Gelbe Füße --> Chroogomphus rutilus

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.206 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo Pilzfreunde,
    ich habe auch mal ein paar Pilzchen von einem Friedhof (von letzter Woche)
    vom Hörnli-Friedhof in Riehen bei Basel, eigentlich bei mir "um die Ecke".
    Da gibt es neben gepflegten Anlagen auch einige Wiesen in Hanglagen, relativ naturbelassen im Sommer, aber Pilze habe ich dort noch nicht bewusst gesehen (außer einmal einen mutmaßlichen, aber relativ jungen und deshalb kleinen Riesenbovist).


    Mein Fund:
    nach Regen, im feuchten Gras, bei leichtem Nieselregen
    auf Wiese, Hanglage, direkt im Wurzelbereich von Waldkiefern (Pinus sylvestris) auf Kalkboden, ca. 300 m
    mehrere recht kleine Pilze
    Hut bis 35 mm, bräunlich mit helleren seidigen Fasern überzogen, kein Buckel sondern abgerundet
    Rand stark eingerollt, bei jungem Pilz mit hellem Velum
    Stiel hell-orange-gelb bis 60 mm lang, 10 mm breit, voll, nicht genattert, nicht klebrig
    Lamellen deutlich bogig herablaufend, hell-orange-gelb
    Stielfleisch hell-orange-gelb


    Geruch: keiner
    Geschmack: neutral


    Sporenpulver: dunkel-oliv-braun (fast schwarz)
    Lamellen nach Sporenabwurf nachdunkelnd auf oliv-braun
    Hut in feuchtem Zustand rötlich werden, dann matt abtrocknend (nicht glänzend, nicht klebrig, nicht schmierig)
    Stiel u.a. bei Verletzung rötend


    Als ich das Sporenpulver sah, konnte ich die Gelbfüße (über die ich immer hinweglas und die "irgendwie" anders aussahen in meinen Büchern) nicht mehr länger ignorieren.
    Trotzdem kann ich mich nicht eindeutig zwischen Chroogomphus rutilus (dem Kupferroten Gelbfuß) und Chroogomphus helveticus (dem Filzigen Gelbfuß) entscheiden: Chroogomphus helvutilus ???


    Denn, einerseits ... andererseits....
    C. rutilus bei Kiefern, C. helveticus bei Fichten und 2-nadeligen Kiefern bes. auf Kalk
    Größe bei C. rutilus größer (lt. Wiki aber extrem variabel)
    Hut bei C. rutilus oft/immer gebuckelt, lt. Wiki immer mit Papille (hier immer ganz gerundet), feucht schmierig (war er nicht nach Regen), trocken glänzend (war er nicht nach Abtrocknen), rötlich (war hell-braun-grau, rötlich nur in ganz durchweichtem Zustand)
    Lamellen bei C. rutilus meist (?) noch stärker herablaufend (von der Seite mehr sichtbar)


    Hutfarbe = Stielfarbe bei C. helveticus (war aber deutlicher farblicher Konstrast)
    Hutoberfläche filzig-faserig bei C. helveticus (war aber seidig, nach nass/trocken nur noch matt)
    Geruch bei C. helveticus fruchtig, bei C. rutilus neutral (war neutral)


    Ach ja, diese Pilze!!!!



    Ein Tag später, linker Hut angefeuchtet

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich würde deinen Fund schon G. helveticus nennen; denn die weinrötliche Verfärbung bei Verletzung kann G. rutilus meines Wissens nach nicht. ;)


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo abeja,
    gehe doch bei der Bestimmung ganz pragmatisch vor:
    - siehst du etwas Filziges an diesen Gelbfüßen?
    - siehst du etwas Kupferrotes an diesen Gelbfüßen?
    Für mich wäre der Fall nach Beantwortung dieser Fragen klar. Bei der Benennung von Pilzarten haben sich die Namensgeber schon etwas gedacht, und das gilt ja nicht nur für Gelbfüße.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Angeblich soll es neben C. rutilus noch eine weitere, sehr ähnliche Art geben: >Chroogomphus fulmineus<
    Ob das eine "gute" Art ist, und wie die im Einzelnen von C. rutilus abzugrenzen wäre, da bin ich überfragt.



    LG, pablo.

  • Hallo,


    @ Stefan: weiß ich nicht, ob der "kupferrote" nicht rötet (d.h. muss ich auch noch mal nach suchen)


    @ Spaßbremse :cool: wenn mir das so klar wäre, würde ich ja nicht nachfragen (oder doch nur zur Bestätigung meiner Meinung).
    Ich finde eben - je nachdem wie man die Worte interpretiert, sowohl "Filziges" (wenn auch eher seidig als filzig), als auch "Kupferrotes" (wenn auch eher im durchweichten Zustand), daher habe ich versucht die anderen Merkmale zu vergleichen.


    @ Pablo: oh, es gibt noch mehr Arten (muss ich erst mal suchen und lesen) ...



    Kennt denn niemand diese Pilze aus eigener Anschauung?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Kennt denn niemand diese Pilze aus eigener Anschauung?


    Oh doch. :)
    C. rutilus und C. helveticus kenne ich sogar recht gut. Stephan (Spaßbremse) übrigens sicher auch.
    Ich kann dir immerhin sagen: Es ist nicht C. helveticus.
    Der ist eben filzig und auch farblich ganz anders:


    Wobei C. rutilus schon ähnlich aussehen kann, ist eben auch ein recht variables Pilzchen:

    Nur filzig ist er eben nicht. Und wächst nicht bei Fichten, nicht sondern bei Kiefern.




    LG, pablo.


  • Wobei C. rutilus schon ähnlich aussehen kann, ist eben auch ein recht variables Pilzchen:


    Nur filzig ist er eben nicht. Und wächst bei Fichten, nicht bei Kiefern.


    Oh. Bisher hatte ich gedacht, dass C. rutilus der Kiefernpilz und C. helveticus der Fichtenpilz ist.
    Die angesprochene Pink/Lila/Rotverfärbung habe ich übrigens auch schon bei C. rutilus gesehen, spätestens im Kochtopf ;)

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  • Hallo,
    ich glaube, daß sich Pablo etwas verwirrend ausgedrückt hat. :/
    C. helveticus kommt vorwiegend bei Fichte vor und C. rutilus bei Kiefer.
    C. helveticus sieht auch wirklich anders aus als c. rutilus. Er ist richtig gelborangerötlich und stark filzig.
    Wir haben hier bei uns im Harz seit mehreren Jahren ein stabiles Vorkommen, welches B. Randel aus Bernburg (der ein Wochenendgrundststück nahe des Fundortes hat) beobachtet.
    Dort konnten wir dieses Jahr diese Art kennenlernen.
    LG Ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    In der Tat, das hatte ich falschrum verdreht oben.
    Muss natürlich genau andersrum heißen:
    C rutilus bei Kiefern und C. helveticus bei Fichten.
    Ist korrigiert, danke für den Hinweis. :thumbup:



    LG, pablo.

  • Hallo,
    leicht verspätetes Dankeschön an alle, die sich mit diesem Thema beschäftigt hatten. Leider war mir gestern Abend etwas dazwischengekommen und deshalb hatte ich nicht ins Forum geschaut.


    Also, zusammengefasst:
    es ist nicht C. helveticus (doooooooooooch, er ist doch ein "Schweizer" ;)), weil dieser sehr viel filziger wäre und farblich überall orange (dieser zwar häufiger bei Fichten, 2-nad. Kiefern aber lt. Web möglich)


    Die Pilze liegen innerhalb der Variationsbreite von Chroogomphus rutilus (Größe, Hutfarbe, Hutoberfläche, Stiel und Lamellen, Geruch, Standort). Der oft beschriebene Buckel bzw. Papille (Wiki !!) und die Schmierigkeit bei Feuchtigkeit müssen nicht immer (stark) ausgeprägt sein.


    Die von Pablo erwähnte Art, Chroogomphus fulmineus soll eine atlantisch thermophil verbreitete Art sein (eher Frankreich, Spanien), Bäume werden teils Fichtenarten/ Kieferarten genannt, der Pilz soll wie eine stärker orange gefärbte Variante von C. rutilus aussehen.
    Ist hier wohl nicht wahrscheinlich.