"Seitling" mit braunem Sporenpulver

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 2.545 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Nosozia.

  • Hallo Zusammen,


    bei diesm Pilz habe ich keine Idee in welche Richtung ich suchen muss.

    Ein Seitlingsähnlicher Pilz mit dunkelbraunem Sporenpulver.

    Gefunden letzen Sonntag. Wuchs auf Laubholz.


    Hut: 3 cm, feinfilzig, trocken, Huthaut zäh

    Stiel: kurz und weiß

    Lamellen: untermischt

    Fleisch: dünn, beige

    Geruch: würzig

    Geschmack: mild






    Sporen: glatt, eiförmig, mit Apikulus, dickwandig, 8.4 × 5.5 µm ; Q = 1.5;

    Basidien: 29.4 × 8.6 µm


    1000 fach; in Kongorot (NH3)



    Hat jemand eine Idee welche Gattung oder sogar Art das ist?


    Gruß Nosozia

    Frei nach dem Stenkelfeld Motto: Pilze braten - Symptome raten!

  • Nur die Huthaut ist trocken und nicht abziehbar. Kann das trotzdem sein?


    Gruß Nosozia

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Nosozia.


    Nein, das passt dann nicht.

    Die Huthaut von Crepidotus mollis und Crepidotus calolepis ist ja vergleichbar mit der von Mycena epipterygia oder Panellus mitis. Wobei die sporen schon zu C. mollis passen könnten (und natürlich auch zu C. calolepis). Was es mit der Optik und solchen glatten Sporen aber ohne dehnbare, gelatinöse Huthaut in der Gattung noch gibt, müsste man mal nachgucken. Spontan fiele mir da erstmal nur Crepidotus autochthonus ein (wo die Sporen gelegentlich ganz fein warzig sind, im LM kaum erkennbar). Könnte aber noch mehr geben, müsste man in einer entsprechenden Monografie mal durchgehen (Consiglio & Setti wäre da empfehlenswert).



    LG, Pablo.

  • Danke Pablo,


    oh je - mal sehen ob ich irgendwo eine Monografie auftreiben kann. Werde sicherheitshalber noch mal ein frisches Exemplar holen und die Huthaut nochmal testen. Aber das gelatinöse hätte mir auffallen müssen. Die Exemplare im Kühlschrank sind absolut nicht gelatinös - auch nicht nach anfeuchten.

    Obwohl ich wohl auch passende Zystiden gefunden habe. War mir aber nicht sicher, ob es wirklich Zystiden sind.



    Gruß Nosozia

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  • Guten Morgen,

    wenn man sich die z.B. bei Ludwig beschriebenen Arten von Crepidotus ansieht und diejenigen Arten vernachlässigt, die makroskopisch eindeutig auszuschließen sind, verbleiben calolepis (braune Hutschuppen), autochthonus (überwiegend auf Erde) und cesatii sowie subverrucisporus (beide mit warzigen Sporen). Crepidotus lundellii (= caspari) sieht gut aus: die Sporen passen sowie die utriformen Cystiden, die auf dem letzten Foto gut zu erkennen sind.


    Viele Grüße,

    Wilfried

  • Hallo Wilfried,


    danke für die Info.

    Ich werde mir die Merkmale von Crepidotus lundellii nochmal genau anschauen.

    Ich habe mir heute noch ein frisches Exemplar geholt. Der Hut ist auf jeden Fall nicht gelatonös, sondern angedrückt feinfilzig. Was auch zu Crepidotus lundellii passen würde.


    Gruß Nosozia

    Frei nach dem Stenkelfeld Motto: Pilze braten - Symptome raten!

    • Offizieller Beitrag

    NAbend!


    Das sollten schon zystiden sein, bei Crepidotus gibt es im grunde nur Cheilozystiden, und die sind oft wichtig für die Bestimmung.

    Crepidotus lundellii kenne ich nicht, das könnte durchaus eine gute Option sein. Ich nehme mal an, da bräuchte man auch noch die Schnallenverhältnisse (ist ja in der Gattung eigentlich immer wichtig).
    Crepidotus calolepis (s.l.) hat die gleiche Huithautstruktur wie Crepidotus mollis, also auch gelatinös, dehnbar und abziehbar, nur halt mit +/- deutlich ausgeprägten, anliegend haarartigen Schuppen oben drauf. Der scheidet hier also auch aus - wegen der Huthautbeschaffenheit.

    Crepidotus autochthonus wächst nicht auf dem Erdboden, sondern wie alle Arten der Gattung an Holz. Nur bildet der die Fruchtkörper gerne an vergrabenem Holz bzw. bodennah.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    bei der Angabe des bevorzugten Substrates für Crepidotus autochthonus habe ich mich an die Literaturangaben gehalten: Ludwig ("meist auf dem Erdboden") und GPBW ("Saprobiont auf Erdboden, seltener auch an morschem Holz").


    Viele Grüße,

    Wilfried

    • Offizieller Beitrag

    Mahlzeit!


    OK, auch Consiglio & Setti erwähnen das Autreten der Fruchtkörper von autochthonus "auf Erdboden". Wobei ich nach wie vor behaupte, daß das nicht so sein muss Folgende Kollektion von C. autochnthonus:

    saß ja auch direkt an Holz, wenn auch bodennah.
    Es wird so sein wie mit anderen Pilzen auch, die eben gerne an vergrabenem Holz wachsen - aber eben doch ursächlich an Holz. Vgl. zB auch Polyporus melanopus.


    Wo ich gerade in der Monografie am Gucken bin, wäre vielleicht interessant: Consiglio & Setti widersprechen Senn-Irlet in der Definition von Crepidotus caspari / lundellii:
    Was Senn-Irlet als Crepidotus caspari definiert, sollte demnach Crepidotus autochthonus im eigentlichen Sinne sein, und Crepidotus Crepidotus caspari s.l. eine Art mit warzigen Sporen (in der Form allerdings ähnlich), wobei wohl diese Warzen sehr fein ausgeprägt sein können.
    Hatte ich übrigens anfänglich auch was durcheinandergebracht, ist ja auch taxonomisch irgendwie ein wenig chaotisch.

    Am besten legt man sich für eigene Funde auf eine Referenz fest (ist bei mir in der Gattung halt die Monografie von Consiglio & Setti), und nennt dann in solchen taxonomisch schwierigen Gruppen einfach die verwendete Literatur dazu, damit nachher klar ist, nach welchem Autor man bestimmt hat.



    LG, Pablo.

  • So - habe gestern nochmal ein Exemplar mikroskopiert. Also ich wolte den Pilz aus der Dose holen und da klebte er mir am Finger :/. Das war neu. Bisher war davon nicht zu spüren gewesen. Und siehe da - plötzlich ließ sich die klebige Haut gelatinös abziehen 8|. Das kann ja jetzt wohl nicht wahr sein.:cursing:. Vor 2 Tagen habe ich davon nichts gesehen oder gespürt.

    Ich konnte zu mindest die Huthaut nicht in der Mitte abheben. Es ging nur vom Rand her . Und als die Huthaut erstmal am Finger klebte, wollte sie da auch nicht mehr weg!


    Also gut - dann ist es wohl doch Crepidotus. mollis oder Crepidotus calolepis. Von der Hutstruktur denke ich das es letzterer ist. Werde ich mit nächsten Montag dann noch mal genauer im Ludwig anschauen.


    Gruß Nosozia

    Frei nach dem Stenkelfeld Motto: Pilze braten - Symptome raten!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Nosozia!


    Dann hast du also einen Huthautwandler eingefangen. So was ähnliches wie ein Gestaltwandler, nur halt mit Sporen. :gzwinkern:

    Von den BIldern im Startbeitrag hätte ich übriegns schon eine leichte Tendenz zu Crepidotus calolepis gehabt, der hier am Oberrhein nicht selten ist und auch nicht immer so wirklcih ausgeprägt beschuppt:




    Erstaunlich, daß die Schuppen beim Antrocknen gelegentlich viel intensiver werden:



    LG, Pablo.

  • Servus Nosozia,


    jetzt bin ich ein bisserl beruhigt. Crepitdotus autchthonus kenne ich niemals so gelb wie dein Fund. Insofern "musste" er (wegen der Mikromerkmale) eine gelatinöse Huthaut haben. Da passte nämlich sonst gar nichts zur Makroskopie. Jetzt ist die Welt aber wieder in Ordnung ^^


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Yep - alles wieder OK.


    Pilze sind immer für eine Überraschung gut.

    Habe noch einen Helmling auf Lager. Stelle ich demnächst vor.


    Gruß Nosozia

    Frei nach dem Stenkelfeld Motto: Pilze braten - Symptome raten!