Artikel über Sarcodon fennicus online (von mir, ist open access - frei downloadbar)

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.313 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Habicht (†).

  • Hallo zusammen,


    ich habe zusammen mit Prof. Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber und Gernot Friebes einen Artikel über Sarcodon fennicus geschrieben, der als open access-Artikel in der Österr. Z. Pilzk. erschienen ist. Er ist frei über Researchgate zu haben: (PDF) Sarcodon fennicus, a boreo-montane stipitate hydnoid fungus with a remarkable smell


    Man kann ihn auch über die Seite der Österr. Mykol. Gesellschaft downloaden: hahn_fennicus_ozp27.pdf


    Viel Spaß beim lesen - wer sich für Sarcodon interessiert ;-).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Herzlichen Dank; schon runtergeladen. :)

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Seas Christoph,


    pfoaah, ihr habt a Elektronenrastermikro zur Verfügung gehabt, steht des in deiner Garage? Will auch ran, :gklimper:

    Danke, dass der Beitrag auf 'open-access' gestellt wurde, leider ist das nicht selbstverständlich. Kostet ja etliche Euros ...

    2017 hat Oehrling mir in Bad Klein Kirchheim einen Fund als S. fuligeneoviolascens vorgestellt, ich war an diesem Tag gesundheitlich unten durch. Aber seinen Fund habe ich mitgenommen und Irmgard geschickt, mit der Bitte um Sequenzierung. Seine Bestimmung auf S. fuligeneoviolascens wurde dadurch berichtigt, mit S. ludellii will das Pilzchen angesprochen werden. Der erste ist vom Aussterben bedroht, der andere gefährdet.


    S. fennicus galt als verschollen, toller Fund,


    LG

    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Seass Peter,


    ich hatte den Artikel von Rubio-Casas et al. noch im Kopf, als mir dieser Sarcodon gezeigt wurde. Dort hieß es, Sarcodon amygdaliolens, den sie neu beschrieben, sei einzigartig durch seinen Geruch, während Sarcodon fennicus nichtg riechen solle. Daher hatte ich sofort den Arbeitsnamen Sarcodon amygdaliolens verwendet. Es war aber gut, dass sofort zeit war, ihn schon direkt in Knappenberg zu mikroskopieren - und die Sporenmaße passten nicht ganz. Die Mikros passten eben besser auf Sarcodon fennicus. Ich hatte mich ohnehin schon mit der Gruppe der in der Stielbasis grünenden Sarcodon-Arten etwas beschäftigt.

    Da Irmgard sofort zugesagt hat, den Fund zu sequenzieren, war dann schon klar, dass es - egal was rauskommt - intgeressant wird. Wäre es wirklich S. amygdaliolens gewesen, wäre es der Erstfund außerhalb des Mittelmeerraums gewesen. Und so, wie es jetzt rauskam, konnte anhand eines rezenten Fundes (bzw. anhand derer zwei) geklärt werden, dass Rubio-Casas et al. mit ihrer These nicht recht hatten. Auch die Reaktion auf KOH war so nicht aus der Literatur bekannt.

    Das Problem ist halt, dass so seltene Arten nicht oft genug gefunden und dokumentiert werden. Und gerade Frischmerkmale fallen oft unter den Tisch.


    Das Elektronenmikroskop steht in Graz, nicht bei mir ^^. Ich habe im Moment leider keinen Zugang mehr zu einem Rasterelektronenmikroskop (hatte das früher, als ich noch an der Uni war).Es wäre aber auch ohne gegangen, da man die Art der Sporenornamente auch im Lichtmikroskop gut sehen kann - dass sie knubbelig sind, aber teils auch als Doppelknuddel auftreten (also bifurcat), sieht man auch lichtoptisch gut - und das mit meinem alten CH2... Ich finde es aber super, dass Gernot Rasterbilder organisiert hat. Sehr hilfreich, wenn man die Sporen genauer umschreiben / zeigen will.


    Sarcodon lundellii ist auch alles andere als häufig, aber wie es im Moment aussieht, ist Sarcodon fennicus eher ein Sorgenkind. Der scheint europaweit stark zurückzugehen / auszusterben. Aber man weiß nie, wie oft sowas übersehen / verkannt wird. Riecht er aber immer so starl nach Marzipan wie bei unserem Fund, dann sollte man ihn doch als etwas Besonderes erkennen können.


    Sarcodon fuligineoviolascens - also den echten - würde ich auch gerne mal sehen. Der scheint auch fast weg zu sein. Die Gattung ist eh so ein Sorgenkind, was das immer seltener Werden angeht. Bis auf den Habicht (den Kiefernhabicht habe ich nicht bei mir, ich meine den echten Habicht unter Fichte) sind sie irgendwie alle selten. Nur Sarcodon glaucopus war in letzter Zeit in meiner Gegend etwas häufiger als normal. Selbst Sarcodon scabrosus habe ich lange nicht mehr gesehen - das letzte Mal in Griechenland am Olymp.


    Also: auf geht's - man suche nach Sarcodon mit grünender Stielbasis und starkem Marzipangeruch - wenn alle suchen, dann kann man klären, wie selten die Art wirklich ist. Und da es eine nordische Art ist, muss man an kalten Ecken und in höheren Lagen suchen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • ...auf jeden Fall wird ab jetzt an jedem Blaufüßler, den ich in Kärnten finde, gerochen, obs nach Marzipan riecht, und auf ihn KOH draufgeschmiert, obs gelborange wird ==Gnolm13 Ich gestehe , dass ich bisher einen Sarcodon-Blaufüßler immer nach einem beherzten Biss ins Material und Feststellen starker Bitterkeit als Sarcodon scabrosus abgetan habe, das könnte voreilig gewesen sein.


    Mein Sarcodon fuligidingsda war ja seinerzeit auch nur ein Arbeitstitel - geschuldet der Tatsache, dass ich von der Existenz einer Art Sarcodon lundellii bis dato nichts wusste und sie in meiner zur Verfügung stehenden Literatur auch nicht vorkam. Bei Sarcodon ist gute Literatur halt unerlässlich. In Kärnten habe ich in den vergangenen Jahren noch andere Sarcodons gefunden, die sich mit meiner Literatur nicht zufriedenstellend benennen ließen, möglicherweise wegen Unklarheiten in der Beschreibung.


    Hier musst du auch erstmal auf Sarcodon fennicus kommen: in KARSTENS Originalbeschreibung steht weit und breit nichts von Marzipangeruch, und dann findest du so ein Teil mit Marzipangeruch. Bei HROUDA heißt es: Fleisch mit KOH unveränderlich, und dann wird das Teil damit gelborange. Freilich kannst du das erstmal überhaupt nicht zusammenbringen.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    2 Mal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Supersache. :thumbup:

    Artikel ist mal abgespeichert, sämtliche Stachelinge aus der Ecke (Bankeraceae & Thelephoraceae) finde ich ohnehin spannend.
    Wachsen leider bei mir in der Umgebung nur sehr spärlich und vereinzelt. Vermutlich weil hier eben so eine Art "Zwischenklima" herrscht. Weit weg von boreal - montan aber auch eben noch nicht wirklich mediterran. Die einzige Sarcodon - Art, die hier recht regelmäßig auftaucht (nicht in der ebene, aber im Pfälzer Wald) ist eben Sarcodon squamosus, also der Kiefern - Habichtspilz. Sarcodon scabrosus dann in richtung Schwarzwald, wobei sich mir da noch keiner gezeigt hat (müsste es aber geben).
    Blaufüßler suche ich hier bei den "Gelbfüßlern" bisher vergeblich.
    Kann ja aber noch kommen.



    LG; Pablo.

  • Griaß eich,


    in den 'Die terrestrischen ... R.A.Mass Geesteranus ist folgendes nachzulesen,


    Wie die Gattung Hydnellum, besteht auch Sarcodon in Europa aus 16 Arten; zwei dieser S. airoviridis und S. underwoodii) sind neu für das Gebiet, drei weitere (S. cyrneus, S. Zepidus und S. regalis) sind neue Arten. Die Arten verteilen sich über 6 Sektionen, von denen eine neu beschrieben wird. Rötliche oder violette Farben im Fleisch sind in dieser Gattung weit verbreitet; sie sind entweder ständig anwesend oder entwickeln sich erst, nachdem das Fleisch durchgeschnitten worden ist. Diese Farben schlagen sofort zu grün oder blaugrün um, wenn ein dünner Schnitt des Fleisches in einen Tropfen KOH getaucht wird. Es sollte jedoch betont werden, dass diese gleiche Reaktion nichts über einen eventuellen chemischen Zusammenhang der Farben besagt.


    SARCODON LUNDELLII Maas G. & Nannf. Abb. 50, Taf. 36 Abb. b

    Geruch nach Mehl oder Gurken,im Alter unangenehm. Geschmack jung mild, alt etwas scharf.


    Mit dem Hrouda-Schlüssel arbeite ich auch, unterstützend. Zuerst nehme ich den Geesteranus in die Hand, die Zeichnungen der Fruchtkörper und Sporen sind aussagekräftig. Bis einem die ITS-Sequenzierung einen Strich durch die Rechnung macht, das gehört auch zum Geschäft, ;.)


    Die terrestrischen Stachelpilze Europas kann ich bei Bedarf über wetransfer auf die Reise schicken,


    LG

    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan