Hallo Peter,
genau um diesen Pilz geht es. Dieser ist nach Lage der Dinge eben ein Ackerling und kein Träuschling, obwohl dies hier zunächst fälschlicherweise behauptet oder wie du sagst "bestätigt" wurde.
Für mich bildet diese Fehlbestätigung exakt das Problem ab, weshalb das mit dem Schlüsseln nicht so klappt wie erhofft, und was mit dem sehr treffenden
Bonmot "Schlüssel werden von Leuten, die ihn nicht brauchen, erstellt für Leute, die ihn nicht verstehen" ausgedrückt werden soll:
Das Schlüsseln ist ein Arbeitsschritt im höchst komplexen und schwierigen Pilzbestimmungsprozess. Er folgt auf die knochenharte Arbeit der möglichst vollständigen Erhebung der relevanten Bestimmungsmerkmale. Wer meint, sich diesen vorausgehenden Arbeitsschritt sparen zu können, wird mit seiner Schlüsselarbeit Schiffbruch erleiden. Innerlich habe ich aufgelacht, als ich hier las: "so, jetzt zeige ich euch mal ein Foto eines Pilzes, und den könnt ihr dann mal probehalber schlüsseln". Warum habe ich aufgelacht? Weil genau das nicht funktionieren kann. Es mangelt an dem vorauszugehenden Arbeitsschritt: der hinreichenden Merkmalserhebung (beispielsweise dem Sporenabwurf, der Untersuchung der Huthaut...).
Jetzt kommt noch die allergrößte Gemeinheit hinzu: bei der Merkmalserhebungsarbeit muss man schon im Voraus wissen, was nachher im Schlüssel gefragt wird. Dazu muss ich schon eine Ahnung davon haben, in welche Gattung der Bestimmling einzusortieren ist, da die relevanten Schlüsselmerkmale bei den Gattungen unterschiedlich sind und ich mich sonst vielleicht auf irrelevante Merkmale konzentriere. Mal ist es die Sporenpulverfarbe und der Geschmack, mal der Geruch, mal die Stielknollenform, mal die Anzahl der Lamellenenden auf 1 cm Hutrand und mal die Farbänderung des Fleisches am Folgetag beim Antrocknen. Mal ganz abgesehen von Habitat und Baumpartner. Wie oft muss man hier bei Anfragen erleben, dass auf Nachfragen bezüglich relevanter Merkmale gesagt wird: tut mir leid, das habe ich nicht ermittelt, mir war nicht klar dass man das ermitteln muss. Da hilft dann freilich auch kein Schlüssel.
Edit: In Gattungen hineinzuschlüsseln, finde ich extrem schwierig. Die hierfür formulierten Schlüsselverzweigungen sind ewig lang, hochkomplex und mit in sich verschachtelten logischen "Und", "Oder" oder "Entweder-Oder"-Verknüpfungen schwer zu durchschauen (die hier vorgestellte 8/8*-Verzweigung illustriert dies bestens!). Deswegen sage ich meinen Leuten immer "LERNT GATTUNGEN, LERNT GATTUNGEN!". Gattungen kann man für sich lernen, und welche Gattung einen nicht interessiert, die lernt man halt nicht. Man muss halt so viel lernen, dass man bei einem Bestimmling sagen kann, ob der zu einer mir bekannten Gattung gehört oder nicht, z. B. ob das ein Milchling ist oder ein Wulstling oder ein Schmierröhrling. Das für sich ist ja schon ein Erfolg. Ist man mal in der Gattung drin, ist das Schlüsseln dagegen meiner Erfahrung nach gar nicht mehr so schwer.
FG
Oehrling