Deep Black Holes

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.804 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tuppie.

  • ...tun sich auf, wenn man sich mit Rindenpilzen (ehem. Corticiales) beschäftigt. Rindenpilze, was soll das eigentlich sein? Pilze, die wie eine Rinde aussehen? Oder auf dieser wachsen?


    Manchmal kann beides vorkommen. 99,9% aller Rindenpilze gehören zu den Basidiomyceten (=Ständerpilze, solche mit Sporenständer), nur 2 europäische Arten zählen in ihrer morphologischen Erscheinung zu den Ascomyceten. Normalerweise bleiben die fusseligen Pilzchen unentdeckt, unter Baumstümpfen, über Blätter und alte Porlinge wachsend. Da achtet eigentlich niemand drauf, es sei denn, sie haben eine spektakuläre Farbe, wie Terana caerulea (= Pulcherricium caeruleum) oder Cytidia salicina. Aber wer findet die schon?


    Weiße Überzüge mögen zwar schön sein (z.B. im Schlafzimmer), aber mykologisch bieten sie vor allem eins: Bestimmungsprobleme. Athelia, Botryobasidium, Tubulicrinis, Sistotrema, Hyphoderma, Hyphodontia, mal mehr mit Zähnchen, mal mehr wie Mehl oder Zucker. Die gute alte Backstube eben, produziert ungelöste Fälle am Fließband (es sei denn, man hat Kontakt zu Frank Dämmrich).


    Manches mal aber fallen trotz unscheinbarer Färbung gewisse mikroskopische Merkmale ins Auge. Bei Rindenpilzen sind das normalerweise kronenförmige Basidien wie bei Botryobasidium, harzige Halozystiden wie bei Resinicium bicolor, oder ausgefallene Septozystiden wie bei Hyphoderma setigerum. Was darfs denn heute sein? "Eine Tüte Basidienmakrönchen".


    Ich behaupte, dass der hier vorgestellte Pilz nichts anderes als Sistotrema brinkmannii (Bres.) Erikss. 1948 ist. Dieser fällt durch seine mehlartigen Überzüge auf Holz oder alten Pilzfruchtkörpern auf, wie hier auf der Unterseite von Fomitopsis pinicola. Ein Bekannter brachte mir den alten Fk vorbei und ich habe mir erlaubt, das weiße "etwas" genauer zu betrachten, da mich Rindenpilze in ihrer Diversität sehr interessieren. Mikroskopisch dürften die 6-8sporigen Basidien, die etwas urniform sind (vor allem im jüngeren Zustand), die deutlichen Schnallen sowie die kleinen, 4-5x2-3 µm großen, suballantoiden Sporen sehr typisch sein. Manchmal bildet diese Art feine Zähnchen aus (=grandinioid), was hier aber nicht der Fall war (vermutlich aufgrund der unförmigen Unterlage).


    Die Gattung Sistotrema hat noch viele weitere Arten, darunter der Popstar Sistotrema confluens Pers. 1794, der mit seinem erschütternden Erscheinungsbild die Massen zu begeistern weiß. Leider habe ich diese Art noch nie live gesehen, vielleicht gelingt mir zu einem späteren Zeitpunkt eine Autogrammstunde einzuplanen.










    Das war nur ein Kurzbeitrag zu einem vielleicht wenig betrachteten Pilz, den man wahrscheinlich auch häufiger auf der Unterseite alter Porlinge entdecken kann. Einfach drauf achten und bis zum nächsten Mal. Byebye :evil:

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    Einmal editiert, zuletzt von bwergen ()

  • Total faszinierende Aufnahmen!!!! ich finde es immer so genial wie Ihr euch an die Winzlinge immer näher ranzoomt, von Gesamtbild bis schießlich unterm Miskroskop, das ist total interessant!!!

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Achja, Cortis...
    Ist doch immer wieder ein vergnügen, die zu präparieren. ;)


    Eine schöne Vorstellung aber auf jeden Fall. :thumbup:
    Tatsächlich kenne ich aus der Gattung nur eben den Popstar. Lass dich mal von Stefan, Nobi & co in den Märchenwald einladen. In solchen Massen ist das echt beeindruckend. Ein paar andere schöne Pilze gibt's noch zum Autogramm von S. confluens dazu; ein paar Stachelinge und Ritterlinge, die man sonst nicht so oft sieht, können nicht schaden.
    Weil ich fürchte, der ist am 17. bei Speyer noch nicht aus der Poofe gekommen.


    Gleichwie:
    An dem drittletzen Bild hänge ich fest. Zähle Sporen und Sterigmen - einfach ein Traum, diese Auflicht - Mikroaufnahmen.



    LG, Pablo.

  • Gleichwie:
    An dem drittletzen Bild hänge ich fest. Zähle Sporen und Sterigmen - einfach ein Traum, diese Auflicht - Mikroaufnahmen.



    LG, Pablo.


    Hallo Pablo,


    ja, mittlerweile bin ich soweit ganz gut darin, mikroskopische Merkmale anhand von Auflichtaufnahmen zu beurteilen, dazu gehört die unterm Mikro bisweilen uneindeutig erkennbare Anzahl an Sterigmen. Wenn die Sporen noch auf der Basidie drauf sind, kann man sie unter x500 einfach abzählen. Ist fast sowas wie eine Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme, nur halt für arme Leute :cool:


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    • Offizieller Beitrag


    Ist fast sowas wie eine Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme, nur halt für arme Leute :cool:


    Die armen Leute wie ich, die nicht mal das so schön abbilden können... :D
    Ne, mit meiner Ausrüstung wird das erstmal nichts.
    Rasterelektronenmikroskopisch müsste man ja noch Enzyme auf der Sporenwand abbilden können, ganz so weit reicht das Lichtmikroskop vielleicht dann doch nicht. Obwohl ich mir bei dir da nicht sicher bin...



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    das kommt darauf an, was genau du sehen willst. Enzyme spezifisch anzu"färben" ist nicht das Problem, wenn du einen Antikörper dagegen und ein Fluoreszenzmikroskop zur Verfügung hast ;) .


    Viele Grüße,
    Florian