Erholungszeit

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.268 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von silbergrau.

  • Ich bitte euch um eure Einschätzung zu meiner Frage.


    Einer meiner Lieblingswälder (Gaaaanz toller Steinpilzplatz!) wurde vor drei Jahren "bewirtschaftet".
    Heißt: es wurden etwa ein Drittel der Bäume (Fichten) geschlagen.


    Inzwischen hat sich der Boden gut erholt, das Moospolster ist nachgewachsen. Trotzdem gibt es dort kaum noch Pilze - außer an Stellen, an denen nicht gearbeitet wurde.


    Wie lange braucht ein Wald normalerweise, um sich zu erholen? Gewöhnen sich Pilze an die Veränderung und kommen irgendwann wieder?
    Sind die dauerhaft geänderten Lichtverhältnisse nach einer Fällung so schlimm, dass sich Pilze gar nicht mehr zeigen?


    Für eure Einschätzungen wäre ich sehr dankbar.

    Grüßle ... und so :)


    Meine, meist falschen und dilettantischen, oft auch einfach so hingeworfenen, Bestimmungsversuche stellen in keinem Fall und niemals eine Essensfreigabe dar!


    Schwammerl! Es heißt Schwammerl!
    94 Chipse. 2 x 3 verloren für Porlingswette.

  • Hallo,


    vor längerer Zeit habe ich in einem alten Fichtenwald jedes Jahr Unmengen von Maronen-Röhrlingen und Violetten Rötelritterlingen gefunden.
    Nachdem vor ca. 15 Jahren jeder zweite Baum gefällt wurde, findet man dort bis heute nur noch ganz vereinzelt Pilze. :cursing:


    VG
    Wolfgang

    ----------------------------------------------------
    Ich bin ein fortgeschrittener Anfänger. Meine Einschätzungen zu Bestimmungsanfragen sind mit Vorsicht zu "genießen" !
    Und: Nicht jeder meiner Funde muss unbedingt bestimmt werden, ich freue mich einfach über jedes "Kerlchen"... :gzwinkern:

    Einmal editiert, zuletzt von lupus ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    ich denke ein großes Problem bei einem massiven Eingriff sind erstmal nicht die fehlenden Bäume, sondern dadurch die Veränderung des Wasserhaushaltes im Erdboden sowie die veränderung der Boden - Lichtverhältnisse. Das kommt beides zusammen, somit ist ein Wald, der zu - sagen wir - lediglich 25% ausgedünnt wurde, erstmal deutlich trockener als er vorher war. Darauf müssen sich die Pilze erstmal einstellen, was lange dauern kann. Auch das Artenspektrum und die Wuchszeiten verändern sich natürlich. Dazu wächst durch die höhere Belichtung des Erdbodens wesentlich mehr "Kraut", was in den Folgejahren zu eiiner erhöhten Belastung des Bodens mit Nährstoffen führt. Auch das vertragen viele Arten nicht.


    Nur: Jetzt im Moment könnte das auch ein unglücklicher Zeitpunkt zum vergleich sein, weil offenbar in vielen Wäldern gerade allgemein wenig los ist.


    Ob und wenn ja wann in dem "bewirtschafteten" (ach nee, lass mal lieber so ausdrücken wie es ist: ) zestörten Waldstück wieder etwas wächst und wenn ja dann was, ist so natürlich schwer einzuschätzen.



    LG, Pablo.

  • Hallo,
    kommt drauf an, wie feucht es in dem Wald generell ist, wie nährstoffreich das Gebiet ist, ob schnellwachsende Bäume nachgepflanzt werden...
    Z. B. wenn Birken und/oder Kiefern nachgepflanzt werden, kann man nach ca. 10 bis 15 Jahren vermutlich wieder etwas finden - dann natürlich keine Steini und Pfiffi mehr, sondern eben die Birken- und Kiefernarten. Wenn Fichten nachgepflanzt werden und eine Fichtenschonung entsteht, dann so etwa 15 bis 20 Jahre, dann auch wieder mit reichlich Steini. Wenn nichts nachgepflanzt wird, sondern der Förster "die Natur sich selbst überlässt", wie es ja gerade Mode ist, dauert es sicher 40 bis 50 Jahre, bevor man da wieder Pilze in der gewohnten Weise findet. Wenn es sich bei dem gerodeten Gebiet um eines mit mehrhundertjährigen Bäumen handelt, dauert es dementsprechend mehrere hundert Jahre, bis das Gebiet wieder so ist.
    Fazit: man kann sich nicht auf den eigenen "guten Stellen" auf ewig ausruhen, sondern muss immer wieder Neues auftun.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!


  • ganz entscheidend sind hierbei auch die geologischen Verhältnisse. Auf sauren Verwitterungsböden ist viel später mit Pilzwachstum zu rechnen als auf neutralen oder basischen Böden - zumindest was die Mykorrhizapilze anbelangt.

  • Hallo,
    in dem vorliegenden konkreten Fall weiß ich nicht, mit welchen Maschinen gearbeitet wurde und wie stark der Boden dadurch verdichtet wurde. Schon vor Jahren hörte ich, dass die Verdichtung des Bodens für die Pilze bzw. Pilzhyphen schädlich ist. Genaues wusste ich nicht, bin davon ausgegangen, dass diese eben zerquetscht werden, was auch so ist. Desweiteren bin ich davon ausgegangen, dass nach ein paar Jahren neue Hyphen den Boden durchwachsen.
    Letztes Jahr erfuhr ich in einem Vortrag von Peter Karasch, dass Hyphen wie praktisch alles Leben, auch Sauerstoff benötigen und somit -zwar anders als wir- auch atmen müssen. Durch eine Verdichtung gelangt nicht mehr genug Sauerstoff in den Boden, so dass die sich darin befindenden Hyphen absterben und sich auch auf Jahrzehnte hin dort keine neuen Hyphen bilden können. Unter normalen Bedingungen lockert ein verdichteter Boden jahrzehntelang nicht von selbst auf, sondern es müssen außergewöhnliche und daher seltene Ereignisse hier stattfinden. Dies macht die Verdichtung des Bodens für das ganze ökologische System so gefährlich .
    Klar muss man wie immer genau hinschauen, mit welchen Geräten der Boden befahren wird, welches Gewicht darauf lastet, in welchem Umfang bzw. auf welcher Fläche (qualitativ wie quantitativ) die Verdichtung betrieben wird. Aber leider sind die Schäden doch meist erheblich, gerade da die Schädigung, teilweise irreparabel, lange in die Zukunft hinein wirkt.
    Viele Grüße.
    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

  • Ich danke euch für eure ausführlichen Antworten.
    GsD gibt es um meinen Wohnort herum genug Wälder, auf die ich ausweichen kann.


    Ich mochte halt dieses Stück sehr gern, weil es leicht erreichbar und gut zu begehen war.

    Grüßle ... und so :)


    Meine, meist falschen und dilettantischen, oft auch einfach so hingeworfenen, Bestimmungsversuche stellen in keinem Fall und niemals eine Essensfreigabe dar!


    Schwammerl! Es heißt Schwammerl!
    94 Chipse. 2 x 3 verloren für Porlingswette.