Hallo zusammen
So schlecht wie dieses Jahr stand es noch nie in den Bergen. Naja, anderswo ist es wohl nicht viel besser.
Ich habe mal ein paar Sachen der letzten Wochen zusammengestellt.
1:
Eine lateral gestielte, terrestrisch wachsende Arrhenia aus dem acerosa-Aggregat.
Dazu gibt es eine recht neue Publikation (Voitk et al. 2020), nach der es Arrhenia svalbardensis sein könnte.
Das lässt sich aber (wie so oft) nur mit Sequenzierung bestätigen.
Die Sporenmasse (meist > 9x5.5 µm) passen nicht zu Arrhenia acerosa s.str. gemäss dem Paper:
- acerosa: (5.8)6.8–8.7(9.7) × 3.4–3.9(4.4) µm, average 7.4 × 3.8 µm
- svalbardensis: 7.8–10.6 × 4.3–6.3 µm
2:
Diese hübschen Kerlchen sind einfach zu bestimmen: Bryoglossum gracile.
Im gleichen Gebiet wächst auch Bryoglossum rehmii, das aber noch schlankere Sporen hat.
3:
Dieser alpine Trichterling hat ein gutes Jahr, ich finde ihn schon zum zweiten Mal: Clitocybe paxillus.
Typisch sind das büschelige Wachsum, wegschiebbare Lamellen wie bei Lepista, der stark hygrophane Hut, und die HDS ohne Inkrustationen.
Sporen hier in Baumwollblau
HDS rein intrazellulär pigmentiert.
4:
Etwas verregnet, aber noch bestimmbar: Infundibulicybe bresadolana.
Sporen typisch für die Gattung, tropfenförmig
HDS ohne Inkrustationen.
5:
Den habe ich schon lange gesucht. Jetzt muss ich endlich nicht mehr jedes Dryas-Polster absuchen: Rhizomarasmius epidryas.
Durch das schwindlingsartige Aussehen und das Habitat auf Silberwurz-Wurzeln unverkennbar, aber auch unter dem Mikroskop hübsch:
Sporen in Kongorot...
Cheilozystiden zylindrisch-kopfig
Pleurozystiden gibt ees zwei verschiedene. Einerseits solche, die wie die Cheilos geformt sind.
Anderseits gibt es aber auch solche koralloiden Elemente.
Pileozystiden hat er auch, aber ich hatte Mühe welche zu finden.
Stielhaare
6:
Was von oben wie ein bereifter Trichterling aussieht, ist eigentlich etwas völlig anderes: Ripartites serotinus.
Vielleicht auch eine namenlose Art, die Gattung ist miserabel bearbeitet.
Der weissliche Fruchtkörper oben wuchs mittendrin, ist aber gemeinerweise etwas anderes (Lepista irina agg.).
Sporenpulver braun, Sporen klein und warzig.
7:
Nicht alpin, aber fast: Tectella patellaris auf Grünerle.
Die Sporen sind winzig und gekrümmt.
Die Cheilozystiden recht unauffällig und kurz. Es gibt Gerüchte, dass andere Kollektionen viel viel längere Zystiden haben.
8:
Arrhenia obscurata agg. zwischen Pionier-Vegetation auf Sand.
Sporen irgendwo zwischen 9 und 11 µm lang, mit angestutztem Apikulus und rundlichem Apex.
9:
Was wie ein normaler Nabeling aussieht, war für eine Überraschung gut: Blasiphalia pseudogrisella.
Die Sporen sehen aus wie vielen Nabelingen.
Aber dieser hier hat auffällige Cheilozystiden, weshalb die Art oft auch zu Rickenella gestellt wurde.
Die ähnliches Rickenella-Arten haben aber zylindrische Sporen.
Die HDS hat keinerlei Inkrustationen.
10:
Hygrocybe aurantiosplendens hat mich sehr erfreut.
Einen Sporenabwurf wollten sie mir nicht liefern, die miserablen Sporenfotos aus einem Abwurf-Präparat erspare ich euch.
11:
Diese winzige Helvella wollte ich schon lange mal wieder finden, zuletzt hatte ich sie 2019.
Sie hat einen Durchmesser von kaum mehr als 10 mm.
Nach dem Skrede-Schlüssel schwanke ich zwischen Helvella macrosperma und Helvella alpestris, mit Tendenz zu ersterer.
Sporen wie üblich bei Helvella.
Paraphysen mit verdickten Spitzen, bringt mich auch nicht weiter.
Asci relativ breit, über 20 µm, das sollte nach Skrede ein wesentliches Merkmal sein.
Haare an der Aussenseite.
12:
Ein stark hygrophaner Trichterling bei Grünerlen. Das sollte Clitocybe dryadicola ss. orig. (= Clitocybe dionysae) sein.
Oder Clitocybe gracilipes (nom. inval.). Ganz klar ist mir der Unterschied nicht, falls es überhaupt einen gibt.
Cl. dryadicola wurde bis vor kurzem für eine andere Art verwendet, die jetzt Cl. lamoureae heisst.
Sporen wenig hilfreich.
HDS intrazellulär pigmentiert.
13:
Sarcoleotia globosa findet man nicht jeden Tag.
Die Art hat riesige Sporen.
14:
Ein Fälbling unter einem Salix-Busch. Laut hebeloma.org könnte es ein (untypisches) Hebeloma marginatulum sein.
Sporen: 10.0-10.7-11.9 x 5.8-6.1-6.3 µm, Q = 1.68-1.74-1.98, D1-2, O0-1, P0
Zystiden: L = 50-80.5 , A = 6.5-9.0 µm, M = 5.4-7.0 µm, B = 5.4-9.3 µm
Zylindrisch, aber oft bauchig (was sehr wichtig ist, sonst landet man im Nirwana).
Fragen/Korrekturen wie immer erwünscht. Die Risspilze folgen am Abend.
LG Raphael