Tintling im Blumentopf

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 214 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Thorwulf.

  • Hallo zusammen,


    ich bitte um Hinweise bei der Bestimmung eines kleinen Tintlings im Blumentopf. Der Standort und die Morphologie ließ mich gleich an den Narcissea patouillardii (Eintags-Tintling) denken, zumal die Fruchtkörper innerhalb eines Tages von ganz klein und orangebräunlich zum aktuellen fast ausgewachsenen Zustand heranwuchsen. Allerdings scheinen die Sporen wohl nicht passend zu sein.

    Leider nur Handybilder bei Kunstlicht, da die Fruchtkörper bei Tageslicht noch zu klein waren. Man sieht allerdings deutlich den bereiften Hut (dieser ist aktuell etwa 1 cm hoch) und Stiel.


    Sporen erschienen zunächst punktiert oder rau, allerdings täuscht das vielleicht und der Inhalt ist körnig (?). Schmal zitronenförmig, mit seitlichem Apiculus und dezentralem/schrägen Keimporus. 11,5–12,5 x 6–6,5 µm.

    Basidien viersporig.


    Velum bestehend aus großen, runden Zellen (falls das nicht die Hutdeckschicht ist, wie grenzt man das am besten ab?) mit zylindrischen bis keuligen Pileozystiden.


    Cheilo(?)zystiden ebenfalls keulig (möglich sind hier allerdings auch Pleurozystiden, da ich aufgrund der winzigen Größe leider Schwierigkeiten mit der Präparation hatte).


    Ich weiß, dass die Angaben suboptimal sind. Leider fällt es mir noch schwer, bei so winzigen Pilzen geeignete Präparate anzufertigen und mangels Erfahrung mit Tintlingen teilweise auch, die Merkmale richtig zu interpretieren (z.B. Hutvelum ↔ Hutdeckschicht oder die Sporenoberfläche).


    Narcissea patouillardii sollte anders geformte Sporen haben, oder? Parasola-Arten sollten wohl einen glatten Hut haben, richtig?

    Habt ihr Tipps für mich, was da noch infrage kommt oder ansonsten, wie ich weiter eingrenzen kann (falls morgen noch etwas von den Pilzen übrig ist)?


    Viele Grüße

    Emil

  • Hi,


    das ist ein Tulosesus, ehemals Coprinellus Sect. Setulosi. Leider habe ich gerade keine Zeit zu schlüsseln, bzw. Schlüssel zur Hand.


    Du kannst aber gern selbst mal versuchen selbst dich mal mit dem Gröger oder FN zu versuchen. Velum hat dein Fund nicht. Das ist alles die HDS.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Oh, Danke dir Stefan. Das bestätigt, dass ich die Merkmale falsch interpretiert habe. Ich habe jetzt mal ein bisschen versucht zu schlüsseln, allerdings musste ich oft mehrere Schlüsselschritte weiterverfolgen, weil ich mir nicht sicher war.


    Hier erstmal meine Versuche:


    Gröger:

    Wenn Velum mit Spaerozysten → C. dilectus

    Wenn Velum mit verzweigten, hyphigen Elementen und Cheilozystiden mit zylindrischem Hals → C. allovelus (laut Gröger bisher nur in Niederlande)

    Wenn ohne Velum und Cheilozystiden flaschenförmig → C. subdisseminatus (aber laut Tintling auf Falllaub oder in Sümpfen und mit wurzelndem Stiel)

    Wenn Cheilozystiden blasig und purpur gefärbt → C. subpurpureus (aber laut Tintling auf Falllaub oder in Sümpfen)


    Tintling Nr. 152 (Schlüssel nach Sporen):

    Wenn auf Erdboden außerhalb des Waldes und ohne dickwandige Haare: C. plagioporus (aber Sporen etwas zu breit)

    Wenn auf Holzresten und Hutvelum vorhanden: C. dilectus


    Bestimmungstabelle (https://www.pilzforum.eu/attac…ine-2014-unpublished-pdf/, hier sind aber wohl deutlich weniger Arten vertreten):

    Wenn mit Pleurozystiden und Schnallen: C. ephemerus (laut Gröger auf Mist)

    Wenn mit Pleurozystiden ohne Schnallen: C. congregatus (laut Gröger auf Ästchen und etwas größer und oft büschelig)


    Funga Nordica: Bisher nicht angeschaut


    Schlüssel von pilzmel (https://www.pilzforum.eu/attac…-key-engl-a-melzer-pdf/):

    Da bin ich noch nicht weit gekommen, aber bin ich bei Schlüssel 2.5 richtig?


    Die Pilze sind wie zu erwarten inzwischen verwelkt, aber recht trocken und so erstmal halbwegs konserviert Vorausgesetzt, dass die Autolyse die Mikromerkmale nicht zerstört hat, könnte ich also nochmal nachmikroskopieren.


    Über weitere Hinweise von erfahreneren Tintlingsfreunden wäre ich dankbar ( pilzmel ist anscheinend schon lange nicht aktiv gewesen und Nobi kann ich leider nicht mehr fragen, wen gäbe es da noch? Vielleicht Mreul )


    Viele Grüße

    Emil

  • Hallo Emil,


    sowas nennt sich nach momentanem Stand Coprinellus (meinetwegen auch Tulosesus) congregatus.

    Ich weiß grad nicht, ob es schon genetische Studien gab, die belegen würden, dass der Freiland-congregatus damit wirklich identisch ist, weil die "Blumentopf-congregatusse" sind schon konstant kleiner und wachsend nie büchelig. Das ist die selbe Art:
    http://www.pilzflora-ehingen.d…/arthtml/ccongregatus.php


    Ich hab die alljährlich auch in rauen Mengen in Tomaten- und Gurkenazuchttöpfen, später auch bei den Geranien auf den Fensterbänken.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hi,


    ich beschäftige mich ja schon einige Jahre mit den Tintlingen. Pilzmel schaut hier leider kaum bis gar nicht mehr rein. Inzwischen bin ich an der Tintlingsfraktion in Ostdeutschland mehr oder minder allein. Hans Bender ist noch hier aktiv. coprinusspezi


    Ich bin heute und morgen sehr eingespannt. Ich schlüssle gerne mal für dich nach.


    In FB kannst du mit Michel Beekman Kontakt aufnehmen oder die Anfrage in seiner Gruppe auch mal posten. Er ist Schüler von Kees Ulje und will auch den überarbeiteten Tintlingsband der FAN herausbringen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • N'abend Matthias.

    Ich hab die alljährlich auch in rauen Mengen in Tomaten- und Gurkenazuchttöpfen, später auch bei den Geranien auf den Fensterbänken.

    Die "Blumentopf-congregatusse" fühlen sich bei mir in den Perlagonien- u. Tomatentöpfen auch jedes Jahr sehr wohl. ^^


    Es hat bei mir aber echt was gedauert bis ich herausbekommen habe, dass es diese Tulosesus-Art ist. Die hatte ich zuvor noch gar nicht auf dem Schirm und nachdem ich sie dingfest machen konnte, sind die bei mir in der Rubrik der ständigen Anzucht-Begleittintlinge.


    In FB kannst du mit Michel Beekman Kontakt aufnehmen oder die Anfrage in seiner Gruppe auch mal posten.

    Die Facebook-Gruppe This Looks Like a Job For Michel Beeckman kann ich zu Tintlingsfunden und dem Austausch/Abgleich auch nur sehr empfehlen. Neben Michel gibt es dort noch ein weltumspannendes Team an weiteren kompetenten Gattungskennern/-kennerinnen. Und neuerdings gibt es auf Facebook auch noch eine weitere international aufgestellte Tintlings-Gruppe, die sich in dem Bereich austauscht und unterstützt: Inkcaps of the World. Es lohnt sich dort wirklich mal vorbeizuschauen.


    Viele Grüße

    Marcel

    »Experts do not exist,

    we all are beginners

    with greater or lesser knowledge.«

    Luis Alberto Parra Sánchez


    -------------------------------------------------

    Supporting FunDive | Following The Beechboys