Tricholoma Bestimmungshilfe

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 162 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Guten Abend zusammen.:)


    Gestern war ich im sauren Nadelwald unterwegs und konnte einige spannende Funde machen. Unter anderem auch der weiter unten gezeigte weiße Pilz. Die Fotos sind alle mit meinem Handy gemacht das leider nicht allzu gute Fotos macht. Ich hoffe trotzdem, dass die Fruchtkörper ganz gut zu erkennen sind.


    Kurz ein paar Randdaten:

    Fundort: Saurer mooriger Nadelwald mit Tanne und Fichte mit viel Moos

    Höhe: ca. 600m

    Geruch: Mehlartig, süßlich. Eher unangenehm


    Wie oben schon beschrieben ist vor allem der mehlige, leicht süße Geruch sehr auffallend gewesen. Er hat mich sehr an den Riesenrötling (E. sinuatum) erinnert. Sonst war der Hut auffällig seidig, zu Anfang bei Druck grünend? Man sieht es auch auf den Bildern. Später habe ich es nochmal probiert, da gab es allerdings keine Verfärbungen mehr. Vielleicht war es auch nur Dreck/Moos an meinen Fingern.


    Nun meine Vermutung:

    Ich denke aufgrund der ausgebuchtet angewachsenen weißen Lamellen und der +/- kompakten FK-Form handelt es sich um einen Ritterling (Tricholoma). Der mehlartige Geruch sowie die schneeweißen Farben und der seidige Hut sprechen für mich für den seidigen Ritterling (T. columbetta). Da ich aber bisher wenig Erfahrungen mit Ritterlingen habe wollte ich mal nach eurer Meinung fragen ob ihr mir zustimmen könnt.


    Einen schönen Abend allen. Ich bin gespannt.^^

  • Hi,


    bei Picea sollte das Tr. inamoeneum sein. Tr. columbetta ist ein Mykorrhizapilz an Laubbäumen. Ansonsten sind die weißen Ritterlinge nur mit guter ökologischer Beschreibung des Fundortes möglich, denn die Baumpartner sind sehr wichtig; ebenso wie der Geruch, der auch mal untypisch ausfallen kann je nach Witterung.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan,


    vielen Dank für deine Antwort. Ich habe gelesen das T. columbetta zwar meistens aber nicht immer bei Laubbäumen vorkommen soll (z.B. in Pilze Mitteleuropas von Winkler). Es wäre also von der Ökologie schon möglich. In der Umgebung gab es z.B. auch Schönfußröhrlinge ( => sauer). Nicht weit entfernt standen jedoch auch Schweinsohren die ja kalkliebend sind. Die Schönfußröhrlinge waren aber deutlich näher, deshalb gehe ich von saurem Boden aus. Bäume gab es sowohl Tannen als auch Fichten. Da ist es schwer auszumachen mit welchem Baum der Pilz nun genau die Symbiose eingegangen ist. Ich vermute aber auch eher Fichte.


    Bei T. inamoeneum stören mich einige Sachen, vor allem aber Geruch und Geschmack. In Pilze Mitteleuropas wird dieser bei T. inamoeneum als Gasartig unangenehm beschrieben. Das trifft hier überhaupt nicht zu. Es ist schon ein deutlicher Mehlgeruch zu vernehmen.

    Ich habe ihn vorhin auch probiert und der Geschmack fiel auch mehlig aus. Bei T. inamoeneum soll er unangenehm kohlenartig ausfallen. Das paast meiner Meinung nach auch nicht.


    LG Simon

  • Hallo Simon,


    ich würde hier Tricholoma columbetta ebenfalls ausschließen. Das wird sicherlich T.inamoenum sein, wenn der bei Fichte stand.

    Im Laubwald finde ich fast nur T. Album und T.lascivum (letztere Art häufiger).

    Ich kenne T. columbetta aus einem einzigen Wald, dort wächst er zwischen Eiche und Kiefer an einem wärmebegünstigten Hang. Im gleichen Habitat kommen T.viridilutescens, T.portentosum und Boletus pinophilus vor, aber auch typische Eichenbegleiter wie Hygrophorus russula.


    Ein ganz charakteristisches Merkmal für T. columbetta sind die bläulichen Verfärbungen am Stiel, die man auf folgendem Bild erahnen kann:



    Zudem hat die Art einen deutlich kompakteren Wuchs als die anderen weißen Ritterlinge (meine Beobachtung).


    VG Cornelius

  • Servus beinand',

    ja, T. inamoenum wär in dem Habitat zwar zu erwarten, das hier ist aber bestimmt keiner.

    T. inamoenum ist praktisch wie eine weiße Form vom Schwefelritterling. Geruch und Habitus sind sehr ähnlich. Besonders die engstehenden Lamellen hier schließen T. inamoenum aus. Von den Gasritterlingen käme mE nur T. stiparophyllum in Betracht. Dazu müsste aner doch iwo eine kleine Birke zugegen gewesen sein. Natürlich passt da der erwähnte Geschmack und Geruch nicht.

    T. columbetta scheint ein guter Arbeitsname zu sein. Den kenn ich aber nur wenig aus eigener Anschauung.

    An liabn Gruaß

    Werner


  • T. columbetta scheint ein guter Arbeitsname zu sein. Den kenn ich aber nur wenig aus eigener Anschauung.

    Dito, den hatte ich bisher auch "nur" 3-4 Mal. Die waren aber mehr oder minder geruchlos bis leicht mehlig im Geruch und wuchsen immer im Kalkbuchenwald. Tr. inamoeneum hatte ich leider bisher noch gar nicht in der Hand. Ich bin oben auch nur wegen der ökologischen Beschreibung des Fundortes auf den gekommen...


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Simon,


    ich teile deine Bedenken wegen T. inamoenum. Für diese Option passt vieles nicht - der eher angenehme Geruch, der fehlende Hutbuckel, die kalt weiße Farbe des Exemplars, T. inamoenum ist blass beige, nicht weiß.


    Welche Optionen bleiben? Erschwert wird die Auswahl durch die schlechte Qualität der Fotos, diese sind einfach zu unscharf, so dass man z. B. die Huthautstruktur (glatt, schuppig, feinfilzig, grobfilzig?) gar nicht beurteilen kann, was man hier aber müsste. Auch lässt sich der vorhandene Geruch nicht über das Internet transportieren, den braucht man aber hier sehr dringend. Wie groß deine Erfahrungen mit Ritterlingsgerüchen sind, kann ich nicht einschätzen. Und dann handelt es sich auch noch um ein Einzelexemplar.


    T. columbetta zeichnet sich dadurch aus, dass er blaue bzw. blaugrüne Flecken an der Stielbasis entwickelt. Schau mal genau nach, ob du da so etwas siehst. Eine weitere Idee wäre der Nadelwald-Tigerritterling (T. filamentosum), der die von dir erwähnten Schweinsohren und Schönfußröhrlinge begleiten kann. Dieser ist übrigens ein schlimmer Giftpilz, so dass es letztlich keine gute Idee war, eine Kostprobe zu nehmen.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Danke an alle für eure Einschätzungen.


    Die schlechte Fotoqualiät tut mir sehr Leid. Da wird es wirklich höchste Zeit für eine bessere Kamera/Handy. :rolleyes:

    Ich versuche morgen bei Tageslicht den Hut nochmal genauer zu fotografieren und da Detailaufnahmen zu machen. Die Huthautstruktur ist auf jeden Fall glatt bis maximal etwas feinfilzig. Ich würde sie aber eher als glatt und faserig beschreiben. Sie wirkt seidig.


    Die blauegrünen Flecken konnte ich nicht finden. Das ist auch der Teil der mich stört. Die Basis wirkt aber schmutzig. Mit Ritterlingsgerüchen habe ich nicht so viel Erfahrung, mit Pilzgerüchen im Allgemeinen allerdings schon. Wie gesagt finde ich den Geruch hier sehr sehr ähnlich zum Riesenrötling. Er riecht mehlig aber auch etwas unangenehm ranzig/süß. Den Tiegerritterling habe ich schonmal gefunden. Der roch schon etwas anders fande ich. Der hatte nicht diese "ranzige" Note, wenn man es so beschreiben kann. :D

    T. filamentosum sollte eigentlich eher schuppig sein oder? Dafür wirkt die Huthaut hier zu glatt. Finde ich. Aber auch diese Art kenne ich natürlich nicht und habe ise nur mit Internetbildern verglichen.


    Edit: Übrigens könnte ich auch noch mikroskopische Merkmale anschauen falls es hilft.


    LG

  • Die Huthautstruktur ist auf jeden Fall glatt bis maximal etwas feinfilzig. Ich würde sie aber eher als glatt und faserig beschreiben. Sie wirkt seidig.

    Dann ist es wohl tatsächlich T. columbetta (deutscher Name: Seidiger Ritterling!). T. filamentosum hätte filzige bis leicht schuppige Huthaut. Übrigens sind die blauen Flecken bei T. columbetta nur "Kann", aber kein "Muss". Lass den Pilz mal tagelang liegen, vielleicht tut sich verfärbungsmäßig noch was.


    FG

    Oehrling

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