Entoloma sp.

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  • N'abend z'sammen,


    zur Abwechslung mal ein richtiger, großer Pilz. Entoloma hätte ich dort nicht erwartet, wie man sieht Giersch und Moose auf Schutt - das war mal der lokale Kolchos.

    Hut bis 2 cm Durchmesser, genabelt, außen nach unten eingebogen. Braungrau mit leichtem Blaustich (die Fotos hier etwas zu sehr ins Blaue verfälscht). Radial riefig, kaum schuppig. Lamellen weiß, herablaufend, mit Zwischenlamellen. Stiel blaugrau, hohl, keulig verdickt, ohne weißen Filz am Ansatz. Bis 7 cm.


    Lamelle, ganze Lamelle im Durchlicht

    sehr schön zu sehen, dass die Basidien 4-sporig sind

    KR, Basidien 27-37*9-13, ohne Schnallen; Sporen 8-10*6,5-8 µm

    HDS im Durchlicht

    in Wasser, kaum Pigmente zu sehen, gelegentlich intrazellulär. Die oberflächennahen Hyphen sind meist < 10 µm, nur wenige Hyphen erreichen 10...12 µm

    Stiel, Radialschnitt, Durchlicht

    in Wasser, ist das eine Caulozystide?

    weiter innen sind die Hyphen dicker


    Mangels Literatur kann ich keinen Namen dranschreiben. Der gehört aber wohl zu subg. cyanula.


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,

    bei Subgenus Cyanula gehe ich mit, da augenscheinlich keine Schnallen vorhanden und die Stiele recht glatt sind. Beim Huthautpräparat hast Du keine pigmentierten, erweiterten Endzellen erwischt, obwohl diese mit Sicherheit vorhanden sind. Die siehst Du am Besten, wenn Du ein kleines Fitzelchen aus der Hutmitte abzupfst. Man sieht doch mit bloßem Auge, dass die deutlich pigmentiert sein müssen. Man kann auch nicht erkennen ob Zystiden an der Lamellenschneide vorhanden sind oder fehlen, oder ob neben den Basidien nur Basidiolen vorhanden sind. Sporen musst Du mindestens 20 messen und neben den Maßen auch den Sporenquotienten ermitteln.
    Eine weitergehende Bestimmung ist heutzutage bei Einzelexemplaren aber auch bei Ermittlung aller Merkmale meist nicht möglich. Ich nehme nur noch Material zur Untersuchung mit, wenn ich Kollektionen von jungen und alten Frk. finde.

    LG Karl

  • Hallo Karl, danke. Also ich kann keine anders geformten Cheilozystiden erkennen. Ob die Dinger ohne Sporen nun Basidiolen oder genauso geformete Cheilozystiden sind, kann ich nicht beurteilen. Ich finde, man sieht das Fehlen anders geformter Elemente sehr gut im Durchlicht der kompletten Lamelle.


    Wie viele europäische Arten umfasst denn Subg. cyanula aktuelle, 70? Oder doch eher 100? (Brandrud et al. 2023 listet 53 für Norwegen) Und wie viele Arten davon haben die hier gezeigten wesentlichen Merkmale, insbesondere die herablaufenden Lamellen? Doch kaum mehr als 5, oder?


    Dass eine Bestimmung von Entoloma bis zur Art mittlerweile kaum mehr geht, ist mir schon klar, insbesondere, wenn man die 17 in der letzten Woche neu beschriebenen Arten noch berücksichtigen muss.


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    mit Entoloma-Bestimmung kenne ich mich überhaupt nicht aus, aber ich möchte dennoch anmerken, dass ich das Bild mit den Basidien in Draufsicht (das siebte, wo man sieht, dass sie 4-sporig sind) saucool finde.


    Und ein hübsches Pilzchen ist es auch.


    Beste Grüße

    Sabine

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  • Hallo Bernd,


    die herablaufenden Lamellen sind bei Cyanula leider kein relevantes Merkmal, d.h. das hilft bei der Arteingrenzung gar nicht weiter. Erster und wichtiger Schlüsselschritt in den Fungi Europaei 5B ist die Farbe junger Fruchtkörper: Sind Blautöne vorhanden oder nicht? Das ist mit einem nicht mehr ganz jungen Einzelexemplar oft schwer zu sagen, deshalb auch Karls Hinweis, daß man eigentlich nur Kollektionen mit Fruchtkörpern von jung bis alt untersuchen sollte. Ansonsten fragt der Schlüssel bezüglich der Lamellen nur ab, ob die Lamellenschneide gefärbt ist, ob sie steril oder fertil ist und ggfs. welche Art von Zystiden vorliegen.


    Zu den Sporen möchte ich noch anmerken, daß man die am besten in einem Abwurfpräparat mißt, weil man dort deutlich besser identifizieren kann, ob die Sporen überhaupt richtig liegen (das ist bei Entoloma-Sporen ja kein ganz triviales Problem).


    Björn

  • Hallo Björn, ganz junge Frk. habe ich nicht gefunden, von den 3 Stück ist der jüngste aber noch nicht völlig aufgeschirmt.


    Dass die Lamellenkante fertil ist, sieht man doch auf Bild 6. Dass sie nicht gefärbt ist, sieht man auch.


    Sporen habe ich nur solche vermessen, bei denen der Schnabel zu sehen ist, klar geht das besser bei frei schwimmenden als über dem Rest der Lamelle. Ansonsten kann man E-Sporen immer so drehen, dass Q=1 ist. Viel interessanter ist folglich der andere Grenzwert ...


    Die litauische Checklist von 2024 hat für Entoloma nur 80 Arten (davon mindestens 3 von meinem Hof) - die Chance, dass das was ist, das noch nicht geführt wird, ist ziemlich hoch. Keine Ahnung, ob die 3 hauptamtlichen Mykologen in LT aktuell Interesse daran haben ...


    LG, Bernd