Beiträge von Wolfgang P.

    Denn das ist genau der Witterungsverlauf, den Boletus edulis so liebt

    "Lieben" ist relativ. In einem gleichmäßig feuchten Klima ist Mycelwachstum ja eine bessere Verbreitungsstrategie als Sporenbildung.

    Man kennt es ja auch von verschiedenen Pflanzen, dass sie auf Trockenstress mit vermehrter Samenbildung reagieren. Ich vermute, dass einige Pilze auf ähnliche Art mehr Fruchtkörper bilden, um entweder neue Lebensräume zu besiedeln oder um durch sexuelle Vermehrung den Gen-Pool durchzumischen. Wer gerne Fichten mykorrhiziert wie der Steinpilz, hat in diesen Zeiten ein Problem. Nichtsdestoweniger braucht er natürlich Wasser für die Fruchtkörperbildung, jetzt gibt er alles um hier wegzukommen.


    Grüße,


    Wolfgang

    Was willst du machen, dieses Jahr ist komplett für die Katz, da wirds stellenweise gar nichts mehr groß geben.

    ich würde das Pilzjahr noch nicht abschreiben.

    Im Rhein-Main-Gebiet kennen wir das seit vielen Jahren, dass manchmal der Dezember der beste Pilzmonat ist. Woanders ist man darüber überrascht...

    Wir überlegen gerade, die im August ausgefallene Exkursion im Januar nachzuholen.


    Da wo in RLP vor 3 Wochen Gewitter 'runtergekommen sind, gibt es jetzt immerhin Speisepilze (Steinpilz, Parasol). Woanders ist es noch mau, aber ist ja erst September.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo Rainer,


    in Deiner Fundbeschreibung fehlt ein ganz typisches campestris-Merkmal, nämlich die schon jung leuchtend fleischrosa Lamellen. Im Bild ganz typisch. Viele andere Arten sind blasser rosa.


    Insofern scheint Deine Bestimmung plausibel, aber ich habe pseudocampestris im Vergleich noch nie gesehen.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle,


    vor nicht so langer Zeit hatten Naturschutzbehörden bei Kartierungslisten einen Deutschen Namen verlangt. Vermutlich deswegen hatte z.B. Bollman, Gminder und Reil (2007) im "Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze" einen Namen erfunden, wo es keinen gab.

    Mit den vielen neuen Arten kommt man da aber nicht hinterher. Grundsärzlich fände ich es immer noch gut, wenn es einen Vorschlag zur einheitlichen Verwendung gäbe ( einen Zwang den zu benutzen gibt es nicht). In der heutigen Zeit vielleicht als Webseite, auf der die User mehrere Vorschläge voten können?


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle,

    Danke für die interessante Diskussion. Dazu 2 Anmerkungen:


    1. Douglasien-Wurzeln sind meines Wissens sehr wohl komplett mykorrhiziert, aber die Mycelien bilden in Europa meist keine Fruchtkörper. Warum auch immer.


    2. Die wiederholende Dürre wird einige Baumarten in DE aussterben lassen, als erstes die Fichte. Damit werden auch die assoziierten Pilzarten aussterben. Besonders wenn der Forst auf Arten setzt, die keine Entomykorrhiza bilden wie Walnussgewächse, wird es eng. Kastanien statt Buchen dürfte mehr Pilzarten als Alternative dienen können.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo an alle,

    im Mainzer Lennebergwald kam gestern zum ersten Mal diesen Monat 'was an (30 Liter).


    Für diese Weißdornbüsche kommt aber vermutlich die Hilfe zu spät (Bilder von heute). Die Kiefer im Hintergrund hat schon 2020 nicht geschafft. Hier entsteht also gerade neuer Lebensraum für Tulostoma (Stielstäublinge), die ja im nahegelegenen NSG Mainzer Sand besonders artenreich und zahlreich sind. Wer also bei sich den Klimawandel noch nicht sehen kann oder will, ist herzlich nach Mainz eingeladen. Hier sind die Folgen nicht zu leugnen.



    Interessanterweise scheinen Stieleichen nicht so resilient gegen Trockenstress zu sein wie Traubeneichen. Während Traubeneichen noch einigermaßen OK aussehen, haben die Stieleichen nicht ganz den typischen Juli-Look:


    Gruß,


    Wolfgang

    Länder wie China, Indien, viele Staaten in Nah- und Fernost, die USA, Russland etc. (die Aufzählung ist unvollständig) werden weiterhin ihre wirtschaftliche Entwicklung und geostrategische Bedeutung priorisieren und den Umweltgedanken hintenan stellen, da sollten wir uns wirklich nichts vormachen.

    Hallo an alle,

    da wir nun doch in der Grundsatzdiskussion sind, würde ich gerne auch der obigen, gerne und oft wiederholten Falschaussage erwidern:


    China und Indien investieren weit mehr in Erneuerbare als Deutschland (allein China 100 GW Zuwachs an Solar nur in 2022), und auch Saudi-Arabien hat Solar- und Windenergie schon länger als langfristigen Ersatz für Öl in der Planung. Siehe z.B. hier:


    Bloomberg - Are you a robot?

    India may miss its 300 GW solar energy target for 2030: Report
    India is also expected to miss its goal of having 100 GW of installed solar capacity by about 27% this year
    www.hindustantimes.com

    Location for NEOM’s $6.5bn green hydrogen-based ammonia plant finalized
    RIYADH: The solar and wind power projects aimed at supplying electricity to the $6.5 billion planned green hydrogen-based ammonia plant in Saudi Arabia’s NEOM,…
    www.arabnews.com


    Auch wenn Indien die 300 GW in 2030 vielleicht nicht erreicht, hier mal zum Vergleich mit Deutschland als 6-größter Volkswirtschaft der Welt (https://www.germanwatch.org/de/21247) zum "Osterpaket" von Habeck:

    "Die Ausbauziele für Photovoltaik (PV) sind mit 200 GW im Jahr 2030 sehr ambitioniert und stellen eine Verdopplung des alten Ziels dar."


    Grüße,


    Wolfgang

    Hi Finalforce,

    Pilze haben einen hohen Anteil an Ballaststoffen. Das ist für unsere wohlstandsverwöhnte, übergewichtige Gesellschaft eine gesunde Ernährung.

    Wenn Du Dich aber auf eine Hungersnot vorbereiten willst, solltest Du m.E. besser überwiegend auf kohlehydrat- und eiweißreiche Nahrung setzen (Reis, Nudeln, Linsen).


    Insgesamt solltest Du aber m.E. nicht mehr Pilze sammeln und trocknen, als Du im normalen Leben - ohne Hungersnot - in 2-3 Jahren verbrauchen kannst, denn sonst werden sie Dir vermutlich schlecht, und das wäre ja schade.


    Grüße,


    Wolfgang

    Von einer allgemeinen Dürre zu sprechen ist albern

    Hallo Stefan,


    dazu habe ich klar eine andere Meinung. Die aktuellen Niederschläge in Teilen des Ostens reichen nicht einmal, den Trockenstress in 10 - 20 cm Tiefe zu beheben (wo viele Pflanzen ihre Wurzeln haben).

    Hier die Karte des DWD. Und das ist nach dem Juni - früher im Mittel der niederschlagsreichste Monat - eben nicht "normal im Sommer". Der August kommt erst noch.


    Natürlich ist es im Einzelfall nie 100% beweisbar, Einzel-Wetterereignisse dem Klimawandel zuzuordnen, aber dass 3 der 6 wärmsten Juni-Monate seit Wetteraufzeichung in den Jahren 2019, 2021 und 2022 sind, ist eben eher kein "statistischer Zufall" über diesen Zeitraum.


    Auf uns kommen sehr harte Jahre und Jahrzehnte zu, und das Leugnen dieser Tatsache wird Deutschland nicht dabei helfen, die notwendigen Maßnahmen umzusetzen.


    Gruß,


    Wolfgang



    Hallo Du der sich nicht einmal Zeit für Anrede und Grußformel nimmt,


    ein Champignon (Agaricus) ist das sicherlich, aber ebenso sicher ist es kein Wiesenchampignon. In Frage kämen z.B. der Anis-C. (A. arvensis) oder der Großsporige C. (A. urinascens). Der Geruch würde sie unterscheiden.


    Eine Bildbestimmung ist keine Essensfreigabe, und es gibt auch giftige Champignons.


    Viele Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Harald,


    wenn Du nicht diese Gelegenheit nutzen willst, Deine Laborausrüstung zu vervollständigen, kannst Du auch im Supermarkt in der Backabteilung ein Tütchen Hirschhornsalz kaufen und auf einen halben Teelöffel jeweils ein paar Tropfen hochprozentige KOH (das hast Du doch sicherlich?) drauftropfen. Damit treibst Du den Ammoniak aus dem Ammoniumcarbonat.


    Die Grünfärbung an den Lamellen ist wirklich spektakulär, daran erinnere ich mich jetzt noch - viele Jahre später.

    Ob das am Exsikkat auch noch klappt, weiß ich aber nicht.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Steffen,


    zu solchen Tabellen gibt es ganze Bücher.

    Es ergibt nur so herum keinen Sinn.


    Für uns Freizeitmykologen geht es meist um eine Artbestimmung, und chemische Reaktionen interessieren nur als ein Bestimmungsmerkmal, eines unter vielen.


    Deswegen ist es nützlicher, von der Gattung her zu kommen, und innerhalb einer Artengruppe zu lernen, welche Arten z.B. mit KOH stark gelb oder rot färben, und welche schwach. Und ob die Reaktion eine echte Zusatzinformation liefert oder z.B. mit der Sporenform oder der Hutfarbe korreliert.


    Was unter einer starken und was unter einer schwachen Reaktion zu verstehen ist, und welche Konzentration an KOH optimal ist, ist ebenfalls abhängig von der Artengruppe.

    Deswegen sind die chemischen Reaktionen in die jeweiligen Bestimmungsschlüssel integriert.


    Aber Du musst Dich in jeder Artengruppe an die genaue Verfahrensanleitung halten, sonst kommst Du zu falschen Ergebnissen. Guajak wird z.B. an der Luft immer irgendwann blau. Diese Information ist also wertlos. Es gibt aber Täublingsarten mit einer hohen Konzentration an Oxidasen, an deren Fleisch wird Guajac in Bruchteilen einer Sekunde tintenblau. Das ist dann relevant.


    Wie müsste jetzt Deine Tabelle aussehen, die das alles berücksichtigt?


    Grüße,


    Wolfgang

    Könnte ich mein Leben lang keine Pilze mehr sammeln?

    Hi Finalforce,

    na, wenn Dein Leben dann nicht so kurz wird, dass Du bis zuletzt Pilze sammeln konntest

    ;)


    Mal im Ernst: bei einem AKW sind die Hauptgefährdungen durch Strontium-90 und Caesium-137 mit jeweils etwa 30 Jahren Halbwertszeit (übrigens noch mehr bei den neuen, jetzt öfter mal als "ungefährlicher" bezeichneten Reaktortypen). Diese Stoffe sind eben genau wegen der mittleren Lebensdauern ein großes Problem, wenn man die ersten paar Tage mit radioktivem Jod irgendwie überbrücken konnte.


    Bei dem Fallout einer Atombombe hast Du es überwiegend mit sehr viel kurzlebigeren Isotopen zu tun (Minuten, Stunden), andererseits auch mit ganz langlebigen und dafür weniger stark strahlenden Isotopen wie von Uran und Plutonium (da auch bei einer "schmutzigen Bombe"). Uran und Plutonium verhalten sich in der Natur total anders als Caesium, werden fester im Boden gebunden, von anderen Organismen angereichert.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo Klaus,

    wenn Du ein Judasohr unter dem Mikroskop betrachtest, kannst Du eigentlich immer die ganze Bandbreite an Mikroben bewundern: Bakterien, Algen, sonstige Einzeller. Eigentlich ist ein Judasohr ein freilebender Agar-Nährboden.


    Guten Appetit (wer's mag...)!


    Grüße,

    Wolfgang

    Ich wurde schon von vielen Seiten gefragt, ob ich nicht PSV werden möchte. Meine Antwort ist nein. Wenn ein PSV der DGfM selbst entscheiden kann, ob es Heilpilze gibt. dann läuft etwas schief!

    Hallo Uwe,


    wenn die PSV bezahlte Angestelle einer Organisation wären, könnte ich dieser Ansicht vielleicht mehr abgewinnen. Tatsächlich sind es Vereinsmitglieder, die sich ehrenamtlich engagieren, und zwar zu einem anderen Themenkomplex, nämlich Gift- und Speisepilze.


    Würde ein PSV eine Knollenblätterpilz-Therapie empfehlen, wäre er seine Listung als PSV und damit den Versicherungsschutz sicher los (geprüfter PSV der DGfM dürfte er sich vermutlich immer noch nennen, denn die Prüfungsurkunde verliert dadurch nicht die Gültigkeit, und PSV ist kein geschützter Begriff).


    Aber schon bei Speise- und Giftpilzen gibt es allerlei Grauzonen, die "die DGfM" (gemeint sind hier vermutlich die Mitglieder des zuständigen Fachausschusses Toxikologie) gar nicht verbindlich regeln KANN, weil es zuwenig belegbare Fakten zur Essbarkeit einzelner Arten gibt.


    Zu dem Beispiel oben:

    Die Aussage, dass Birkenporling bei Heliobacter-Infektion hilft, würde vermutlich beim FA Tox noch wenig Widerspruch erzeugen. Das Problem ist eher, dass weder die Dosierung noch die Nebenwirkungen und damit mögliche Kontra-Indikationen bekannt sind. Denn "wenn ein Stoff keine Nebenwirkungen hat, sollte man an seiner Hauptwirkung zweifeln" (leider weiß ich nicht mehr, wen ich da gerade zitiere).


    Zurück zu Deinem Punkt: wenn Du Dich als PSV engagierst, tust Du das für Dich und für die Gesellschaft. Die DGfM kann Dich dabei nur ein wenig unterstützen, sollte Dich m.E. aber nicht unnötig maßregeln.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Martin,

    in Bild 11 zeigst Du nicht nur 1 Basidie, sondern es ragen rechts oberhalb auch die beiden Sterigmen einer zweiten 2-sporigen Basidie in die Schärfenebene. Die Zweisporigkeit ist also wahrscheinlich, normalerweise hätte ich das Präparat aber gründlich nach 4-sporigen Basidien abgesucht. Rechts unten in Bild 11 könnte übrigens eine Spore sein.


    Dass Hohenbuehelien verzweigte Cheilos mit mehreren Köpfchen machen, ist normal und wohl kein Unterscheidungsmerkmal zwischen den in Frage kommenden Arten.


    Wenn Du nächste Woche nochmal reifere Exemplare nachsammelst und mir zusendest, würde ich mir den sehr gerne angucken.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hi Martin,

    Passt Hohenbuehelia approximans zu den Bildern?

    naja, ich finde es passt nur so mittelmäßig, Dein Pilz hat anders geformte Metuloide, und wir wissen immer noch nicht, wie bei Deinem Pilz die Sporen aussehen.

    Außerdem zeigst Du eine 2-sporige Basidie, aber approximans soll 4-sporig sein.


    Man müsste dann doch mal genauer in die Monographie gucken, und/oder eine Gensequenz machen, denn immerhin wäre das ein Erstfund für Deutschland.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo Martin,

    Auf dem letzten Bild zeigst Du dunkel inkrustierte Hyphen (also Farbstoff-tragende Auflagerungen auf den Zellen) - stammen die vom Stiel oder aus der Huthaut?

    Die Pigmentierung ist auf jeden Fall ein wichtiges Merkmal.


    Die Master-Arbeit ist eine hilfreiche Literaturstelle. Damit wäre man bei einer Genanalyse zumindest nicht ganz am Anfang.

    Auf meinen ersten Blick scheint Deine Art aber dort nicht enthalten zu sein.


    Auf dem Foto zeigst Du ja einige Fruchtkörper - wieviel Material hast Du mitgenommen? Kannst Du ggf. am Standort noch 'was einsammeln? Zumindest sollte man diesen Fund in einem Herbar hinterlegen, da sind ein paar Fruchtkörper mehr schon nützlich..


    Übrigens noch ein großes Lob für Deine erstklassigen Mikro- und Makrobilder!


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Raphael,


    leider habe ich den Consiglio/Setti nicht, so dass ich da nicht mitreden kann.


    Hohenbuehelia cyphelliformis wird aber von verschiedenen Autoren unterschiedlich interpretiert - Jörg Albers (2005) hat sich damit länger in der ZfM beschäftigt, er nennt so eine Art ohne Metuloide (kristallbesetzte dickwandige Zystiden). Ich finde, das wird immer spannender...


    Artikelarchiv / DGfM


    Gruß,

    Wolfgang