Bestimmungshilfe bei einem Dachpilz gesucht

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.775 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Grünspan.

  • Hallo zusammen,


    Ich fand bei einer Runde im Wald heute folgenden Dachpilz, zu dem ich erst einmal keine Idee habe.

    Hutdurchmesser 5cm, Stiel 8cm lang, Stielbasis leicht weißfilzig, Stiel im oberen Drittel cremefarben, sonst gelblich, längsfaserig und glänzend. Erdiger, unspezifischer Geruch. Hutmitte flockig bis grobschollig, Richtung Hutrand fein längsfasiger bzw schuppig.

    Bilder:


    Makroskopisch erinnert der Stiel an romellii, aber dee Rest passt gefühlt so gar nicht.

    Dann hab ich mich mal an die Mikroskopie gewagt, bzw ich habs zumindest versucht.

    Die Sporen sind rund bis ellipsoid und 8-9 / 5-6 mikrometer (?) groß.


    Die Hutdeckschicht liegt als Hymeniderm vor (zumindest wäre das meine Einschätzung...)



    Mit dem Schlüssel, den ich benutzt habe, komme ich zu keinem wirklichen Ergebnis. Spätestens wenn nach der Hutfarbe gefragt wird, bin ich raus, denn die helle Hutfarbe taucht dort dann nicht auf. Eigentlich lande ich auch bei romellii, aber im Schlüssel wird von einer dunklen Hutfarbe gesprochen, die hier nicht vorliegt. Ich bin bestimmt irgendwo falsch abgebogen und/oder habe Fehler bei der Mikroskopie gemacht.

    Hat jemand von euch eine Idee oder kann mir Tipps geben?


    Liebe Grüße,

    Carina

  • Hi,


    ja das sehe ich auch so.


    Der HDS-Schnitt ist dir gut gelungen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hey ihr beiden,

    ...vielen Dank!

    zuehli , nach den Cheilos und Pleuros hab ich geschaut, aber ich bin da absolut nicht schlau draus geworden. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich sie überhaupt gefunden habe :D

    cheilozystiden, wenns denn welche sind

    (Keine sah aus wie die andere, gerade die "Kopfform" war sehr variabel...)



    Pleurozystiden (wenns denn welche sind...)



    Die Präparate insgesamt sind auch nicht wirklich gut gelungen, die vielen Luftblasen stören und ich hatte oft Probleme, die Strukturen scharf zu bekommen. Und dann noch n brauchbares Foto zu machen, ist ...schwierig.

    Ich hab mir eine Lamelle mit der Pinzette geschnappt und hab die Lamellenschneide abgeschnitten, um die Pleurocystiden zu sehen. Und für die Cheilocystiden hab ich die Schneide natürlich dran gelassen.

    Hat jemand Tipps, wie das mit den Präparaten besser klappt und woraus ich achten sollte in Bezug auf die Bestimmung?


    Danke euch!


    Liebe Grüße,

    Carina

  • Hallo Carina,


    P. diettrichi wird in den PdS ohne Pleurozystiden beschrieben und deine vermeintliche Aufnahme von Cheilozystiden schätze ich auf Hyphen der Lamellentrama ein.

    Die Sporenaufnahme ist vermutlich nicht einem Abwurf geschuldet, somit nicht einschätzbar, auf Größe und Form.


    Lamellen entnehme ich mit einer gebogenen Pinzette und schneide unterm Stereomikroskop futzikleine Stückchen quer dazu ab. Diese verfrachte ich mit einer Mikroskopiernadel in einen Tropfen Wasser oder KOH 3%. Das Deckgläschen lasse ich aus sehr geringer Höhe darauf fallen. Nicht kantig kippend,


    lgpeter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Servus Carina,


    ja, guter Huthaut-Schnitt! Ich würde die aber nicht als Hymeniderm interpretieren, sondern als Trichoderm aus länglichen Zellen und folglich in der Sektion Hispidoderma weiterschlüsseln. Von der Hutbedeckung her würde ich kaum zweifeln, dass das Pluteus depauperatus/semibulbosus ist. Der hat allerdings normalerweise einen bereiften Stiel, was man auf deinen Fotos nicht erkennen kann. Vielleicht war der Stiel etwas abgegriffen? Die HDS in der Sektion Eucelluloderma besteht aus wirklich kurzen, meist gestielt blasigen bis birnenförmigen Zellen und produziert makroskopisch keine grobsamtige, sondern glatte bis runzelige Huthaut.


    Beste Grüße

    Hias

  • Pluteus depauperatus/semibulbosus

    Servus Hias,


    dass der aus der plautus-Gruppe kommen könnte, war in der Tat mein allererster Gedanke, allerdings habe ich mich von den keuligen HDS-Elementen irritieren lassen. Mit dietrichii bin ich auch nicht so ganz einig, weil mir die Sporen doch irgendwie zu rund sind. Wie ich schon anmerkte, müsste man da noch ein bisschen weiter mikroskopieren.

    Ich bin mal gespannt, wann die Sequenzierer auf die Idee kommen, die kleineren Dachpilze mal auseinander zu pflücken, da stehen bestimmt noch einige Überraschungen ins Haus...


    Beste Grüße

    Harald

  • Hallo Peter,

    Dass die gedachten Cheilozystiden eigentlich Lamellentrama ist, ist wohl so. Ich habe mich beim Betrachten noch gefragt, ob die Lamelle auch ne Trama hat, aber ist ja irgendwie logisch, dass sie eine hat.

    Eine Stereolupe hab ich noch nicht, das kommt erst noch. Aktuell mache ich alle Schnitte freihand. Muss erst einmal so gehen, aber ich danke dir herzlich für deine Tipps. Ich werde die andere Technik, das Deckglas aufzubringen, mal testen. Aktuell kippe ich sie noch kantig, was scheinbar nur so semi-schlau ist.


    Hallo Matthias,

    ok, bei der HDS hapert es also bei mir mit der Interpretation. Für mich, mit ungeübtem Auge, sah das wie ein Hymeniderm aus. Danke für deine Korrektur!

    Einen bereiften Stiel hab ich gar nicht wahrgenommen, er war sogar eher leicht metallisch-glänzend. Ich habe aber ehrlicherweise nicht allzu genau darauf geachtet, aber der metallische Glanz im gelblichen Stielteil war mir aufgefallen. Spricht das nicht gegen das Vorhandensein von Caulocystiden? Ich schaue danach nochmal gründlicher....

    Pluteus semibulbosus passt ja, zumindest makroskopisch (bis auf die fehlenden Caulocystiden) sehr gut.


    Hallo Harald,

    Ich schau morgen früh nochmal rein, vielen Dank auch an dich!



    Liebe Grüße,

    Carina

  • Servus Carina,


    meine Methode fürs Deckglas:

    Über dem Tropfen des Mediums aufkanten, dann eine gebogene Präpariernadel drunterschieben und das Deckglas auf die Präpariernadel fallen lassen, dann die Nadel ganz langsam und vorsichtig rausziehen. Falls Luft reinkommt, kannst du das Deckglas mit der Nadel nochmal leicht anheben.


    Beste Grüße

    Hias

  • dass das Pluteus depauperatus/semibulbosus ist. Der hat allerdings normalerweise einen bereiften Stiel, was man auf deinen Fotos nicht erkennen kann. Vielleicht war der Stiel etwas abgegriffen?


    Hallo zusammen,


    Kurzes Feedback meinerseits, ich hatte den Pilz getrocknet und mollisia hat drüber geschaut - und es ist wirklich depauperatus bzw semibulbosus (wenn man mit dem Gröger schlüsselt).

    Der Pilz hatte Caulozystiden, aber relativ wenige und die meisten hatte ich wirklich abgegrabbelt bzw angedrückt, ohne es zu merken.

    Ich danke euch nochmal recht herzlich!


    Liebe Grüße,

    Carina