Hallöö, @all!
Mein alter Herr hat gern einen ordentlichen Garten, und da haben Pilze keinen Platz. Hartnäckig entsorgt er die Pilze und Pilzchen, die frech aus seinem Rasen gucken, insbesondere die Waldchampignons, die ganz dreist vom Nachbarsgrundstück rübergemacht haben, wo sie sich an Tannennadeln laben. Die Tannen sind inzwischen weg, sein Rasen kriegt mehr Sonne, und die unverschämten, Salatherzen und Jungkirschen mordenden Wildtauben sind obdachlos und gucken dumm aus der Wäsche.
Mama schmeißt sich schon immer dazwischen, wenn sie es rechtzeitig merkt und kann dem Töchterchen zumindest noch einen Schnappschuss der tellergroßen Invasoren zukommen lassen, ehe sie den Weg in die Biotonne finden.
Gelegentlich betitele ich meinen Ahnherrn deswegen als den "alten Pilzeumschubser", wenn er wieder zugeschlagen hat.
Vor ein paar Jahren haben er und ich im Schweiße unseres Angesichts einen Kirschbaum umgenietet, der das Soll nicht erfüllen mochte. Ich hatte schon mal überlegt, nur so zum Spaß den Stumpf mit irgendwas zu impfen (Flamingoseitlinge klangen toll), aber es kam nicht dazu. Also haben andere das neugeschaffene Habitat in Beschlag genommen.
Seit August wimmelt es dort von Gesäten Tintlingen.
Der Satz drückt das eigentlich nicht so wirklich aus, wie es da ausschaut
Ein guter Quadratmeter mindestens ist dort inzwischen dicht an dicht mit winzigen Pilzen bedeckt, dass man kaum weiß, wo man hintreten soll für die Portraits der anderen Holzbewohner. Sie ziehen sich bis unter den benachbarten Johannisbeerstrauch und krabbeln einen bemoosten Bordstein hoch. Es fühlt sich lustig an, mit der Hand ganz vorsichtig über das raschelnde Gewimmel zu streicheln. Ganz ganz vorsichtig - die Pilzchen sind so zart, dass ein Musterplacken davon nicht mal die Radfahrt nach Hause überlebt hatte, um sie beim Treffen vorzustellen.
Und jetzt ist Oktober - die Dinger müssen seit dem ersten Erscheinen schon x-mal nachgewachsen sein! Der Pilzeumschubser hat die Flinte ins Korn geworfen und schaut nur noch zu. Der Tränende Saumpilz hat sich im Schutz des Gewimmels schon einmal hervorgewagt und konnte ungestört seine Sporen unter die Tintlingswolken mischen.
Töchterchen (45, kicher) ist ja immer so begeistert von der Sehenswürdigkeit im Garten, geht jedesmal zumindest mal kurz hin und macht manchmal sogar Fotos. Töchterchen hat auch versprochen, dass die nur den Baumstumpf und die Wurzeln wegputzen wollen und sich nicht ausbreiten werden. Er sitzt in seinem Sessel und lacht sein schmunzelndes "hmhmhm", als ich die auf Smartphonebildschirm vergrößerten neuentdeckten Schätze herzeige.
Auf der Rückseite des Stumpfes guckt diesmal keck ein Neuer aus dem, äh, "mannshohen" Moos am Holz:
Können die Profis hier schon jemanden erkennen?
Zu dem hier spuckte der Große BLV den Violetten Schichtpilz aus:
Zwischen der abgeplatzten Rinde und dem Holz
Bin ja gespannt, was da noch so kommt