C. caerulescens oder C. mairei

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 348 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mykollege_Günter.

  • Hallo zusammen,


    ich habe heute im Buchenwald am Kalkschotterweg folgende Klumpfüße gefunden.

    Leider habe ich aktuell kein KOH zur Hand, weshalb der jüngste von den drei Fruchtkörpern gekühlt wird.

    Die Pilze haben einen relativ intensiven Geruch, den ich schlecht zuordnen kann. Ich würde den Geruch als eine Mischung aus erdigen und etwas süßlichen Komponenten bezeichnen.

    Rein makroskopisch lassen sich die blauen Fruchtkörper mit den zumindest jung violetten Stielen eindeutig in die Sektion der Caerulescentes einordnen. Der jüngere Fruchtkörper hat zudem ein blauviolettes Velum. Das Stielfleisch ist im Schnitt blau.
    Ohne KOH bin ich hier entweder bei C. caerulescens oder der Doppelgängerart C. mairei.


    Meine Frage: Wie lassen sich diese beiden Arten eindeutig voneinander trennen?


    E: Die Bildqualität leidet etwas unter dem sehr dunklen Wald. Wir hatten heute ein trübes Wetter mit Nieselregen und tiefhängenden Wolken.


    Viele Grüße,
    Cornelius

  • Hi,

    mein letzter Stand ist, dass C. mairei ein Synonym zu C. terpsichores im Nadelwald ist.

    Viele Grüße

    Moin,


    laut der neuen Flora Agaricinia ist C.mairei die Schwesterart von C.caerulescens.
    Beide Arten sollen sich makroskopisch kaum unterscheiden.

    Laut dem Werk ist C.mairei ebenfalls eine Laubwaldart und kommt unter Buchen und Eichen auf Kalk vor.

    Der Geruch von C.caerulescens wird als unangenehm bezeichnet, der Geruch von C.mairei soll an alten Käse erinnern. Diese Geruchsbeschreibung ist für mich nicht aussagekräftig und könnte ebenfalls eine erdige Komponente umfassen, jedoch wird der Geruch als relativ intensiv beschrieben.

    Ich werde heute Nachmittag die KOH-Reaktion testen. Bei einer orangen KOH-Reaktion an der Bulbipellis handelt es sich wohl um C.caerulescens.


    Nach allem was ich gelesen habe, tendiere ich aufgrund des intensiven Geruchs zu C.mairei. Mal sehen ob die KOH-Reaktion neue Erkenntnisse bringt.


    VG Cornelius

  • Kleines Update zu meinem Fund.

    Nach allem was ich gelesen habe und sorgfältigem Sporen messen tendiere ich stark zu Cortinarius mairei.

    Der Geruch war relativ unangenehm und definitiv stark (laut Flora Agaricina: starker Geruch, wie alter Käse).

    Die durchschnittliche Sporengröße meines Fundes lag bei 9,43 x 5,64 (9-10 x 5-6). Ich habe mit der 1000x Vergrößerung sehr genau gemessen. Cortinarius mairei hat laut Literatur Sporen von 9,2 - 9,6 x 5,4 - 5,6 (8,5-10,5 x 5,0 - 6,0) Mikrometer. Das passt sehr gut zu meinen Messungen. Die Sporen von Cortinarius caerulescens sind mit 8,7 - 9,0 x 4,9 - 5,0 (8,0 - 10,0 x 4,5 - 5,5) eine Ecke kleiner. Die Kombination dieser Merkmale führt mich bei meinem Fund zu Cortinarius mairei.

    Die Farben auf dem Bild sind durch den sehr dunklen Wald stark verfälscht. Der Pilz sah ziemlich nach caerulescens aus, die Farben sind stark verfälscht (Grautöne hatte der definitiv nicht). An dem Tag gab es tiefhängende Wolken, die mehrfach Sprühregen brachten.


    Die Sporen sind auf dem Bild bei 400x Vergrößerung dargestellt.

    Mykollege_Günter

    Cortinarius


    Ich bitte um Fachmeinungen zu dem Fund.


    Viele Grüße,

    Cornelius

  • Hallo Cornelius,

    ich habe wissentlich C.mairei noch nicht gefunden, möchte aber ein Zitat aus der JEC 2024 im Vergleich von C.mairei, C.caerulescens und C.terpsichores anmerken. Danach ist C.mairei eher geruchlos: "Während C.mairei eher geruchlos ist und C.caerulescens eher unangenehm riecht, hat C.terpsichores einen fruchtigen Geruch, der auch im Alter nie unangenehm oder erdig wird."

    Grüße Axel

    "Das Artensterben ist der neue Klimawandel. Der Verlust der Biodiversität ist die wahre Krise des 21. Jahrhunderts"

    aus Glaubrecht: "Das Ende der Evolution"

  • Hallo Cornelius,

    ich habe wissentlich C.mairei noch nicht gefunden, möchte aber ein Zitat aus der JEC 2024 im Vergleich von C.mairei, C.caerulescens und C.terpsichores anmerken. Danach ist C.mairei eher geruchlos: "Während C.mairei eher geruchlos ist und C.caerulescens eher unangenehm riecht, hat C.terpsichores einen fruchtigen Geruch, der auch im Alter nie unangenehm oder erdig wird."

    Grüße Axel

    Hallo Axel,


    danke für den Hinweis.

    Die Literaturangaben sind demnach sehr widersprüchlich. Ich nehme aber an, dass die Flora Agaricinia von mehreren Experten und Expertinnen Korrektur gelesen wurde.

    Laut der Flora Agaricinia soll C.mairei unter Laubbäumen in Mitteleuropa vorkommen und die (schwer trennbare) Schwesterart von C.caerulescens sein.

    Ich kenne übrigens ein vermeintliches C.caerulescens Myzel mit Fruchtkörpern, die einen unauffälligen Geruch aufweisen. Hoffentlich stehen dort Fruchtkörper, dann könnte ich die Sporen ebenfalls ausmessen.


    Viele Grüße,

    Cornelius

  • In der Tat stehen sich die beiden sehr nahe. Dein Fund erinnert mich eher an C. caerulescens, auch der unangenehme Geruch, der ich im Alter entwickelt, passt dazu. Dazu hat C. caerulescens stark erodierte Lamellenschneiden, ähnlich einem Lentinellus, mehr Grautöne als C. mairei und deutlich entwickeltes Velum, das oft eine Pseudovolva hinterläßt.

    C. mairei ist deutlich seltener und noch nicht ausreichend in seinen Merkmalen erforscht.

    Günter