Ein Pilzausflug in den Süden

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.803 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bernhard.

  • Hallo!


    Heute ging es in den Süden. Nein, nicht nach Italien oder Spanien...ins Südburgenland, in die Gegend zwischen Badersdorf und Eisenberg!

    Eine schöne Gegend, viel Gegend, wenig besiedelt. Der Grund war die Suche nach Amanita caesarea und Boletus aereus.

    Leider war ich nicht erfolgreich, aber im Urlaub kann man schon mal einen Tag in so eine Suche investieren.


    Zu Beginn ein Blick in den Wald; Eichen, Hainbuchen, Kiefern. Ein Waldtyp den es bei mir daheim nicht gibt.



    Und immer diese aggressiven kleinen Stechmücken. Kaum bleibt man stehen wollen sie ins Auge oder ins Ohr. Immer summte es. So arg hab ich das noch nie erlebt.

    Ich war echt genervt! Das ist der Grund warum es nur wenige und fast keine guten Fotos gibt.


    Dann endlich was pilziges. Aber wieder diese Mücken! Schnell ein paar schlechte Fotos...ein Striegeliger Schichtpilz?

    Ich musste weiter, die Mücken waren überall!


    Dann ein mutmaßlicher Zitzen-Riesenschirmling.


    Täublinge gabs auch.


    Röhrlinge um Kiefern herum die ich von zu Hause nicht kenne. Ergänzung: Körnchenröhrling, Suillus granulatus.


    Dann entschloss ich mich ein Insektenschutzmittel aus meinem Rucksack aufzutragen. Eigentlich hasse ich diese Chemie auf meiner Haut, aber ich dachte vielleicht hilfts. Der Erfolg war mäßig, aber ein bisschen half es.

    Was ist das? Ein Butterpilz. So einen hatte ich auch noch nie.


    Trametes versicolor:


    Unbekannte Pilze an einem toten Stamm...


    Endlich vielleicht eine Amanita (natürlich kein Kaiserling) ich wollte ihn noch durchschneiden und bestimmen, aber dann flog schon ein Schwarm dieser Viecher in Richtung meines Gesichts. Vielleicht weiß jemand was das sein könnte.


    Ich wollte schon umkehren, genervt von den ständigen Mückenattacken, aber dann endlich wurde der Wald anders, und die Mücken weniger.

    Es gab massenhaft Parasole, aber alle zu alt :(


    Ein Perser! Ein orange milchender Reizker mit Grübchen am Stiel. Meine Bestimmung lautet Spangrüner Kiefernreizker (Lactarius semisanguifluus).

    Fotos vom Fundort und von später zu Hause.


    So sah dieser Wald aus, Eichen und Kiefern.


    Auch Edelkastanien waren vertreten.


    Fichtensteinpilze bei Eichen.


    Ein alter Sommersteinpilz.


    Diese Röhrlinge habe ich noch nie gefunden. Ist das Hortiboletus engelii? Das wäre dann ein weiterer Erstfund. Nein ist es nicht, aber ein weiterer Erstfund, der Kuhröhrling, Suillus bovinus.

    Fundort bei Eichen. Der Stiel war rot überhaucht. Die orangen Flecken im Schnittbild sind vermutlich der Reizkermilch an meinen Fingern zuzuschreiben.


    Dann auf dem Weg zurück (die Mücken waren wieder lästig) fand ich noch diesen Röhrling. Den hab ich auch noch nie gefunden

    Was könnte das sein? Leider sind die Fotos nicht besonders. Hemileccinum depilatum?

    Es ist Leccinellum crocipodium, der Gelbporige Raufußröhrling. Noch ein Erstfund an diesem Tag :)


    Und zum Schluss mitten auf dem Weg Schopftintlinge.


    Mein Resümee: Die ersehnten Kaiserlinge und Bronzeröhrlinge habe ich leider nicht gefunden. Dafür aber viel Neues und so war es alles in allem ein schöner Ausflug! Für die Pfanne gabs dann doch noch einen großen Parasol, einige Steinpilze und einige Reizker. :)


    Danke fürs virtuelle mitgehen! Wie immer sind Kommentare, Bestimmungsvorschläge und Korrekturen gern gesehen!


    LG Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    der erste Röhrling bei den Kiefern müsste der Körnchenröhrling und der zweite der Butterpilz sein.


    Der Reizker ist für mich ein typischer Edelreizker.


    Bei deinem vermeintlichen Hortiboletus engelii sehe ich einen Kuhröhrling.


    Der letzte Röhrling sollte auf den Namen Gelbporiger Raufußröhrling hören.


    VG Jörg

  • Hallo Jörg!


    Dann habe ich ja wenigstens den Butterpilz richtig bestimmt!

    Ich tat mir einfach schwer weil ich diese Pilze aus "meinen" Wälder nicht kenne. Aber das macht es ja interessant.

    Danke für deine Rückmeldung!

    Was mir aber zu denken gibt...Kann der Edelreizker so grün werden?? (siehe Bild von daheim mit grün an Lamellen und am Hut)


    LG Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    diese grünliche Verfärbung bei Verletzungen und Druck sind normal. Vor allem die sehr starke Radialfaserung auf dem Hut deines Fundes hat mich zum Edelreizker gebracht. Das sollte der Spangrüne nicht können aber den kenne ich nicht persönlich.


    VG Jörg

  • Hallo Bernhard,


    wenn's auch keine Kaiserlinge hab - deine Funde machen doch auch einiges her!

    Bei den Berichtigungen schließe ich mich ganz Jörg an. Der Edelreizger hat immer mal wieder grüne Verfärbungen, durch die Milch, die an der Luft grün wird. Bei älteren Exemplaren ist dieses grün auch häufig sogar auf der Hutschicht zu sehen. Ich mag den sehr gerne als Speisepilz. Einfach die Hüte schön scharf in Butterschmalz angebraten, Salz drauf und fertig.


    Liebe Grüße

    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

  • Grüß euch!


    Ich habe mich jetzt genauer über die Reizker-Arten eingelesen.

    Bei meiner Erstbestimmung habe ich dem grün zu viel Bedeutung beigemessen. Ich habe irgendwo gelesen dass Edelreizker erst am nächsten Tag grün werden. Das ist so offensichtlich nicht richtig.

    Nach dem Ansehen unzähliger Internetbilder und nachlesen in mehreren Büchern und im Internet bin ich jetzt auch fest überzeugt dass es Edelreizker sind.

    Danke für eure Hilfe!

    Das ist ein Erstfund der mich sehr freut :)

    Geschmeckt haben sie auch (für das Kriterium "essbar" reicht ja dass die Reizker rot oder orange milchen)!


    Noch eine Frage: Ist der Edelreizker ein Pilz der eher in wärmeren Regionen vorkommt?

    Oder lohnt es sich auch in obersteirischen Kiefernwäldern nachzuschauen (die gibt es, aber sind selten)?


    Der Gelbporige Raufuß ist wohl auch nicht besonders häufig...oder doch?


    LG Bernhard

  • Der Gelbporige Raufuß ist wohl auch nicht besonders häufig...oder doch?

    Ich hatte den noch nie. Vermute aber, dass er in Ausbreitung begriffen ist, danke des Klimawandels, da er relativ wärmeliebend zu sein scheint.


    Beim Edelreizker weiß ich nicht ob es da eine Verbreitungsgrenze gibt.


    LG.

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Das ist schon eine Freude, mal in anderen Wäldern als den heimischen unterwegs zu sein.

    Kenne ich auch, weil man entdeckt dann immer wieder neue Sachen, die man sich erstmal angucken muss.


    Die Röhrlinge hat Jörg ja schon gut eingenordet.
    Der Gelbporige Raufuß mag neben Wärme (und Eichen!) vor allem auch basische Böden. Das wäre also so ein Anzeiger, wo du auch nach Schwarzhütigen (Boletus aereus) und Kaiserlingen (Amanita caesarea) ausschau halten kannst.


    Bei den Reizkern: Ja, manchmal ist es echt nicht so einfach. Entscheidend sind weniger die grünlichen verfärbungen (die hier aber schon recht rasch passiert sind für Lactarius deliciosus), sondern wie schnell sich die Milch von Orange nach Blutrot verfärbt.
    Wenn man's genau machen will - ich hatte mal versucht, das ein wenig in einem schlüssel aufzuarbeiten. >siehe hier<.



    LG, Pablo.

  • Grüß dich Pablo!

    Die Röhrlinge hat Jörg ja schon gut eingenordet.
    Der Gelbporige Raufuß mag neben Wärme (und Eichen!) vor allem auch basische Böden. Das wäre also so ein Anzeiger, wo du auch nach Schwarzhütigen (Boletus aereus) und Kaiserlingen (Amanita caesarea) ausschau halten kannst.


    Bei den Reizkern: Ja, manchmal ist es echt nicht so einfach. Entscheidend sind weniger die grünlichen verfärbungen (die hier aber schon recht rasch passiert sind für Lactarius deliciosus), sondern wie schnell sich die Milch von Orange nach Blutrot verfärbt.
    Wenn man's genau machen will - ich hatte mal versucht, das ein wenig in einem schlüssel aufzuarbeiten. >siehe hier<.

    Eichen und ein sehr mildes, fast mediterranes Klima hat diese Landschaft.

    Ich bin auch nicht planlos dahin, sondern genau geplant nach der Datenbank der Pilze Österreichs. Dort sind einige Funde für Boletus aereus und Amanita caesarea verzeichnet. Ich war u.a. genau im betreffenden Messtischblatt.

    Ich werde jetzt keine Koordinaten posten, aber wer die Datenbank studiert, weiß wo ich war ;)


    Deinen Schlüssel hab ich gestern schon gelesen. Danke, tolle Arbeit!

    Aber ich habe den grünen Flecken zu viel Bedeutung beigemessen.


    LG Bernhard


    PS: Ich bin von Zeit zu Zeit immer wieder mal in komplett anderen Wäldern unterwegs....sehr empfehlenswert!

  • Hallo!


    Ich kann nun Körnchenröhrling, Kuhröhrling und den Gelben Raufuß zweifelsfrei bestätigen.

    Ich hatte nämlich alle drei bei den Wiener Schwammerltagen in der Hand.

    Nicht dass ich an euren Bestimmungen gezweifelt hätte, aber wenn man den Pilz selbst in der Hand hatte bekommt man einfach eine gewisse Sicherheit....so ein Aha-Erlebnis.


    LG Bernhard