Hallo Lukas,
als Nicht-Lateinerin und Minder-Sprachbegabte haben mir die deutschen Namen immer völlig ausgereicht. Ich bin immer froh, wenn ich einen neuen Pilz bestimmen kann. Der Name in schlau ist mir dabei völlig wurscht. Mein Ziel war angesichts der unglaublichen Artenvielfalt, erst einmal verstehen zu lernen lernen, in welche Schublade die Pilze jeweils gehören - also die wichtigsten Gattungen zu erlernen. Als Speisepilzsammlerin mit grundsätzlichem Interesse für alle Pilze bin ich dann ein halbes Jahr quasi im Blindfug hier im Forum herumgetappt. Und natürlich hatte ich ab und zu mal einen Zufallstreffer. Aber es war anfangs schon sehr ernüchternd. Das Gute hier: Die Pilzverrückten im Forum hatten unendliche Geduld, mir meine Fragen zu erklären und so blieb auch immer mal was hängen.
Den Durchbruch im Pilzeverstehen hatte ich bei einem Pilzkurs bei Andreas Gminder. Da habe ich gelernt, Pilze nach bestimmten Kriterien einzuordnen - insbesondere die Sporenfarbe spielte hier eine wichtige Rolle. Das war ein Quantensprung und auch wenn ich immer noch in großer Regelmäßigkeit daneben liege, ist Vieles einfacher geworden, seit ich ein paar systematische Grundsätze verstanden habe.
Für mich ist der Pilzkurs quasi der Einstieg in das gemeinsame Sammeln gewesen. Wenn Du nur mit Buch und Google unterwegs bist, lernst Du nur den Bruchteil von dem, was in einer Gruppe mit Pilzmenschen möglich ist. Jetzt bin ich bei der Thüringer Pilz-AG und profitiere von den gemeinsamen Exkursionen. Inzwischen merke ich, dass die lateinischen Namen plötzlich da sind. Das war wirklich nicht geplant.
Wie ist es also dazu gekommen? Ein Beispiel:
Wir diskutieren hier im Forum in der Konversation die 582 Fragen zur Pilzprüfung. Immer wieder taucht die Frage nach Orellanin, einem tückischen Pilzgift auf. Ein Pilz mit dem fiesen Gift heißt Orangefuchsiger Raukopf in schlau heißt der Cortinarius orellanus und Du darfst drei Mal raten, welchen Namen ich mir inzwischen besser eingeprägt habe. Bei mir kommt die Erleuchtung quasi schubweise. Dummerweise tun sich jeden Tag viele neue Wissenslücken auf. Die wissenschaftlichen Namen sind dabei mein kleinstes Problem. Da sie sich ständig ändern, ist meine Motivation auch nicht sehr groß, sie zu pauken.
Das wichtigste ist: Lernen muss Spaß machen. Du musst Lust drauf haben, sonst funktioniert das nicht. Das ist schon in der Schule so. Und Wiederholung ist die Mutter des Lernens. Insofern hat Eberhard völlig Recht. Wenn der wissenschaftliche Name zum Schmunzeln ist, oder eine Eselsbrücke baut, oder wenn Du ihn ein paarmal liest oder hörst, wird er sich irgendwann von alleine einprägen.