winterlicher Spaziergang

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.793 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bukkes.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    ich war gestern, wie angekündigt, nochmal im Wald unterwegs und habe auf euren Rat gehört und an toten Stämmen und Ästen geschaut. :)

    Nachdem ich fast zwei Stunden lang ohne Erfolg unterwegs war, habe ich dann meinen Standort zu einem nahe gelegenen Fluss gewechselt.

    Dort wurde ich dann doch endlich fündig. ^^

    Nur leider ist das so gar nicht meine Materie und um ehrlich zu sein, mit den Bäumen kenne ich mich auch noch nicht so gut aus, aber "gut ding will weile haben" ^^. Also ich würde einfach mal Raten bei den Pilzen die ich so gefunden habe.

    Es tut mir leid wenn die Bilder ungenau oder nicht aussagekräftig sind, aber bei uns ist es seit Freitag durchgehend unter null Grad.

    Hier ein par Eindrücke von meinem gestrigen "Spaziergang" rund um Bitburg ^^.









    1. bei dem Kandidaten hab ich schon mal keine Ahnung (?-Stamm, Mischwald)





    2. könnten Austernseitlinge sein aber diese wuchsen auf Eichen? (?-Stamm, Mischwald)



    3. Zunderschwamm? (?-Stamm, Mischwald)



    4. Schmetterlingstramete? (?-Stamm, Mischwald)







    5. auch ein Zunderschwamm? (lebende Buche, Laubwald)







    6. bei diesen Freunden dachte ich auch erst an Austern, aber die Farbe irritiert mich.. (lebende Buche, am Feldrand neben Obstbäumen)





    7. Rotrandiger Baumschwamm? (umgekippter Buchenstamm, Mischwald)







    8. auch wieder keine Ahnung was das sein könnte. (umgekippter Buchenstamm, Mischwald)



    Vielleicht könnt ihr ja ein bisschen was mit den Bildern anfangen.:)

    Ich merke auf jeden Fall immer mehr das Pilze nicht bloß Pilze sind, sondern man sich mit viel mehr dingen beschäftigen muss. (Baumpartner, Bodenbeschaffenheit, usw.)

    Ich werde bis zu meinem nächsten Spaziergang versuchen zu lernen, alle Bäume richtig zu bestimmen und hoffe das es bis dahin etwas milder wird, sodass ich auch mal Schnittbilder von den Pilzen machen kann. ^^


    Habt ihr evtl. noch einen Tipp wo man am besten nach Austernseitlingen, Samtfußrüblingen und Judasohren sucht? :) Ist z.B. ein Fluss in der Nähe von Vorteil?


    Lieben Gruß


    Lukas

  • Hallo Lukas,

    eine interessante Aufsammlung mit einer sehr bemerkenswerten Erkenntnis von dir - "Ich merke auf jeden Fall immer mehr das Pilze nicht bloß Pilze sind, sondern man sich mit viel mehr dingen beschäftigen muss".

    Ich versuche einmal eine unterstützende Bestimmung.

    Nr. 1 - ist wahrscheinlich der Striegelige Schichtpilz (Stereum hirsutum), auf dem gleichen Holz sitzt noch ein anderer Pilz, graue Farbe, kann ich nichts zu sagen, wäre reine Spekulation

    Nr.2 - sieht nach Gelbstieligem Muschelseitling aus (Sarcomyxa serotina)? oder Gallertfleischiges Stummelfüßchen(Crepidotus mollis)

    Nr. 3 - Zunderschwamm (Fomes fomentarius) alte Fruchtkörper, o.k.

    Nr.4 - Schmeterlingstramete (Trametes versicolor), hier irritieren mich die wenigen typischen Farben, alles etwas sehr grau, deshalb könnte es auch eine Striegelige Tramete (Trametes hirsuta) sein

    Nr.5 - Zunderschwamm o.k.

    Nr.6 - das sind Gelbstieligem Muschelseitling aus (Sarcomyxa serotina)

    Nr.7 - Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) o.k.

    Danach sind Bestimmungen von meiner Seite nicht mehr möglich.

    Nach deinem Text Bild Nr. 7 und 8 sind Herbe Zwergknäulinge (Panellus stipticus) zu sehen.

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich gebe Veronika Recht; allerdings zu


    2. das könnte wieder vieles und nix sein. Crepidotus mollis aber würde ich anzweifeln, das sieht doch schon etwas anders aus; vor allem wäre es auch heller. Ein anderer Vertreter der Gattung wäre aber hier gut möglich; ebenso der Gelbstielige Muschelseitling in uralt.


    4. Trametes versicolor passt schon; Tr. hirsuta hätte keine solchen dunklen Zonen auf dem Hut


    Dann zu deiner letzten Frage. Ich habe keine Präferenzen deiner genannten Arten für bestimmte Habitate beobachten können. Judasohren sind von den genannten aber am einfachsten zu finden. Es reicht wirklich in Holunderbestände zu gehen und dort nach halbtoten Sträuchern zu suchen und dort wachsen die dann auch. Austern findest du gut auf alten Buchenstämmen, allerdings auch nicht immer. Samtfüße wachsen überall, meist aber finde ich die nicht in den Mengen, dass es sich lohnen würde, die mitzunehmen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Bei -4- könnte ein Blick auf die Unterseite für eine Überraschung sorgen: Mit den Farbverläufen sollte man auch an Birkenblättlinge (Trametes betulina) denken.

    Nr. 8 halte ich mal vage für einen klein gerratenen und ziemlich frostgeschädigten Außenseitling.



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Bei -4- könnte ein Blick auf die Unterseite für eine Überraschung sorgen: Mit den Farbverläufen sollte man auch an Birkenblättlinge (Trametes betulina) denken.

    Stimmt natürlich vollkommen, aber seit wann steht der bei Trametes? *kopfschüttel* Ich habe gerade mal nachgesehen. Die Erstbeschreibung der Art stammt von Fries, der Name sollte also konserviert sein...


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Von anderen Trametes - Arten ist der morphologisch im grunde nur durch die Ausprägung des Hymenophors zu unterscheiden - was aber in dem Bereich ein relativ schwaches Merkmal ist. Genetisch kann man da meines Wissens auch nichts zusammenspekulieren, was eine Trennung auf Gattungsebene rechtfertigen würde.

    Man kann da gerne bei Lenzites bleiben, wird glaube ich in PD nd Mykis auch so geführt.



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Ja ich richte mich dabei sowieso nach Mykis. Bei der Kartierung muss ich wissen, wie der Pilz in Mykis heißt, dass ist das wichtigste. ;)


    Danke für die Aufklärung.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo,


    vielen Dank für eure schnellen Antworten selbst gestern morgen schon ^^

    Ich werde dieses Wochenende nochmal zu der Stelle gehen wo ich die Pilze gefunden habe (Wenn es denn mal wärmer wird.. haben seit 3 Tagen um die -10 Grad).


    Ich bin mit den lateinischen Namen nicht sehr vertraut, also eigentlich gar nicht :D

    Ich wollte mir jetzt Karteikarten zum üben anlegen mit den "deutschen" und den lateinischen Begriffen. Haltet ihr sowas für Sinnvoll? :)


    Lieben Gruß


    Lukas

  • hallo Lukas,

    vermutlich wird Dir mal jemand die Frage stellen, ob/wozu Dir der wissenschaftliche Namen zusätzlich zum deutschen weiterhilft, aber wenn es Dich interessiert bzw Dir Freude macht, ist es immer sinnvoll. Auch wenn Piptoporus betulinus ein netter Zungenbrecher ist, würde ich empfehlen, mit Namen zu beginnen, die Du Dir leicht merken kannst bzw solche, die Du nicht nur auswendigzulernen musst, sondern auch verstehen kannst: Dazu ist das wichtigste erst mal, sich nicht von den ganzen Vorbehalten dem Latein bzw Altgriechischen irre machen zu lassen. Dann wirst Du bald mal bekanntes wiederentdecken und mit neuem verknüpfen können und wie bei allem Schritt für Schritt dazulernen. Egal ob Du Latein in der Schule hattest oder nicht kannst Du mal zum Start in eines der oft als PDF zu findenden, meist recht überschaubaren Lexika der lateinische/griech. - deutschen Pilz(oder auch Pflanzen-namen, weil viele Vorsilben und Worte auch von Botanikern verwendet wurden), blättern. Du wirst sehen, dass dir die Begriffe dort auch im Alltag begegnen werden: Dass beispielsweise "Akros" u.a. "Spitze" heißt, hab ich auch mal so gelernt, und weiß seit dem, dass Akro-polis die Polis, also die Stadt auf der Spitze bedeutet :) ...und auch in allen romanischen Sprachen wirst Du einiges davon wiederfinden können.

    Du wirst auch merken, dass die Mykologen durchaus auch Worte verwendet haben, die Assoziationen herstellen: denke, um den Namen von Boletus Satanas zu verstehen, mal an die Kombination von blutroten Farben, das fahle Grau am Hut, den leichten (Aas-) Geruch nach Verderben und versetz dich zurück in die Zeit, in der Blauverfärbung eines Pilzes noch nicht erklärbar war.. und du bist gedanklich nicht mehr weit von Zauberei, Tod und Teufel entfernt... Oder lies mal die Geschichten rund um den lateinischen Namen der Stinkmorchel... Bzw wirst du dann nie mehr arglos ein winziges Stück von Lactarius pyrogalus kosten, weil da eben "Feuer" und "Milch" schon im Namen steht :)


    Viel Spaß und einen guten Start, Eberhard

    P.S.: musst aber damit leben, dass sich die wissenschaftlichen Pilznamen oft auch schnell ändern und Du, wenn Du beispielsweise mal was publizieren möchtest, dann öters den aktuell gültigen Namen suchen/überprüfen musst.

    Ebenso spannend finde ich es auch immer wieder, einen Blick auf die bunte Vielfalt der Volksnamen eines Pilzes zu werfen.

    Chiprechnerei:

    284 (goldene Zeit < APR 2020), dann viele Min-, wenige Plusse, APR 21 + andere Rätsel: 272. Nach -20 Startgeld APR22: Tiefpunkt bei 252.

    Dort: nach Wetten, Abrackern, Platz 1 und Prozenten f. GI warens: 300. Dann APR '23-Startgebühr: =>280. Dort: 5 (Platz 7) + 6 (Platzwette) + 3 (500. Beitrag Rätsel) + 5 (Jokerschnellstrauswurf) + 3 (Frühjoker) + 3 (Kurzphal) + 3 (Teamphal) + 3 (Kreativ-Bonus) - 5 (Gewinnsteuer-GI) + 4 (get. viertbester Phal ) = 310

    11 Mal editiert, zuletzt von eberhardS ()

  • Hallo Lukas,


    mir hat vor vielen Jahren noch zu DDR-Zeiten die damalige Bezirkspilzsachverständige gesagt, dass es am Anfang der Beschäftigung mit Pilzen nicht wirklich wichtig ist, den wissenschaftlichen Namen zu wissen. Wichtig ist, dass ich auch mit dem deutschen Namen den Pilz in die Systematik einordnen kann, also zu welcher Familie/ Gattung der Pilz gehört. Das habe ich beherzigt. Aber irgendwann muss man sich auch mit den wissenschaftlichen Namen beschäftigen und da gibt es viele Methoden. Deine mit den Karteikarten ist z.B. eine mögliche. Ich selbst versuche bei jeder Gelegenheit, z.B. auch hier im Forum, den wissenschaftlichen Namen zum deutschen hinzuzufügen. Das ist keine Angeberei, sondern für mich immer wieder eine Übung. Auch, wenn ich meine Fotos in die Systematik einfüge, beschrifte ich sie zuerst mit dem wissenschaftlichen Namen und dann deutsch. Eine Systematik sollte man sich schon zulegen. Ich halte mich an Ewald Gerhardt. Aber auch da kommt man immer wieder in Konflikte, weil Pilze wandern von einer Gattung in die andere und es ändern sich auch oft genug die wissenschaftlichen Namen. Wenn du ernsthaft bei den Pilzen bleiben willst, musst du viel Geduld und Biss haben.

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.

  • Hallo Lukas,

    als Nicht-Lateinerin und Minder-Sprachbegabte haben mir die deutschen Namen immer völlig ausgereicht. Ich bin immer froh, wenn ich einen neuen Pilz bestimmen kann. Der Name in schlau ist mir dabei völlig wurscht. Mein Ziel war angesichts der unglaublichen Artenvielfalt, erst einmal verstehen zu lernen lernen, in welche Schublade die Pilze jeweils gehören - also die wichtigsten Gattungen zu erlernen. Als Speisepilzsammlerin mit grundsätzlichem Interesse für alle Pilze bin ich dann ein halbes Jahr quasi im Blindfug hier im Forum herumgetappt. Und natürlich hatte ich ab und zu mal einen Zufallstreffer. Aber es war anfangs schon sehr ernüchternd. Das Gute hier: Die Pilzverrückten im Forum hatten unendliche Geduld, mir meine Fragen zu erklären und so blieb auch immer mal was hängen.

    Den Durchbruch im Pilzeverstehen hatte ich bei einem Pilzkurs bei Andreas Gminder. Da habe ich gelernt, Pilze nach bestimmten Kriterien einzuordnen - insbesondere die Sporenfarbe spielte hier eine wichtige Rolle. Das war ein Quantensprung und auch wenn ich immer noch in großer Regelmäßigkeit daneben liege, ist Vieles einfacher geworden, seit ich ein paar systematische Grundsätze verstanden habe.

    Für mich ist der Pilzkurs quasi der Einstieg in das gemeinsame Sammeln gewesen. Wenn Du nur mit Buch und Google unterwegs bist, lernst Du nur den Bruchteil von dem, was in einer Gruppe mit Pilzmenschen möglich ist. Jetzt bin ich bei der Thüringer Pilz-AG und profitiere von den gemeinsamen Exkursionen. Inzwischen merke ich, dass die lateinischen Namen plötzlich da sind. Das war wirklich nicht geplant.

    Wie ist es also dazu gekommen? Ein Beispiel:

    Wir diskutieren hier im Forum in der Konversation die 582 Fragen zur Pilzprüfung. Immer wieder taucht die Frage nach Orellanin, einem tückischen Pilzgift auf. Ein Pilz mit dem fiesen Gift heißt Orangefuchsiger Raukopf in schlau heißt der Cortinarius orellanus und Du darfst drei Mal raten, welchen Namen ich mir inzwischen besser eingeprägt habe. Bei mir kommt die Erleuchtung quasi schubweise. Dummerweise tun sich jeden Tag viele neue Wissenslücken auf. Die wissenschaftlichen Namen sind dabei mein kleinstes Problem. Da sie sich ständig ändern, ist meine Motivation auch nicht sehr groß, sie zu pauken.


    Das wichtigste ist: Lernen muss Spaß machen. Du musst Lust drauf haben, sonst funktioniert das nicht. Das ist schon in der Schule so. Und Wiederholung ist die Mutter des Lernens. Insofern hat Eberhard völlig Recht. Wenn der wissenschaftliche Name zum Schmunzeln ist, oder eine Eselsbrücke baut, oder wenn Du ihn ein paarmal liest oder hörst, wird er sich irgendwann von alleine einprägen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.