacking arbeiten.

    Mein Mikroskop hat leider keinen elektrischen Feintrieb, d.h. ich muss vorläufig manuell eine Reihe von Bildern machen und dann in einer separaten Software stacken.


    Bei Makrobildern findet man jede Menge Empfehlungen im Netz. Bei Mikrobildern bin ich unsicher was die beste Wahl ist.

    Habt ihr da Empfehlungen für mich? Preis der Software ist ein sekundäres Kriterien, es darf etwas kosten wenn die Qualität besser ist.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Sandra


    Also wirklich einfacher wird es nicht...

    Aber immerhin, leicht inkrustiertes Pigment ist vorhanden.

    Das Phänomen der KOH-Reaktion, die erst später positiv ist, wird bei Gröger tatsächlich erwähnt. Dort allerdings am Exsikkat.


    Schauen wir mal die Kandidaten durch:

    - I. squamulosa: KOH-Reaktion zu schwach, müsste dunkelbraun sein

    - I. bresadolana etc.: Hut zu schuppig

    - I. glareosa: Sporen vermutlich zu schlank, Habitat passt nicht

    - I. costata: Gerippter Hutrand fehlt


    Für mich kommen zwei in die engere Wahl:


    I. meridionalis:

    Wenn ich nach der unbeliebten und teils recht fragwürdigen Clitocybe-Monographie von Raithelhuber schlüssele, kommt der raus. Die Beschreibung passt auch ganz gut.

    Aber eben, dem Buch kann man nur mit Vorbehalt trauen.

    Mein eigener Schlüssel gibt der Art auch die höchste Wahrscheinlichkeit. Aber ob es die Art in Deutschland gibt ...???


    I. pseudosquamulosa: Ist im Moment mein Favorit

    Der sollte, wie Sebastian schon schreibt, etwas schlankere Sporen haben. Aber auf deinen Bildern sehe ich auch einige schlanke Sporen.

    Da würde es sicher helfen, wenn du mal 20 Sporen misst und den Koeffizient rechnest. Für Länge, Breite und Koeffizient braucht man Minimum, Maximum und Mittelwert.

    Sebastian_RLP : Wo hast du die Zeichnung von I. pseudosquamulosa gefunden?


    Gruss Raphael

    Hallo Sandra


    Das ist wirklich ein schwieriger Fall. Die Kombination aus negativer KOH-Reaktion und fehlender Inkrustation schliesst fast alles aus.

    Ich bilde mir aber ein, auf einem der HDS-Bilder ganz feine Inkrustationen zu sehen:



    In was hast du mikroskopiert? In KOH und Kongorot versuchen, und eine Probe nahe der Hutmitte nehmen.

    Die Inkrustationen sieht man auch nie an allen Hyphen, oft nur an wenigen.


    Gegen I. glareosa spricht neben den genannten Punkte auch die Sporenform, die Sporen von I. glareosa sollten schlanker sein, Q um 1.8.

    Hast du den Koeffizient gerechnet?


    Es gibt noch zwei "vergessene" Arten die in Frage kommen:

    - Infundibulicybe meridionalis (nicht mediterranea) die aber vom Habitat nicht passt

    - "Clitocybe" pseudosquamulosa, eine Art die wohl nirgends abgebildet ist (Beschreibung in Documents Mycologiques 93: 75f. bzw. Schlüssel in FME4)


    Ich warte schon lange darauf, dass jemand diesen Wirrwarr molekular aufarbeitet und die "guten Arten" sauber dokumentiert...


    Gruss Raphael

    Hi,


    Es ist wohl schon eine Psathyrella... aber nur ein Fruchtkörper, keine Kenntnis wie er sich im Alter entwickelt oder ganz jung aussieht, ohne Angaben zum Habitat, ohne Fotos am Standort... da gilt der eiserne Grundsatz: Ein Pilz ist kein Pilz. Zu > 97% unbestimmbar.


    Gruss Raphael

    Hallo Martin


    Die zitierte Arbeit beschäftigt sich mit südamerikanischen Ackerlingen, ich würde die für hiesige Funde nicht verwenden. Auch wenn ein paar der Arten weltweit vorkommen.

    A. broadwayi und A. neocoprophila sind beide in Europa noch nicht nachgewiesen (was natürlich nicht zwingend bedeutet, dass es sie hier nicht gibt). Im Gegenzug fehlen in dem Schlüssel einige wichtige europäische Arten.

    Für Europa gibt es meines Wissens noch keine moderne Bearbeitung des Artenaggregats um A. praecox. Wenn du schlüsseln willst, kommst du an Funga Nordica oder Gröger nicht vorbei. Und da dürftest du ohne Zweifel bei Agrocybe praecox agg. landen.


    Gruss Raphael

    Hallo Werner


    Danke dir!

    Die beiden Rüblinge können recht ähnlich aussehen. G. impudicus kann wohl auch so hell sein, bei Ludwig ist eine solche Abbildung.

    Folgende Merkmale sprachen eher für G. impudicus:

    - Standort im Nadelwald, G. hariolorum wächst typisch bei Buchen oder Eichen (ok, nicht ausschliesslich)

    - Form der Zystiden: Bei G. hariolorum sollten die viel unregelmässiger knorrig sein

    - Der Stiel sollte bei G. hariolorum stark striegelig sein, hier war er nur samtig

    G. hariolorum ist ja eigentlich recht häufig, wurde aber in meiner Gegend noch nicht nachgewiesen - wohl weil es praktisch keine Buchen und Eichen gibt. G. impudicus wurde in der Nähe mehrfach nachgewiesen.


    Zum Phellinus: Kann Ph. chrysoloma solche Fruchtkörper bilden? Was man so an Bildern findet sind immer halb resupinate Fruchtkörper.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Die letzten Wochen waren einfach nur frustrierend. Stunden im Wald und kaum ein Pilz der die Mühe wert ist.

    Aber heute gab es endlich mal wieder was! :ghurra: - ok nur drei Arten und ein paar uninteressante Maipilze, aber immerhin.

    Ich war auf 1000m im Fichtenwald. Birken und ein paar andere Laubsachen gab es auch.


    Ein Pilz mit Hut und Stiel und Lamellen, so habe ich es gerne:

    Wenn ich jetzt noch verrate, dass er nach vergammeltem Kohl stinkt, ist der Fall ziemlich eindeutig: Gymnopus impudicus.


    Sporen


    Cheilozystiden recht vielgestaltig


    HDS mit angedeuteter Dryophila-Struktur



    Dann eine Lorchel, die ich gerne als Dissingia leucomelaena ablegen möchte wenn niemand Einspruch erhebt:


    Sporen in Wasser




    Und schliesslich noch ein Porling, so gar nicht mein Fachgebiet, drum habe ich auch noch keinen Namen und hoffe auf Hilfe.

    Er wuchs auf einem liegenden, alten Stamm. Vermutlich Fichte, aber nicht sicher.



    Auffallend sind diese Hymenialseten, darum meine ich dass ich bei Phellinus s.l. suchen muss.

    Aber da fängt die Misere an, ich komme zu keinem brauchbaren Ergebnis.


    Von den Sporen habe ich bisher nur dieses miserable Bild, ich versuche morgen noch ein besseres zu liefern.


    Und ein Schnittbild wollt ihr ja auch immer sehen, also ist hier eins. Die Fruchtkörper sind rund 5 mm dick.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Martin


    Ich sehe solche Kristalle regelmässig bei diversen Lamellenpilzen, habe denen nie viel Beachtung geschenkt.

    Ehrlich gesagt weiss ich auch nicht was das genau ist.


    Gruss Raphael

    Hallo Romana


    Candolleomyces candolleanus hätte weniger gestreckte Sporen und passt auch sonst vom Gesamteindruck nicht.


    Mit Psathyrella spadiceogrisea agg. liegst du wohl schon richtig... aber weiter traue ich mich da nicht.

    Es gibt eine recht neue Arbeit über die Gruppe, aber diese Arten morphologisch zu trennen grenzt an Wahnsinn:

    (PDF) A revision of the genus Psathyrella, with a focus on subsection Spadiceogriseae
    PDF | Specimens belonging to taxa traditionally assigned to the subsection Spadiceogriseae of the genus Psathyrella were analyzed both morphologically... |…
    www.researchgate.net


    Wenn du mindestens 20 Sporen misst, und noch sehr ausführlich die möglichen Zystidenformen beobachtest, kannst du es vielleicht eingrenzen.

    Eigentlich recht spannend, für viele dieser Arten gibt es kaum gesicherte Nachweise. So eine schöne Kollektion müsste man eigentlich weiter untersuchen.


    Gruss Raphael

    Hallo Romana


    Ich sehe nichts was dagegen spricht. Die Bilder der Sporen sind etwas unscharf, ich meine aber die typisch knotigen Sporen zu erkennen.

    Das konntest du am Mikroskop sicher noch besser erkennen.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Zum Verbreitungsradius der Sporen eine Info, wenn auch nicht wissenschaftlich umfassend ergründet:

    In der Schweiz arbeiten wir im aktuellen Projekt der neuen Roten Liste neben der klassischen Kartierung auch mit Sporenfallen. Diese fangen über 10-20 Tage Pilzsporen an einem Standort auf, die dann sequenziert werden. Offenbar gibt es Sequenziergeräte, die mit dieser Menge verschiedener Sporen zurecht kommen. Wie das funktioniert weiss ich nicht.

    Aber zurück zum Thema: Während der Tests der Sporenfallen haben die Projektmitarbeiter untersucht, ob sie zu den gesammelten Sporen in der Nähe auch die passenden Fruchtkörper finden. Bzw. umgekehrt: Während die Sporenfalle dort stand, haben sie alle 1-2 Tage die nähere Umgebung nach Fruchtkörpern abgesucht, und dann am Ende die Sporen mit den Funden abgeglichen. Kern der Frage war, ob man mit der Sporenfalle mehrheitlich die Pilzarten des Habitats erfasst, oder ein unnützes buntes Sammelsurium der umliegenden Quadratkilometer.

    Natürlich fand die Sporenfalle jede Menge an Brand- und Rostpilzen, winzigen Ascomyzeten etc., die bei der Fruchtkörpersuche übersehen wurden.

    Aber die meisten grösseren Arten wurden in der näheren Umgebung als Fruchtkörper nachgewiesen. Auch Sporen von Arten, die nicht zum Habitat der Sporenfalle passten, waren nur in geringer Menge vorhanden.

    Das vorläufige Fazit hat uns alle überrascht: Auch wenn Pilzsporen mit dem Wind wohl sehr weit getragen werden können, ist das im Generellen eher die Ausnahme. Die meisten Sporen bleiben im Umkreis von 100-200 Metern liegen. Diese Tests fanden im Offenland statt. Im Wald dürfte die Distanz noch deutlich kleiner sein, weil es mehr Hindernisse in der Luft gibt wo die Sporen hängen bleiben können.


    Wenn jemand Interesse hat, kann ich nachfragen ob ich die Ergebnisse der Tests hier zeigen darf.


    Gruss Raphael

    Hallo,


    interessant, was genau sieht an denen essbar aus?

    Kleine braune Pilze die im Gras oder in Gartenerde wachsen, solltest du nicht essen.

    Bestimmbar sind sie so nicht. Vermutlich irgendwelche Samthäubchen.


    Gruss Raphael

    Hallo Antoaneta


    Absammeln reicht völlig. Der Sand wird dadurch nicht giftig.

    Und selbst wenn irgendwo ein Krümel vom Pilz übrig bleibt und dein Kind das zufällig noch in den Mund nimmt oder sogar schluckt, ist das viel zu wenig um ihr zu schaden.

    Der menschliche Körper kommt mit so geringen Mengen der meisten Giftstoffen problemlos zurecht, sonst wären wir längst ausgestorben.

    Da müsste sie schon sämtliche Pilze verspeisen damit du einen Anlass zur Sorge hast.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Mit wirklich gelblichem Spp fällt mir jetzt auch keine Art ein.

    Es gibt noch mediterrane Formen mit rosa Spp. (citrina f. carneifolia, boudieri var. beillei).

    Und (Sapro)Amanita inopinata kann wohl cremefarbenes Spp. haben.

    Ich denke aber nicht dass sich die Frage auf diese Arten/Formen bezieht

    Die wichtigste Ausnahme ist wohl A. echinocephala/solitaria mit dem grünlichen Spp.


    Gruss Raphael