Schmankerln bei Thüringer Pilzler-Exkursion

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 5.587 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo zusammen,

    die Pilzgruppe Saalfeld hat sich heute das erste mal wieder zu einer Exkursion getroffen - bei Hoheneiche in der Nähe von Saalfeld. Es gab Einiges zu entdecken und ich will nur eine kleine Auswahl der pilzlichen Vielfalt vorstellen. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Vielleicht könnt ihr mir bei der Bestimmung einiger Pilze helfen, derer sich niemand so recht annehmen wollte bzw. meine Namensvorschläge auf Plausibilität prüfen.


    Es fing ganz gut an mit einem kapitalen überständigen „voreilenden“ Kiefernsteinpilz. Von dieser Qualität standen auch diverse Flockis herum.


    Maipilze, Goldröhrlinge, Roftußröhrlinge, verschiedene Täublingsarten, Waldfreundrüblinge und diverse andere Arten erbauten die Speisepilzsammler. Durchaus in besserem Zustand als diese hier:


    Daneben gab es aber auch Pilze nur zum Gucken und Bestimmen:


    So wie diesen Schlauchpilz==Gnolm22


    Nachdem ich bereits vier zwar untersuchte aber noch nicht ausgewertete Risspilze zu Hause liegen habe, musste ich mit der Nase ausgerechnet auf weitere drei Arten gestoßen werden. Das gibt noch viel Arbeit.

    1a


    1b



    2a


    2b




    3a


    3b


    Orchideen gab es auch, hier ist die Vermutung, es könne sich um ein Waldvöglein handeln.


    Zu diesem hier hatte niemand eine zündende Idee. Ein Geruch war nicht feststellbar. Die Konsistenz erinnerte mich ein wenig an den Panzerrasling. Weiß jemand, wo dieses Pilzlein verortet werden könnte?



    Die Helmlinge waren auch am Start. Neben Nitrathelmling und Rosa Rettichhelmling war dieser kleine Pilz mit intensiver Stilbereifung zu finden.

    Kann es sich hier um Mycenae amicta - den Geschmückten Helmling handeln?


    Für diese weißen und ansonsten unauffälligen Helmlinge habe ich keinen Namensvorschlag



    Hier wäre ich bei Mycenae rubromarginate - dem Rotschneidigen Helmling




    Es gab Unmengen winziger Schwindlinge.


    Überall standen nebelnasse Rosshaarschwindlinge.


    Mein Highlight - allerdings nicht selbst gefunden war dieser Pilz, den ich für einen Rötenden Saftwirrling halte: edit: gerade bekomme ich die Nachricht, dass es sich um Spongiporus fragiles - den Fleckenden Saftporling handelt. WhatsApp ist doch eine feine Sache!


    Dann tauchte dieser hier auf. Das einzige was uns einfiel war der Olivgelbe Holzritterling, aber mir gefällt die Hutfarbe nicht. Nur, was soll es sonst sein. Grünling passt auch nicht, Schwefelritterling nicht.



    Am Ende hatte sich die Gruppe in kleine Grüppchen aufgelöst. Eine paar Leute fuhren früher zurück, weil sie einen Eichelhäher-Nestling aufgelesen hatten, den sie versorgen wollten. Der harte Kern durfte am Ende köstlichen Pilz-Eiersalat verkosten, der Abwechslung zu den derzeit allgegenwärtigen Hexen-Goldröhrlings-Menüs schafft. Drei Stunden Normalität, in denen Corona fast vergessen werden konnte. Das war richtig gut!

  • Hallo Claudia


    Vermutete Panzerrasling ist Rübling


    LG beli !

    Danke beli, weißt du welche Art Rübling? Ich habe nur gemeint, dass er so beschaffen ist wie ein Panzerrasling. Dass es keiner ist, war mir klar.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

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  • Hallo


    R. butyracea , Kastanienbraune


    LG beli !

    Danke beli==Gnolm13! Ich habe gerade noch einmal kontrolliert. Der Butterübling ist es auf keinen Fall. Der Stiel war fester und nicht aufgeblasen, auch der Hut hatte eine ganz andere Beschaffenheit. Irgendwie knorpelig und zäh bzw. elastisch.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • GriasDi Wutzi,

    beim Schlauchpilz könnt ich mir Helvella acetabulum vorstellen. Mit dem Foto nur von oben ist das natürlich nicht bestimmbar.

    Rißpilz 3 ist wohl kein Rißpilz sondern was anderes.

    Den, den Du mit panzerraslingsartiger Konsistenz beschreibst, würd ich für einen Gymnopus halten. Mit dem dunklen Hut evtl G. ocior, auch wenn die Lamellen nicht gelblich sind.

    Zu den Helmlingen fehlt die Angabe des Geruchs. Schwimmbad?

    Wenn ja, evtl. M. leptocephala.

    Die Mycena amicta würd ich mit dem stark bereiften Stiel auch so sehen.

    Die M. rubromarginata und Rosshaarschwindling auch.

    Die vielen kleinen Schwindlinge schaun nach M. wettsteinii aus, sind aber mit diesem Foto nicht bestimmbar. Die muss man schon auch von unten sehen.

    Den Oligoporus fragilis glaub ich nicht. Bei dem Foto will ich aber auch ned spekulieren.

    Beim letzten könnt ich mir einen jungen etwas voreiligen Flämmling, wahrscheinlich einfach Gymnopilus penetrans, vorstellen.

    Freut mich, dass es endlich losgeht.

    An liabn Gruaß,

    Werner

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!

    Da kommt schon einiges zusammen, und ein paar schöne Funde sowieso. :thumbup:

    Werner hat im Grunde schon das geschrieben, was mir auch so durch den Kopf ging (wieder mal), da muss ich also nicht mehr viel schreiben.

    Die Lorchel könnte mit den trüben, eher grauen Farben vielleicht Helvella costifera sein, aber man müsste auch den Stiel mit den Rippens sehen, um das entscheiden zu können.
    Bei dem rötenden Saftporling würde ich Oligoporus (Postia) fragilis jetzt nicht komplett ausschließen, halte es aber auch für unwahrscheinlich. Da müsste man auch reinlinsen, es gibt noch einige weitere rötende Arten oder Arten die spaßeshalber mal röten können.



    LG, Pablo.

  • Klasse Werner, dass Du ein bisschen Licht ins Dunkel bringst. Den Asco schau ich mir heute Abend durch die scharfen Augen an. Vielleicht ist er schon reif.

    Gymnopus ocior gefällt mir sehr gut. Den schau ich mir heute Abend auch noch einmal genau an und vergleiche.

    Die Helmlinge hatten überhaupt keinen Geruch. Kein Chlor, Schwimmbad, Rettich, völlig neutral.

    Zum Baumpilz kann ich nichts sagen, weil ich den nicht mitgenommen habe. Und dass Risspilz drei keiner ist, habe ich beim Reinlinsen auch geahnt.

    So sieht der aus und nicht eine schicke Zystide mit Kristallschopf.

    Den lasse ich mal aussporen.


    Risspilz 1 ist der Spindelsporige I. lacera.


    Den gefleckten Flemming habe ich noch nie so leuchtend gelb gesehen, aber vielleicht kann der das auch.


    Hallo Pablo, danke für Deine Vorschläge. Ich arbeite heute Abend nach.

    Zum Rötenden habe ich noch Informationen bekommen. Er läuft auch im Schnitt rot an und verfärbt nach Stunden an den Druckställen dunkelbraun.

    Vielleicht war er noch zu jung um ihn bestimmen zu können

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Claudia,

    bei dem letzten Pilz, der so seltsam gelb ist, könnte ich mir den Brennenden Rübling (Collybia/Rhodocollybia(?) peronata) vorstellen. Wäre gut gewesen, wenn in den jemand reingebissen und den eventuell vorhandenen scharfen Geschmack gestestet hätte. Beim dunklen Waldfreundrübling (Pseudo-Panzerrasling) hänge ich mich an Werners Vorschlag dran.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Claudia,

    bei dem letzten Pilz, der so seltsam gelb ist, könnte ich mir den Brennenden Rübling (Collybia/Rhodocollybia(?) peronata) vorstellen. Wäre gut gewesen, wenn in den jemand reingebissen und den eventuell vorhandenen scharfen Geschmack gestestet hätte. Bei den grauweißen Helmlingen und dem dunklen Waldfreundrübling (Pseudo-Panzerrasling) hänge ich mich an Werners Vorschläge dran.

    FG

    Oehrling

    Danke Oehrling, leider ist niemand auf die Idee gekommen. Aber der Pilz sah wirklich richtig quietschgelb - inclusive Stiel - aus. Kann der Brennende Rübling das?

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hmmm, weiß ich nicht, so gut kenne ich den Brennenden Rübling nun auch wieder nicht. War halt eine Idee, es hätte ja sein können, dass den jemand gekostet hat.

    FG

    Oehrling

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Claudia!


    Oligoporus fragilis kann - muss aber nicht! - im Schnitt röten. Aber er rötet (fast) immer deutlich außen beim Anfassen.
    Hier ein paar typische Fruchtkörper der Art:









    Eventuell interessant in dem Zusammenhang: Oligoporus leucomallellus:






    Der kann nämlich auch röten, macht das aber meistens nicht.


    Noch ein typischer Röter aus dieser (Sammel-)Gattung wäre Oligoporus guttulatus:




    ...und schließlich wären da ncoh ein paar Kandidaten aus anderen Gattungen, wie zB Leptoporus mollis. Also ich denke: Man wird reinlinsen müssen. Und hoffen, daß der schon Sporen gebildet hat.



    LG; Pablo.

  • Vielen Dank Pablo für die ausführliche Erklärung dieser mir fast völlig unbekannten Gattung. Darauf werde ich mit Sicherheit zurückkommen, wenn es mir einmal gelingt, selbst einen rötenden Baumpilz zu entdecken. Wobei ich ja immer ein Problem damit habe, die zu mikroskopieren. Aber ich weiß glücklicherweise jemanden, der das ggf. für mich tun und Zweifel ausräumen kann.==Gnolm13

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Pablo, ich habe Bilder vom Innenleben der Lorchel gemacht, habe aber keine gescheiten Vergleichsbilder gefunden. Das Innenleben sieht so aus. Was meinst Du?




    Lieben Gruß


    Claudia


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Claudia!


    Ich weiß, daß die meisten Helvellas mikroskopisch wenig ergiebig sind.
    Viele merkmale scheinen mehr zu variieren, als in etlichen (älteren) Schlüsseln angenommen. Ich weiß auch, daß ich selbst von Lorcheln der Gattung Helvella eher wenig vestehe (weil zu wenig Arten & Kollektionen bisher wirklich beobachtet).
    Ich hatte Helvella costifera erst zweimal gesehen, einmal hatte jemand die aus der Pfalz mitgebracht, und einmal habe ich selbst welche im Kaiserstuhl gefunden, die ich allerdings makroskopisch einfach mal so eingeordnet hatte:


    Die sehen halt makroskopisch ziemlich anders aus, als die hier relativ häufige Helvella acetabulum (Hochgerippte Becherlorchel), sowohl farblich als auch von der Anatomie der Stielrippen. Mikroskopisch hatte ich mich da sehr schwer getan, einen soliden Unterschied zu Helvella acetabulum zu erkennen.


    PS.: Der Risspilz links oben ist natürlich nicht Helvella costifera. g:-)



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo, von H. costifera habe ich nur ein gutes Foto gefunden. In Die Großpilze Jenas. Da sind Kalkböden und der Fruchtkörper sieht grau aus, während dieser hier dunkelbraun ist. Wahrscheinlich ist es eine mickrige Form der Hochgerippten Becherlorchel. Da passt auch das Habitat besser. Danke für Deine Mühe!

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Der lebhaft gelbe Pilz ist schärflich und bitter und hat sich tatsächlich als Flämming erwiesen. Nach Stand der Dinge ist es G. sapineus.


    Der kleine Massenpilz ist das Käsepilzchen - Marasmius wettsteinii


    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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