Konidien Schwarzbecher (Crinula caliciiformis)

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.359 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Ahoj Freunde der Kleinigkeiten,

    letztes Jahr fand ich kleine schwarze Streichhölzchen, die wir als die Anamorphe des Konidien Schwarzbechers (Holwaya mucida) bestimmen konnten. Auch dieses Jahr erschienen sie wieder dort, aber trotz mehrer Besuche konnte ich leider keine Becher finden. Die stehen halt nicht so auf sexuelle Fortpflanzung dachte ich mir.

    Heute habe ich an einem anderen Standort (60km entfernt) in einem Erlenbruch am Rande des fränkischen Jura doch welche inflagranti erwischt! Ach was sag ich, es war ein Woodstock- seht selbst:




    Kleinen Tentakeln quellen überall hervor




    Hier in farblich interessanter Kombi mit Ascocoryne und Geflecht




    Überblick über das Festival bis ans andere Ufer:



    Ps: nachdem ich letztes Jahr großspurig behauptet habe sie wären nicht auf Linde gewachsen, was sich dann aber als falsch herausgestellt habe, bin ich dieses mal vorsichtiger: es standen zwar vorallem Erlen und Eschen dort herum, aber vielleicht hat sich doch eine Linde dazwischen gemogelt. Vielleicht kann ja jemand die Rinde besser zuordnen, ich trau mich nicht :glol:


    Ach ja am Fuß des Baumes stand noch die hier, möglicherweise eine Mycene (wegen der weiten Riefung und vermutl. dreckerten Sporenfarbe eher eine Galerine, danke Nobi). In jedem Fall tapfer um diese Jahreszeit





    Und nicht ganz so tapfer weil mit Fellstiefeln aber auch sehr schön:



    Die schau ich lieber an als sie zu verspeisen, einmal ich hab sie in die Pfanne gehaun weil sie gar so verlockend daher kamen, aber pfui! so schleimig wie Maronen, nix für den Ogni ==schuetteln

  • Ahoj und Glückwunsch zum Mucida-Festival!


    genau so ähnlich fand ich sie auch mehrere Jahre auf liegendem Baumstamm.

    Den ich für Erle halte.

    (Heuer noch gar nicht geschaut)


    LG

    Malone

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  • Sehr schön, Ingo Ogni!

    So ein Massenvorkommen der Holwaya mucida habe ich noch nie gesehen. Und die Teleomorphe habe ich noch nie gefunden.

    Glückwunsch zum schönen Fund!

    Ach ja am Fuß des Baumes stand noch der hier, möglicherweise eine Mycene.

    Das halte ich eher für ein Galerinchen (Häubling spec.)!


    LG, Nobi

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ogni!


    Sehr beeindruckend. :thumbup:
    So eine tolle Kollektion würde ich gerne mal sehen. Auch wenn mir die Hauptfruchtform schon begegnet ist, so toll ausgeprägt wie hier ist das ein Traum. :thumbup:



    LG; Pablo.

  • Danke euch fürs mitfreuen:)

    Auch wenn sie im Gegensatz zu manch anderem Pilz keine sonderlich schöne Geometrie oder Symmetrie haben, fesseln sie doch den Blick. Vielleicht ist es die irgendwie humanoide Gestalt mit Hals und Kopf den sie in den Himmel recken, die in mir ein eigenartiges Gefühl auslöst wenn ich sie so betrachte. Ich kann jedenfalls schon nachvollziehen wie man vor einigen Jahrhunderten von der Existenz von Baumgeistern überzeugt war;)


    Eine Frage, die sich mir bei Pilzen die sich aussuchen können welche Vermehrungsstrategie sie anwenden wollen stellt ist: was ist der Auslöser für die jeweilige Variante? Bei Blattläusen ist die Sache ja gut zu erklären, (grob vereinfacht) im Frühjahr wenn das Nahrungsangebot explodiert steht Masse vor genetischer Variabilität und da wird sich rasch geklont. Im Sommer dann setzt man auf Qualität um gut in die nächste Saison zu kommen und sich gegen Krankheitserreger und Frassfeinde zu wappnen. Bei den Becherchen war ich davon ausgegangen dass es ähnlich sein könnte, es also von den Umweltbedingungen abhängt (zB aFeuchtigkeit oder Substratmasse) Dann hätte ich aber nicht wie oben beide Fruchtformen in buntem Durcheinander erwartet. Zumindest vielleicht zB auf der einen Stammseite die Köpfchen und näher am Wasser die Becher? Prost! Vielleicht gehen sie aber einfach auf Nummer sicher bei der Anlage und splitten ihr Depot. Was Sinn machen würde wenn die Konidiensporen und sexuellen Sporen eine unterschiedliche Umweltresistenz oder Keimfähigkeit hätten.
    Weiß da jemand zB aus der Schleimpilzfraktion (da ist das ja fast der Normalzustand) des Forums mehr?
    Liebe Grüße Ogni

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ogni!


    Das Einzige, was ich weiß: Nebenfruchtformen (also asexuelle Stadien) werden ja bei weitem nicht von allen Pilzen gebildet. Die alelrmeisten Mykorrhizapilze zB verzichten darauf. Grundsätzlich ist es wohl so, daß die sexuellen Stadien (also Hauptfruchtformen) vor allem durch veränderungen der äußeren Bedingungen angeregt werden, also speziell Verschlechterung der Substratverhältnisse. Da will sich der Pilz nicht mehr einfach nur klonen, sondern er will weg und woanders hin und hat somit noch mehr Antrieb, sich über sexuelle Vermehrung fortzupflanzen.
    Das meiste in dem Zusammenhang ist mir allerdings diffus.


    Aber: Mit Schleimpilzen hat das nix zu tun. Schleimpilze sind gar keine Pilze (systematisch gesehen), sondern bilden wohl eher ein eigenes Reich bzw. sind mehrkernige Einzeller (Plasmodienstadium = eine einzige, riesige Zelle!) und eher mit Amöben verwand als mit Pilzen.
    In der morphologischen Betrachtung sind allerdings Übergänge zu beobachten, was das Fortpflanzungsverhalten betrifft. Aber eben nur die sexuelle Fortpflanzung. Schleimpilze können zwar so eine Art Sklerotien / Überdauerungsstadien bei ungünsitgen Bedingungen bilden, aber sie bilden keine Nebenfruchtformen wie Pilze zur asexuellen Vermehrung.



    LG, Pablo.

  • Danke Pablo für deinen Kommentar und die Richtigstellung. Dass Schleimpilze nix mit Pilzen am Hut haben war mir bekannt. Aber bzgl der Fortpflanzung hat sich ein Fehler eingeschlichen- dummerweise hatte ich als meinen ersten und einzigen Schleimpilz bisher den geweihfömigen Schleimplilz in seiner „Version B“ (Ceratiomyxa poroides) gefunden und mir falsch gemerkt es wäre eine asexuelle Form (ist es nicht, sondern eine 2.sexuelle oder gar eine andere Art) und dann das auch noch auf alle Schleimpilze verallgemeinert. Böser Denkbug, aber sowas setzt sich manchmal fest. Also merke: Schleimpilze sind nicht asexuell.

    Aber zurück zur Frage:

    Zitat „sondern er will weg und woanders hin und hat somit noch mehr Antrieb, sich über sexuelle Vermehrung fortzupflanzen.“:

    wenn ich dich richtig verstanden habe sind asexuelle Abschnürungen, ich dachte irgendwo „Konidiensporen“ gelesen zu haben, also gar nicht mobil sondern wachsen dann in unmittelbarer Nachbarschaft und nur sexuell erzeugte Sporen sind durch Wind und Wetter oder tierische Taxis mobil? Oder sind nur sexuelle Sporen umweltresistent und können überdauern und KS müssen gleich weiterwachsen?
    Das wäre dann natürlich ein toller Vorteil! Ich hatte vermutet dass die graue Substanz auf den Köpfchen vll diese „Konidiensporen“ wären, die darauf warten weggewaschen oder geweht zu werden.


    vielleicht kann mir noch jemand etwas über diese „Konidiensporen“ erzählen und ob der Begriff überhaupt eine Berechtigung hat?

    Viele Grüße Ogni


    Nachtrag: habe gerade hier gefunden dass Konidiensporen möglicherweise doch durch den Wind den Ort wechseln können (allerdings nur eine Pop-wissenschaftl. Seite, wenn man die Massen an Werbung sieht vergehts einem..), ich werde wenn ich Zeit habe nochmal genauer suchen. Falls das der Fall ist wäre der Ortswechsel wohl nicht der ausschlaggebende Grund für die sexuelle Fortpflanzung. Allerdings sollten die "normalen" Sporen aufgrund der genet. Rekombination schon etwas resistenter sein und damit einen Vorteil bringen.

    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    Wie sich das genau verhält, wann man von Konidio-, Chlamydo- oder sonstigen asexuellen "Sporen" spricht, kann ich auch so aus dem Kopf nicht sagen.
    Das ist ja Stoff für mindestens ein Dutzend Vorlesungen, weil Pilze da im Laufe der Evolution so viele Mechanismen entwickelt haben, die auch alle leicht unterschiedlich funktionieren.
    Und natürlich können auch die asexuellen Sporen ("Sprossen"?) Distanzen zurücklegen und die Pilze dadurch auch andere Substrate besiedeln.
    Zumal bei vielen mykorrhizapilzen die Zyklen nochmal anders ablaufen, die bilden ihre Fruchtkörper ja auch nicht nur bei "Stressbedingungen" sondern konstant immer wieder mal (nicht unbedingt im Jahresrhythmus, sondern auch mal halbjährlich oder gar nur alle 5-10 Jahre).

    Das Fortpflanzungsverhalten von Pilzen ist tatsächlich ein sehr komplexes Thema.

    Interessant wäre: Kann dazu jemand geeignete Literatur empfehlen?
    Oder gibt's dazu sowas wie Online - Vorlesungen etc. wo man sich mit belastbarem Wissen versorgen kann?



    LG; Pablo.

  • Hm ja vermutlich kann man das nicht in zwei Sätzen zusammen fassen... ich habe nach kurzer Recherche gemerkt dass mein Wissen über die Fortpflanzung der Pilze nicht weit her ist. Ich denke bevor ich hier weiter diskutieren kann muss ich mir das auch erstmal genauer zu Gemüte führen. In diesem Sinne wäre ich auch sehr interessiert falls jemand darüber ein geeignetes Lehrbuch kennt oder zufällig ein Biostudent mitliest der uns ein Skript zur Verfügung stellen würde? :kaffee:

    Liebe Grüße Ogni

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Es gibt einige Leute, die hier im Forum aktiv sind, die über ein ganz famoses, vertieftes Wissen verfügen.
    Natürlich kann es hier nicht drum gehen, das wirklich alles jetzt zu erklären, das ginge allenfalls in einem Extrathema zu eben dem Thema, und dann so als fortlaufende Geschichte vor allem.
    Aber falls jemand wie zB Tricholomopsis dazu schon den einen oder anderen Literatur- oder Online - Tip geben könnte, das wäre schon richtig genial.



    LG; Pablo.