Becherchen auf Distel

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 3.830 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Diese kleine Schönheit wurde im Rahmen einer Exkursion gefunden. Substrat ist ein vorjähriger Distelstrunk. Die Haare sind dunkelbronzefarben, das Hymenium dunkel bläulich-grau.


    Die Sporen messen 7,9-8,7 x 1,6-1,9 µm. Der Ascusporus färbt sich mit Lugol blau.
    Die Asci messen um 43,5 x 5,5 µm.


    Reicht das, um einen Namen zu vergeben ?

  • Hallo Ralf


    Wie wäre es mit dem hier könnte der passen oder die Richtung?


    VG : Thorben

  • Hallo Ralf!


    Pyrenopeziza braucht das ganze Programm.
    Aufbau Haare könnte weiterhelfen, denn so zottelig wie sie aussieht, sind die schon ziemlich ausgeprägt.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

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    Link: Nanzen

  • Hallo Ralf!


    Ich denke, der Thorben hat wohl so unrecht nicht mit dem Link zu Björns Distel-Pyrenopeziza. Ist halt schade, dass Björn immer so mit seinen Angaben zu den Bildern geizt, dadurch werden die hübschen Zusammenstellungen leider abgewertet.


    Pyrenopeziza ist schon ordentlich schwierig, weil eben alles verstreut ist, was jmd. mal beschrieben hat.


    Achso: deine Pyrenopeziza hat "Haken = +", das ist auf deinem Bild sehr eindeutig (2 basale Anschlussstellen!).
    Excipulum würde ich mit abgerundet angulär definieren, so rein kugelzellig ist das wahrscheinlich nicht.
    Gut wäre auch immer das verschiedene Aussehen von jung bis alt und hell bis dunkel oder feucht bis trocken zu dokumentieren. Könnte mir vorstellen, dass dein abgelichteter schon etwas gelitten hat und angetrocknet ist. Sieht jung möglicherweise etwas anders aus.


    Übrigens hat fast jedes Kraut seine eigene Pyrenopeziza. Für das Betätigungsfeld müsste sich auch mal wieder jemand intensiver interessieren.
    Die sind halt relativ merkmalsarm, was die Abgrenzung untereinander betrifft.
    Beim Schlüsseln bin ich bei Pyrenopeziza escharodes gelandet, aber das Taxon an sich (obwohl eines der vielgefundenen Pyrenopezizen) ist für mich ein klein wenig ein Rätsel, weil ich denke, dass es sehr oft mit Pyrenopeziza rubi (auf Him- und Brombeere) gleichgesetzt wird (siehe dazu auch PdS1, Nr. 281!).
    Allerdings ist zumindest nach B. Deqlercqs Auffassung ein mögliches Substrat der Art die Distel (Cirsium). Sporen-OCI bis 1,5 würde auch schön passen.


    Vielleicht könnte man deinen Fund bis zur besseren Namensfindung als "Pyrenopeziza cf. escharodes (Cirsium)" oder so ähnlich abspeichern.


    VG Ingo W

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  • Hallo Ralf,


    hier sind neue Daten dieser Pyrenopeziza, die ich "pseudocirsii" getauft habe, da sie mit P. escharodes wohl nicht soviel gemeinsam hat (meiner Meinung nach):





    Falls du noch weitere vergleichende Angaben brauchst, sag einfach eben bescheid. Ich guck dann direkt mal in einem meiner Bücher nach, bevor ich sie in die Umzugskisten packe :)


    lg björn


    BTW: hast du diese "Halos" an einem der Sporenenden auch bei dir gesehen? Sie sind auf den beiden unteren Sporenbildern auf meinem Mikro erkennbar. Ich hab sie bei beiden Kollektionen dieser Art genauso gesehen.

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

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  • Hallo Björn!


    Ich habe das oben nicht böse gemeint mit den m.M. nach "geizigen Angaben" zu deinen Portraits.

    Zitat


    ....da sie mit P. escharodes wohl nicht soviel gemeinsam hat (meiner Meinung nach):


    Wie gesagt, ist mir ja das Taxon P. escharode relativ unklar.
    Was wären denn nach deiner Auffassung die Unterschiede?


    VG Ingo W

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    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

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  • Hallo Ingo, Hallo Björn,


    danke für Eure Hilfe. Ich denke, ich lasse es dabei bewenden.


    Björn: Die "Halos" habe ich nicht gesehen, allerdings auch nicht drauf geachtet. Ansonsten passt aber alles sehr gut zu Deinem Fund.


  • Hallo Ingo,


    P. escharodes ist mir auch nicht klar, aber ich habe mittlerweile einen Haufen Kollektionen, von denen ich ausgehe, dass sie P. escharodes repräsentieren. Bei den Vergleichen mit der P. "pseudocirsii" fallen vor allem auch schon makroskopische Unterschiede in der Farbgebung der Fk sowie der Randhaare auf (P. pseudocirsii ist eben deutlich filziger). Mikroskopisch sieht man im Exzipulum unterschiedlich stark gefärbte Zellen: bei P. escharodes bis ins innere Exz. braun, bei P. pseudocirsii sind die inneren Exz.-Zellen hyalin. Weiterhin gibt es geringe Differenzen in der Sporenbreite (wenn man genau und sehr viele Sporen misst): P. escharodes hat deutlich häufiger >2 µm, P. pseudocirsii <2 µm.


    ( => bei der Exzipulumprüfung sollte man eine dünne Scheibe immer genau aus der Mitte der Fk entnehmen. U.U. sind die Zellen weiter am Rand wieder etwas anders strukturiert und man glaubt dann, etwaige Unterschiede festmachen zu können).


    Ob das Habitat eine Rolle spielt, kann ich noch nicht erkennen, bei P. escharodes könnten sich auch Funde mit P. rubi vermischen, sodass man bei P. escharodes häufiger Rubus / Rosa als Substrat hat. Bei P. "pseudocirsii" sind es Cirsium und Cardamine.


    lg björn



    P. escharodes





    P. "pseudocirsii"

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
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  • Hallo Ralf!
    Achso: deine Pyrenopeziza hat "Haken = +", das ist auf deinem Bild sehr eindeutig (2 basale Anschlussstellen!).


    VG Ingo W


    Hallo Ingo,


    da muss ich nochmal nachhaken (hübsches Wortspiel) :)


    Ich hatte bisher gedacht, "Haken" würden sich ein Stück an der Ascusbasis hinaufziehen. Spricht man von "Haken" wenn die Ascuswurzel zwei basale Anschlußstellen hat, auch wenn der Ascus quasi plan daraufsitzt?

  • Hallo Ralf!

    Zitat


    Spricht man von "Haken" wenn die Ascuswurzel zwei basale Anschlußstellen hat, auch wenn der Ascus quasi plan daraufsitzt?


    Die Kurzantwort ist "JA".


    Die längere kommt jetzt:
    Es ist tatsächlich so, dass man das Hakenverhältnis nicht 100%-ig anhand der Ascusbasis schlussfolgern kann. Das klappt zwar oft, sagen wir zu 80%, aber es gibt
    1. Scheinhakenfüße, bei denen die Basiss am Grunde des Ascus zwar 2 Anschlussstellen vorgaukelt, aber die Basalzelle trotzdem nur an einem Anschluss befestigt ist:
    http://asco-sonneberg.de/pages…?group_id=3941&position=5


    oder 2. als Gegenteil auch sehr flach Hakenfüße, die aber dennoch einen basalen doppelten Anschluss haben:
    http://asco-sonneberg.de/pages…t-110718-mcol-0121141.php
    Hier 2. Bild anklicken für die Auflösung.


    Zu dem Thema habe ich relativ viel auf meiner Seite geschrieben. Z.B. hier nochmal:
    http://asco-sonneberg.de/pages…l-111227-mcol-0125271.php
    oder hier so typische Lachnum-Haken:
    http://asco-sonneberg.de/pages…group_id=25271&position=9


    Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Hakenbeurteilung keine Zauberei ist, wenn man weiß, worauf es ankommt und was man falsch machen kann.
    Sie ist vergleichbar mit Schnallensuche bei Basidiomyceten, die ich inzwischen wesentlich schwieriger finde.


    Erfolg wird man schnell haben, wenn man nicht ganz so reife Becherchen prüft, weil an den heranwachsenden "Baby-Asci" der Haken-Effekt wesentlich deutlicher beurteilbar ist (Beispiel Hymenoscyphus, wo an reifen Ascusbasen aufgrund der dünnen Füße kaum ein vorhandener Haken sicher zu sehen ist).
    Vielfach wird sich gescheut, sein Präparat nachzuquetschen oder das Deckglas unter Druck zu verschieben, damit sich die Fruchtschicht so vereinzelnd auflöst, dass man zu einer sicheren Beurteilung kommt, weil es nicht microscopy-like ist.


    VG Ingo W

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  • Hallo Ingo,


    danke für die ausführliche Erklärung. Ich werde üben und, falls ich Fragen habe, diese ungeniert stellen.


    Nachquetschen und verschieben ist aber Rada-like :) , ich will ja bestimmte Dinge sehen können.


  • Hallo Ingo,


    danke für die ausführliche Erklärung. Ich werde üben und, falls ich Fragen habe,
    diese ungeniert stellen.


    Nachquetschen und verschieben ist aber Rada-like :) , ich will ja bestimmte Dinge sehen können.


    Hallo Ralf!

    Zitat

    ....falls ich Fragen habe, diese ungeniert stellen.


    Tu das!


    Zitat

    Nachquetschen und verschieben ist aber Rada-like......


    Gut.
    Man muss sich halt immer der Konsequenzen bewusst sein.
    Mehr Druck lässt z.B. Zellen platzen, dann können kugelige Zelle eckig aussehen, und das Deckglasverschieben verbiegt logischerweise Strukturen, kann z.B. Asci durch Rollen unter dem Deckglas mit Korkenzieher-Füßen versehen. Hatte ich mal schöne Bilder, finde ich nicht mehr.


    VG Ingo W

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