Pilzexplosion in Friedhof und Grünanlage

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.775 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Steigerwaldpilzchen.

  • Hallo,


    nachdem meine letzten Waldgänge alle ein Schlahg in's Wasser waren (von ein paar Samtfußkremplingen und Gallenröhrlingen abgesehen), wollte ich dieses Wochenende mein Glück auf dem Friedhof und Anlagen versuchen. So gern ich auch im Wald bin, warum in die Ferne schweifen, denn die Pilze wachsen knapp vor der Haustür. Und dazu noch ein ganzes Bündel Erstfunde für mich.^^

    #1 Kerbrandiger Trichterling Infundibulicybe costata




    Übrigens reagiert nicht nur die Hut- sondern auch die Stieloberfläche mit Laugen kastanienbraun.




    Unweit meiner höchstwahrscheinlich erloschener Satansröhrling-Stelle:
    #2 Verblassende Birken-Täublinge Russula exalbicans - Ockersporer und Birkenbegleiter mit Anfangs mäßig scharfen Geschmack, der beim Kauen rasch nachlässt. Bei alten Exemplaren graut erstaunlich deutlich die Stielrinde.




    Die Sporen sind länglich






    #3 Ein niedlicher Risspilz ohne Namen, Geruch spermatisch, Junge Lamellen mit grüngelblicher Farbe, Stiel auf der gesammten Länge flockig, Basis kaum merklich verdickt.





    Sporen bis 10 Mikrometer lang



    #4 Unter anderem einer der Erstfunde: Unter Eiche der Milder Kamm-Täubling Russula insignis. Geruch schwach fruchtig, Geschmack mild.




    Das KOH reagiert mit den Velumresten feuerrot:


    Nach langer Sucherei sind die Velumreste als Inkrustationen auch im Wasserpräparat der HDS zu sehen:


    Die Sporenabwürfe der Beiden Täublinge im Vergleich:




    #5 Netzhexen Suillellus luridus en masse







    #6 Mehlräslinge Clitopilus prunulus



    #7 Hier vermute ich den Eichenfilzröhrling Hortiboletus engelii als Eichenbegleiter, auch wenn komisch bauchig gewachsen.



    Ein paar karottenrote Pünktchen



    Schnitt nach 15 Minuten



    #8 Auch ein Erstfund der mich sehr gefreut hat: Fleischroter Schönkopf Calocybe carneus. Riecht nicht nach Mehl, wie der Maipilz, sondern blumig-süßlich.



    #9 Saftlinge, von denen ich keine große Ahnung habe: Gehören evtl. zu den schwärzenden Arten um Hygrocybe conica agg.





    So, und nächste Woche dann bitte die Wälder. :saint:


    LG Thiemo

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    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hi Thiemo,


    schöne Funde - so einiges kenne ich auch von "meinem" Friedhof. Da dürfte es momentan auch ziemlich abgehen, dein Bericht ermuntert mich da kommende Woche auch mal einen Besuch vorzunehmen.


    LG,

    Schupfi

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo Thiemo,


    so ein Parkbesuch ist meistens lohnendswert und die Ausbeute ähnelt ein wenig meiner von gestern.


    Danke für die schöne Präsentation.


    VG Jörg

  • Hallo ihr Beiden,


    und danke für euer Interesse. Ihr würdet den Röhrling dann also auch als Eichenfilzer durchwinke?

    Dann erwarte ich nächste Woche deine Vorstellung, Schupfi. ;)

    LG Thiemo

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  • Hi,


    Ich gebe mir Mühe, dass ich eine Runde schaffe. :)

    Der Eichenfilzröhrling geht für mich in Ordnung, wobei ich bei Filzern Fan davon bin immer auch ein Bild der Hutoberfläche zu bekommen. :P


    Lg.

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  • Hallo,


    mit insignis gehe ich nicht so recht konform. Das ist eigentlich ein kartongelber Pilz, kein graubrauner. Und die KOH-Reaktion ist tief rot und nicht orange. Ich hatte solche orange-reagierenden auch momentan und sie waren komplett mild und somit Russula recondita (= frühere pectinatoides). Aber falls deine vielleicht scharf sind, dann halte ich sie dennoch eher für amoenolens als für insignis.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Andreas,


    der Kammtäubling war vollständig mild. Wenn nicht Russula insignis, kommt nur R. recondita in Frage.


    Aber bei den gelben Inkrustationen war das für mich eine sichere Sache pro insignis:



    Hier noch mal ein zweiter Frkp. mit KOH:


    LG Thiemo

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  • GriasDi Andreas,

    ich hab die beiden milden Kammtäublinge R. insignis und R. pectinatoides/recondita auch anhand des mit KOH rot reagierendem Velum an der Stielbasis bzw. auch Hutrand getrennt. Bei R. pectinatoides fallen dafür auch ohne Laugenbehandlung öfter rotbraune Flecken an der Stielbasis auf.

    Ich hätte Thiemos Täubling sofort als R. insignis bestimmt.

    Wenn das doch kein so klares Unterscheidungsmerkmal ist, muss ich mir die Dinger doch noch genauer anschaun.

    Auf die Unterschiede in den Hutfarben hab ich ned so stark geachtet, da die mir doch sehr variabel erscheinen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo,


    ich hatte bisher immer eine richtig rote Reaktion, keine feuerorangene. Daher dachte ich, dass diese feurige Reaktion nicht für insignis gilt und es pectinatoides sei. Ich lasse mich aber sehr gerne überzeugen! Dann hatte ich bei mir jedenfalls auch insignis zwischendrin - makroskopisch hätte ich die ja auch so angesprochen .... Ich hab nur leider die "eindeutigen" reconditas nicht als Gegenprobe auch mit KOH traktiert. Werde ich nachholen bei nächster Gelegenheit.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo mollisia und Werner Edelmann

    Der Clou an der ganzen Sache ist, dass um die Eichen dort in unmittelbarer Nachbarschaft beide Arten vorkommen, wie ich heute abschließend festgestellt habe!

    Daher könnte mein obiges, arrangiertes Gruppenbild durchaus auch beide Arten zeigen. Geschmack, Sporenpulver, KOH und Mikroskopie wurde mit den beiden größeren, mit Lamellenansicht und gelber Stielbasis gemacht. Die Hutfarben waren bei diesen jedoch ähnlich graubraun!

    Heute Abend bin ich noch mal dorthin um nach weiteren Ausschau zu halten. Die meisten waren leider schon hinüber. Ein paar frische standen noch rum, welche aber eindeutige Kratzende Kammtäublinge Russula recondita waren:




    Man beachte vor allem die Stielbasis. Nicht gelblich wie bei den oben gezeigten R. insignis, sondern mit rostorangen Flecken. Der Geschmack bestätigte die Vermutung. Nicht scharf, aber "kurz vor dem scharfwerden" (wie es so schön heist) etwas kratzend/adstringierend. Geruch gequetscht schwach nach R. foetens.

    Bei der KOH Reaktion werden nur die Rostflecken farblich verstärkt. Auf den ersten Blick etwas ähnlich, aber Reaktionszeit (insignis fast augenblicklich bei recondita erst allmählich nach dem einwirken) und Farbe (rotorange VS braunorange) anders.




    Noch mal im direkten Vergleich:
    R. insignis



    LG Thiemo

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