Omphalina/Arrhenia sp.

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 597 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von AlexanderK.

  • Hallo zusammen,


    am 12.10.23 konnte ich auf der Alme-Tagung (Brilon, NRW), diesen kleinen Basidiomyceten zwischen Moos finden.

    Jetzt ist der Pilz mikroskopiert, aber auf einen passenden Artnamen bin ich noch nicht gestoßen.

    Vielleicht hat einer von euch eine Idee, ansonsten bleibe ich bei dem sp.

    Hier sind die Bilder:

    1.


    2.


    3.


    4.


    5. HDS


    6.


    7. Stiel mit Behaarung


    8. Stiel mit Schnallen


    9. Basidien 4-Sporig


    10. Basidien ohne Schnallen


    11.


    VG : Thorben

  • Hallo Thorben


    Ui da hast du dir etwas vorgenommen... Nabelinge sind eine sowas von vernachlässigte Gattung, da blickt man kaum durch.

    Eine moderne Aufarbeitung der Gattungen fehlt grösstenteils noch. Sequenzieren bringt vorerst auch wenig, weil es kaum verlässliche Referenz-Sequenzen in den öffentlichen Datenbank gibt.


    Wie auch immer: Ich würde deinen Pilz mit Vorsicht als Arrhenia velutipes ansprechen.

    Leider gibt es auch einige andere Nabelinge mit fein haarigem Stiel, deshalb ist das keineswegs eine sichere Bestimmung.


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,

    Ui da hast du dir etwas vorgenommen... Nabelinge sind eine sowas von vernachlässigte Gattung, da blickt man kaum durch.

    Eine moderne Aufarbeitung der Gattungen fehlt grösstenteils noch. Sequenzieren bringt vorerst auch wenig, weil es kaum verlässliche Referenz-Sequenzen in den öffentlichen Datenbank gibt.


    Wie auch immer: Ich würde deinen Pilz mit Vorsicht als Arrhenia velutipes ansprechen.

    Leider gibt es auch einige andere Nabelinge mit fein haarigem Stiel, deshalb ist das keineswegs eine sichere Bestimmung.

    Deshalb ist es umso wichtiger Nabelinge zu bearbeiten, damit diese Gattung/en irgendwann besser bearbeitet werden können.

    Je mehr Leute diese Bearbeiten und ihre Ergebnisse teilen, umso besser kann man diese Zuordnen und durch Sequenzen miteinander vergleichen.


    Arrhenia velutipes finde ich nicht schlecht, aber auch die von Alexander genannte Arrhenia baeospora könnte passen.

    Total schwierig :(


    VG : Thorben

  • Hallo Alexander,

    vergleich mal mit Arrhenia baeospora. Der "Stielbehaarung" würde ich wenig Relevanz beimessen. Ich würde den Stiel vielmehr als überfasert interpretieren.

    Viel Stielbehaarung war jetzt nicht zu sehen, deshalb finde ich auch das die Arrhenia baeospora eine gute Option ist.

    Ich lasse den Fund erst einmal als Omphalina/Arrhenia sp. stehen und hoffe das mehr Funde zusammenkommen, so dass irgendwann sequenziert werden kann.


    VG : Thorben

  • Hallo Thorben,


    ich habe vor einiger Zeit eigene und fremde Funde von A. baeospora sequenziert. Das damalige Ergebnis überraschte mich, denn die Spezies ist bei den Lyophyllaceae s.l. einzuordnen, etwa bei Atractosporocybe inornata und Clitocybe subditopoda. Inzwsichnen gibt es zwei gute Sequenzen bei Genbank die das Ergebnis bestätigen aber es hat sich noch niemand getraut die Lyophyllaceae aufzuräumen. Das wird eh ne harte Nuss!


    LG,

    Alex

  • Hallo Alex


    ich habe vor einiger Zeit eigene und fremde Funde von A. baeospora sequenziert. Das damalige Ergebnis überraschte mich, denn die Spezies ist bei den Lyophyllaceae s.l. einzuordnen, etwa bei Atractosporocybe inornata und Clitocybe subditopoda. Inzwsichnen gibt es zwei gute Sequenzen bei Genbank die das Ergebnis bestätigen aber es hat sich noch niemand getraut die Lyophyllaceae aufzuräumen. Das wird eh ne harte Nuss!


    Das finde ich sehr interessant. Ich habe kürzlich acht alpine Kollektionen von Omphalina s.l. sequenzieren lassen, mit wenig Erfolg.

    Die meisten sind in dem Beitrag hier: Turtmannspitze 12.08.2022


    Ergebnis der Sequenzierung: Einige ohne Treffer. Andere mit einem Wirrwarr aus Sequenzen zu Kollektionen, die irgendwie pyxidata, rivulicola oder chionophila genannt werden.

    Aber alle über 97% Match, also teilweise oder alle fehlbestimmt.

    Und leider kein einziger Treffer mit einer Typus-Sequenz. Ich bin also eigentlich keinen Schritt weiter, aber immerhin habe ich die Sequenzen für später.


    Ich hoffe inständig, dass sich irgendwann jemand an eine genetische Überarbeitung von Clitocybe, Lyophyllum und Omphalina traut.

    Bei Arrhenia scheint es erste Schritte zu geben, Voitk et al. haben da kürzlich drei Papers raus gebracht die etwas Licht ins Dunkel bringen.

    Bis es bei den anderen Gattungen soweit ich, sammle ich fleissig Sequenzen.


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,


    ja Voitk et al. haben die Arrhenia bearbeitet. Aber so richtig haben sie sich da auch nicht ran getraut. Bzw. haben die "lediglich" einige sphagnophile Arten und den "Acerosa-Komplex" thematisiert. Leider haben die in ihren Arbeiten nahezu ausschließlich ITS-Sequenzen (und einige wenige LSU) verwendet. Betrachtet man jedoch das aktuelle Konzept der "Gattung" Arrhenia genauer, so wird deutlich, dass die Gattung vermutlich polyphyletisch ist.


    Die Typusart von Arrhenia ist A. auriscalpium, also eine spathelige vermutlich moosassoziierte Spezies (mit Schnallen). Inzwischen gibt es einige (ITS+LSU) Seuquenzen von Arrhenia s.l. und darin wir momentan alles zusammengefasst was phylogenetisch bis zu den sphagnophilen Arten reicht. E gibt zwei phylogenetisch distinkte "sphagnophile" Clades. Diese haben zwar Voitk et al. bearbeitet, aber verschwiegen, dass dazwischen noch weitere nicht sphagnophile Spezies stehen. Außerdem gibt es noch den bereits erwähnten "Acerosa-Komplex" mit vielen seitlingsartigen und omphalinoiden Spezies (die alle nicht oder nur bedingt moosassoziiert sind). Und dann halt noch einen großen Ast auf dem das sitzt, was ich als Arrhenia sensu stricto bezeichne inkl. A. auriscalpium, A. lobata, aber auch A. velutipes, A. obatra und anderen. Darunter befindet sich mindestens eine Art die keine Schnallen hat, obwohl dieses Merkmal (Schnallen vorhanden) innerhalb Arrhenia s.l. sonst recht konsistent zu sen scheint.


    Das alles ist ja noch ok, und da ist noch nichts polyphyletisch. ABER es gibt eine relativ aktuelle Arbeit in der wider A. Vizzini beteiligt ist. Diese beschreibt neue Omphalina-Spezies. In der Arbeit werden u. A. Sequenzen basidiogener Flechten und auch von "Cyphelostereum-Arten" verwendet und siehe da, diese scheinen stark mit den Arrhenia s.s. verwandt zu sein.

    Und damit wäre dann das aktuelle Konzept von Arrhnia zu überdenken!

    New Insights into Lichenization in Agaricomycetes Based on an Unusual New Basidiolichen Species of Omphalina s. str.
    The genus Omphalina is an ideal genus for studying the evolutionary mechanism of lichenization. Based on molecular phylogeny using ITS and nuLSU sequences by…
    www.mdpi.com


    Ich weiß, dass Moreau, der auch mit Voitk et al. zum Acerosa-Komplex publizierte sich mit Arrhenia und ähnlichen Arten befasst. Aber wann und was er publizieren wird, das weiß ich nicht.


    Klar ist, dass uns noch viele Überraschungen erwarten ;)


    LG,

    Alex