Beiträge von Oehrling

    Hallo zusammen,


    stark durchnässte bzw. tropfnasse Exemplare sollte man selbstverständlich erst mal abtrocknen lassen, bevor man sie dem Sporenabwurf zuführt. Dieser funktioniert nur mit äußerlich trockenen (nicht gemeint: an- oder ausgetrockneten) Pilzen. Zur Vermeidung von Schwitzwasserbildung muss man bei der Abdeckung einen Spalt offen lassen. Am besten gelingen Sporenabwürfe bei fehlendem Luftzug und etwa 18 bis 20 Grad. Wieviel Stunden das nun genau dauert, müssen wir nicht diskutieren, das mit den 5 Stunden ist natürlich nur eine Hausnummer. Jeder macht da seine Erfahrungen. Weitere Informationen dazu auf einem kostenpflichtigen Täublingsseminar.


    FG

    Oehrling

    Danke für die Korrektur. Man weiß außerdem nicht so genau, ob im steirischen Unterland nicht vielleicht noch eine siebte Art vorkommt, da gibts noch unerforschte Ecken.

    Viele Grüße zurück

    Oehrling

    Ganz viele Fragen auf einmal. An eine Romagnesi-Farbtafel kommt man am besten bei einem Täublingsseminar ran - mehr sage ich jetzt dazu bewusst nicht... Wenn du Dermatocystiden sehen willst, schau dir am besten eine Griseinae an, z. B. parazurea, grisea oder ionochlora findet man ja sehr häufig und erkennt sie schnell an der zwischen blau, grün, grau, lila und fleischfarben changierenden Hutfarbe (dein Fundexemplar kann z. B. sehr gut eine Griseinae sein; vielleicht fährst du noch mal da hin und holst noch ein Exemplar?). Da sieht man die sehr auffälligen DCY schon in Kongorot und braucht kein SV anzurühren. Die von Frauen- oder Speisetäublingen sind nicht ganz so auffällig und eher schwer zu sehen. Und zur dritten Frage: nein, zumindest ich weiß das nicht.

    FG

    Oehrling

    Hallo CM,


    für die vier oder fünf Butyriboletus, die es in Mitteleuropa gibt, brauchst du keinen Bestimmungsschlüssel, aber dafür gute Beschreibungen mit Sporenformen, die du dann nacheinander mit deinem Fund abgleichst. Solche findest du z. B. in Kibby, Mushrooms and Toadstools of Britain and Europe, Band 1. Nur falls du nicht auf das Miksik-Werk warten willst ;)


    FG

    Oehrling

    Hallo Carolin,


    auch von mir ein herzliches Willkommen in der Täublingsbestimmungshölle. Momentan fehlt dir noch die zielgerichete Vorgehensmethodik - die lässt sich freilich erlernen., z. B. auf einem Täublingsbestimmungseminar, welche von verschiedenen Pilzschulen angeboten wird. Bevor du diese draufhast, bringt es vermutlich mehr, erstmal nur die Makro- und Mikromerkmale sauber zu erheben und diese zusammen mit guten, aussagekräftigen Fotos hier einzustellen. Leuten wie Thiemo, Corinne oder mir wird dann schon was zu deinem Pilz einfallen. Das geht aber nur, wenn die Merkmale sauber erhoben sind und nichts dazugedichtet oder weggelassen wurde. In diesem Fall verwirrt mich persönlich die Fülle deiner Merkmalsangaben mehr als dass sie Licht in die Sache bringt, zumal du auch auf (pardon) veraltete Literatur zurückgreifst. Leider ist gute Täublingsliteratur schwer erhältlich und auch sehr teuer. Am erschwinglichsten dürfte momentan Band 1 der Reihe "Mushrooms and Toadstools of Britain and Europe" von Kibby sein, da sind fast 50 Seiten Russula (gut 100 Täublingsarten) mit bombenguten Abbildungen drin. Mit PdS kannst du mMn Täublinge nicht gut bestimmen, weshalb ich mir dieses Werk auch nie angeschafft habe.


    Das Bestimmungsprogramm für Täublinge lässt sich in etwa so beschreiben:

    1) Am Fundort die herumstehenden Bäume notieren - für die Bestimmung sind Baumpartner extrem wichtig! Täublinge haben oft ihr ganz spezielles Habitat

    2) direkt nach dem Aufnehmen am Pilz riechen - von unten über den Stiel in die Lamellen hinein, da riecht es am stärksten

    3) sofort nach dem Nachhausekommen einen Sporenabwurf nehmen - Hut abbrechen und mit der Lamellenseite auf eine Glasplatte legen (sehr wichtig: das Glas darf nicht gefärbt sein!!), das ganze mit einer Haube abdecken, z. B. einen Quark- oder Joghurtbecher, dann ca. 5 Stunden warten

    4) in der Zwischenzeit an einem anderen Fundexemplar die Geschmacksprobe nehmen, am besten an einer Lamelle, die schmeckt am stärksten

    5) am abgebrochenen Stiel die Chemietests vornehmen: die wichtigste Chemikalie ist Eisensulfat, da dich diese Probe in bestimmte Sektionen leiten kann; weniger wichtig, da man das erst anwendet, wenn man bereits in der richtigen Sektion ist, sind Ammoniak, KOH und Phenol; sehr überschätzt ist Guajak, das nimmt man nur, wenn man schon dahin gekommen ist, sich zwischen zwei Arten entscheiden zu müssen, außerdem stinkt Guajak ziemlich stark und ruiniert jede weitere Geruchserhebung; von solchen Sachen wie Anilin lässt der Anfänger besser die Finger, dessen Giftigkeit verbietet eine Anwendung "auf Verdacht"

    6) da du ein Mikroskop hast, kommt jetzt die mikroskopische Untersuchung der Huthaut - wie das geht, wird dir auf dem Bestimmungsseminar beigebracht, über das Forum geht das nicht gut, das sprengt jeden Raum - grob gesprochen musst du herausfinden, aus welchen Elementen die Huthaut besteht; diese Elemente zu erkennen und zu interpretieren ist das Schwierigste an der Täublingsbestimmung

    7) nun ist es an der Zeit, das ausgefallene Sporenpulver zu einem Häufchen zusammenzukratzen (Rasierklinge!) und die Farbe zu interpretieren, dazu braucht man eine gängige, allgemein bekannte Farbtafel, wie z. B. den ROMAGNESI-Code; Die Verwendung einer anderen Farbtafel erschwert die Kommunikation erheblich, da angegebene Codekennzahlen von anderen Bestimmern oft nicht interpretiert werden können; dagegen kennt jeder Russologe den ROMAGNESI-Code

    8) vom daliegenden Sporenpulver etwas wegnehmen und mit Melzers Reagenz mikroskopieren; wichtig sind Sporengröße und Art des Ornaments

    9) den Täubling über Nacht liegenlassen und am nächsten Morgen anschauen und dran riechen; manche Gerüche entwickeln sich erst über Nacht, ebenso Verfärbungen des Fleisches; in seltenen Fällen bekommt sogar der Hut eine andere Farbe; so manches am Fundtag ungelöste Rätsel konnte am Folgetag mit den neuen Informationen quasi von selbst gelöst werden.


    ...wie gesagt Bestimmungshölle und nichts für mal eben so.


    FG

    Oehrling

    Hallo Andreas,

    Helvella costifera heißt auf Deutsch glaube ich Ausgebreitete Lorchel.

    ich kenne sie unter den Namen Grauweiße Becherlorchel.


    VG Jörg

    Na siehste, da haben wir schon das Hauptproblem deutscher Pilznamen. Es gibt auch viele Pilze, die haben überhaupt keine deutschen Namen. Also ist das Anliegen mit den deutschen Pilznamen nicht immer prompt zu lösen.

    FG

    Oehrling

    Hallo JoBi,


    ich wusste gar nicht, dass der Aufbau der Lamellentrama bei der Bestimmung von Agrocybe eine Rolle spielt. Normalerweise zieht man die Cheilo- und mehr noch die Pleurozystiden sowie die Sporengröße heran. Die Pleurozystiden deines Pilzes (ja, nach denen muss man erst mal suchen!) müssten lageniform mit verlängertem Hals sein (also nicht der Babynuckel wie bei A. praecox, sondern mehr so der Typ Weinflaschenhals). Dann kannst du noch den Geruch erheben, der wäre eher neutral-pilzig statt kakaoartig-mehlig wie bei A. praecox. Die vorschriftsmäßige Sporengröße lässt sich aus der Literatur ziehen.


    Den Makrobildern nach habe ich keine Zweifel an A. dura, einem in dieser Jahreszeit auf mäßig gepflegten Rasen allgegenwärtigen, häufigen Pilz.


    FG

    Oehrling

    Hallo Andreas,

    Helvella costifera heißt auf Deutsch glaube ich Ausgebreitete Lorchel. Der Pilz bist z. B. bei E. Gerhardt (BLV-Pilzuführer) beschrieben. Er scheint recht selten zu sein, ich kenne ihn von nur einer einzigen Fundstelle auf dem Heilbronner Hauptfriedhof.

    FG

    Oehrling

    Hallo Ben,

    nach all dem Input für dich hätte ich noch zu ergänzen, dass der deutsche Name für Inocybe erubescens Ziegelroter Risspilz ist. Den Rötenden Risspilz gibt es auch, er heißt Inocybe godeyi und wird dir im Sommer sicher noch über den Weg laufen, solltest du jetzt nicht abgeschreckt sein und weiterhin Risspilze anschauen. Und ja, Zystiden erkennst du daran, dass sie keinen lichtbrechenden Inhalt haben. Und Sterigmen (sehen aus wie Teufelshörnchen) haben sie selbstverständlich auch nicht. Meistens sind sie größer als Basidiolen und ragen aus dem "Basidiolen-Meer" auffallend hervor.

    FG

    Oehrling

    Besonders "intelligent" finde ich den Satz "...sollte nur von erfahrenen Pilzsammelern verzehrt werden, da er eine gewisse Giftigkeit aufweisen kann."

    Wüsste gern, ob die KI-Resultate zu anderen kritischen und gefährlichen Sachthemen, z. B. medizinischen Themen, genauso sind.

    FG

    Oehrling

    Hallo zusammen,

    meiner Meinung nach ist die abgebildete Farbe des Sporenpulvers grob verfälscht, da das Bild wohl bei Kunstlicht aufgenommen wurde (Schlagschatten unter dem Hut!). Dagegen wirken die wesentlich blasseren Farben auf Foto 3 sehr realistisch.

    Mal wieder ein Beispiel dafür, dass bei Kunstlicht aufgenommene Fotos kaum für eine Bestimmung taugen. Der Habitus spricht schon sehr für den Gold-Mistpilz, da bin ich ganz bei Norbert.

    FG

    Oehrling

    Hallo zusammen,

    bei Gattungsbezeichnungen, z. B. Weichritterling, Samtschneckling, Mehlschirmling verwendet man keinen Bindestrich. Anders, wenn es darum geht, innerhalb einer Gattung eine bestimmte Art zu benennen, z. B. Halsband-Ritterling, Frost-Schneckling oder Wollstiel-Schirmling. Letzteres machen aber wohl die Wenigsten, auch ich nicht. Ich schreibe ganz frech Halsbandritterling oder Frostschneckling. Die Hauptsache ist, man wird verstanden und alle wissen, welcher Pilz gemeint ist.

    FG

    Oehrling

    Hallo Daniel,

    dann gehe mit der Kamera bitte auch so nahe ran, dass man erkennt, ob die Oberfläche des Pilzes glatt oder höckerig ist oder gar aus Stoppeln besteht. Eine Idee hätte ich, aber bevor ich diese äußere, möchte ich gern die Oberflächenstruktur sehen.

    FG

    Oehrling

    Hallo Carolin,


    mein erster Tipp ist der Voreilende Ackerling (Agrocybe praecox). Das Habitat für diesen Pilz ist extrem typisch. Der Geruch wird in der Literatur als kakaoartig (Backkakao, nicht Trinkkakao, dieser riecht vorwiegend nach Vanillin!) mit einem Stich mehlig-ranzig beschrieben. Könntest du deinen persönlichen Geruchseindruck damit in Einklang bringen?

    Edit: der Geruchstest reicht erstmal, Geschmackstest (herb-bitterlich!) muss bei einem unbekannten Pilz aus Vorsichtsgründen nicht gleich sein, dieser hier würde wohl auch keine bahnbrechenden Erkenntnisse bringen..


    An den Lamellenseiten würdest du spärlich vorhandene flaschenförmige (sehen aus wie Babynuckelflaschenaufsatz aus Gummi) Pleurozystiden finden. Die muss man manchmal suchen, so spärlich sind sie. Und die Huthaut hat glühbirnenförmige Hyphenenden.


    FG

    Oehrling

    Haha

    Wahrscheinlich gibt es C. o. in Australien nicht.

    Und ob es ein Mord war oder nicht, versucht die Jury zu klären. Die betreffende Dame plädiert jedenfalls auf unschuldig und Unfall, also fahrlässige Tötung.

    Seltsam übrigens, dass hier Klarnamen angegeben werden, obwohl der Prozess noch läuft. Möglicherweise ist an der Sache irgendwas faul.

    FG

    Oehrling

    Hallo Gally,


    du hast ja gar nicht geschrieben, auf welche Pilzarten du aus bist, so dass es schwierig ist, dir einen Rat zu geben. Jeder Wald, ob Schwarz-, Pfälzer- oder ein anderer, hat seine speziellen Pilzarten, die dort ortshäufig sind. Allgemein solltest du bedenken:


    - auch in NRW gibt es tolle Ecken zum Pilzesuchen; besonders gut soll die Nordeifel sein, aber auch dem Weserbergland sagt man einiges nach; wenn es dagegen um die typischen Speisepilze geht, ist sicher das Hochsauerland eine gute Option; meist muss man gar nicht so weit fahren, wie man denkt, um gute Pilzwälder zu erreichen (was genau verstehst du denn unter "besseren" Pilzwäldern?)


    - der Schwarzwald bekommt im Jahresverlauf deutlich mehr Regen ab als der Pfälzerwald, welcher vor allem zu Beginn der Pilzsaison oft regelrecht ausgetrocknet daherkommt; also vor Anfang bis Mitte Oktober ist beim Pfälzerwald das Risiko schon ziemlich hoch, dass du in einer trockenen, staubigen Pilzwüste stehst. Wenn ich selber mal in den Pfälzerwald zum Pilzesuchen fahre, ist das immer erst Mitte Oktober. Dagegen ist der Schwarzwald durch häufige Sommergewitter oft schon ab Mitte/Ende Juli lohnenswert, im August hast du dort zentnerweise Pfifferlinge (solche Mengen darfst du selbstverständlich nicht auf einmal sammeln!)


    - der Schwarzwald hat eine deutlich höhere Biodiversität; im Pfälzerwald dominieren die Kiefernforsten auf saurem Buntsandsteinboden (Kalkboden gibt es da eher nicht), manchmal sind Eichen und vereinzelt Buchen eingestreut; richtig genial kann der Pfälzerwald sein, wenn du speziell nährstofffliehende Pilze unter Kiefer suchst; im Schwarzwald findet sich neben der Kiefer sehr viel Fichte und Weißtanne, vor allem in den westlichen tieferen Lagen kommt auch Buche dazu; mehr Baumarten bedeuten auch mehr Pilzarten


    - und wie schon richtig angemerkt wurde, kann bei feuchtem Wetter jeder Wald "besser" sein, bei trocken-warmem Wetter dagegen öde Pilzwüste.


    Wenn du speziell einen Pilzurlaub planst, mach das von der kurzfristigen Wetterlage abhängig. Die aktuelle Bodenfeuchte lässt sich im Internet recherchieren. Dadurch wird dein Zielort bestimmt. Dann musst du halt innerhalb von ein bis zwei Wochen das Hotel/die Pension reservieren.


    FG

    Oehrling