Cortinarius cf. armeniacus agg.

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Zusammen!


    Telamonien sind ja normalerweise nicht so meine Zielgruppe, aber hin und wieder findet man was Markantes, und da folgende Pilze letzten Sonntag in diversen Gruppen reichlich rumstanden, und zudem noch irgendwie markant (und leuchtend) aussehen, kann man ja mal einen versuch starten.
    Also Fundort: Pfälzer Wald, hügeliges Gelände auf so 300 - 400 m üNN., vorwiegend Kiefern, wenige eingestreute Esskastanien und Birken, aber vor allem eben Kiefern.
    Saurer Untergrund, Buntsandstein, eher trockene Hanglagen, nährstoffarm, mit Bewuchs zwischen den Kiefern von heidekraut und Heidelbeeren.
    Begleitpilze wie zB Imleria badia, Lactarius hepaticus und deliciosus, Suillus variegatus und bovinus, Tricholoma terreum und equestre, Boletus edulis.

    Fruchtkörper nicht verfärbend, für Telamonia relativ groß und kräftig, stark hygrophan, ohne besonderen Geruch (Geschmack nicht geprüft), KOH - reaktionen erwartungsgemäß keine.
    Bildchen:





    Irgendwo standen auch noch jüngere Exemplare, die ich aber nicht fotografiert hatte. Eckdaten dazu: Farben noch einen Tick leuchtender, Velum weiß, völlig ohne irgendwelche Violett- oder Blautöne, also auch Lamellen im Jungstadium cremefarben / blassocker.


    Kann man das als Cortinarius armeniacus agg. einordnen?
    Und gibt es in de Aggregat einzelne Arten, die man irgendwie spezifisch erkennen / ansprechen kann?



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo


    Bin ich der einzige der sich traut was zu antworten?

    Also meine laienhafte Meinung:


    Ich habe keine Einwände gegen C. armeniacus agg.

    Ich nehme an du hast mit der FN geschlüsselt? Da kommt man ja auf direktem Weg dahin, mit dem Schlüssel von Soop auch.

    Drum würde ich ihn vorläufig als C. armeniacus ablegen.


    Bei den Telamonien ist wohl gerade einiges los.

    Ich habe nicht wirklich den Überblick was da alles an neuen Arten beschrieben wird, und bin dieses Jahr auch einige Male fast verzweifelt daran.

    Meine grosse Hoffnung ist Telamonia-Monographie, die in der FE-Reihe von spanischen Autoren angekündigt ist.

    Da müssten ja all die neuen Arten berücksichtigt sein, dann kann man die Bestimmungen nochmal überprüfen.


    Lg, Raphael

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Raphael!


    Auch eine "laienhafte" Meinung kann durchaus fundiert und hilfreich sein. :thumbup:
    Ja, ich hatte FN geschlüsselt, dann hier und da nachgelesen und mich anschließend eben gefragt, ob es eventuell irgendwelche Möglichkeiten gibt, einzelne Sippen aus dem Aggregat +/- sicher anzusprechen. Das wäre schon interessant, weil manchmal gibt's in solchen Aggregaten ja schon einzelne recht gut abgrenzbare Arten, sei es durch Ökologie oder konstante morphologische Eigenschaften.
    Sowas hatte ich eben gesucht (neben einer allgemeinen Bestätigung), aber wenn nicht, dann heißt es halt warten auf eine Monografie und dann neu evaluieren.



    LG; Pablo.

  • Hi Pablo,


    diese Cortinarien hatte ich in den letzten Wochen auch in meinen Kiefernwäldern zu stehen. Das scheint ja eine Typusart für Sandböden zu sein. Die Art sieht ganz nett aus, mit dem Kontrast zwischen den fast weißen Stielen und den semmelgelben Hüten.


    GR Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Zumindest laut der Orginaldiagnose aus Skandinavien (hab' ich das noch korrekt in Erinnerung?) - dort eben auf sauren, sandigen Böden bei Kiefern.
    Nur sind zB in den Großpilzen BaWü auch andere ökologische Parameter angeführt, wie zB Fichentwälder auf +/- sauren Böden...

    Muss nichts bedeuten, aber auch sowas ist mitunter auch schon ein Hinweis, daß eher ein Aggregat als eine einheitliche, sich konstant verhaltende Art vorliegt.

    Macht aber nichts, und interessant zu wissen, daß die bei dir auch vorkommen. Gibt's da Ritterlinge in der Vergesellschaftung?
    Bei meinen waren ja nur terreum und in einiger Entfernung equestre feststellbar.



    Lg; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    im gleichen Revier, mitunter aber in anderen Jahren gab/gibt es dort T. equestre, T. virgatum, T. saponaceum, T. stans cf und T. focale.

    Unter Anderem.


    LG Ingo

  • Hi Pablo,

    ich denke, in der FN (2012) hat Dich die Sporenbreite an melitosarx vorbei zu armeniacus geführt?

    Der trockene Hang (Südlage?) führt bei den Firmiores gern mal zu solch einem radial austrocknendem Aspekt, schön im AdC bei C. privignus asp. privignus (PL.1032, sequenziert) eingefangen.

    Es gibt bei den Firmiores aber noch ein paar andere, uns noch weitgehend unbekannte Taxa, die sich in der Typusarbeit (2020) als gute Arten herausgestellt hatten, von daher bleiben natürlich kleine Restzweifel.

    Aber mit C. armeniacus kann man bei Deinem Fund gut leben.

    l.G: Günter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Günter!


    Du meinst bei Schlüsselpunkt 11 in Schlüssel L.?
    Also Sporenbreite <5µm vs. Sporenbreite >5µm?
    Da bin ich in der Tat in beide Richtungen gegangen, weil Sporen größtenteils ziemlich genau 5µm breit.
    Also wie üblich bei so formulierten Schlüsselpunkten, daß die Sporen überwiegend genau in der Mitte liegen.
    Ich war dann quasi direkt beim nächsten Punkt schon raus, weil Sporen doch meistens ein wenig länger als 8,5µm, und bei melitosarx nur bis 8µm Länge angegeben. Bei meinem Fund bis 9µm lang, und die Beschreibung des Fleisches, das bei diesen Pilzen hier rein weiß war, bei melitosarx aber grauweiß oder weißlichbraun.


    Aber klar, wenn man davon ausgeht, daß jede der beiden Arten möglicherweise auch bei den Sporenmaßen etwas weiter variieren kann, als in FN angegeben, dann wird's halt schon wieder diffus.


    Und danke an Ingo:
    Ich werde den Wald jedenfalls im Auge behalten. In dem Jahr war ich zum ersten Mal dort, und suche ja immer noch nach einer focalen Fundstelle in der Umgebung hier.



    LG; Pablo.