Beiträge von Oehrling

    Hallo,


    welches Buch könnt ihr zur Pilzbestimmung empfehlen? Welches ist gut und umfangreich? Es muss also nicht der Standard-Führer im Taschenformat sein?

    Hallo Toni,

    du musst erstmal sagen, wofür genau du das Pilzbuch brauchst und welche Vorkenntnisse du hast, damit man dir einen gescheiten Rat geben kann. Es ist ungefähr so, wie wenn du fragst: welches Kochbuch könnt ihr mir empfehlen (oder welchen Krimi oder...). Dann kriegst ein Bratenkochbuch empfohlen, obwohl du Veganerin bist. Von den Büchern, die in dem von Wutzi verlinken Thread angesprochen werden, ist z. B. so gut wie keines ein empfehlenswertes Einsteigerbuch, da das keine Einsteiger sind, die dort diskutieren.

    Vielleicht bist du ja aber gar kein Einsteiger, sondern erfahrener Hobbypilzkundler oder mikroskopierst gar? So was müsste man halt wissen.

    FG

    Oehrling

    Hallo Beli,

    ja, die Pilze in deinem Beitrag Nr. 7 gehören in der Tat in das T.-sejunctum-Aggregat, diese Varietät mit den leuchtend gelben Farben im Kontrast zur dunkelolivgrünen Hutmitte nennt man T. sejunctum var. viridilutescens. Sehr interessant finde ich die rötliche Stielbasis, die kenne ich von meinen viridilutescens-Funden nicht. Also sind deine Pilze vielleicht nochmal was anderes als var. viridilutescens.


    Hallo Pablo,

    T. sulfureum ist mMn aussehensmäßig sehr vielgestaltig, das Gelb vorgefundener Exemplare ist auch nicht immer im gleichen Farbton. Wie auch immer: hätte man den Pilz vor sich, würde man an ihm riechen, und der Fall wäre innerhalb von zwei Sekunden klar. Über Internet kann man halt viel transportieren, aber keine Gerüche.

    T. aestuans, den ich in der Nürnberger Gegend schon einmal zu Gesicht bekam, entspricht mit seinem Hutbuckel im Habitus in etwa T. sciodes, ist aber farblich gesehen einem leicht ausgeblassten Grünling sehr ähnlich. Die Farbe des gezeigten Fotopilzes kommt somit durchaus hin. T. aestuans ist habitatsmäßig ein Pilz des sandigen, entbasten Flechtenkiefernwaldes. Das auf dem Foto gezeigte Habitat sieht dagegen eher nach Kalklaubwald aus, passt also nicht wirklich.

    Wie auch immer: hätte man den Pilz vor sich, würde man ein paar Sekunden auf dem Fleisch herumkauen, und wenn sich dann die Schärfe im Mund langsam ausbreitet und immer schlimmer wird, wäre der Fall nach einer Minute klar.


    FG

    Oehrling

    Hallo Wimmi,


    nachdem meine ernst gemeinte Frage an dich trotz einiger Nebengeräusche gut geklärt werden konnte, kann ich dir empfehlen, dir ein Pilzbuch eines in der Pilzkunde bekannten Autors (z. B. Gminder, Flück, Gerhardt, Griesbacher...) anzuschaffen, das etwa 300 Arten enthält. Das Buch sollte treffende, möglichst lange Beschreibungen und im Idealfall mehrere Fotos pro Art enthalten. Sehr gut ist auch, wenn über die Gattungen und deren Zusammenhang etwas ausgesagt wird. Natürlich sollten die gängigsten Speise- und Giftpilze enthalten sein, und der Speisewert der Pilze sollte genauer als nur mit Messer und Gabel bzw. Totenkopf angegeben sein, z. B. ob "essbare" Pilze auch wirklich lecker schmecken oder nicht.

    Für deine Zwecke noch ungeeeignet, da zu umfangreich, sind die hier vieldiskutierten Werke "Der große BLV-Pilzführer für unterwegs", "1200 Pilze", "1-2-3-Pilze" oder "Fungi of temperate Europe" (dies zudem noch auf Englisch). Das sehr beliebte "Pareys Buch der Pilze" ist vergriffen und derzeit übertrieben teuer bezahlt.


    Allerdings möchte ich dich auf ein generelles Problem hinweisen. Buchautoren nehmen Pilzarten in ihr Buch nicht nach Auftretenshäufigkeit auf, etwa in dem Sinne, dass in ihren Büchern die in der Natur am häufigsten vorkommenden Pilzarten gelistet werden. Stattdessen enthält ein Pilzbuch geringeren Umfangs besonders markante und auffällige Pilze, z. B. besonders große, besonders leicht bestimmbare, besonders giftige, auffallend gefärbte und schön aussehende. Dies hat zur Folge, dass man ganz, ganz oft die in der Natur herumstehenden Pilze durch schnelles Herumblättern nicht in seinem Pilzbuch wiederfindet. Vor Ort in Wald und Feld kommt man daher meistens nicht zu einem befriedigenden Bestimmungsergebnis. Wenn einen die Pilze bestimmungstechnisch wirklich interessieren, sollte man sie mit nach Hause nehmen (anfangs maximal drei pro Erkundungstour) und sie anschließend mithilfe des Buches in Ruhe bestimmen. Es kommt vor, dass man in der Beschreibung nach dem Geruch des Pilzes oder sogar nach dem Verfärbungsverhalten des Fleisches am nächsten Tag gefragt wird, und wenn man dann den Pilz nicht vor sich hat, steht man auf dem Schlauch.


    Daher empfehle ich, sich gezielt auf die Suche nach den in seinem Pilzbuch gelisteten Arten zu machen, bei denen man auch eine realistische Chance auf Bestimmung mithilfe des Buches hat, also sich z. B. vornimmt, gezielt nach Röhrlingen oder Wulstlingen oder Riesenschirmpilzen zu suchen, also nach Gattungen, bei denen das Buch gut aufgestellt ist. Anschließend erfolgt das Bestimmen mithilfe der Aussagen im Beschreibungsteil. Keinesfalls sollte man sich dagegen auf Ähnlichkeitsvergleiche in der Art einer Verbrecherfotofahndung einlassen (welcher im Buch abgebildete Fotopilz sieht meinem gefundenen Exemplar am ähnlichsten?), das geht meistens schief und könnte im Fall zu verzehrender Pilze fatale Folgen haben.


    FG

    Oehrling

    Hallo Beli,

    vielen Dank für den schönen Bericht aus Kroatien. Zur Nr. 30 möchte ich anmerken, dass Tricholoma sejunctum weißlamellig und weißstielig ist, hier also nicht in Frage kommt. Vom Aussehen her müsste das der Schwefelritterling sein, der auch perfekt in das auf dem Foto sichtbare Habitat passen würde.

    FG

    Oehrling

    Hallo Claudia,

    dürre Informationen zeitigen nur dürre Ergebnisse. Du solltest mMn bei den Ritterlingsartigen suchen, und da vielleicht bei den Raslingen oder Weichritterlingen. Kennen tue ich deinen Pilz leider nicht, für mich wäre das nur ein "little grey mushroom".

    FG

    Oehrling

    Hallo Claus,

    in deiner Doku habe ich nichts gefunden, was Russula rubra ausschließen würde. Im Gegenteil, Russula rubra erinnert von der Hutfarbe sehr an die von dir zuerst vermutete R. lepida. In der Huthaut der ersteren befinden sich vorschriftsmäßig inkrustierte Dermatozystiden (keine Primordialhyphen, so dass die Regel "kein scharfer Täubling mit Primordialhyphen" nicht angekratzt wird). Dass Restunsicherheit bleibt, weißt du selber, da es keinen Sporenabwurf und offensichtlich auch keine Sporenmikrobilder gibt. Die Sporen von R. rubra wären feinwarzig, die Warzen fast isoliert mit nur ganz wenigen Verbindungen. R. rubra hätte ein 3er-Sporenpulver, R. rutila dagegen ein 4er und zudem ein recht grobwarziges Sporenornament..

    FG

    Oehrling

    Wenn eine Art bestimmt wird, freut es mich ein kleines bisschen mehr als wenn nur die Gattung bestimmt wird.

    Hallo PDPAP,

    es gibt für dich als "Wald- und Wiesen-Bestimmer", als den du dich anscheinend selber siehst, nicht nur ein Entweder/Oder, sondern auch noch etwas zwischendrin. Du kannst es z. B als momentanen Bestimmungserfolg ansehen, wenn du herausfindest, dass es eine der Arten Hydnum rufescens oder Hydnum ellipsosporum sein muss. Welche von den beiden Arten es letztlich ist, ist vielleicht gar nicht so wichtig.

    Wer weiß, vielleicht gerätst du in den kommenden 10 Jahren, wo auch immer, vor ein Mikroskop, und hast einen entsprechenden Semmelstoppelpilz neben dir liegen. Dann treibt es dich vielleicht an, die Sporen zu kontrollieren, um herauszufinden, welche der beiden Arten vor dir liegt. Darauf kann man freilich nur kommen, wenn man das mit den zwei Arten überhaupt weiß.

    FG

    Oehrling

    Grundsätzlich Funga Nordica, für die Ritterlinge, Saftlinge und Milchlinge Fungi of Northern Europe (da sind z. B. europäische Verbreitungskarten drin), für die Täublinge den Sarnari (der viel mit skandinavischen Autoren, v. a. Vuure oder Ruotsalainen, zusammengearbeitet hat), für die Stachelinge den Hrouda, der für alle dort beschriebenen Arten die Verbreitung in Europa angibt.

    FG

    Oehrling

    Hallo Stropharia,

    ich kann jetzt nur über die Pilzgattungen reden, zu denen mir entsprechende Spezialliteratur vorliegt. Danach gibt es in folgenden Gattungen typisch skandinavische Vertreter:

    Leccinum

    Tricholoma

    Hygrocybe

    Sarcodon/Phellodon/Hydnellum

    Russula

    Lactarius

    Bei den beiden letztgenannten Gattungen ist es sogar so, dass es da einige Arten als "Doppelgänger" unserer mitteleuropäischen Arten gibt, so dass man beim Bestimmen höllisch aufpassen muss, um auf diese "Doppelgänger" nicht hereinzufallen.

    FG

    Oehrling

    Aber genau da frage ich mich: wenn einer schon ein solch großes Interesse an solchen in Kroatien auftretenden Pilzen hat (grundsätzlich lobenswert!), warum schnappt er sich dann nicht Röhrlingsliteratur und versucht aus solchen alten Schlappen noch etwas Bestimmungsfähiges herauszulesen und mal selber zu einer Bestimmung zu kommen? Wer im Forum könnte denn bessere Bestimmungsarbeit leisten als derjenige, der die Pilze live vor sich hat? Ich glaube, da werden die Möglichkeiten des Forums leicht überschätzt.

    FG

    Oehrling

    aber aus mykologischer Neugier einem ungewöhnlichen Pilz doch noch einen Namen geben zu wollen, das kann ich schon verstehen. Ob man sich damit einen Gefallen tut, ist eine andere Frage.

    Hallo Ahemi,

    er selber will es doch gar nicht, sondern er will, dass ein Anderer diesen Pilzen einen Namen gibt. Und da erschließt sich mir der Sinn wirklich nicht, zumal bei Pilzen, die vergammelt sind und überhaupt nicht typisch aussehen, so dass via Internet nur herumgeraten werden kann. Die Bestimmungsarbeit wird sozusagen ersetzt durch Herumratenlassen. Beim nächsten vergammelten Pilz soll dann wieder herumgeraten werden.

    Gibt es denn in dieser Gegend keine frischen Pilze, frage ich mich machmal.

    FG

    Oehrling

    Horror, naja...

    Wenn mich die Gattung Suillus so interessieren würde wie dich, würde ich so vorgehen, dass ich mir zunächst mal in einem guten, einigermaßen aktuellen Buch über Röhrlinge (Funga Nordica? Fungi Europaei? Fungi of Temperate Europe? Kibby?) einen Gesamtüberblick über Suillus verschaffen würde: welche Arten gibt es überhaupt in der Gattung, wo kommen die jeweils vor (Mitteleuropa oder Mittelmeerraum), welche Bodenansprüche haben sie, wo genau muss man bei einem Suillus-Fruchtkörper überhaupt hingucken, wenn man sich an die Bestimmung machen will?

    Vor ein paar Jahren war ich auf einem Kroatien-Pilzseminar. Wir fanden und bestimmten viele Suillus. Wenn ich mich recht erinnere, spielten folgende Merkmale eine Rolle: Struktur der Huthaut, Farbe des Basismyzels, Farbe der Drüsenpunkte am Stiel, Farbe der Poren junger Exemplare, Guttationstropfen.

    Ohne diesen Gesamtüberblick bzw. einen Plan, wie man beim Bestimmen in der Gattung Suillus vorgeht, wird es wohl der Horror bleiben.

    FG

    Oehrling

    Hallo Holzkeule,

    normalerweise sind braune Flecken auf den Lamellen Anzeichen beginnenden Vergehens. Etliche Lamellenpilze haben dies, z. B. ältere weißbraune Ritterlinge oder Hallimasch. Das mit dem verschieden schnellen Ausreifen der Sporen trifft, so sagt man, auf Düngerlinge (Gattung Panaeolus) zu, die grau-schwarz-gescheckte Lamellen haben.

    FG

    Oehrling