Kann Leccinum scabrum in der Stielbasis leicht bläuen?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 192 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Hannes2.

  • Hallo zusammen,


    letzten Freitag habe ich bei einer Tour einen Fund gemacht, dessen Bestimmung mir bis heute den Kopf zerbricht. Am Rande eines Schotterweges fand ich neben Betula pendula auf saurem, lehmigem Boden zwei Fruchtkörper aus der Gattung Leccinum. Vom Habitus meinte ich, sie direkt als Leccinum scabrum identifizieren zu können, und wollte für mein unfertiges Pilzportrait zu dieser Art Bilder machen; aus Platzgründen hinterlasse ich hier lediglich einen Cloud-Link dazu.


    Als ich mit dem Fund nach circa einer Stunde Zuhause ankam, konnte ich an der Stielbasis ganz schwach gelb-bläuliche Verfärbungen feststellen und kam ins Zweifeln. Der Querschnitt gab dann Aufschluss: Eine kleine Stelle an der Stielbasis, direkt am Rand, bläute. Weil ich aus Kibby, 2016, p. 68 im Kopf hatte, dass Leccinum scabrum nie bläut, verglich ich den Fund mit anderen Arten, aber:

    • Leccinum cyaneobasileucum hätte einen rauen Stiel ohne stark kontrastierende Stielflocken und wäre mit Spaghnum vergesellschaftet
    • Leccinum variicolor hätte eine gescheckte Hutoberseite, eine leuchtende rosa Verfärbung in der oberen und eine stärkere blaugrünliche Verfärbung in der unteren Stielhälfte
    • Leccinum melaneum hätte eine sehr dunkle Hutoberseite sowie eine grau-schwarze Stieloberfläche unter den schwarzen Flocken, außerdem ist die Art sehr selten
    • Leccinum schistophilum käme auf sandigen Böden vor und hätte einen schlankeren, stark gebogenen Stiel, zudem ist auch diese Art selten
    • andere Arten der Gattungen Leccinum oder Leccinellum sind mit anderen Baumpartnern als Betula vergesellschaftet.

    Aus Mangel an Mikroskop und Alternativen verglich ich die Beschreibungen zur Verfärbung der Trama von Leccinum scabrum in der Literatur:


    Kibby, 2016, p. 68 Krieglsteiner, 2000, p. 262 Laessøe & Petersen, 2019, p. 764 Gminder & Karasch, 2023, p. 68
    not changing colour when bruised or sometimes discolouring pinkish or reddish beim Durchschneiden nahezu unverändert, höchstens mit leichtem rosalichem Ton im oberen Stielbereich, normalerweise ohne blaugrüne Flecken in der Basis it never discolours bluish or greenish im Schnitt unveränderlich oder schwach rosalich verfärbend


    Offensichtlich ist Krieglsteiner, 2000, p. 262 der einzige, der ein leichtes bläuliches Verfärben in der Stielbasis nicht ausschließt. Deshalb meine Fragen an euch:

    1. Handelt es sich bei meinem Fund um Leccinum scabrum?
    2. Damit einhergehend: Habt auch ihr schon Funde von Leccinum scabrum gehabt, die leicht in der Stielbasis bläuen?

    Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten. Herzliche Grüße aus dem Siegerland!


    Literatur:

    Gminder, A., & Karasch, P. (2023). Das Kosmos-Handbuch Pilze: Mit über 2500 Zeichnungen, über 1500 Arten (1st ed.). Kosmos.

    Kibby, G. (2016). British boletes with keys to species (3rd ed.).

    Krieglsteiner, G. J. (2000). Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Eugen Ulmer.

    Laessøe, T., & Petersen, J. H. (2019). Fungi of Temperate Europe 1 (Vol. 1). Princeton Univers. Press.

  • Hallo,


    laut allgemeiner Auffassung darf der das. Ich habe vor einigen Jahren noch schlimmer blauende gefunden die zu allem Überfluß im Schnitt noch röten. Einen Namen konnte ich denen auch nicht geben.



    VG Jörg

  • Hallo zusammen,


    wo ist denn das Foto vom vermeintlichen Leccinum scabrum? Vielleicht klärt ein Blick so manches. Schon definitionsgemäß ist kein Raustielröhrling, der blaut, Leccinum scabrum.


    Die Pilze in Beitrag Nr. 2 sind auch nicht Leccinum scabrum, sondern Leccinum durisculum, der Pappel-Raufuß. Das erkennt man schon an der am Hutrand überhängenden Huthaut.


    FG

    Oehrling

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  • Hi.


    Röten darf er, blauen aber eigentlich nicht. Zu deinen Quellen kann noch Flora Agaricina Neerlandica, vol. 7 - NOORDELOOS, M.E. et al. - Boletales, Lactarius, sowie: European Boletes Vol. 1 dazu, die L. scabrum das Blauen absprechen. D.h. am Ende steht bei solchen uneindeutigen Funden erstmal die zusätzliche mikroskopische Merkmalserhebung an und im schlechtesten Fall die Notwendigkeit einer Sequenzierung zur Klärung.


    LG.

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  • Hallo,

    Die Pilze in Beitrag Nr. 2 sind auch nicht Leccinum scabrum, sondern Leccinum durisculum, der Pappel-Raufuß.

    das ist definitiv kein Pappel-Raufuß da dort keine Pappeln stehen sondern nur zwei Birken und junge Hainbuchen. Die Rötung und die Blaufärbung traten erst nach über einer Stunde auf. Das kannst Du aber nicht wissen da ich es bicht geschrieben hatte.


    VG Jörg