Einige Fragen eines unbedarften Neulings

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    ich möchte gern einfach mal meine ersten Erfahrungen mit coprophilen Pilzen sammeln und hätte dazu einige Fragen. Hauptsächlich geht es mir darum, dass ich das einfach mal probiere, ob mir das Themengebiet zusagt oder nicht.
    Zum Dungproben sammeln komme ich leider aus Zeitgründen derzeit nicht; aber das kann sich ja ändern. ;)


    Von Nobi weiß ich, dass der Dung nicht "zu frisch" sein sollte; also leicht angetrocknet.


    Was mache ich damit genau? Der Begriff "Feuchtekammer" fiel ja schon öfters. Ist das einfach eine Plastikschachtel (verschließbar) mit einem Stück nassem Zellstoff drin?
    Wie "züchte" ich die Pilze richtig? Welche Klimate brauche ich? Wie lange dauert das, bis die Fruchtkörper erscheinen?


    Habt ihr Angst vor Keimen? Tierdung ist erwiesenermaßen Quelle von pathogenen Keimen (z.B. Salmonellen, Listerien, Campylobacter, pathogene E. coli etc.). Wie sehen eure Arbeitsplätze aus? Benutzt ihr Flächendesinfektionsmittel,Gummihandschuhe beim präparieren? (ich hab bisher einige Erfahrungen mit der Anzucht von Schimmelpilzen und Bakterien gemacht; hab auch schon in solchen Laboratorien schon gearbeitet; deswegen die Fragerei :shy: )


    Wie oft kommt es vor, dass sich an den Dunproben auch mal nichts tut? (="Misserfolgsrate")
    Was muss ich sonst noch beachten?


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan,


    erstmal finde ich es absolut Klasse, dass du dich mit den Dungis beschäftigen willst, selbst, wenn es nur beim Probieren bleibt (was ich nicht glaube).


    Zitat

    Von Nobi weiß ich, dass der Dung nicht "zu frisch" sein sollte; also leicht angetrocknet.


    Stimmt schon, einmal hab ich allerdings mangels Alternative eine eigentlich zu frische Dungprobe mitgenommen, das Ergebnis war mein bisher einziger Fund von Pilaira anomala.



    Zitat

    Ist das einfach eine Plastikschachtel (verschließbar) mit einem Stück nassem Zellstoff drin?


    Bei mir ist das ganz genau so.



    Zitat

    Welche Klimate brauche ich?


    Das mit der Feuchtigkeit und so bekommt man nach einigen Versuchen raus, ist so jetzt schwer zu beschreiben. Anfangs hab ich zu nass kultiviert, also lieber nicht zu viel wässern.


    Zitat

    Wie lange dauert das, bis die Fruchtkörper erscheinen?


    In der Regel hast du schon vor Ort einiges drauf, was man auch nicht unbedingt gleich sieht. Das zeigt sich dann unter dem Mikro.
    Falls der Dung noch zu frisch ist, hat man meiner Erfahrung nach auch nach spätestens 2-3 Tagen nen Pilobolus drauf. Danach kann man auch wochenlang mit einer Aufsammlung beschäftigt sein.


    Zitat

    Habt ihr Angst vor Keimen?


    Eigentlich nicht, höchstens bei Dung von Fleischfressern wie Fuchs wäre ich vorsichtiger. Bislang hab ich nur Dung von Pfanzenfressern untersucht. Desinfektionsmittel, Gummiandschuhe u.ä. benutze ich nicht.


    Zitat

    Wie oft kommt es vor, dass sich an den Dunproben auch mal nichts tut? (="Misserfolgsrate")


    Meine Misserfolgsrate ist 0%, da ist so ziemlich immer was drauf. Wenn man mal einiges gefunden hat, werden die Erstfunde freilich weniger, aber nix drauf hatte ich noch auf keiner Dungprobe. Normalerweise kommt man schon auf 7-10 Arten pro Aufsammlung, oft auch viel mehr.


    Hoffe ich konnte etwas weiterhelfen.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Matthias,


    danke für deine Antwort. :thumbup: Da werd ich das mal probieren und Ergebnisse posten. ;)


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Stefan


    Im grossen und ganzen, halte ich es wie Matthias.


    Der eingesammelte Dung kommt in eine Plasteschachtel, wo er je nach Bedarf auch mal mit Wasser besprüht werden kann.
    Kleine Pilzlein sind eigentlich immer zu finden, und wenn nicht von Anfang an, dann spätestens nach wenigen Tagen.
    Und vor Keimen schütze ich mich auch nicht extra, höchstens vor Geruch, denn auch ich nehme nur Dung von Pflanzenfressern.


    Na dann viel Spass bei deinen ersten Versuchen mit den Coprophilen


    Mfg Sven

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sven,


    danke für die Ergänzung. Ich werde mich mal versuchen und die Ergebnisse präsentieren. Habt bitte Nachsicht; ich begebe mich gerade auf totales Neuland. Ascos und Dung. :shy:


    Hoffe auch sehr den einen oder anderen Basidimyceten zu finden. Iwie hab ich zu denen einen besseren Bezug. ;)


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Aber Ascos sind doch so viel dankbarer zu mikroskopieren. :)
    Also zumindest die wenigen, die ich bisher an Dung untersucht habe, die waren sogar mit dem alten Billigmikro sehr schön zu betrachten.
    Und wenn's mit der Bestimmung nicht klappt: Immerhin gibt's hier ein geniales Forum, wo man rasch und präzise Hilfe erhält.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Stefan


    Du kannst gerne meine Dung Tintlinge haben...!


    Mfg Sven


    Hallo Sven,


    wenn ich mich in die Gattung eingearbeitet hab gern. Ich hab echt noch so viele Lücken; das ist echt schlimm. Einerseits ist es ja gut, dass ich mich auf die Inocyben gestürzt habe, das hat du ja in der letzten Sachsentagung gemerkt. ;) Andererseits entgeht mir mit den Tintlingen und Rötlingen auch ne Menge.
    Von den Ascos; allen voran Pyrenos red ich hier gar nicht. Da ist mein Wissen quasi nicht existent. Es ist zum Heulen. ;( ;( Die dünne Asco-Literatur tut dann noch ihr übriges.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Ach, Stefan!


    Aleline daran sieht man schon, wie sehr dein Wissen wächst!
    Je mehr man weiß, desto bewusster wird einem eben, wie unglaublich viel man nicht weiß.
    Ich glaube mittlerweile, daß es gar nicht möglich ist, sich überall top auszukennen. Auch wenn es hervorragende Allrounder gibt (Anderas Gminder, der ist so ein Naturtalent), irgendwann spezialisiert man sich auf etwas. Oder bevorzugt bestimmte Gruppen und lässt andere aus.
    Und so soll das auch sein, weil alle Hobby - Mykis wie ich brauchen die Fachfreaks, die sich auf ihrem Spezialgebiet eben so richtig bombig auskennen. Das entwickelt sich so nach und nach, vielleicht picke ich mir auch irgendwann was Spezielles raus (Weichritterlinge könnten dringend eine Bearbeitung brauchen), vielleicht machst du das auch irgendwann. Bis dahin: Einfach angucken, was einem gerade vor die Füße fällt und Spaß dran haben.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Pablo,


    das kann sein. Trotzdem guck ich bei Ascos immer wie ein Schwein ins Uhrwerk; einfach weil ich zu 95% nicht weiß, das ich hier für eine Gattung hab. Ich les hier von Ascobolus etc. und kenn ja nicht mal die Merkmale, woran ich Ascobolus, Humaria, Ciboria... (Liste beliebig verlängerbar) erkenne.


    Klar stelle ich gern hier einen Pilz ins Forum ein, wenn ich was finde. Trotzdem leider iwie dann doch unbefriedigend, wenn ich mein Wissen mit deinem, Mathias oder das mit Toffel vergleiche. (Ich nehme bewusst Leute aus meiner Generation; Nobi z.B. ist ja schon 2-3 Jahre länger in der Materie als wir). ;)


    l.g.
    Stefan


    P.S. ich seh schon deine neue Antwort; ich glaub, da hast du recht. ;) Übrigens hab ich auf alle Fälle vor Tricholoma und Inocybe treu zu bleiben. Dafür mag ich die einfach zu sehr. ;)

  • Das finde ich ja toll, dass du nun auch mal nach Dungpilzen schauen willst, Stefan! :thumbup:
    Da gibt es einige Hundert Arten zu entdecken!


    Das meiste zur Vorgehensweise wurde ja bereits gesagt.


    Als Feuchtkammern können alle möglichen durchsichtigen und gut verschließbaren Gefäße dienen.
    Hier einige Beispiele.



    Als Unterlage bevorzuge ich braune Filtertüten.
    Wichtig ist, gelegentlich zu belüften und mit Wasser zu besprühen.


    Einige Bemerkungen zum frischen Dung hatte ich schon mal geschrieben.
    Hier das Wichtigste zusammengefasst.




    Andererseits hat natürlich Matthias auch Recht.
    Viele Arten (Pilobolus, Pilaira, Sphaeronaemella etc.) findest du nur auf frischem Dung.


    Versuch es einfach mal!


    Aber vernachlässige bitte nicht die Inocyben (Risspilze), Pluteusse (Dachpilze), Tricholomen (Ritterlinge) usw.
    Da brauchen wir jemanden ganz dringend in Sachsen!


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Bitte stell mein Wissen in dem Bereich nicht auf eine Stufe mit dem von Matthias und Steffen. Beide sind da wesentlich bewanderter als ich. Von Nobi ganz zu schweigen, oder Ingo W. oder Björn W. oder Ralf D. oder usw. :)


    Finde ich auch gar nicht schlimm, dafür kann cih Filzröhrlinge bestimmen (gut, können die meisten der genannten ja auch).
    Trotzdem ist Wissen über Pilze aus meiner Sicht kein Wettbewerb, da habe ich mich von jedem Konkurrenzdenken verabschiedet. Außer vielleicht beim APR, aber das ist ja was ganz Anderes.
    Ich sehe da nur Ergänzungen, Weiterentwicklungen für bestimmte Thematiken, das ist das Schöne daran. Wenn man sich - ob über ein Forum oder privat - mit anderen Pilzfans über Funde unterhält, dann spielt es keine Rolle, ob jemand erst 50 Arten selbstbestimmt hat, oder doch eher 1000. Wichtig ist der Pilz und die Infos, die man dazu sammeln kann.
    Der Pilz ist das Rätsel an sich und letztlich ist jede Bestimmung auch nur eine Annäherung an die Wahrheit, nicht mehr und nicht weniger. Da kann man mikroskopieren und Sequenzieren, die Evolution an sich verstehen wir ohnehin nicht.
    Aber man kann sich rantasten, alles aus immer neuen Blickwinkeln sehen und vor allem: gegenseitig das Wissen und die Erfahrungen austauschen.
    Also ran an den Speck: Es gibt viel Huhn, backen wir's an.



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Nobi und Pablo,


    @ Nobi: Keine Angst, die genannten vernachlässige ich keinesfalls. Bei Pluteus und auch bei Lepiota habe ich seit Erscheinen von "Gröger Band2" keine Probleme mehr. Die Schlüssel sind super und ich kam bei jedem Fund zu eindeutigen Ergebnissen. Bei Inocybe und Tricholoma sieht das anders aus. Die Gründe dafür sind ja hinlänglich bekannt. Zum Glück haben wir Ditte und Ingo6E, so dass da hoffentlich mittelfristig die Sachlage klarer wird.


    @Pablo: Für mich ist das keinesfalls ein Wettbewerb. Das APR ist ein netter Zeitvertreib zu Weihnachten für mich; nicht mehr. ;) Wobei ich Annas und Stefans Mühe mit der Bemerkung keinesfalls schmälern will. Mein Mismut hat andere Gründe. Die sind dir, Steffen, Nobi und einigen anderen bekannt und das reicht dann auch. ;)


    l.g.
    Stefan


  • Trotzdem ist Wissen über Pilze aus meiner Sicht kein Wettbewerb, da habe ich mich von jedem Konkurrenzdenken verabschiedet. Außer vielleicht beim APR, aber das ist ja was ganz Anderes.
    Ich sehe da nur Ergänzungen, Weiterentwicklungen für bestimmte Thematiken, das ist das Schöne daran. Wenn man sich - ob über ein Forum oder privat - mit anderen Pilzfans über Funde unterhält, dann spielt es keine Rolle, ob jemand erst 50 Arten selbstbestimmt hat, oder doch eher 1000. Wichtig ist der Pilz und die Infos, die man dazu sammeln kann.
    Der Pilz ist das Rätsel an sich und letztlich ist jede Bestimmung auch nur eine Annäherung an die Wahrheit, nicht mehr und nicht weniger. Da kann man mikroskopieren und Sequenzieren, die Evolution an sich verstehen wir ohnehin nicht.
    Aber man kann sich rantasten, alles aus immer neuen Blickwinkeln sehen und vor allem: gegenseitig das Wissen und die Erfahrungen austauschen.


    Weise Worte, Pablo!
    Danke, ich könnte es nicht besser formulieren!


    Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Stefan,


    ich denke Du wirst diesen Schritt nicht bedauern und recht schnell erkennen, wie interessant diese Sparte ist. Auch die "Berührungsängste" verfliegen schnell. Angst vor Keimen? Nein, sicher nicht. Respekt davor, Ja.
    Bei Pflanzenfressern reicht mir gründliches Händewaschen, bei Fleisch- und Allesfressern ein sorgsamer Umgang und ein Handdesinfektionsmittel.


    Die "Feuchtekammern" bestehen bei mir vorwiegend aus Butterdosen, die ich aus einem 1-Euro-Laden habe. Da bekommt man auch größere Plastikgefäße für kleines Geld.




    Die Dinger sind auch wiederverwendbar. Wenn die Probe hinüber ist, kommt der Inhalt in die Biotonne. In einem Eimer wird bei ein paar Liter Wasser ein Spülmaschinentab geworfen, die Probendosen dann für einen Tag eingelegt. Bei einem PH-Wert um 11 herum sind die Dosen dann Keim- und Sporenfrei.


    Gut bewährt für größere Proben haben sich Eiscremedosen. Diese Literpackungen müssen jedoch zuvor mühsam von der Eiscreme befreit werden. :D Die verwende ich jedoch nur im Einweg-Betrieb, saubermachen lohnt nicht.
    Ich nutze sie verkehrt herum, also den Deckel als Boden und das eigentliche Gefäß als Haube. Dann kann man die Proben besser unter dem Binokular betrachten. Ab und an mit Wasser besprühen und lüften, mehr ist da nicht zu tun.
    Dass man nie auslernt, zeigt dieser Thread. Ich ärgere mich schon immer über die störende Blendwirkung der weißen Küchentücher, die ich als Unterlage nehme, hatte aber keine Idee was ich sonst verwenden könnte.
    Nobis Filtertüten sind natürlich genial, man muss nur drauf kommen.


    Richtige Mißerfolge, so dass gar nichts wächst, gibt es eigentlich nicht. Man darf die Proben auch nicht zu früh entsorgen. Manche Arten kommen erst nach drei oder vier Wochen, wenn man denkt, die Probe sei tot.


    Was die Bestimmungsarbeit angeht, halte ich den Einstieg hier für recht problemlos. Zumindest was die "üblichen" Gattungen und Arten betrifft. Auch und insbesondere bei den Pyrenos. Bei selteneren Arten, oder Erstfunden kann es schonmal schwierig werden, aber dafür ist ja dieses Forum da. Ich frag hier ja selbst oft genug nach. :)
    "Saunickel-Gattungen" wie die Saccobolus sind dann schon was anderes und können einem Glauben machen, man hätte gar nix kapiert.


    Einiges an Literatur findest Du bereits hier


    http://www.pilzforum.eu/board/…tur-zu-coprophilen-pilzen


    Was es sonst noch digital gibt und sich in meinem Fundus befindet, kann ich Dir gerne auf einem Stick zuschicken. Bedingung: Den Stick nach dem herunterladen aufbewahren und bei Bedarf an jemand anderen weitergeben. :)
    Den "Doveri" als Standardwerk empfehle ich in Papierform zu kaufen. Ich kann damit besser arbeiten, als mit der digitalen Version.


    Nach meiner festen Überzeugung gibt es zudem für den Einstieg in die Mikroskopie nichts besseres als die Dungi-Fungis. Man hat immer frisches Material in schier unerschöpflicher Menge.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralf,


    danke für deine Ergänungen. Besonders die Sache mit den Eiskcremedosen. Das ist fürmich nicht praktikabel, wo ich doch so wenig Eiscreme esse. ;)


    Der Tipp mit dem Spülmaschinentapp ist gut. pH 11; da lohnen sich dann Gummihandschuhe vielleicht wirklich. :evil:


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.