unklarer Russula / Täubling mit roten Lamellenschneiden

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.075 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mollisia.

  • Liebe Wissende,

    gestern waren wir mit den Nordlern und Sarifa in alten Eichen-Wald-Monokulturen auf dem Peloponnes. Neben Kaiserlingen und einer unklaren Vielfalt mir bisher unbekannter Röhrlinge sprang mir jedoch ein einzelnes Täublings-Exemplar ins Auge. Nach etwas hilflosen Bestimmungsversuchen (vielleicht xerampulina) lasst mich den Pilz hier einmal vorstellen und um eurer Wissen bitten.


    - Hutgröße 7x5 cm

    - Hutfarbe dunkles weinrot

    - Oberfläche rauh und granular erscheinend

    - Stieldicke 2x1 cm, 4cm hoch

    - Stiel rosé behaucht

    - Lamellen creme erscheinend, kräftig weinrote Lamellenschneiden

    - kein charakteristischer Geruch

    - Fleisch mild

    - keine Verfärbungen auf Druck oder Verletzungen

    - Boden kalkhaltig




  • Hallo Tom,


    mit deinen Angaben und in diesem Biotop mit alten Eichen-Wald-Monokulturen könnte ich mir auch nach der Optik gut einen Täubling aus der Gruppe Amoeninae vorstellen. Sollen allerdings alle drei einen leichten Krabbengeruch haben. R. amoena am Stiel mit Phenol violett-purpur und R. amoenicolor eher violett-braun.


    Das wäre für mich erstmal ein Arbeitstitel. Aber warten wir auf weitere Kommentare und Vorschläge.


    Grüsse

    claus

  • Hallo Tom,

    der hat für mich die typischen Merkmale eines rotstieligen Ledertäublings, R. olivacea ssl.
    Matte körnelige Huthaut, Pink Hutrand , Lamellenschneiden ebenfalls Pink
    Ich finde bei mir im Buchenwald auch immer so tief-weinrote Exemplare

    Kannst du mal Sporenpulver gewinnen und die Farbe durchgeben, sollte dann deutlich dottergelb sein
    Die Gruppe um R.olivacea hat ein typische Phenol Reaktion - pupurviolett auf dem Stiel
    Das Sporen-Ornament wäre auch wichtig


    Es gibt noch weitere verwandete Arten die so aussehen können R. alutacea und R. vinosobrunneum


    Gruss

    Uwe

  • Ganz lieben Dank euch beiden!

    Wir werden die Varianten noch mal prüfen.

    Leider sieht es mit chemischen Reaktionen schlecht aus. Ich habe hier nichts dabei. Obwohl Sarifa vielleicht Phenol im Labor hat. Wenn ich nächste Woche wieder zuhause bin, dürfte der Pilz aber vertrocknet sein. Also eher schlecht für Chemo. Mikroskopieren kann ich gerne.


    Anbei noch ein Lamellen Makro. Ist wirklich schön anzusehen.


  • Hallo,


    die Hutoberflächenstruktur ist eindeutig einer der beiden Samttäublinge Russula amoena oder amoenicolor.

    Mikroskopiert ebenso wie unser Pfirsichtäubling mit leeren Hymenialzystiden - haben nur diese drei Arten!

    Die Phenolreaktion purpur für amoena und bräunlichviolett für amoenicolor stimmt, aber in Kroatien fand ich bisher ausschließlich amoenicolor var. stenocystidiata mit derselben braunvioletten Reaktion wie amoenicolor, aber den schmalen Zystiden wie amoena.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Hias,


    und was hat Dich veranlasst, ihn nicht amoenicolor war stenocystidiata (nach SARNARI) zu nennen?.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Andreas,


    Sarnari gibt für amoenicolor var. stenocystidiata für die Huthauthaare globose Basalabschnitte mit 20-25 µm Durchmesser (Typ) oder etwas weniger an. Bei der toskanischen Kollektion erreichten sie nur 4-8 µm Breite und waren gestreckt (wie bei amoena).

    Sarnari diskutiert R. mariae und R. aciculocystis bei R. amoena. Dort erfährt man ein paar Details zu Letzterer (z.B. Pleuros sehr selten), die bis auf die Fruchtkörpergröße ganz gut zur toskanischen Aufsammlung passen. Wenn mein nicht vorhandenes Französisch nicht trügt, schließt Eyssartier nicht aus, das seine als R. aciculocystis bezeichnete Kollektion nur eine abweichend gefärbte Form von R. amoena ist. Die Abbildung von R. aciculocystis in Eyssartier/Roux (2013) auf S. 180 stimmt jedenfall zu 100% mit denToskanern überein.

    Wäre interessant zu wissen, ob es schon neuere DNA-basierte Erkenntnisse zu der Artengruppe gibt.


    Beste Grüße

    Hias

  • Hallo Hias,


    Felix hatte eine Kollektion meiner stenocystis sequenziert und für richtig befunden - ich weiß aber nicht ob er mit der Typus-Sequenz vergleichen konnte und sicherlich war die aciculocstis nicht mit im Baum ….. Aber jedenfalls war die stenocystis getrennt von amoena und von amoenicolor.


    Die stenocystis war auch 2019 wieder recht regelmäßig anzutreffen in Istrien und immer mindestens mittelgroß.


    beste Grüße,

    Andreas