Dolles aus dem Dung-Depot

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 2.353 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi.

  • Hallo zusammen,


    wenn man mit Karl im Depot unterwegs ist, sollte man sich natürlich auch etwas Dung für die gute Stube mitnehmen. Das habe ich auch in Form von altem Pferd und frischem Hirsch gemacht. Bis jetzt halten sich die Pilzfunde darauf zwar noch in Grenzen, aber ein paar nette Bilder gab es dann doch.


    1. Auf Hirsch: Pilobolus roridus, Sporenmaße 5.4-7.8 x 3.7-4.8, Q=1.4-1.8


    2. Auf Pferd: Podospora decipiens


    3. Auf Pferd: Eine Sporormiella, bei der die Sporen 39.5-43.5 µm x 7.5-8 µm messen. Hier tendiere ich zu S. lageniformis


    4. Noch eine Sporormiella auf Pferd: Sporen messen 63-69 µm x 11-12 µm, so daß ich hier zu S. teretispora tendiere.


    Björn

  • Ahhh, Björn goes Dung - endlich mal wieder! :D

    Bis jetzt halten sich die Pilzfunde darauf zwar noch in Grenzen, aber ein paar nette Bilder gab es dann doch.

    Da geht noch was. Der Dung der Boletus-Tagung hat inzwischen 37 Arten geliefert! Deine beiden erstgezeigten waren natürlich auch dabei.

    3. Auf Pferd: Eine Sporormiella, bei der die Sporen 39.5-43.5 µm x 7.5-8 µm messen. Hier tendiere ich zu S. lageniformis

    Das ist Sporormiella dubia mit den parallelen bis leicht schrägen Keimspalten. S. lageniformis hat deutlich schräge Septen.

    4. Noch eine Sporormiella auf Pferd: Sporen messen 63-69 µm x 11-12 µm, so daß ich hier zu S. teretispora tendiere.

    Das sollte passen. Neben den charakteristischen Sporen typisch auch der abrupt kurzstielige Ascus. Schön auf dem letzten Bild zu sehen.


    LG, Nobi, der weiteren Funden mit Spannung entgegensieht!

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  • Hallo Nobi

    Zu Bestimmung kann ich leider nichts beitragen, habe jedoch einige Zahlen, die Dich interessieren könnten.

    Obligat coprophile Pilze im Depot:

    Vom 01.04.2000 bis 19.10. 2012 wurden nur 12 Arten erfasst
    Nach Deinem Besuch am 20./21.10. 2012 waren es dann 75 Arten.
    Dein Besuch hat aber weitreichendere Auswirkungen gehabt, da erst danach systematisch und auch in Kultur diese Pilze bearbeitet wurden,
    Hans coprinusspezi hat den größten Anteil gefolgt von Ralf Rada und auch Björn boccaccio war schon erfolgreich.

    Inzwischen liegt die Zahl der obligat coprophilen bereits bei 123 Arten. Hinzu kommen noch etwa 60 Arten, die nicht ausschließlich auf Dung vorkommen können.

    LG Karl

  • Hallo zusammen,


    zunächst einmal wieder ein dickes Danke an Nobi fürs Drüberschauen und Korrigieren :) An die 37 Arten wird mein Dung wohl nicht rankommen. Der liegt jetzt schon zwei Wochen in der Kammer und es tut sich fast nichts. Aber wer weiß, vielleicht kommt dann ja am Ende ein seltener Knüller... Ansonsten mache ich im Winter ja immer wieder gerne Dungpilze, und hatte jetzt auch in den Borkenbergen noch im Feld zwei Arten einstecken können (die dann aber nicht extra hier ins coprophile Unterforum gestellt).


    Gibt es auch Zahlen, wie viele Kilogramm Dung schon aus dem Depot in heimische Wohnzimmer gewandert sind? :D


    Björn

  • Danke für die interessanten Zahlen, Karl! :thumbup:

    Du weißt, dass mir das Depot am Herzen liegt, auch wenn ich erst einmal da war!

    Nun, nächstes Jahr könnte ein weiterer Besuch folgen. Angedacht ist er schon einmal.

    Auch wenn es dann kaum noch neue Dungpilze zu entdecken geben wird. So fleißig, wie ihr inzwischen diese Artengruppe bearbeitet.

    Vom 01.04.2000 bis 19.10. 2012 wurden nur 12 Arten erfasst
    Nach Deinem Besuch am 20./21.10. 2012 waren es dann 75 Arten.
    Dein Besuch hat aber weitreichendere Auswirkungen gehabt, da erst danach systematisch und auch in Kultur diese Pilze bearbeitet wurden,

    Es freut mich ungemein, euch ein wenig inspiriert zu haben, nach den scheinbar langweiligen, jedoch mikroskopisch oft so attraktiven Dungpilzen zu suchen. :)

    Inzwischen liegt die Zahl der obligat coprophilen bereits bei 123 Arten. Hinzu kommen noch etwa 60 Arten, die nicht ausschließlich auf Dung vorkommen können.

    Also seid ihr mit den fakultativen Dungbesiedlern schon knapp bei 200 Arten! Hut ab! ==Pilz25

    Da fehlen euch ja nur noch ca. 100, dann habt ihr Sachsen eingeholt!

    Wobei der Vergleich natürlich hinkt!

    NSG vs. Bundesland - so gesehen seid ihr natürlich deutlich im Vorteil und der Punkt geht an euch!

    Gibt es auch Zahlen, wie viele Kilogramm Dung schon aus dem Depot in heimische Wohnzimmer gewandert sind? :D

    :D Ich habe damals sicherlich nicht mehr als 500 g nach Sachsen ausgeführt. Die tatsächlich im Wohnzimmer landeten, da dort mein Arbeitsplatz ist.

    Aber vielleicht hat Karl ja Statistik geführt? ;)


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Gibt es auch Zahlen, wie viele Kilogramm Dung schon aus dem Depot in heimische Wohnzimmer gewandert sind? :D

    :D Ich habe damals sicherlich nicht mehr als 500 g nach Sachsen ausgeführt. Die tatsächlich im Wohnzimmer landeten, da dort mein Arbeitsplatz ist.

    Aber vielleicht hat Karl ja Statistik geführt? ;)

    Hallo Björn und Nobi

    da ich zumindest versuche die Pilze im Depot so serös wie möglich zu bestimmen, werde ich mich bei der Dungmenge nicht auf Schätzungen einlassen :D

    LG Karl

  • Hallo zusammen,


    mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und so gibt es aktuell nur zwei weitere Dungpilze vom Damhirsch zu vermelden:


    1. Mit Sporen von 26-27 µm x 11,5-12,5 µm lande ich hier bei Ascobolus albidus


    2. Ein Klassiker auch ohne Makrofoto: Iodophanus carneus


    Björn

  • Hallo zusammen,


    die Sporen von Ascobolus albidus sehen ja krass aus. Einmal haben sie eine ungewöhnliche Farbe und dazu sind sie noch gefurcht oder wie man das auch nennen mag. Echt cool!


    Grüße

    Oliver

  • Hallo zusammen,


    machen wir hier mal weiter im Text, zunächst mal mit den Funden vom Hirsch.


    1. Ein Lasiobolus mit Sporen von 22-23 µm x 13,5-14,5 µm, Q=1,6-1,7, Haarbasis 12-13 µm breit, also L. cuniculi


    2. Ein Schizothecium mit 32 Sporen im Ascus, Sporen um 21 x 13 µm, also S. dakotense. Paßt auch behaarungstechnisch, da keine steifen Haare vorhanden waren.


    3. Noch ein Schizothecium, diesmal 8-sporig. Sporen messen 19-22 x 10,5-12 µm. Ohne biegsame Haare und mit den sehr kleinen Schuppen werfe ich mal S. vesticola in den Raum.


    4. Ein Saccobolus ohne gelbe Farben und mit Sporen von 11-12 x 6 µm, Sporencluster 30x10 µm, da würde ich gerne S. depauperatus draus machen.


    5. Und noch eine Podospora mit Sporen von 31-36,5 x 19,5-20,5 µm. Sporen zählen ist hier mühselig...aber es werden schon 64 oder 128 sein. Mit Lunqvist kann man die 128er-Arten dann aufgrund der Sporengröße ausschließen und es bleibt mit 64 Sporen P. myriaspora übrig, was auch insgesamt ganz gut paßt.


    Ansonsten gab es noch einen Coprotus sexdecimsporus, den ich aber nicht abgelichtet habe.


    Björn

  • Hallo Björn.

    Bei Deinen Bestimmungen gehe ich mit! :thumbup:

    Schizothecium dakotense ist ein toller Fund. Die Art habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen.

    Bei Podospora myriaspora solltest Du noch das a gegen ein o austauschen.

    Ich kann nicht nachvollziehen, wieso aus dem a ein o geworden ist, lieber Karl? :(

    Vielleicht kannst Du mich aufklären!

    Ausgewiesene Dungpilzspezialisten sehen die Synonymie so:


    Lundqvist


    Doveri



    Neuerdings soll die Art ja Rhypophila myriospora (P. Crouan & H. Crouan) Y. Martin, A.N. Mill. & Guarro heißen.

    Den Artikel finde ich grottenschlecht, so verwechseln sie z.B. im Schlüssel S.17 pleiospora und myriospora! Das geht gar nicht!!!

    Auf S. 16, zweite Zeile von unten schreiben sie übrigens selbst von R. myriaspora. Ja, was denn nun? =O

    Und Guarro stellt seit Jahren konsequent alle Sporormiella Arten zu Preussia, was anatomisch keinen Sinn macht!

    Nun gut, wenn manche glauben, sich ständig profilieren zu müssen ist das leider so und wir müssen mit all dem wenigen Sinn und noch mehr Unsinn leben.


    LG, Nobi



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  • Hallo zusammen,


    das mit der Namensgebung bei P. myriaspora/myriospora ist ja interessant. Bei pilze-deutschland und im Index Fungorum ist jeweils die Schreibweise P. myriospora verwendet. Dabei wird im IF aber darauf hingewiesen, daß die ursprüngliche Beschreibung der Art als Sordaria myriaspora erfolgte. Jetzt müßte man wohl Latein können um zu entscheiden, ob myriaspora grammatikalisch falsch oder akzeptabel ist...


    Björn

  • Hallo zusammen,


    Lateinkenntnisse bringen einen da nicht sehr weit, weil myrioi griechisch ist und sowas wie 'zehntausend' oder 'unbestimmt viel' heißt. Nur habe ich keine Ahnung von Griechisch und dessen Deklinationen, wobei myria wie kilo (tausend) centi (hundert) usw. als Präfix für Maßeinheiten gebraucht wurde, laut Wikipedia. Somit wäre wohl myriaspora richtig???

    Naja, nomenklatorisch hat ja eh die Erstbeschreibung das Hoheitsrecht, egal wie richtig oder falsch der Name sprachlich ist.


    Salvete

    Oliver

  • Hallo zusammen,


    das mit der Namensgebung bei P. myriaspora/myriospora ist ja interessant. Bei pilze-deutschland und im Index Fungorum ist jeweils die Schreibweise P. myriospora verwendet. Dabei wird im IF aber darauf hingewiesen, daß die ursprüngliche Beschreibung der Art als Sordaria myriaspora erfolgte. Jetzt müßte man wohl Latein können um zu entscheiden, ob myriaspora grammatikalisch falsch oder akzeptabel ist...


    Björn

    Hallo Björn,

    damit ist die Frage von nobi an mich ja bereits beantwortet und weiter will ich da auch nicht einsteigen

    LG Karl

  • Hallo zusammen,


    hier noch ein paar weitere Funde vom Pferd:


    1. Eine Coniochaeta mit Sporen von 18.9-20.7 x 15.2-16.4 µm, also wohl C. scatigena


    2. Eine Trichodelitschia mit Sporen von 24-26.5 µm. Im ersten Fruchtkörper gab es leider nur Sporen, an denen sich die Gelhülle nicht beurteilen ließ. Aber in weiteren Exemplaren gab es dann auch hübsche Sporen mit dreiteiliger Gelhülle, also T. minuta


    3. Auch auf dem Pferd: Podospora decipiens


    4. Eine Podospora mit großen Sporen von 43-51 x 28-30 µm. Da bleiben dann nur P. intestinacea und P. fimiseda in der Auswahl. Da das Pedicel hier nach unten dünner wird und die Keimpore subapikal sitzt, wird es wohl erstere Art sein, auch wenn die charakteristisch darmförmigen Strukturen bei den Caudae nicht zu sehen waren.


    Björn

  • Hallo Uwe,


    die blauen Fotos sind mit normalere Tinte gefärbt. Was aber für die Gelhüllen und Caudae viel besser funktioniert ist Chinatusche, die in den braunen Bildern benutzt wurde. Die lasse ich dann auch einfach von der Seite ins Wasserpräparat reinlaufen (und gerade die Chinatusche läuft da auch wirklich mit Begeisterung ins Präparat und bleibt nicht am Rand).


    Björn

  • Schöne Funde, Björn. :thumbup:

    Und wieder einmal habe ich keine Zweifel an Deinen Bestimmungen.


    LG, Nobi

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  • das freut mich aber, wenn es mit dem Dung bei mir mal so flüssig läuft ;)

    :D:D:D

    Schönes zeitloses Zitat!

    Passt nicht nur zum Elfmeterschießen.


    LG, Nobi

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