Beiträge von Oehrling

    Ich hab den gerade mal bei 123pilze aufgerufen, der hats ja wirklich in sich, wenn das tatsächlich der fleischbraune Schirmling ist. Es ist nur dieser eine zu sehen, ich hab gelesen, dass die sehr selten sind. Ist es jetzt sinnvoller den rauszunehmen um ihn näher bestimmen zu können, oder besser einfach am Leben zu lassen?

    Hallo Kabelwoman,


    der Pilzfruchtkörper, den du auf dem Waldboden stehen siehst, ist ohnehin dem Tod geweiht - z. B. wenn ein hungriges Tier vorbeikommt, oder spätestens wenn die Vergammelkeule zuschlägt. Das ist auch o. K. so, denn der Pilzfruchtkörper ist nur ein Verbreitungsorgan, das seinen natürlichen Zweck nach dem Absporen erfüllt hat. Es stirbt auch kein Apfelbaum, wenn man einen Apfel abpflückt.


    Letztlich ist es eine Frage deines Wissens- und Erkenntnisdurstes, ob du einen Pilz abpflückst. Das Wort "begreifen" kommt schließlich von "angreifen, anlangen, anfassen".


    Im übrigen ist der Fleischbraune Schirmling in dem zu ihm passenden Habitat nicht selten. Er wird halt nur selten überhaupt beachtet, aufgenommen und korrekt bestimmt, so dass der falsche Eindruck entsteht, das sei ein selten vorkommender Pilz. In unserer Stadt gibt es z. B. einen Fundort an einem Straßenrandstreifen unter Robinie, zwischen Autoabgasen und Hundedreck.


    FG

    Oehrling

    Hallo Moosfreundin,


    für nahezu jede Gattung gibt es ein gattungsspezifisches Bestimmungsprogramm. Bei Amaniten gehört das Traktieren mit Chemikalien meines Wissens nicht dazu (wie auch Erhebung des Geschmacks oder der Sporenpulverfarbe), sondern da kommt es vor allem auf die optischen Merkmale Basisknollenform, Manschettenbeschaffenheit und Brüchigkeit des Velum universale (z. B. Beschaffenheit der Hut- und Stielflocken) sowie auf den Geruch an.


    Wenn schon Chemikalieneinsatz bei Amanita, dann Melzers Reagenz auf dem ausgefallenen Sporenpulver (amyloid oder nicht?). Genauso wirksam bei der Bestimmung ist freilich ein Blick auf den Hutrand, ob dieser gerieft ist oder nicht. Dabei gilt immer das Umgekehrte, also: Hutrand gerieft, Sporenpulver inamyloid; Hutrand ungerieft, Sporenpulver amyloid.

    Trotzdem habe ich einmal, als mir langweilig war, Eisensulfat auf Amanitafleisch getestet. Bei den meisten, aber nicht bei allen Arten ergab sich eine graugrüne Verfärbung mit gelblichem Rand. Ob man das für die Bestimmungsarbeit nutzen kann, weiß ich nicht. Wie schon oben erwähnt, läuft Amanitabestimmung über makroskopische, zumeist rein optische Merkmale.


    FG

    Oehrling

    Hallo waso,

    ein ästhetisch ansprechendes Foto, das aber zur Benennung des Pilzes eher ungeeignet ist, da es ziemlich magentastichig ist und die realen Farben nicht verlässlich zeigt. Z. B. erscheint auch der mutmaßlich weiße Myzelfilz rosa.

    Um Mycena rosea könnte es sich selbstverständlich handeln, aber sein könnte relativ viel. Eigentlich wolltest du ja auch wissen, ob er es ist, nicht ob er es sein könnte.

    FG

    Oehrling

    Hallo Frank,

    also den hätte ich jetzt glatt als T. joachimii angesehen. Es ist halt ein ziemlich ramponiertes Einzelexemplar. Am besten ist natürlich bei Tricholoma, wenn man Kollektionen mit Einzelexemplaren in verschiedenen Altersstadien hätte, aber manchmal muss man sich über jeden Einzelfruchtkörper freuen.

    Auf den T. roseoacerbum vom Freitag schmiere ich jedenfalls noch Guajak. Ritterlinge haben ähnlich wie Täublinge unterschiedliche Farbumschlagszeiten mit Guajak, testen sollte man das an der Stielspitze.

    FG

    Oehrling

    Hallo Frank,


    meiner Meinung nach ist das was stark Ausgeblasstes (nach mindestens einer sehr kalten Nacht), das keine typische Farbe hat. Es ist, falls Dermatozystiden vorhanden sind, eine Tenellae, z. B. die schon erwähnte R. cessans wäre möglich. Falls aber inkrustierte Primordialhyphen vorhanden sind, eine Incrustatulae, z. B. R. turci könnte ich mir vorstellen. In diesem Fall ist eine Benennung ohne mikroskopische Untersuchung nicht möglich.


    R. galohroa ist dagegen abwegig, nicht nur wegen des extrem stark abweichenden Habitats, sondern auch wegen der Lamellenfarbe und der großen Zerbrechlichkeit, die hier tatsächlich bestimmungsrelevant ist.


    FG

    Oehrling

    Hallo zusammen!


    ... in Form von Tricholoma colossus habe ich heute im Altdorfer Riesensandkasten leider nicht gefunden, auch ließ sich kein Tricholoma joachimii oder Tricholoma sudum blicken. Allerdings gab es nicht nichts. Doch die Pilze hatten in den letzten Nächten sehr gelitten und sahen dementsprechend zum großen Teil liederlich aus, es muss wohl Frost gegeben haben. Fotos der heute von mir gemachten, einigermaßen fotogenen Funde stelle ich noch im Verlauf des Abends ein.


    Der heute ebenfalls anwesende Forumsuser Frank ließ mir allerdings einen T. roseoacerbum zukommen, indem er mir ihn in einem Tütchen an die Autotür hängte - den allerbesten Dank dafür! Nach meiner ersten Untersuchung hat er trotz Ausgewachsenheit einen eingerollten Hutrand, einen ziemlich reinweißen Stiel und keinen markanten Mehlgeruch, hat also tatsächlich nichts mit den in Altdorf sehr häufigen weiß-braunen Mehlstinkern zu tun.


    FG

    Oehrling

    Ich hoffe meine wilden Theorien habe euch nicht zu sehr geschockt.

    Hallo Rainer,


    schocken tut mich so schnell nichts. Letztlich ist es deine Sache, ob dir solche Theorien und Vorgehensweisen einen Erkenntnisgewinn bescheren. Dennoch halte ich es für wenig zielführend, Pilznamen schon zu vergeben, wenn man doch mit der Bestimmungsarbeit erst ganz am Anfang steht. Z. B. hast du noch nichts über die erhobenen Sporenpulverfarben gesagt. Immerhin scheinen die Sporen von dem blauen Pilz rosa zu sein, was dann in der Tat für einen Rötling sprechen würde.


    Was genau ließ dich eigentlich zu Amanita beckeri leiten?


    FG

    Oehrling

    Hallo Digitalpilz,


    die Crux bei der Umwelt-/Naturschutzschiene ist, dass sich niemand für mykologische Gegebenheiten und Zusammenhänge interessiert. Wärst du in der Energiegewinnung oder im Klimaschutz aktiv, könntest du sicher irgendwo im öffentlichen Dienst als umwelttechnischer Fachberater anheuern. In unserer Stadt gibt es z. B. jemanden, der klimaschutztechnische Gutachten zur Vermeidung des innerstädtischen Autoverkehrs oder zur Aufstellung von Windrädern erstellt (der ist in unserer Stadt bei den Geschäftsleuten "extrem beliebt", wie du dir denken kannst). Aber schon beim Pflanzen- oder Tierartenschutz (Orchideenwiesen, Feuchtbiotope) ist es ganz ganz eng, erst recht mit allem was mit Pilzen zu tun hat. Das wirklich einzige, was ich mir vorstellen kann, dass man Pilzhobby zu Geld macht, ist das regelmäßige Veranstalten von Pilzkursen und -exkursionen, da scheint mir eine ganze Menge Geld auf der Straße zu liegen. Aber sonst...?


    FG

    Oehrling

    Ich schneide die Schwämme meiner Pilzabfälle klein u. trockne diese im Dörrgerät bei ca 50 Grad.

    Hallo Gerhard,


    bei 50 Grad tötest du wohl jegliches pilzliches Leben ab. Nimm lieber 30 Grad.


    Außerdem mal kurz überlegen, bevor man Aufwand investiert: wenn das was du vorhast funktionieren würde, warum hat es bisher noch niemand gemacht und es dabei zum Erfolg gebracht? Genügend schlaue Leute gab es doch vorher schon.

    Vielleicht weil dir im Wald die Schnecken und Maden alles wegfressen würden, bevor du zur Ernte kommst? Oder weil vielleicht alles vorher verschimmelt? Oder vertrocknet, wenn es nicht ausreichend regnet? Oder von "wilden" Pilzsammlern abgesammelt wird? Gießen willst du deine Pilzstellen ja sicherlich nicht, und auch nicht einzäunen und bewachen, oder?


    FG

    Oehrling

    Hallo Jörg,


    es gibt mit Tricholoma pessundatum eine dem (den?) Pappelritterling optisch extrem ähnliche Art, was vor allem dann Probleme macht, wenn am Fundort Kiefern und Pappeln auf entbastem Sandboden durcheinanderwachsen.


    Aber noch die Frage, ob der "Espenritterling" auch einen wissenschaftlichen Namen hat, oder ob der erstmal nur ein "Literaturphantom" ist. Ich jedenfalls habe bis eben nie davon gehört.


    FG

    Oehrling

    Ich habe zwar im Tintling (hier) wiedergefunden, dass der Sommersteinpilz Hämolysine enthalten soll, über den Fichtensteinpilz steht da aber nichts

    Tja, mal ist der Sommersteinpilz der "Bösewicht", mal ist es der Fichtensteinpilz, je nach ziterter Quelle. In dem von Sabine genannten Artikel steht parallel zur (unbelegten) Aussage, dass der Sommersteinpilz Hämolysine enthalten soll, ein paar Zeilen weiter oben auch die Aussage, dass Boletales eine extrem geringe hämolytische Aktivität haben sollen. Da kann man einfach nur noch mit dem Kopf schütteln.

    FG

    Oehrling

    Puh, das ist nur mit einem Einzelfoto eines Einzelexemplares ohne weitere Angaben unmöglich. Hast du wenigstens etwas zu Geruch notiert, ob dieser vielleicht knoblauchartig war? Dann könte man vielleicht den Saitenstieligen Knoblauchschwindling raten. Ansonsten: typischer unbestimmbarer Zackpilz.

    FG

    Oehrling

    Hallo Frank,


    ein Mikroskop nützt dir leider bei solchen Ritterlingen nicht viel, um nicht zu sagen, nichts. Dass du noch Angaben zum Geruch und Geschmack gemacht hast, war dagegen sehr zielführend, dieses sind bei solchen Ritterlingen essentielle Bestimmungsmerkmale. Genauso wichtig ist die Beurteilung der Stieloberfläche. Du musst Stellung dazu nehmen, ob Schuppen, eine Pseudoringzone, ein richtiger, umlaufender Ring oder nichts dergleichen vorhanden ist. Du hast zwar sehr viele Bilder gemacht, aber leider nicht solche, auf denen man das zuverlässig beurteilen kann. Sehr interessieren würde mich auch, wie das Bräunen der verletzten Lamellen zustandekam - sofort, oder nach wieviel Minuten oder Stunden?


    Bitte nutze zum Bestimmen den CHRISTENSEN/HEILMANN-CLAUSEN (= FNE4), die beiden sind die besten Ritterlingsauskenner überhaupt. Vielleicht haben die auch eine Webseite. Die von dir angegebenen herkömmlichen Pilzbücher sind dagegen als Bestimmungsreferenz leider ungeeignet.


    Ich selber war schon etwa 15 mal in diesem Wald, aber so aussehende Pilze habe ich dort noch nie angetroffen. Wenn es morgen nicht regnet, fahre ich unverzüglich dort hin, um mir vor Ort ein Bild zu machen, und natürlich auch um eigene Fotos zu schießen, wenn ich sie finden sollte.


    FG

    Oehrling


    Edit: Cognacmeister du hast die T. roseoacerbum doch bei dir um die Ecke herumstehen und sie schon mehrfach bestimmt. Sind das hier deiner Meinung nach auch T. roseoacerbum?

    Werner Edelmann

    Hallo Werner,

    anscheinend kennst du H. cossus, den weißen Schneckling unter Eiche, aus eigener Anschauung. Weißt denn du, welche KOH-Reaktionen der hat? Ich habe jetzt schon einige Leute danach gefragt, aber bisher hatte niemand die Antwort. Dafür hatte einer die steile These, dass H. eburneus auch unter Eiche vorkommen könne und eigentlich dasselbe wäre wie das, was man so als H. cossus bezeichnet.

    FG

    Oehrling

    Verwirrend wird alles durch die Nachplapperei, ohne die Informationsquellen ausreichend gelesen zu haben. Es kommt bei solchen Forschungen auch manchmal vor, dass "gesicherte Erkenntnisse" sich später nicht bestätigen und zurückgezogen werden müssen. Die Aussagen sind dann als solche aber in der Welt.

    FG

    Oehrling

    Hallo Steffen,


    das Buch von 2013 ist meiner Meinung nach sehr gut. Damit bekommt man mit ganz ganz wenigen Ausnahmen jeden europäischen Ritterling bestimmt. Und für das, was nicht darin gelistet ist, gibt es ja noch den RIVA ;) . Ein neu herauskommendes Buch, zumal vom selben Autor, müsste erstmal besser sein als das bisherige.


    Jouh, Altdorf. Nächste Woche fahre ich auch mal hin, mit Glück springt mich ein Joachim an.


    FG

    Oehrling

    Hallo zusammen,


    ich habe mir gerade den von Matthias verlinkten Artikel durchgelesen. In diesem Artikel wird der Sommersteinpilz mit keiner Silbe erwähnt, es ist lediglich von Boletus edulis (dem "Giftsteinpilz"??) die Rede. Außerdem wurden Steinpilze und Rotkappen zusammen konsumiert, so dass letztlich offen bleibt, durch welche Pilzart nun genau das Syndrom ausgelöst wird (vielleicht durch die Rotkappe? vielleicht durch beide Arten? vielleicht durch die Kombination?). Insgesamt lesen sich die Ausführungen ziemlich spekulativ und wenig überzeugend. Der zitierte Fall einer 57-jährigen Einzelperson ist anekdotisch und taugt keinesfalls als Nachweis für die These, dass Steinpilze und Rotkappen (übrigens laut diesem Artikel auch Pfifferlinge) Rhabdomyolyse auslösen. Auch ist die Rede von absurd hohen Konsummengen, die zu den beschriebenen Symptomen möglicherweise führen können. Die DGfM empfiehlt eine wöchentliche Maximalmenge von 250 Gramm Wildpilzen pro Woche. Übergroße Gier beim Pilzverzehr ist also nicht angebracht. Aber wichtigtuerischer Alarmismus eben auch nicht. Beim Erdritterling musste man ja mittlerweile zurückrudern. Und es wird auch erwähnt, dass Rhabdomyolyse durch eine Vielzahl anderer Standard-Lebensmittel ausgelöst werden kann.

    Fazit: die Lösung könnte darin liegen, dass man allgemein beim Pilzkonsum Maß hält.


    FG

    Oehrling

    Hallo Rainer,

    dein Pilz kann in der Tat die sehr seltene Russula helodes sein. Den Nachweis kannst du aber nur mikroskopisch über die sehr irregulären, fast zackig wirkenden Dermatozystiden führen. Denn auch die eher triviale Russula sanguinaria (Bluttäubling) sieht so aus und hat auch die gleiche Sporenpulverfarbe. Und gilben nach dem Liegenlassen tut diese auch.

    FG

    Oehrling