"Kleine" Nachlese im Engerser Feld

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 1.748 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen, vor zwei Wochen berichtete ich von "Kleinem" aus dem Engerser Feld: Besuch im Engerser Feld


    Gestern zog es mich nochmals dorthin, da es soviele Pilze gab. Und in der Tat konnte ich weitere (oft für mich neue) Funde dokumentieren.


    Spannend und für mich ein Erstfund 01 Arrhenia spathulata - der gezonte Adermoosling an Drehzahnmoos:



    Eine weitere Arrhenia - Arrhenia rickenii - der Geröllnabeling, der wohl aber nach FN auch gerne zwischen Moosen (Barbula) an Seeufern vorkommt. Was hier zutrifft.


    Sporen


    HDS mit inkrustierten Hyphen:


    Ebenfalls ein Erstfund über welchen ich mich sehr gefreut habe:

    03 Geopora arenicola - der gemeine Sandborstling


    Nachdem einmal entdeckt, sah ich die Burschen überall! Ein Massenpilz dort:


    Sporen


    Asci und Paraphysen


    Mit braunen septierten Hyphen samt abgerundeten Enden an der Außenseite (Haare).



    Zwischendrin eine 04 Telamonie spec unter Weide. Ich habe irgendwie aufgegeben zu versuchen diese zu bestimmen, da die Schlüssel die ich bisher probiert habe (Telamonia in Flandern, FN) selten zum Ergebnis führen. Hebeloma dunense (vielen Dank an Raphael und Uwe für die vielen wegweisenden Hinweise, Erläuterungen und Impulse).


    Sporen ellipsoid, subamygdaliform feinwarzig:

    10,3-12,8 µm (av. 11,5 µm, SD 0,9 µm) x 5,8-6,9 µm (av. 6,4 µm, SD 0,4 µm); Q = 1,7-1,9 (av. 1,8, SD 0,1)(n = 8)


    Hier in KOH3%


    Vielleicht haben ja die Profis hier eine Idee.


    Ansonsten gabs einige Keulen, z.B. 05 Clavaria falcata- das weiße Spitzkeulchen (welches scheinbar oft auch gelblich/ockerlich daherkommt) mit breitellipsoiden Sporen:


    Nicht mikroskopiert vermutlich 07 Clavaria fragilis - die wurmförmige Wiesenkeule (auch eher auf Erde am Wegrand, nicht auf Sand, zwischen Moos).


    Sehr spannend fand ich auch einen Pilz, der dort zahlreich auf Laubstreu (vermutlich Pappel, Birke) vorkam und denn ich nach Mikroskopie mal als 09 Marasmius epiphyllus cf - aderblättriger Schwindling ansprechen würde, allerdings mit dickem CF, also Unsicherheit



    Sporenabwurf bekomme ich bei denen nicht hin, Größe grob um 10x4µm (variabel in der Größe, allerdings immer schlank und lang, Q>2)

    In Melzer inamyloid:


    Cheilozystiden lageniform, nach apikal zuspitzend


    Kaulozystiden zahlreich, wie bei Ludwig für diese Art beschrieben:


    100-fach Kongorot


    400-fach Kongorot


    Ansonsten ein weiterer Erstfund für mich, eine sehr kleine Volvariella (Hut 2cm!). Hier schwanke ich etwas zwischen Volvariella pusilla und Volvariella murinella. Diese lassen sich nach Ludwig nur sicher anhand der Cheilozystiden unterscheiden, aber selbst damit tue ich mich bei hoher Variabilität der Cheilos schwer.


    Aufgrund der variablen Sporen, wegen der oft auch breiten Cheilos (?) und vor allem dem Vorkommen auf Sand tendiere ich zu

    10 Volvariella pusilla - der kleinste Scheidling (Vorkommen auf Sand bei Ludwig beschrieben)


    Sporenpulver schmutzigrosa, Sporen extrem variabel (Streuung in der Länge bei SD=0,9, auch bei Ludwig ist diese hohe Variabilität in den Sporen für pusilla beschrieben, auch findet man die beschriebenen eingeschnürten Sporen - wobei bei murinella dann wieder "selten stranguliert" steht, was vermutlich dasselbe bedeuten soll?)

    6,6-10,8 µm (av. 7,8 µm, SD 0,9 µm) x 3,7-4,9 µm (av. 4,3 µm, SD 0,3 µm); Q = 1,5-2,4 (av. 1,8, SD 0,2)(n = 22)


    Cheilozystiden


    Weiterhin war ich über einen Tintling verwundert, der mitten im Sand in großer Zahl gesellig wuchs.

    Und es dürfte am Ende dann auch 11 Coprinellus disseminatus - der gesäte Tintling sein.


    Sporen mit kräftigem Keimporus:

    7,2-8,5 µm (av. 7,9 µm, SD 0,4 µm) x 4,1-5,1 µm (av. 4,5 µm, SD 0,2 µm); Q = 1,6-1,9 (av. 1,8, SD 0,1)(n = 15)


    Cheilozystiden annähernd lageniform, kugelig mit zylindrischem Hals


    1000-fach, H2O


    Pleurozystiden ähnlich wie Cheilos kugelig mit schmalzylindrischem Anhang.


    Vor zwei Wochen schon gezeigt, aber immer noch zahlreich und noch eine schöne Gruppe gefunden:

    12 Omphalina pyxidata


    Weiter gabs noch Conocyben und Galerinen, aber zu denen kam ich nicht mehr


    LG Sebastian

  • Hi Sebastian,


    schöne Funde hast du da gemacht!


    Den A. rickenii kenne ich mit reduzierteren Lamellen und bräunlicheren Tönen, vielleicht ist dein Fund doch was anderes?


    Hast du die Telamonie mal auf Chrysozystiden untersucht, könnte mir da auch einen Schüppling vorstellen


    LG, Chris

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  • Hallo Chris, schön von dir zu lesen und lieben Dank für deine Ideen.


    Die Telamonie hatte gar keine Zystiden.


    Bei a.rickenii bin ich mir durchaus auch unsicher wegen des Habitus. Habe aber irgendwie nichts passenderes gefunden, mit Schlüssel in FN lande ich dort und die Vorliebe auch für Barbula (Bärtchenmoose wie hier zu sehen) und Seeufer (FN) sowie die sehr gut passenden Sporen haben mich dann letztlich am ehesten von dieser Option überzeugt. Kenne mich auch zu wenig aus, um die Variabilität einzuschätzen. Alles gar nicht so einfach.


    LG Sebastian

  • Schöne Bilder, Sebastian! :thumbup:


    Nochmals zur Nummer 4.

    Könnte das nicht auch ein Erlenschnitzling sein, z.B. Naucoria melinoides? Ist nur eine spontane Idee.


    LG, Nobi

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  • Nun wie groß die Variationsbreite bei A. rickenii ist kann ich auch nicht sagen, da ich den immer makroskopisch bestimme 😅

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  • Hallo zusammen,


    nun habe ich ja Auswahl :huh: .


    nobi: danke dir, die vorgeschlagenen Naucorias kenne ich bis dato nicht mit einem solch kräftigen Velum und melinoides hätte dichtstehende ausgeprägte Zystiden. Weide und Standort könnte natürlich passen. Müsste mal schauen, ob da was passen könnte. Insbesondere die kräftige Cortina an Hut und Stiel lässt mich aber zweifeln.


    At Raphael: lieben dank auch dir. Gegen Mallocybe spricht für mich das Sporenornament. In der Tat ist das recht zart, ich meine aber es bei 1000fach erkennen zu können. Man kann es im zweiten Bild an den Sporen am unteren Bildrand erkennen. Wirklich eindeutig/kräftig ist das aber wahrlich nicht. Wenn ich mit der Handvoll Mallocyben auf inocybe.org vergleiche passt davon jedenfalls nichts. Das heißt aber noch nichts.


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian


    Ich vermute das ist kein Ornament sondern ein körniger Inhalt.

    Die Aussenwand ist im Profil absolut glatt (ok, das kann auf den Bildern täuschen, im Mikroskop sieht man es immer besser).

    Man sieht aber gut die innere, rötliche Sporenwand, das ist typisch für Mallocybe.


    Dass es gar keine Zystiden gibt es aber schon merkwürdig. Hast du gut geschaut in Kongorot? Bei den Mallocyben sind die manchmal etwas unscheinbar und können zunächst für Basidiolen gehalten werden. Die Schneide wirkt auf den Bildern fein weiss bewimpert.


    Auf Ditte's Seite ist nur ein Bruchteil der Mallocyben drauf, bestimmbar sind die im Moment ohnehin nicht (mit wenigen Ausnahmen).


    Gruss Raphael

  • Hallo zusammen,


    ich muss mich ärgerlicherweise schwer korrigieren, bin da bei irgendeinem Vorgang wohl durcheinander gekommen und hatte ja auch keine Bilder von der Schneide gemacht.

    Habe die Schneide gerade nochmal in Kongorot mikroskopieren und da sind reichlich Zystiden! Keine Ahnung, was ich da gerade noch im Kopf hatte.


    Die Sporen zeigen aber irgendwie an der Oberfläche ein punktiertes Ornament, das wird beim "drauffahren" mit der Schärfeebene auch mit als erstes sichtbar. Habe nochmal versucht das einzufangen, hier in Kongorot.


    Dann mach ich mich morgen nochmal ans schlüsseln, heute ist rum. Danke für den Schubs!!!


    LG Sebastian

  • Oh je,


    na dann bin ich hier wohl am Ende angelangt. Hebeloma salicicola hat jedenfalls andere Zystiden.

    Unbedingt vielen Dank für die Hilfe. Bei den Fälblingen hätte ich wohl aufgrund des Stieles auch nicht so schnell gesucht. Aber mit dem blassen Hut kann das auch gut hinkommen. Dachte die ganze Zeit noch, ob der irgendwie ausgeblichen sein könnte.


    LG Sebastian

  • :D, ja das stimmt wohl.


    Vielleicht Hebeloma dunense, fruktifiziert auch im Herbst nochmal, auch unter Weiden und in solchen Habitaten. Cheilos könnten auf den ersten Blick passen, auch das schwache Ornament und das nicht ablösende Perispor. Sporengröße passt auch ins Bild.


    LG Sebastian

  • Sorry Sebastian, ich hatte keine Bilder von diesem Fund gemacht nur mikroskopiert

    Aber das was bei "Vesterholt , The genus Hebeloma" als H.collariatum ( und bei Ludwig H. dunense heisst) gezeigt wird, passt ziemlich perfekt auf deinen Fund.
    Gerade die grossen Sporen werden als Abgrenzung zu H.mesophaeum angegeben.
    Vesterholt schreibt auch:

    Bruchet ( 1970) ephasizes the presence of a strongly developed veil forming a persistant collar zone on the stem as being characteristic for the species. This characteristic is, however, extremly variable, and in some collections, the veil was not observable, not even on very young specimens.


    Gruss

    Uwe


  • Hallo Uwe,


    ja super, vielen Dank für die umfassende Darstellung, das passt wirklich wie die berühmte Faust. Hätte da jetzt keinerlei Bedenken, den unter dem Namen H.collariatum oder besser H.dunense (?) abzulegen. Findet man in älteren Werken, z.B. von Bon (2002) noch eine Aufschlüsselung in diese beiden Arten nach "Flüchtigkeit" des Velums und Sporenornament (rugos vs. punktiert) ist die Namensvielfalt nach genetischen Untersuchungen wohl nicht aufrechtzuerhalten. In MycoDB sind die synonymisiert. Wobei dunense dann wohl der älteste Name ist (Erstbeschreibung 1929) und Bruchet erst 1970. Dann müsste doch die Namensgebung H. dunense nach Erstbeschreibung im Ludwig konsequent sein.


    LG Sebastian

  • Hallo zusammen


    Ich würde das auch als H. dunense durchwinken.

    Auch in FE14 kommt man zu dem Ergebnis, vorausgesetzt die Sporen sind höchstens schwach dextrinoid.

    Falls sie deutlich dextrinoid wären, käme man zu H. hygrophilum, was ich mir schwer vorstellen kann.


    Die Synonymisierung von H. collariatum zu H. dunense ist korrekt.

    Das wurde von Beker et al. 2016 aufgrund molekularer Studien vorgenommen.

    Parallel dazu hat Ludwig seinen Band 4 vorbereitet und sich mit den Autoren von FE14 abgestimmt.

    Unter anderem wurden alle seine Kollektionen noch durchsequenziert, was ein Grund war dass Band 4 etwas später herauskam.


    Die Art ist recht häufig, makroskopisch sehr variabel und am bezüglich Standort wenig wählerisch:


    H. dunense aus dem montanen Fichtenwald


    H. dunense aus dem alpinen Bereich


    (Irrtum vorbehalten)


    Gruss Raphael

  • Zitat

    Die Synonymisierung von H. collariatum zu H. dunense ist korrekt.

    Das wurde von Beker et al. 2016 aufgrund molekularer Studien vorgenommen.

    Parallel dazu hat Ludwig seinen Band 4 vorbereitet und sich mit den Autoren von FE14 abgestimmt.

    Unter anderem wurden alle seine Kollektionen noch durchsequenziert, was ein Grund war dass Band 4 etwas später herauskam.

    Toll, was du da noch so alles beisteuern kannst an Infos :huh: .


    (((Vielleicht hast du noch exquisite Infos, wann Band 5 erscheint, Raphael. Tut hier gerade nichts zur Sache, aber an der Info wäre ich auch noch brennend interessiert ;) . Hatte irgendwie eher damit gerechnet. )))


    Im montanen Fichtenwald scheint aber auch eine Weide zu stehen oder interpretiere ich die Blätter falsch? Dem Mykorrizapartner bleibt die Art dann scheinbar treu, auch wenn die Bodenverhältnisse ganz andere sind.

    Im unteren Bild (alpin) kann man vielleicht am unteren Bildrand Blätter von Salix vermuten?


    Dextrinoidität kann ich ja morgen mal noch testen.


    LG Sebastian

  • (((Vielleicht hast du noch exquisite Infos, wann Band 5 erscheint, Raphael. Tut hier gerade nichts zur Sache, aber an der Info wäre ich auch noch brennend interessiert ;) . Hatte irgendwie eher damit gerechnet. )))

    Leider nein :( ich warte da auf News wie alle anderen auch.

    Meine Hoffnungen auf einen fünften Band schwinden langsam - obwohl, nun sind es bald sechs Jahre, das war in etwa auch der Abstand zu seinen Lebzeiten.


    Mit den Salix-Blättern hast du natürlich recht. Alpin sowieso, da ist der Boden voller Zwergweiden.

    In dem Fichtenwald stand auch eine einzelne Salix sp., war aber eben nicht so das typische Habitat wo man Weidenbegleiter suchen würde.


    Gruss Raphael

  • (((Vielleicht hast du noch exquisite Infos, wann Band 5 erscheint, Raphael. Tut hier gerade nichts zur Sache, aber an der Info wäre ich auch noch brennend interessiert ;) . Hatte irgendwie eher damit gerechnet. )))

    meine letzte Info vom Oktober direkt von Martin Schmidt , der daran arbeitet, war, dass es noch dauert.
    Die Bilder sind wohl alle vorbereitet und gescannt, das Problem ist der Textband.

    Einen Termin kann und wollte er nicht nennen.

    Gruss

    Uwe