Rhodocybe oder Entoloma?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.814 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Matthias.

  • Hallo zusammen


    Hier noch eine Kollektion, die mich wahnsinnig macht.


    Standort: Am steilen Strassenrand bei Kiefern und Flaumeichen, auf kaum bewachsenem Boden, Kalk.

    Geruch erdig-ranzig, Geschmack mild und angenehm.

    Ganzer Fruchtkörper ohne Farbveränderungen bei Berührung.


    Der Hut ist dunkelbraun, feinstfilzig und matt, nicht gerieft (auch nicht feucht). Er trocknet hygrophan zu mittelbraun aus. Durchmesser bis 40mm.

    Hut auch bei alten Fruchtkörpern nicht rissig.


    Lamellen ansatzweise herablaufend. Stiel meistens etwas exzentrisch, gebogen, hutfarben, 10-20x2-4 mm.


    Stiel an der Spitze mehlig


    Bei den Sporen kann ich mich nicht entscheiden, ob sie eher zu Rhodocybe oder Entoloma passen.

    Ich tendiere zu Rhodocybe, aber es gibt ja auch Rötlinge mit eher knotigen, wenig eckigen Sporen.

    Der Sporenabdruck war leider zu dünn, um eine Aussage zur Farbe zu machen.


    Sporenmasse: etwa 5.5-8.5 x 4.5-5.5 µm

    Lamellenschneide heterogen, es gibt vereinzelte Cheilozystiden, verschieden geformt und wenig auffällig.

    Pseudozystiden wie z.B. bei Rhodocybe caelata gab es nicht.


    HDS eine Kutis mit teils aufsteigenden Hyphenenden, teilweise inkrustiert, ohne Schnallen



    Basidien 4-sporig, ohne Basalschnallen (habe wirklich sehr lange gesucht...)


    Alle Bestimmungsversuche bei Rhodocybe (s.l.) und Entoloma laufen ins Leere.

    Am nächsten käme vielleicht Rhodocybe fuscofarinacea, aber die müsste irgendwo Schnallen haben.

    Leider finde ich von der Art nebst der Original-Beschreibung nur eine Fundbeschreibung von Hausknecht, die aber doch in einigen Punkten abweicht und die auch Gröger anzweifelt.


    Hat jemand eine Idee?


    Gruss Raphael

  • Nachtrag: Hier noch zwei Bilder der Sporen in Baumwollblau. Da sieht man auch eine "stehende" Spore, die wirkt n-eckig ähnlich wie bei Clitopilus.




    edit: Ich habe inzwischen den Verdacht dass es weder Rhodocybe noch Entoloma ist, sondern Clitopilus quisquiliaris.

    Wieder so eine Art zu der kaum etwas bekannt ist, geschwiege denn Abbildungen verfügbar sind.

    Aber es gibt in Deutschland einen Fundnachweis aus dem Jahr 2017 von einem prominenten Forianer.

    Ich erlaube mir deshalb mal ein Climbingfreak - könnte meine Bestimmung richtig sein?


    Gruss Raphael

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    holla, wo kommt denn der Nachweis her? ==Gnolm9==Gnolm10


    Bin gerade etwas baff. Möglich, dass es sich um eine simple Fehleingabe handelt. Ich check das mal mit meinem privaten Mykis. Auf jeden Fall kann ich leider nix konkretes zu deinem Fund beitragen Raphael.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Raphael,

    gibt es denn braune Clitopilus? Ich jedenfalls hätte mit Rhodocybe keine Probleme.

    Du hast geschrieben: Fundort steiler Straßenrand mit Kiefern und Flaumeichen. Das hört sich thermophil an. Kommt vielleicht eine südlich verbreitete Art in Frage?

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling


    Ja, diese Clitopilus-Art ist tatsächlich braun.

    Es wurden ja einige dunkle Rhodocybe-Arten zu Clitopilus umkombiniert, die Grenze zwischen den beiden Gattungen ist mir nicht mehr so klar wie früher.

    Dazu kommen noch die neuen Gattungen Clitocella und Clitopilopsis.


    Der Standort ist auf jeden Fall thermophil, normalerweise wachsen da im Sommer keine Pilze. Nur dieses Jahr ist dank des vielen Regens alles anders.

    Ich habe bei Rhodocybe schon sehr viel in Betracht gezogen, sogar Arten aus Spanien und Übersee.

    Ich recherchiere am Abend nochmal, es gibt noch ein paar Papers mit neuen südlichen Arten, die in keinem Schlüssel drin sind.

    Vielleicht finde ich da noch was besseres.


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,

    spannend dieser Fund, den sollte man sequenzieren.


    Ich finde die Sporen letztlich doch eher Entoloma-eckig als Rhodocybe-knotig oder Clitopilus-streifig. Aber gerade bei Rhodocybe gibt es anscheinend noch einiges zu forschen, vor ein paar Jahren hatten wir asanii, die erst kurz zuvor aus der Türkei beschrieben wurde. Aber soo knotige Sporen, dass der Umriss eckig wird?


    Eine passende Entoloma-Art kenne ich aber auch nicht. Am ehesten erinnert sie mich an undulatosporum, aber die Huthaut wirkt so matt? Das kann aber ein Artefakt der starken Bild-Kompression sein. Wenn es eine Entoloma ist, würde ich aber darauf wetten, dass man nach noch fleißigerer Schnallensuche irgendwann fündig würde. Das eine Septum ist schon so verdächtig abgeknickt...


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang


    Der Hut ist wirklich so matt, richtig feinsamtig. Entsprechend gab es in der HDS auch viele aufsteigende Hyphenenden:


    Im Hymenium habe ich sicher über eine Stunde Schnallen gesucht, aber ohne Erfolg. Hier noch ein paar Bilder:




    Auch in der HDS, am Stiel und im Lamellentrama habe ich mehrmals gesucht - nichts.


    E. undulatosporum kann es aber auch sonst eigentlich nicht sein, gemäss Noordeloos hat die ausgebuchtete bis fast freie Lamellen und grössere Sporen.


    Ich habe gestern Abend noch nach wenig bekannten oder neu beschriebenen Rhodocybe- und Clitopilus-Arten recherchiert, bin damit aber noch nicht fertig.

    Leider sind vor allem von italienischen Autoren die Papers kaum zugänglich.

    Ich konnte aber viele dieser Arten irgendwo zumindest in einem Schlüssel finden und ausschliessen.

    Falls jemand das Werk von Baroni 1981 elektronisch hat, könnte das eine Hilfe sein.


    Ich werde ihn wohl wirklich sequenzieren lassen, denke das lohnt sich.


    Gruss Raphael

  • Hallo zusammen


    lange ist's her... die Sequenzierung war leider nicht erfolgreich, aber nun wurde ich in einer italienischen Zeitschrift fündig. Mein Pilz hat einen Namen:


    Clitopilus brunneus (Contu) Noord. & Co-David 2009

    = Rhodocybe brunnea Contu, Micol. Veg. Medit. 21(2): 88 (2007) [2006]


    Mein Dank gilt Marco Contu, der meine Bestimmung freundlicherweise bestätigt hat.


    Gruss Raphael