Tremella discicola auf Pyrenopeziza petiolaris?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.274 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Grüezi mitenand!


    Ich habe in einem Thread von Björn gelesen, dass man jetzt überall Pyrenopeziza petiolaris auf den Stielen von Ahornblättern findet. Ich war gestern zwar noch recht fertig von der Hasenpest, aber meine Freundin war so nett mich ein bisschen an die frische Luft zu fahren. Auf dem Heimweg hab ich ihr sie gebeten im nächsten Wald bei Ahorn mal anzuhalten. Tatächlich, ich musste nur wenige Meter vom Auto weg, das erstbeste Ahornblatt aufsammeln und es war voll damit. Einige Kilometer weiter hat das nochmals funktioniert. Wirklich schwierig derzeit ein Ahornblatt von letztem Jahr ohne den Pilz zu finden.



    Zu Hause habe ich dann in Fungi of Temperate Europe bei P. petiolaris gelesen, dass Tremella discicola auf verschiedenen Arten der Gattung Pyrenopeziza und Mollisia wächst. Mehr aus Blödsinn habe ich den einzigen Blattstiel den ich mitgenommen hatte danach abgesucht. Ich habe nach winzigen Fruchtkörpern auf dem Wirt gesucht, darum habe ich zuerst nichts gefunden. Aber da waren einige Apothezien die etwas anders aussahen. Konvex statt konkav und auch von anderer Farbe. Die habe ich dann versucht zu mikroskopieren und mit der Erstbeschreibung von 2004 (S. 12-13) zu vergleichen. Puh, gar nicht so einfach einen Parasit abzubilden der keine eigenen Fruchtkörper bildet sondern seine Basidien direkt im Hymenium des Wirtes platziert. Ich denke dass ich hier tatsächlich Tremella discicola gefunden habe. Jedenfalls wüsste ich nicht was es sonst sein soll. Mich wundert es aber, das der Pilz im Verbreitungsatlas von der WSL nicht existiert. Also nicht: Dieser Pilz wurde in der Schweiz noch nicht nachgewiesen. Das System kennt ihn nicht. Auch bei Pilze Deutschlands finde ich ihn nicht. Ist das jetzt schon mein zweiter Erstnachweis einer Tremella in der Schweiz, nach Tremella versicolor am Anfang des Jahres? Oder liege ich einfach falsch?


    Ich war heute nochmals dort und habe mehr Material gesammelt, habe es aber noch nicht genau angeschaut.



    Die helleren Apothezien oben im Bild sind befallen. Die gehen auch nicht mehr zu bei Trockenheit wie das P. petiolaris sonst tut.


    Komplett befallen, keine Asci mehr sichtbar, aber auch sonst nicht viel erkennbar.


    Wohl noch im Anfangsstadium, Asci noch erkennbar aber Sporen deformiert. Einige Basidien (?) erkennbar.


    Basidien?


    4 Sekundärsporen.


    Sporen und Sporen die Sekundärsporen bilden. Sporen 6.3 - 8.2 x 4.5 - 6.0 µm, nicht ganz so rundlich wie in der Beschreibung angegeben. Aber auch nur 7 gemessen und auch noch in Kongorot 8o

  • Hallo Philipp,


    Interessanter Befall und Danke fürs zeigen.

    Hätte ich deinen Thread früher gesehen, dann hätte ich mich früher gemeldet.


    Ich kenne da jemanden der sich vielleicht dafür interessieren würde und deinen Pilz Kultivieren könnte.

    Allerdings müsste ich ihn erst fragen, ob er daran Interesse hätte und Voraussetzung ist, dass du bereit wärst ihm den Pilz zu schicken.


    VG : Thorben

  • Nachtrag:

    Das Material kannst du beruhigt an der Luft trocknen. Mit etwas Wasser kann man dann die Frk. der Tremella wieder zum Leben erwecken.

  • Hi Thorben


    Ich habe auf der zweiten Aufsammlung vom gleichen Ort tatsächlich noch weitere befallene Apothezien (ca. 10 Stk.) gefunden und lasse die jetzt trocknen und kann sie dann natürlich gerne verschicken.

  • Danke für die Vorstellung von Tremella discicola, Philipp!

    Ein Zitterling, der keine Fruchtkörper bildet, hochinteressant!


    Ich habe mit Thomas Rödel einen Spezialisten für Heterobasidiomyceten auf den Beitrag hingeweisen.

    Er kennt die Art nicht, obwohl er wie er schreibt öfters an Pyrenopeziza petiolaris und diversen Mollisia-Arten danach geschaut hat.

    Man sollte das feuchte Frühjahr nutzen, um gezielt nach der Art zu suchen. Die äußeren Bedingungen sind jedenfalls günstig.


    LG, Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

  • Hallo allerseits, ich habe auch nach den Ahornstielen geschaut (bei mir nur Spitzahorn, dafür den ganzen Hof voll), das sollte wohl die gezeigte Pyrenopeziza petiolaris sein?

    Müsste ich jetzt noch mal schauen, ob die sich bei Regen geöffnet haben.


    LG, Bernd

  • Grüezi mitenand


    Echt lustig, manche suchen danach und ich fasse irgendwo ins Laub, nehme ein einziges Blatt mit und werde fündig... Ich muss hier aber auch dem Buch Fungi of Temperate Europe von Tomas Laessoe und Jens H. Petersen ein Kränzchen winden das mich überhaupt auf die Idee gebracht hat nach der Tremella zu schauen. Auch bei Tremella versicolor war es dieses Buch das mich auf die richtige Spur geführt hat. Das Buch ist voll mit solchen nützlichen Hinweisen. Ich kann es jedem nur empfehlen der halbwegs genug Englisch kann. Ein wirklich grossartiges Übersichtswerk!


    kruenta Jep, das sieht gut aus. Die gehen innert wenigen Minuten auf wenn sie nass sind. Kannst sie auch selber nass machen, dann kannst du zuschauen.

  • Servus Philipp,


    die Basidien sehen sehr nach auricularioiden Basidien aus. Bist du sicher, dass das eine Tremella ist? Ich habe an Pyrenopeziza cf. mercurialis ebenfalls einen Befall gefunden, der nur intrahymenial war. Da hatte ich ebenfalls auricularioide Basidien. Hast du die Originalbeschreibung von Tremella discicola? Sind die Basidien da auch so oder eben doch typisch tremelloid? Ich weiß, dass es Arten gibt, die intermediäre Basidien haben (also mit schrägen Septen, daher fast noch auricularioid), aber hier sieht es schon sehr nach dem klassischen auricularioiden Basidien aus. Mangels schnellem Bestimmungserfolg habe ich meinen Fund erstmal im Fungarium geparkt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Ah, super, hatte ich übersehen. Danke für den erneuten Link!

    Dann passt es ja gut, das ist genau eine dieser Übergangsarten. Dann habe ich vermutlich das gleiche an einer anderen Pyrenopeziza gefunden.


    Coole Sache!


    Liebe Grüße,

    Christoph