Hallo,
gestern besuchte ich die Landespilzausstellung der Thüringer Arbeitsgemeinschaft für Mykologie in Ilmenau und habe einige dort ausgelegte bzw. zurückgehaltene Phlegmatien näher angeschaut. Eine davon möchte ich hier gern vorstellen:
Fundort war ein wärmebegünstiger, trockener Südhang auf Muschelkalk unter Eichen/Buchen (Schönberg, südlich von Jena). Der ganze Fruchkörper ist gelblich gefärbt mit ganz leicht grüner Nuance, Hutmitte dunkler und bräunlich). Die Lamellen sieht man auch noch im Alter an, dass sie mal gelblich waren. Die Knolle ist rundlich und nur schwach ausgeprägt. Das Fleisch ist hell grüngelb, im Bereich der Stielrinde auffällig dunkler (grünlicher) gefärbt. Geruch ist eher unauffällig, leicht malzig (wobei die Gerüche bei älteren Exemplaren, die schon eine Nacht in Alufolie gewickelt herumlagen, eher mit Vorsicht zu genießen sind).
Auffällig die KOH-Reaktion: Auf Hut schwach grünlich, auf Basismycel ebenso. Im Fleisch sofort rosa und nach wenigen Minuten intensiv weinrot.
Sporen 11,66 x 6,86; Q = 1,70, grob warzig.
Insgesamt erinnert mich der Fruchtkörper sehr an einen eigenen Fund vom letzten Jahr, den ich als Cortinarius aurilicis zur Diskussion gestellt hatte. Diesen Fund hier würde ich ebenso nennen. Ist meine Bestimmung schlüssig?
Cortinarius Mykollege_Günter Geht ihr da mit? Bitte beachtet unten noch ein P.S.
P.S.: Die Art ist nicht so leicht zu schlüsseln. In der FN kommt man nur hin, wenn man über "KOH in bulb flesh negative" geht, und in der Beschreibung wird die KOH-Reaktion nicht erwähnt; de facto ist die Art hier also nicht schlüsselbar. Ludwig nennt die Art immerhin "Rotreagierender Steineichen-Klumpfuß" und erwähnt zumindest eine "wundrote Reaktion mit KOH 3% im Stielfleisch". In der Flora Agaricina Neerlandica vol. 8 wird die Art nicht erwähnt. In Großpilze BaWü ist die Art ebenfalls nicht enthalten (und damit schlüsselbar), wird aber in der Beschreibung von C.nanceiensis zumindest erwähnt. Im Kibby kann man sich nur zum "Key" schlüsseln und muss dann blättern; allerdings kommt man dann wegen der expliziten Darstellung der KOH-Reaktion im Fleisch zu einem Ziel.
Daher die Frage an die Experten: Woran kann ich mich hier halten? Wie verhält man sich überhaupt, wenn man auf derartige Inkonstistenzen in der Literatur stößt?
Laut Literatur scheint die Art ja eher in wärmebegünstigten Eichenwäldern Südeuropas vorzukommen. Nun gibt es aber bereits zwei Funde in der Region um Jena, weswegen ich davon ausgehe dass die Art hier gar nicht selten vorkommen kann. Da in den Gebiete um Jena in den vergangenen Jahrzehnten verhältnismäßig intensiv kartografiert wurde (gerade was die Cortinarien anbetrifft), muss ich davon ausgehen dass die Art jetzt häufiger geworden ist. Könnt ihr das aus Euren Beobachtungen heraus bestätigen? Oder wurde die Art früher mit anderen Arten zusammengewürfelt?