Agaricus pseudopratensis? oder doch was anderes

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.881 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Climbingfreak.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    ich habe unlängst einen merkwürdigen Einelfruchtkörper gefunden. Die anderen, die am Fundort standen, waren alle nix mehr wert. Der Fund sah so interessant aus, dass ich den einfach mitnehmen musste. Aufgrund des Aussehens dachte ich an was aus der A. campestris-Ecke. Gefunden hab ich den in der Gleisanlage der Straßenbahn direkt vorm Finanzministerium in Dresden. ==Gnolm7 Als ich dann aber versucht habe den mit dem Gröger zu schlüsseln, war ich verdutzt, als ich sterile Lamellenschneiden vorfand. Schaeffer-Reaktion negativ. Verfärbung nach dem Reiben an der Stielbasis war am Fundtag gelbräunlich; am Folgetag rotbräunlich. Fotos sind am Folgetag entstanden (leider mit einem ziemlichen Blaustich; warum auch immer). Ich hab versucht den zu entfernen.










    Die schmalen Zystidene (bis 15 µm breit; viel zu schmal für Phaeolepidotus) und die Sporen führten mich zu A. pseudopratensis. Die gemessenen Werte stimmten im Gröger am besten überein. Geruch: nicht nach Karbol sondern eher nach "überständigen" Zuchtchampis, bzw. ähnlich Agaricus bernardii. Verfärbung im Schnitt: keine.


    Was haltet ihr denn von dem.


    l.g.

    Stefan


    P.S. Exsiccat geht an Christoph. Ich stelle hier den Fund "nur" mal zur Diskussion.

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Climbingfreak

    Hat den Titel des Themas von „Agaricus pseudopratensis“ zu „Agaricus pseudopratensis? oder doch was anderes“ geändert.
  • Hallo Stefan,


    Agaricus pseudopratensis soll ja ein Gilber sein. Das kann ich hier nicht erkennen. Ich glaube einen oberhalb gerieften Ring zu erkennen. Wenn das richtig ist gehe ich zusammen mit deiner Geruchsangabe vorsichtig von Agaricus subperonatus aus der auch manchmal ohne deutlich erkennbaren Doppelring daherkommen kann.


    VG Jörg


    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    das "Hauptproblem" ist die sterile Schneide, die dein Vorschlag laut Gröger nicht hat. Sonst wäre ich ja auch nicht bei den Xanthodermei gelandet...


    l.g.

    Stefan

  • Servus Jörg,


    Agaricus pseudopratensis muss nicht gilben. Der Typus gilbte gar nicht. Erst später ergänzte Bohus die Beschreibung insofern, dass er das Gilben erwähnt. Der Typus gilbte aber enen nicht, es wurde nicht nur übersehen, es zu beschreiben. Was mir hier fehlt, ist das Röten im Fleisch. Das sollte zumindest schwach ausgeprägt sein.


    Servus Stefan,


    ich bin schon gespannt und schaue ihn mir sehr gerne an (haben wir ja schon besprochen). Sterile Schneiden sind der Normalzustand bei Agaricus. Die Sektion Agaricus zeigt fertile Schneiden, fast alle anderen Egerlinge streile Schneiden.


    Weißt du noch, in welche Richtung der Ring abziehbar war? Nach oben oder nach unten oder reißt er direkt?


    Auf alle Fälle ein interessanter Pilz. Meine bisherigen A. pseudopratensis-Funde rochen nach Karbol.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Stefan,


    ich habe keinerlei Ahnung von Champis bis auf diejenigen, die ich kenne und kann daher nur nach optischen Eindrücken versuchen etwas zur Bestimmung beizutragen. Karl hat hier in Beitrag vier auch noch einen deinem Pilz ähnelnden Fund gezeigt:


    hier


    aber der hat keinen oberhalb gerieften Ring. Ich bin gespannt was Christoph da herausbekommt.


    Hallo Christoph,


    hat Agaricus pseudopratensis einen oberhalb gerieften Ring?


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    Ring war nach oben abziehbar (zumindest war er "hängend). Was meinst du mit "reißt" er direkt? Bin auch gespannt, was dabei rauskommt. Danke schon mal fürs Ansehen.


    l.g.

    Stefan

  • Servus Stefan und Hannes,


    stimmt, Agaricus pseudopratensis hat keinen gerieften Ring. Das würde durchaus für Agaricus sect. Bivelares sprechen. Und hier ist der Ring gewöhnlich aufsteigend, wobei Agaricus subperonatus eine Ausnahme darstellt. Man kann an der Stielbasis auch noch Reste des Velum universale ausmachen. Die Cheilocystiden würden auch auf A. subperonatus passen. Allerdings sind dessen Sporen etwas breiter als bei A. pseudopratensis.


    Die Form der Schuppung passt auch nicht gut auf A. pseudopratensis.


    Agaricus subperonatus zeigt normalerweise eine deutlichere Stiefelung durch die Gesamthülle. Als Arbeitsname ist das aber gar nicht verkehrt, wenn mangenau hinschaut (danke, Hannes - die Ringoberseite hatte ich gar nicht so genau angesehen).


    Was das direkt Abreißen betrifft, Stefan, es gibt auch Egerlinge, deren Ring nicht nach oben oder untern abziehbar ist, sondern direkt abreißt, wenn man dran zupft.


    Ich glaube auch nicht an A. pseudopratensis, aber wie gesagt, das Mikro wird helfen. :)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    die Riefung und auch Stefans Geruchsangabe: "ähnlich A. bernardii" haben mich auf die Idee gebracht. Ältere Gegürtelte riechen auch so ähnlich.


    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ich hab gerade noch mal im Gröger nachgeschlagen. Leider wurde im Sektionsschlüssel nicht erwähnt, dass A. subperonatus einen hängenden Ring hat. Die beschriebene Gürtelung wäre ja auch noch mit Phantasie am Stiel zu sehen.


    Ich bin gespannt, was da rumkommt. Falls sich der Fund wirklich als A. subperonatus herausstellen sollte, fände ich das schon ziemlich "blöd".


    Paket geht heute oder morgen raus.


    l.g.

    Stefan

  • Servus Stefan,


    die Sporen deines Egerlings sind ja verrückt:


    (7,5-)8,0-9,8-12(-12,5) x 5,75-6,7-7,25(-8,0) µm, Q = (1,1-)1,2-1,47-1,7(-1,9)


    also extrem vielgestaltig und sehr viele sehr große Sporen. Der Quotient schließt Agaricus subperonatus aus, die Maße ebenfalls. Lag der Pilz eventuell im Kühlschrank und reifte dort nach? Oder hast du ihn relativ frisch getrocknet?


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christoph,


    erstmal herzlichen Dank für deine Mühe. :) Wie bereits am Telefon besprochen (ja der Akku war dann wirklich leer :)) hatte ich den Fruchtkörper nur für ein paar Stunden im Kühlschrank, da ich den Fruchtkörper abends fand und am nächsten Tag den dann fotografieren un mikroskopieren wollte. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, dann betrugen die Sporenlängen bei mir damals 8-10 µm.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.