Gelinde gesagt knorpelig: Exidia cf cartilaginea

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.884 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hi Ghost Busters,

    den nachfolgenden fast durchsichtigen Glibber fand ich letze Woche auf einem moosbewachsenen Lindenstamm auf geschätzten 15m Länge. Da der Glibber bei mir um die Ecke meist dunkel oder gelb gefärbt ist wurde ich natürlich neugierig. Ganz glasklar war er nicht, im älteren zentralen Breich ging er ins gelbbraune über. Im Durchschnitt konnte ich keine Überraschung finden. Die Konsistenz war auffallend fest für einen Glibber, was aber natürlich auch an Trockenheit liegend könnte. FK von Exidia truncata/glandulosa wuchsen mitten durch den flächigen Bewuchs. Sie scheinen sich also ganz gut zu vertragen. Geruch war keiner festzustellen, probiert habe ich nicht, nachdem ich eine Abneigung gegen Gelée habe- da würde ich lieber rote Täublinge kosten.

    Mikroskopisch fand ich sie richtig stark, durchaus passend zum Äußeren. Leider bringt mich das hier auch nicht weiter weil mit die Erfahrung fehlt und sämtliche Exidias, Tremellas etc für mich gleich aussehen. Da waren diese "Luftballons mit 4 Tentakeln", die mich eiskalt an mein Mikrobiologiepraktikum (lang ist's her) erinnerten, Trichomonas lässt grüßen. Die finde ich echt gruselig schön. Aber es kam noch besser, ich habe nämlich einen Schatz gefunden: in der oberen Schicht fanden sich Massen an schönsten Edelsteinen. Man könnte sie direkt an einen Lüster hängen. Einen Trichomonaden Lüster, also. Na lassts euch schmecken!




    M1

    Sehr feine Hyphen im Inneren. Ich habe nicht nach Schnallen gesucht weil ich Kopfweh bekomme wenn alles so kreuz und quer durch die Schärfeebene läuft. Inamyloid.


    M2+3

    Basidien mit 4 Sterigmen, Sporen unregelmäßig gekrümmt.


    M4

    Mein Schatzzzzz....==Gnolm17 oktaedrische Kristalle!


    Zunächst dachte ich an Zucker der hier evtl ausfällt wenn der FK Wasser verliert, doch Zuckerkristalle sehen ganz anders aus. Aminosäuren oder Proteine wären noch denkbar, sollten aber eher nicht in so hohen Konzentrationen in Gallertpilzen vorkommen dass sie ausfallen oder? sonst würden sie vermultich häufiger (besonders von Bodybuildern) verspeist werden... obwohl weiss man's? Nun ja bei der Bilderrecherche im Web landete ich schließlich bei (Calzium)Oxalat. Das würde optisch sehr gut passen und wurde wohl zumindest in Myxarium nucleatum nachgewiesen. Damit wäre der Bogen zum menschlichen Harntrakt wieder gespannt, Kalziumoxalat ist nämlich die häufigste Ursache von Harnsteinen... Ein Foto davon gibts hier. Na wer hätte gedacht dass auch der Mensch solche Preziosen herzustellen vermag?


    Ich hoffe die wie immer nicht ganz so ernst gemeinte Doku hat euch gefallen und wünsch euch eine schöne Woche,

    Ogni

  • Hallo Ogni,


    kannst du noch mal mikroskopisch genauer reinschauen? Folgende Informationen wären hilfreich: Sind die Basidien gestielt (Myxarium-Typ) oder ungestielt (Exidia-Typ)? Sind Schnallen vorhanden? Wie sehen die Sporen aus und wie groß sind sie? Sporenabwürfe funktionieren bei dem Glibber eigentlich fast immer problemlos. Einfach auf einen Objektträger legen, abdecken und ein paar Stunden waren.


    Björn

  • Hallo Björn, danke für deinen Kommentar. Was genau meinst du mit gestielt? Irgendwo müssen die Basidien ja angewachsen sein.. also immer eine Art Stiel vorhanden sein?🤔 Hast du zufällig ein Beispielbild oder kannst mir einen Link zu einer deiner Dokus schicken wo man das sieht, die Forumssuche brachte mich nicht wirklich weiter. Sporen messen kann ich leider maximal sehr ungenau ohne Messok. Dann müsste ich mich in den Finger piksen und dann mit Dreisatz von der Erythrozyten Größe umrechnen :P gewagt- geht schon wenn man will, doch die Muße habe ich grad eher nicht ;)

    Viele Grüße Ogni

    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    Die von Björn genannten Details würde ich auch immer abklären bei Heterobasidiomyceten - auch nach Dikaryophysen und eventuell vorhandenen Skeletthyphen gucke ich normalerweise.

    Makroskopisch wäre hier Exidia cartilaginea aber immerhin schon sehr plausibel, wo die älteren Fruchtkörper so schön opak - ockergelb werden.



    LG; Pablo.

  • Servus beiernand,

    ich habe mich also nochmal dem Stückchen Glibber angenommen. So einfach scheint das alles nicht zu sein. Wenn ich die Mikromerkmale der infrage kommenden Kandidaten hiermit (Spirin, Malysheva & Larsson) vergleiche, dann bringt mich allenfalls das Sporenmessen weiter, was ich leider nicht kann. Schnallen haben sowohl Myxarium als auch Exidia, monomitisch sind sie auch und in den viergeteilen Basidien unterscheiden sie sich auch nicht. Und wenn ich mir die Sporenbilder (Fig. 6) anschaue, sehe ich da keinen für mich sicher zu erkennenden Unterschied :rolleyes:

    Die Autoren sehen ferner E. cartilaginea nur als Varietät zu E. candida an. Also ich glaube ich wäre zufrieden wenn ich meinen Fund als Exidia klassifizieren könnte. Die Unterscheidung anhand des Basidienstiels konnte ich zumindest in diesem Artikel nicht finden- hast du dazu vielleicht auch noch einen Artikel boccaccio ?


    Nachdem das also mein einziger Strohalm war habe ich mich mal daran geklammert und versucht möglist viele Basidien in verschiedenen Altersstufen auf ihre Gestieltheit hin zu untersuchen. Hier ein paar Bilder davon:


    M1 Sporen, allantoid, eher feingranulär, nur vereinzelt größere Vakuolen, inamyloid



    M2 Basidiolen birnenförmig? oder ist das bereits gestielt?



    M3 Basidie im selben Strauß mit zwei Basidiolen, auch hier würde ich sagen eher kein Stiel, zumindest nicht wie auf Björns Beispielbild


    M4


    M5 dann wieder sowas mit doch nicht ganz so kurzen Ausläufern...



    Was meint ihr dazu: gestielt oder nicht?? das ist hier die Frage...


    Viele Grüße Ogni

  • Hallo Ogni,


    das ist ein schwieriger Fall, so aus der Distanz. Auf deinen Fotos sieht man schon Basidien mit deutlichem Stiel aber eben auch Basidien, die ganz klar nicht gestielt sind. Was da jetzt in der Mehrheit ist? Da traue ich mir erstmal keine Aussage zu.


    Ansonsten hilft es bei dem Glibberzeug, wenn man die mit Kongorot anfärbt. Das saugen sie wie irre auf und danach hat man deutlich mehr Kontrast. Baumwollblau tut zum Teil auch erstaunlich gute Dienste. Und außerdem gilt hier: Quetschen, quetschen, quetschen. Dann kriegt man ein schön flaches Präparat, wo fast alle Elemente gut in der Schärfeebene liegen.


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ogni!


    Du müsstest gucken, ob unten an der "Kugel" (bzw. am Luftballon, also an der Basidie) direkt eine Septe (meistens mit Schnalle) dran ist, oder ob der obere Teil unseptiert in eine Art Stiel übergeht. Das muss man bei mehreren Basidien überprüfen, weil so ganz eindeutig muss das nicht bei jeder Basidie sein nach meiner Erfahrung.



    LG; Pablo.

  • Hallo Björn und Pablo, ich habe schon nach Septen unterhalb der Köpfe gesucht und bei manchen schien es mir im Durchfokussieren tatsächlich so zu sein, dass da eine Querwand eingezogen war- bei den meisten aber nicht. Zumindest konnte ich nix erkennen im Bereich von ca 2x der Kopfgrösse abwärts. Ich werde mir also doch mal Kongorot bestellen und geb dem evtl nochmal einen Versuch. Vll seh ich’s dann besser. Hoffe ich kann das Mikro noch etwas behalten:)


    Btw weiß zufällig noch jemand mehr über die Kristalle? Haben sie eine spezielle Funktion? Falls es Oxalat ist wozu dient es in so hohen Konzentrationen?

    VG Ogni

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ogni!


    Solche Kristalle gibt es in sehr vielen Pilzen, also auch in dieser bipyramidalen Form (Oxalat, wenn das denn immer das Gleiche sein sollte).

    Gelegentlich ist das sogar bestimmungsrelevant, zB bei Trechispora.

    Warum manche Pilze das machen und andere nicht: Keine Ahnung. Es wird wohl mit dem Stoffwechsel zu tun haben, und dann dürften Pilze in kalkreicher Umgebung tendenziell eher solche Kristalle bilden als solche in sauren milieus, oder?
    Randnotiz: Hygrocybe calciphila bildet solche Dinger auch.



    LG; Pablo.