Hallo,
im Vorbeigehen habe ich heute einen abgestorbenen, noch hängenden Ast von einer Rosskastanie (Aesculus hippocastaneum) abgebrochen und zuhause untersucht. Nach zahlreichen scheinbaren Nebenfruchtformen, die pustelartig aus der Rinde herausbrachen, gab es auch eine Hauptfruchtform: Cryptodiaporthe aesculi, Rosskastanien-Höhlenkugelpilz.
Damit ihr eine Vorstellung von diesem winzigen Pilz bekommt, protraitiere ich ihn hier mal. Er ist vielleicht gar nicht so selten.
HAUPTFRUCHTFORM
Die Hauptfruchtform erkennt man an herausstehenden Perithezienmündungen, die schwarz und bis etwa 0,5 mm lang sind. Meistens sind in einem Sammelfruchtkörper 3-5 solcher Perithezien in die Rinde eingesenkt oder befinden sich zwischen Holz und Rinde. Erst im Querschnitt erkennt man, dass die Perithezien in etwa kreisförmig angeordnet sind und ihre Mündungen mehr oder weniger zentral zusammenlaufen.
Mikroskopisch auffällig, wie bei sehr vielen Diaporthales, die durch Kongorot anfärbbaren Sporenschlauchspitzen. Da befindet sich ein Kanal, durch den die reifen Sporen nach draußen gelangen. Da dieser Kanal einem gewissen Druck standhalten muss, ist seine Struktur grundlegend different von der des Sporenschlauches und somit durch den Farbstoff selektiv anfärbbar.
Die Sporen haben an beiden Enden ein Anhängsel und sind einfach zentral septiert, also zweizellig.
NEBENFRUCHTFORM
Was hier zu sehen ist, ist die Ähnlichkeit der Konidiensporen mit den Sporen der Hauptfruchtform. Liegen beide durcheinander, kann man sie lediglich anhand des Inhalts sowie der Anhängsel unterscheiden.
Beide Formen wachsen bisweilen direkt nebeneinander. Der Grund für den Weg der Vermehrung über die Nebenfruchtform liegt darin, dass der Organismus nicht fähig ist, zu jeder Witterung Hauptfruchtformen zu bilden. Kernpilze sind grundsätzlich an Trockenheit angepasst und mögen daher keine allzu nasse Witterung. Stattdessen produzieren sie Nebenfruchtformen, die in der Lage sind, bei genau dieser nassen Witterung Konidiensporen, also "Ersatz-Sporen", zu bilden. Damit ist die Verbreitung selbst dann garantiert, wenn die Witterung über längere Zeit unpassend ist.
lg björn