Hutfleisch des Bronzeröhrlings

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 376 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Liebe Wissende,


    bei der geraden abebbenden Schwemme an Sommersteinpilzen habe ich (auch früher schon) unter solitären Eichen einige Fruchtkörper mit einem auffällig anderen Hut gefunden. Ich habe die immer für Boletus edulis gehalten, weil der Hut eher kahl war, aber auffällig dunkel mit hellen Flecken. Beim Putzen ist mir dieses Jahr aufgefallen, dass die typisch rote Subcutis nicht erkennbar war. Ich denke jetzt an den Bronzeröhrling, habe aber keine Fotos mehr. Entsprechend wäre natürlich eine Bestimmung nur nach Beschreibung sinnlos. Eine weitere Auffälligkeit war aber, im direkten Vergleich mit Boletus aestivalis, die auffällige Färbung des Hutfleisches. Das war auffällig hellgelb getönt und zwar im kompletten Hut und nicht nur subkutan. Meine Frage: habt ihr Beobachtungen zu Boletus aereus zu dieser Färbung machen können. Das wäre dann für mich beim nächsten Fund ggf. ein Bestimmungskriterium. Oder gibt es andere Thesen hierzu.

    Danke und LG

    Michael

    Schipse (Historie im Profil): 119-15(APR '24)=104+7(Platz 6)+4(Landungswette)+3(Gnolmgeschichten)+3(lustige Sprüche)+3(schöner PhalschPhal)+3(Laudator)=127


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  • Also bei den Bronzeröhrlingen die ich bisher von Innen gesehen habe, war das Hutfleisch weiß wie beim Sommersteinpilz. Einen Rotton unter der Huthaut hat die Art nicht.


    Die Bronzeröhrlinge können mitunter vom Sommersteinpilz tatsächlich kaum zu unterscheiden sein. Ein Sommersteinpilz kann sehr dunkel werden und dann quasi genauso ausschauen wie ein helleres Exemplare vom Bronzeröhrling. Oder halt umgekehrt kann man einen heller geratenen Bronzeröhrling für einen dunklen Sommersteinpilz halten. Vor allem bei jüngeren Exemplaren. Im Alter tendieren die dunklen Sommersteinpilze dann wieder zu einer helleren Färbung, die hellen Bronzeröhrlinge werden dafür dunkler. Dann wird die Unterscheidung wieder einfacher.


    Nervig ist dabei, dass beide Arten auch durchaus zusammen vorkommen können. Am besten macht man sich da nicht so nen Kopf drum. Eindeutige Bronzeröhrlinge stehen lassen und gut ist. Die Mehrzahl der Exemplare ist ja zum Glück recht eindeutig gefärbt - zumindest in meinen Habitaten so.


    LG Christopher

  • Danke dir Shroom!, ich werde mein Augenmerk mal auf den Anhängselröhrling lenken. Das Fruchtfleisch war eindeutig gelb, was gegen das der Sommersteinpilze besonders markant war. Die noch nicht sehr alten Hüte waren definitiv kahl und nicht filzig.


    LG Michael

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  • Hallo!

    In den vergangenen Tagen konnte ich mehrere Myzelien mit insgesamt etwa zwei Dutzend Fruchtkörpern von B. aereus sichten und mit Massen von B. reticulatus vergleichen.


    Ja, B. reticulatus kann ausnahmsweise einen recht dunklen Hut haben und ist dann von etwas hellhütigeren Exemplaren von B. aereus kaum zu unterscheiden. Dann muss man eine Gesamtbetrachtung vornehmen und auch die Stielfarbe und besonders die Röhrenfarbe berücksichtigen. Die Röhren sind lange sehr hell, von weißlich über cremefarben auch bei weitgehend ausgereiften Fruchtkörpern.


    Bei den paar Exemplaren, wo ich mir nicht sicher war und die ich mir näher angeschaut und zerschnitten habe, ich mir noch zusätzlich aufgefallen, dass B. aereus anscheinend noch wurmlastiger ist als B. reticulatus. Wie bei den Netzhexen sind im Stiel wurmfreie Exemplare die absolute Ausnahme.


    Beste Grüße,


    Frank


  • Ja, B. reticulatus kann ausnahmsweise einen recht dunklen Hut haben

    Ausnahmsweise würde ich nicht sagen. Ich habe hier einige sehr sonnige Standorte und da werden die Sommersteinpilze durchgehend sehr dunkel - auch am Stiel. Dass es wirklich Sommersteinpilze sind, kann ich bei einigen Stellen deshalb sicher sagen, weil sich dort nie ein offensichtlicher Bronzeröhrling gezeigt hat.


    An zwei sonnigen Standorten kommen sie hingegen gemischt vor und die Fruchtkörper können dort tatsächlich durcheinander an derselben Stelle auftauchen. Und genau dann wird die Unterscheidung mitunter schwer, wenn die Bronzeröhrlinge nicht gerade die ganz typische Färbung mit deutlichen schwarzen Tönen zeigen. Gerade gegen Ende August tendieren beide Arten hier zum zeitgleichen Schub.


    Deine Fotos zeigen ja noch sehr eindeutige Exemplare. Der Bronzeröhrling kann aber durchaus noch heller ausfallen und besonders bei fleckig gemusterten Exemplaren wird es dann schwer. Besonders, wenn man bei schon tiefer stehender Sonne gesammelt hat, erlebt man dann mitunter eine böse Überraschung im Korb, wenn man aus dem Wald spaziert und mehr Licht hat.


    Dass die Röhrenfarbe bei den Bronzeröhrlingen länger hell bleibt, kann ich nicht bestätigen. Das mag Habitats- und Witterungsabhängig sein. Ich kenne nur eine dunklere Röhrenfärbung im Alter. Der Sommersteinpilz entwickelt das typische Olivgrün, während sich beim Bronzeröhrling ein schwärzlicher Ton mit reinmischt.


    Hier mal drei Bilder, eines davon zeigt den heller geratenen Bronzeröhrling - welches?

    1)


    2)


    3)


    LG Christopher

  • Moin Christopher,


    ich denke, es ist der Dritte. Richtig?


    Zu diesem Pilz könnte ich wirklich eine Fortbildung besuchen. ^^'


    Habe öfter die Sorge, dass ich aus Versehen einen Bronzeröhrling einpacke.


    Liebe Grüße


    Sus(h)i

  • ich denke, es ist der Dritte. Richtig?

    Und da liegst du falsch :D

    Habe öfter die Sorge, dass ich aus Versehen einen Bronzeröhrling einpacke.

    Die Welt wird davon nicht untergehen und die Art nicht aussterben. Deswegen schrieb ich ja oben, einfach aufpassen beim Sammeln und wenn dann doch mal einer im Korb gelandet ist - shit happens. Wenn es kein eindeutiger Bronzeröhrling ist und nicht mit Vorsatz gesammelt wurde, wird dir da auch keiner was tun.

    Die breiten sich in Deutschland ja eh immer stärker aus. In manchen Regionen treten sie schon mit echtem Massenwachstum auf und auch bei mir taucht die Art in jedem Jahr an neuen Stellen auf. Das Sammelverbot wird früher oder später fallen denke ich.


    LG Christopher

  • Ich dachte, es gilt: "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht"?


    Nee, mit Vorsatz würde ich die nicht sammeln und bisher hat noch niemand meinen Korb kontrolliert - auch der Förster nicht.


    Hmm, dann ist es vermutlich doch der erste Pilz, den ich für einen Sommersteini halten würde? ^^'


    LG, Sus(h)i

  • Wenn ich im Frühjahr, Frühsommer oder Sommer mal einem Förster / Waldbesitzer / Jäger begegne, beschränkt sich das meist auf einen erstaunten Blick und die Frage "Ach, gibt's schon Schwammerl?!" :D


    Wenn sich mal versehentlich ein Bronzeröhrling in den Korb verirrt hat, kannst du ihn ja ins Habitat zurückbringen. Nur hat die Art davon halt nichts, wenn der Fruchtkörper noch nicht die Sporenreife erreicht hat. Dann wird er da sinnlos im Wald vergammeln. IMHO auch schade drum.


    LG Christopher

  • Hihi, genau! Die fragen dann auch oft, was diese anderen Pilze (Nicht-Röhrlinge) im Korb sind.


    Nee, das wäre dann wirklich schade um den Pilz.


    LG, Sus(h)i

  • Hallo zusammen,

    ich habe mal eine vermutlich dumme Frage, die sich aber vor allem mit meiner Faulheit fürs Nachlesen erklärt.

    Welche konkreten Mikromerkmale grenzen eigentlich den aereus von edulis und aestivalis ab.

    Die ganze Farbpalette mit etwas heller oder dunkler ist mir ein wenig suspekt.

    Danke fürs Helfen!

    FG Jan

  • Den Ausführungen von Christopher kann ich mich nur anschließen. Das vollständige Sammelverbot von B. aereus halte ich für überzogen und nicht mehr zeitgemäß. Ohne das genau zu wissen/recherchiert zu haben, dürfte die Art seit Jahrzehnten auf der Liste stehen. Damals war der sicherlich richtig selten und schon aus diesem Grund besonders schützenswert.


    Von besonders selten kann aber seit bestimmt 10 Jahren keine Rede mehr sein, zumindest in meinen Sammelgebieten hat der doch deutlich zugenommen. Als "Südländer" profitiert der eben von der klimatischen Entwicklung, genau so wie eine Reihe anderer Arten, die massiv zugenommen haben.


    Ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass die schonende Entnahme von Fruchtkörpern einen nennenswerten Einfluss auf den Bestand dieser Art hat. Ja, da müsste der Gesetzgeber (genauer gesagt der Verordnungsgeber) korrigierend eingreifen. Solange das nicht geschehen ist, müssen wir uns an das Verbot halten oder um eine Ausnahmegenehmigung (sicherlich möglich für z.B. wissenschaftliche Sammlungen/Herbar oder wissenschaftliche Untersuchungen) bemühen.


    Wenn der Verordnungsgeber dieses Thema anpackt, was wohl eher unwahrscheinlich ist, sollte das aber insgesamt aktualisiert werden. Das Schweinsohr beispielsweise ist derart selten (zumindest in meinen Sammelgebieten und wohl auch in weiten Teilen von Deutschland) und hat eine klare Rückgangstendenz, weshalb ich das sofort mit einem vollständigen Sammelverbot belegen würde.


    Just my 2 cents ....


    Beste Grüße,


    Frank

  • Welche konkreten Mikromerkmale grenzen eigentlich den aereus von edulis und aestivalis ab.

    Meine Beobachtungen:

    • Matte Huthaut und keine rote Zone unter der Huthaut - grenzt beide Arten eindeutig von Edulis ab
    • Edulis hat zudem meist ein komplett weißes Stielnetz, beim Sommersteinpilz und Bronzeröhrling sind eigentlich immer dunkle Anteile dabei
    • Bei eindeutigen Exemplaren fast schwarz bis wirklich schwarze Farben am Hut - entweder fleckig oder einfarbig
    • Wie beim Sommersteinpilz gerne mit leichtem Reif auf der Huthaut (wirkt dann bei schwarzen Exemplaren metallisch glänzend wie Bronze)
    • Die dunkle Stielfärbung hört bei dunkel geratenen Sommersteinpilzen meist in Richtung Boden auf und verläuft zu weiß bis milchkaffeebraun, die Bronzeröhrlinge sind am Stiel meist bis zum Boden sehr dunkel gefärbt
    • Bronzeröhrling hat häufig wärmere Stielfarben als der Sommersteinpilz

    Hier mal ein mustergültiges Exemplar aus dem Oktober '24:


    LG Christopher

  • Moin,

    die Liste der streng geschützten Arten fasst vermutlich niemand an, weil das vermutlich bedeuten würde, ein Fass zu öffnen, was man nicht mehr verschließen kann.

    Jungfern- und Wiesenellerlinge, sind auch nicht selten und dennoch streng geschützt. Ich denke, Liste der streng geschützten Arten trägt eher akademischen Charakter.


    Ich hole mir meine Ausnahmegenehmigung, weil ich meine Saftlingsfunde dokumentiere und kartiere. Manchmal brauch ich einen Beleg. Da ist geht frau lieber auf Nummer sicher. Aber dass irgendjemand Saftlinge sammeln würde, um sie zu verspeisen kann ich mir nicht vorstellen. Die kennt ja fast niemand, einige Arten sind giftig. Ich habe allerdings schon mehrfach erlebt, dass diese Pilze Mäharbeiten bzw. Renaturierungsmaßnahmen zum Opfer gefallen sind.

    Albatrellus standen hier zu hunderten herum, bis die Fichten der Dürre und dem Käfer zum Opfer fielen. Die kannte niemand und demzufolge hat sie niemand gesammelt. Die Unkenntnis über geschützte Pilzarten erstreckt sich auch auf Förster und Naturschutzangestellte. Geschützte Pflanzen sind leidlich bekannt, aber bei Pilzen herrscht weitgehend Unkenntnis.


    Bei den seltenen Boleten ist es sicher ein bisschen anderes als bei Saftlingen, insbesondere in Gebieten mit großem Sammeldruck. Aber die meisten seltenen Arten fallen wohl eher einer Verwechslung zum Opfer, als der gezielten Suche.

    Solche Pilze schützt keine Liste im Anhang der Bundesartenschutz-VO, sondern allenfalls eine Hinweistafel am Standort - sofern die Sammelnden den Argumenten auf der Hinweistafel folgen möchten. Manchmal könnte sicher auch eine aufklärende Pressenotiz nützlich sein. Wenn ihr solche Schätze habt, sprecht doch einfach mal Journalisten eurer Tageszeitungen an und versucht, ihnen das Thema nahe zu bringen. Die sind meist sehr dankbar für solche Themen und für aussagekräftige Fotos. ==Gnolm13

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

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