Beiträge von Oehrling

    Lohnt sich das Suchen nach den Pünktchen bei allen Filzröhrlingen oder wann hat man einen "begründeten Verdacht"?



    Hallo Carolin (Caroline?),


    das Längs-Durchschneiden des Pilzes gehört bei Filzröhrlingen zum Standard-Bestimmungsprogramm und sollte stets gemacht werden, nicht nur wegen der Suche nach karottenroten Pünktchen. Manche Filzröhrlinge haben einen charakteristischen Farbverlauf im Fleisch von oben nach unten, andere haben ein sehr charakteristisches Blauverhalten.


    FG

    Oehrling

    Hallo Luca,

    leider darfst du bei der Bestimmung von Täublingen auf die Hutfarbe nicht viel geben. Es ist gut, dass du den Geschmack und die Sporenpulverfarbe erhoben hast. Danach lässt sich weder R. vesca noch R. velutipes ausschließen. Nun käme der Chemietest:

    Eisensulfat auf der Stielrinde lachsorange --> R. vesca

    Sulfovanillin auf der Stielrinde magentarot/pink ---> R. velutipes

    Ich persönlich halte rein dem Aussehen nach R. velutipes für wahrscheinlicher als R. vesca. Das auf dem Foto zu sehende Habitat sieht mir auch sehr nach R. velutipes aus.

    Es kommen allerdings noch ein paar andere Rothüter mit blassem Sporenstaub in Frage, die haben andere Chemo-Reaktionen. Fazit: nur per Foto leider nicht lösbar.

    FG

    Oehrling

    Hallo zusammen,


    eigentlich wäre hier die Bestimmung ganz einfach, wenn man wüsste, was ein cristatoider Geruch ist. Kartoffelbovisten riechen nämlich schon deutlich anders als Schleimtrüffeln, eben cristatoid (wird oft mit chmeisch-metallisch-gummiartig umschrieben). Im Querschnitt zeigen Kartoffelbovisten auch keine glänzend feuchten Kammern, das machen nur Schleimtrüffeln. Leider sind die Fotos, auch das nachgeschobene, so *ähem*, dass man das nicht beurteilen kann.


    Wenn die Knubbeln tatsächlich nur fingernagelgroß sind (ist diese Angabe verlässlich? man könnte das ja auch mal in cm ausdrücken) und Kartoffelbovisten sein sollen, wären sie, da unreif und juvenil, in der Mitte noch lange nicht schwarz, allenfalls ein bisschen violettgrau.


    FG

    Oehrling

    Hallo Schrumz,


    B. regius kommt auf unserem bekannten Friedhof vor, von dem wir es schon öfters hatten. Die Fundstelle ist vom Haupteingang aus gesehen links nach etwa 500 m. Dreimal habe ich ihn bisher dort schon stehen sehen, dieses Jahr noch nicht. Dort stehen übrigens auch manchmal B. appendiculatus und B. fechtneri. Gestern war ich dort, es kommen gerade kleine, junge Röhrlinge heraus, aber die schlimme Sommerhitze wird schon bald alles zunichte machen.


    FG

    Oehrling

    Das muss dir der Butyroboletus-Experte sagen. Ich selber kenne aus eigener Anschauung regius, fuscoroseus (=pseudoregius), appendiculatus, subappendiculatus und fechtneri.

    Edit: bis auf regius alle in Kärnten schon gesehen. B. regius kommt anscheinend im Wienerwald vor.


    FG

    Oehrling

    Hallo zusammen,


    stark durchnässte bzw. tropfnasse Exemplare sollte man selbstverständlich erst mal abtrocknen lassen, bevor man sie dem Sporenabwurf zuführt. Dieser funktioniert nur mit äußerlich trockenen (nicht gemeint: an- oder ausgetrockneten) Pilzen. Zur Vermeidung von Schwitzwasserbildung muss man bei der Abdeckung einen Spalt offen lassen. Am besten gelingen Sporenabwürfe bei fehlendem Luftzug und etwa 18 bis 20 Grad. Wieviel Stunden das nun genau dauert, müssen wir nicht diskutieren, das mit den 5 Stunden ist natürlich nur eine Hausnummer. Jeder macht da seine Erfahrungen. Weitere Informationen dazu auf einem kostenpflichtigen Täublingsseminar.


    FG

    Oehrling

    Danke für die Korrektur. Man weiß außerdem nicht so genau, ob im steirischen Unterland nicht vielleicht noch eine siebte Art vorkommt, da gibts noch unerforschte Ecken.

    Viele Grüße zurück

    Oehrling

    Ganz viele Fragen auf einmal. An eine Romagnesi-Farbtafel kommt man am besten bei einem Täublingsseminar ran - mehr sage ich jetzt dazu bewusst nicht... Wenn du Dermatocystiden sehen willst, schau dir am besten eine Griseinae an, z. B. parazurea, grisea oder ionochlora findet man ja sehr häufig und erkennt sie schnell an der zwischen blau, grün, grau, lila und fleischfarben changierenden Hutfarbe (dein Fundexemplar kann z. B. sehr gut eine Griseinae sein; vielleicht fährst du noch mal da hin und holst noch ein Exemplar?). Da sieht man die sehr auffälligen DCY schon in Kongorot und braucht kein SV anzurühren. Die von Frauen- oder Speisetäublingen sind nicht ganz so auffällig und eher schwer zu sehen. Und zur dritten Frage: nein, zumindest ich weiß das nicht.

    FG

    Oehrling

    Hallo CM,


    für die vier oder fünf Butyriboletus, die es in Mitteleuropa gibt, brauchst du keinen Bestimmungsschlüssel, aber dafür gute Beschreibungen mit Sporenformen, die du dann nacheinander mit deinem Fund abgleichst. Solche findest du z. B. in Kibby, Mushrooms and Toadstools of Britain and Europe, Band 1. Nur falls du nicht auf das Miksik-Werk warten willst ;)


    FG

    Oehrling

    Hallo Carolin,


    auch von mir ein herzliches Willkommen in der Täublingsbestimmungshölle. Momentan fehlt dir noch die zielgerichete Vorgehensmethodik - die lässt sich freilich erlernen., z. B. auf einem Täublingsbestimmungseminar, welche von verschiedenen Pilzschulen angeboten wird. Bevor du diese draufhast, bringt es vermutlich mehr, erstmal nur die Makro- und Mikromerkmale sauber zu erheben und diese zusammen mit guten, aussagekräftigen Fotos hier einzustellen. Leuten wie Thiemo, Corinne oder mir wird dann schon was zu deinem Pilz einfallen. Das geht aber nur, wenn die Merkmale sauber erhoben sind und nichts dazugedichtet oder weggelassen wurde. In diesem Fall verwirrt mich persönlich die Fülle deiner Merkmalsangaben mehr als dass sie Licht in die Sache bringt, zumal du auch auf (pardon) veraltete Literatur zurückgreifst. Leider ist gute Täublingsliteratur schwer erhältlich und auch sehr teuer. Am erschwinglichsten dürfte momentan Band 1 der Reihe "Mushrooms and Toadstools of Britain and Europe" von Kibby sein, da sind fast 50 Seiten Russula (gut 100 Täublingsarten) mit bombenguten Abbildungen drin. Mit PdS kannst du mMn Täublinge nicht gut bestimmen, weshalb ich mir dieses Werk auch nie angeschafft habe.


    Das Bestimmungsprogramm für Täublinge lässt sich in etwa so beschreiben:

    1) Am Fundort die herumstehenden Bäume notieren - für die Bestimmung sind Baumpartner extrem wichtig! Täublinge haben oft ihr ganz spezielles Habitat

    2) direkt nach dem Aufnehmen am Pilz riechen - von unten über den Stiel in die Lamellen hinein, da riecht es am stärksten

    3) sofort nach dem Nachhausekommen einen Sporenabwurf nehmen - Hut abbrechen und mit der Lamellenseite auf eine Glasplatte legen (sehr wichtig: das Glas darf nicht gefärbt sein!!), das ganze mit einer Haube abdecken, z. B. einen Quark- oder Joghurtbecher, dann ca. 5 Stunden warten

    4) in der Zwischenzeit an einem anderen Fundexemplar die Geschmacksprobe nehmen, am besten an einer Lamelle, die schmeckt am stärksten

    5) am abgebrochenen Stiel die Chemietests vornehmen: die wichtigste Chemikalie ist Eisensulfat, da dich diese Probe in bestimmte Sektionen leiten kann; weniger wichtig, da man das erst anwendet, wenn man bereits in der richtigen Sektion ist, sind Ammoniak, KOH und Phenol; sehr überschätzt ist Guajak, das nimmt man nur, wenn man schon dahin gekommen ist, sich zwischen zwei Arten entscheiden zu müssen, außerdem stinkt Guajak ziemlich stark und ruiniert jede weitere Geruchserhebung; von solchen Sachen wie Anilin lässt der Anfänger besser die Finger, dessen Giftigkeit verbietet eine Anwendung "auf Verdacht"

    6) da du ein Mikroskop hast, kommt jetzt die mikroskopische Untersuchung der Huthaut - wie das geht, wird dir auf dem Bestimmungsseminar beigebracht, über das Forum geht das nicht gut, das sprengt jeden Raum - grob gesprochen musst du herausfinden, aus welchen Elementen die Huthaut besteht; diese Elemente zu erkennen und zu interpretieren ist das Schwierigste an der Täublingsbestimmung

    7) nun ist es an der Zeit, das ausgefallene Sporenpulver zu einem Häufchen zusammenzukratzen (Rasierklinge!) und die Farbe zu interpretieren, dazu braucht man eine gängige, allgemein bekannte Farbtafel, wie z. B. den ROMAGNESI-Code; Die Verwendung einer anderen Farbtafel erschwert die Kommunikation erheblich, da angegebene Codekennzahlen von anderen Bestimmern oft nicht interpretiert werden können; dagegen kennt jeder Russologe den ROMAGNESI-Code

    8) vom daliegenden Sporenpulver etwas wegnehmen und mit Melzers Reagenz mikroskopieren; wichtig sind Sporengröße und Art des Ornaments

    9) den Täubling über Nacht liegenlassen und am nächsten Morgen anschauen und dran riechen; manche Gerüche entwickeln sich erst über Nacht, ebenso Verfärbungen des Fleisches; in seltenen Fällen bekommt sogar der Hut eine andere Farbe; so manches am Fundtag ungelöste Rätsel konnte am Folgetag mit den neuen Informationen quasi von selbst gelöst werden.


    ...wie gesagt Bestimmungshölle und nichts für mal eben so.


    FG

    Oehrling

    Hallo Andreas,

    Helvella costifera heißt auf Deutsch glaube ich Ausgebreitete Lorchel.

    ich kenne sie unter den Namen Grauweiße Becherlorchel.


    VG Jörg

    Na siehste, da haben wir schon das Hauptproblem deutscher Pilznamen. Es gibt auch viele Pilze, die haben überhaupt keine deutschen Namen. Also ist das Anliegen mit den deutschen Pilznamen nicht immer prompt zu lösen.

    FG

    Oehrling

    Hallo JoBi,


    ich wusste gar nicht, dass der Aufbau der Lamellentrama bei der Bestimmung von Agrocybe eine Rolle spielt. Normalerweise zieht man die Cheilo- und mehr noch die Pleurozystiden sowie die Sporengröße heran. Die Pleurozystiden deines Pilzes (ja, nach denen muss man erst mal suchen!) müssten lageniform mit verlängertem Hals sein (also nicht der Babynuckel wie bei A. praecox, sondern mehr so der Typ Weinflaschenhals). Dann kannst du noch den Geruch erheben, der wäre eher neutral-pilzig statt kakaoartig-mehlig wie bei A. praecox. Die vorschriftsmäßige Sporengröße lässt sich aus der Literatur ziehen.


    Den Makrobildern nach habe ich keine Zweifel an A. dura, einem in dieser Jahreszeit auf mäßig gepflegten Rasen allgegenwärtigen, häufigen Pilz.


    FG

    Oehrling

    Hallo Andreas,

    Helvella costifera heißt auf Deutsch glaube ich Ausgebreitete Lorchel. Der Pilz bist z. B. bei E. Gerhardt (BLV-Pilzuführer) beschrieben. Er scheint recht selten zu sein, ich kenne ihn von nur einer einzigen Fundstelle auf dem Heilbronner Hauptfriedhof.

    FG

    Oehrling

    Hallo Ben,

    nach all dem Input für dich hätte ich noch zu ergänzen, dass der deutsche Name für Inocybe erubescens Ziegelroter Risspilz ist. Den Rötenden Risspilz gibt es auch, er heißt Inocybe godeyi und wird dir im Sommer sicher noch über den Weg laufen, solltest du jetzt nicht abgeschreckt sein und weiterhin Risspilze anschauen. Und ja, Zystiden erkennst du daran, dass sie keinen lichtbrechenden Inhalt haben. Und Sterigmen (sehen aus wie Teufelshörnchen) haben sie selbstverständlich auch nicht. Meistens sind sie größer als Basidiolen und ragen aus dem "Basidiolen-Meer" auffallend hervor.

    FG

    Oehrling

    Besonders "intelligent" finde ich den Satz "...sollte nur von erfahrenen Pilzsammelern verzehrt werden, da er eine gewisse Giftigkeit aufweisen kann."

    Wüsste gern, ob die KI-Resultate zu anderen kritischen und gefährlichen Sachthemen, z. B. medizinischen Themen, genauso sind.

    FG

    Oehrling

    Hallo zusammen,

    meiner Meinung nach ist die abgebildete Farbe des Sporenpulvers grob verfälscht, da das Bild wohl bei Kunstlicht aufgenommen wurde (Schlagschatten unter dem Hut!). Dagegen wirken die wesentlich blasseren Farben auf Foto 3 sehr realistisch.

    Mal wieder ein Beispiel dafür, dass bei Kunstlicht aufgenommene Fotos kaum für eine Bestimmung taugen. Der Habitus spricht schon sehr für den Gold-Mistpilz, da bin ich ganz bei Norbert.

    FG

    Oehrling

    Hallo zusammen,

    bei Gattungsbezeichnungen, z. B. Weichritterling, Samtschneckling, Mehlschirmling verwendet man keinen Bindestrich. Anders, wenn es darum geht, innerhalb einer Gattung eine bestimmte Art zu benennen, z. B. Halsband-Ritterling, Frost-Schneckling oder Wollstiel-Schirmling. Letzteres machen aber wohl die Wenigsten, auch ich nicht. Ich schreibe ganz frech Halsbandritterling oder Frostschneckling. Die Hauptsache ist, man wird verstanden und alle wissen, welcher Pilz gemeint ist.

    FG

    Oehrling

    Hallo Daniel,

    dann gehe mit der Kamera bitte auch so nahe ran, dass man erkennt, ob die Oberfläche des Pilzes glatt oder höckerig ist oder gar aus Stoppeln besteht. Eine Idee hätte ich, aber bevor ich diese äußere, möchte ich gern die Oberflächenstruktur sehen.

    FG

    Oehrling