Endlich ein Pilz - ein rissiger

Es gibt 27 Antworten in diesem Thema, welches 7.641 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Irgendwie habe ich es bisher fast immer geschafft, an Risspilzen komplett vorbeizugucken.


    Aber da hier Pilze mit Hut und Stiel seit vielen Monaten extremst rar sind, kam ich an dem jetzt doch nicht vorbei, und außerdem ist es ein schöner, mit allem Drum und dran, was einem die Bestimmung auf Gattungsebene extrem leicht macht: spermatischer Geruch, rissige Huthaut, braunes Sporenpulver (eher dunkel olivbraun, also wenig Rotanteil).


    Ja, ich weiß, bei Risspilzen geht nichts Definitives ohne scharfes Glas. Makroskopisch habe ich den braunstreifigen Risspilz (Inocybe fuscidula) als eine Möglichkeit in die engere Wahl genommen. Wenn es der wäre, wäre er im MTB noch unkartiert. Vielleicht mag jemand hineingucken?


    LG, Craterelle


    P.S.: Ich habe die Bilder diesmal nicht verkleinert, weil das ja jetzt mit dem neuen Forum problemlos möglich sein soll. Mal schauen, wie es herauskommt.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    prinzipiell sieht I. fuscidula schon so ähnlich aus. Allerdings stört mich die markante Bräunung am Stiel sehr, das wäre meines Wissens für I. fuscidula extrem untypisch. Kann gut sein, dass du was besseres gefunden hast. Ist die Bräunung durch das Liegen lassen, bzw. durch das Trocknen entstanden? Ist die braune Stelle seit der Entnahme gewachsen? In welchem Habitat hast du denn den Pilz gefunden?


    Es wäre glaube ich am besten, wenn du dich mit Werner Dieckow in Verbindung setzt. Er ist ein Inocyben-Kenner aus Berlin. Ansonsten kannst du den Pilz auch gerne trocknen und mir bzw. vielleicht sogar Ditte schicken.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan,


    Danke schonmal für das Angebot.


    Fundort Berliner Vorgärten, eher Sträucher als Bäume in der Nähe, aber da kann ich gleich noch genauer nach schauen (die Risspilze sind aber wohl ohnehin nicht besonders wählerisch mit ihren Partnern?).


    Die braune Druckstelle am Stiel ist praktisch direkt nach dem ersten Anfassen entstanden. Danach habe ich ihn ganz vorsichtig auf Händen getragen.


    Es war übrigens ein Einzelexemplar, aber evtl. kommt ja noch was nach.


    LG, Craterelle

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi, Craterelle!


    Oderhalt eine der Rimosae, so in der Umgebung um Inocybe fastigiata s.l.
    Entsetzliche Gruppe, wenn ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls hätte ich bei fuscidula einen mehr gebuckelten Hut erwartet (hier kegelig, aber ohne erkennbare "Papille"). Die Stielbasis ist auch nicht ganz komplett, oder? Das wäre noch wichtig, zumal ich da auch ein schwaches Röten zu erahnen glaube.
    Gibt es irgendwelche cervicolores oder rimosae, die so bräunen (und vielleicht auch röten) dürfen?
    Oder gab es doch eine Knolle, vielleicht sogar mehr oder weniger gerandet?



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    also bei den Rimosae glaube ich nicht, dass es da eine bräunende Art gibt. Die meisten Cervicolores röten. Es kann sehr gut sein, dass das Röten später in ein Braun umschlägt, aber zuerst sollten die Arten röten. Zum Glück sind beide Untergruppen mikroskopisch sehr leicht zu bestimmen; wohlgemerkt die Untergruppen nicht die Arten. ;)


    Am besten wäre wirklich, wenn sich Werner das Ding mal ansieht. Ich habe hauptsächlich deswegen nach der Ökologie gefragt, weil es schon einige Inocyben gibt, die spezielle Ansprüche an das Habitat stellen, einiges wolles es feucht; einige mögen Sonderstandorte, wie ehemalige Bergbauhalden etc.


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Beim Durchgucken meiner Bilder fällt auf: Inocybe curvipes kann am Stiel etwas bräunen.



    Aber ob so extrem? Da habe ich Zewifel. Und auch vom sonstigen Aussehen will mir das nicht passen, wobei der makroskopisch recht variabel zu sein scheint. >Bei Ditte< sieht die vorgestellte Kollektion anders aus.


    Inocybe tjallingiorum bräunt auch, ist aber makroskopisch ein anderer Pilz, anders gefärbt und mit anderer Huthautstruktur.




    ...


    Ich spekulier nur ein wenig rum, ohne wirklich was davon zu verstehen.
    Ohne daß sich ein Spezi den Pilz eingehender anschaut, wird's erstmal eh nichts werden, mit einer Bestimmung.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Deswegen verweise ich ja auch auf Werner. Ich bin bei weitem noch nicht erfahren genug in der Gattung, um hier irgendwas valides ohne Mikrodaten beiuztragen. Spekulationen sind gut; an tjallingiorum hatte ich auch schon gedacht, aber wie du auch festgestellt hast, passt der makroskopisch nicht. Aber es gibt da denke ich noch ein paar andere.


    Hier wären wirklich Mikromerkmale angebracht und ggf. eine Literaturrecherche in allen bekannten Inocybe-Werken; inkl. Ludwig wichtig.


    l.g.

    Stefan

  • Hallo,

    hin und wieder fällt mir ja auch ein schöner Risspilz auf, und ich versuche den makroskopisch zumindest einzugrenzen (was ja meistens an Zeitverschwendung grenzt... weiß ich g:-)...und es wird ja auch noch so vieles neu "sortiert").

    Hier bei dem Pilz bin ich jetzt spontan bei Inocybe nitidiuscula hängen geblieben (dem Frühen ... oder auch Späten Risspilz), der auf jeder Seite, wo er abgebildet wird, auch irgendwie anders aussieht.

    Bemerkenswert erscheint mir da aber die Tatsache, dass da der Stiel als rosa/rötlich (im erwachsenen Zustand) beschrieben wird.


    Bei fungiitaliani gibt es verschiedene Kollektionen (alle mit Mikrob., also abgesichert) von denen einige Bilder Craterelles Bild (Kollektionen weiter unten) extrem ähnlich sehen.

    (Da wird im Text auch auf die Artabgrenzungen eingegangen).

    Dort auch der Hinweis auf ähnliche Arten, genannt wird auch I. fuscidula (allerdings Mikromerkmale anders), aber auch makroskopischer Unterschied : I. fuscidula hätte niemals was Rötliches am Stiel.


    Inocybe nitidiuscula - Funghi Velenosi - Funghi in Italia - Fiori in Italia - Forum Micologia e Botanica

    Google Translate

  • Danke für eure Antworten!


    Die Stielbasis ist leicht knollig verdickt, die Knolle aber nicht scharf abgesetzt. Und er rötet auch, sowohl an der Knolle, die schon beim Herausnehmen rötlich war, als auch im Schnitt, jedoch eher langsam und nicht allzu intensiv (in etwa mit Perlpilzen vergleichbar).


    Am Fundort Ziersträucher und Linde.


    Ich werde dann mal versuchen, zu Werner Dieckow oder vielleicht auch Ditte Kontakt aufzunehmen.


    LG, Craterelle

    • Offizieller Beitrag

    Salut!


    Interessanter Hinweis auf Inocybe nitidiuscula, Danke dafür!

    Allerdings fürchte ich, daß da was nicht stimmt in dem Thema bei den italienischen Kollegen und da zwei unterschiedliche Arten gezeigt werden. Sieht man sich die >Kurzdoku von Ditte< an, passen nur die Kollektionen ab >hier< zu nitidiuscula. Da kann man die Hutoberfläche schon noch als "anliegend seidig-faserig" interpretieren, bei den Kollektionen davor ist sie deutlich aufgeraut, schuppig und mit wolligem, weißlichem Velum bedeckt. Wenn die Mikros im zweiten (und dritten) Beitrag zur Kollektion im ersten gehören, dann ist auch die Sporenform ja ganz anders, das sind ja sehr schlanke Sporen, die fast schon zu >Inocybe lacera< passen. Bzw. zu einer der Varietäten oder einer nahestehenden Art aus der Gruppe.


    Wirklich nur so ein paar Gedanken, und natürlich hat Stefan recht: Das muss sich ein Spezialist angucken. Sonst hängen unsere interessanten Spekulationen ja total in der Luft.


    Die Verfärbung ist natürlich interessant, denn das könnte ja wieder ein Hinweis in Richtung der cervicolores sein.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Salut!


    Das ist famos, dann bekommen wir auch einen namen zu den Spekulationen. g:-)

    Ich wüsste allerdings nicht, was ich tippen soll, um ehrlich zu sein.

    Die wenigen cervicolores, die ich kenne, sehen makroskopisch alle etwas anders aus. Vor allem auf Hut und Stiel etwas flauschiger, bzw. rauher. Zumal das hier ja eine Art mit bereiftem (nicht beflocktem!) Stiel, also mit metuloiden Kaulozystiden zu sein scheint. dann wäre es keine cervicolores, und dann würde ich wohl zu bresadolae tendieren, wobei die ja immerhin teilweise ein (oft aber nur einseitig) gerandetes Knöllchen hätte, und mir bisher nur mit anderen Farbverläufen und Strukturen der HUtoberfläche begegnet ist.



    LG, Pablo.

  • Hallo,

    dass bei Ditte die Pilze anders ausssehen, hatte ich auch bemerkt.

    Sie trennt aber auch zwischen I. nitidiuscula und I. tarda (die auf der ital. Seite - mit Bedenken - angelehnt an andere Autoren- noch als eine Art angesehen werden).


    Inocybe - nitidiuscula

    Inocybe - tarda


    Vielleicht ist es auch ein Problem(chen), dass der Pilz von Craterelle ja weder besonders früh noch besonders spät im Jahr gefunden wurde?

    Na ja ... ich habe keine Ahnung.

    Aber diese da (wie auch immer) sollen nur oben bereift sein, einen leicht verdickten (aber nicht wirklich knolligen, nicht gerandet knolligen Stiel haben) und die Hutstruktur wird auch bei Ditte als relativ variabel angegeben.


    nitidiuscula: "Hutoberfläche oft fast seidig glatt; anliegend feinfaserig"

    tarda: "Hutoberfläche glatt- und feinfaserig, aber auch leicht wollig"


    Ich tippe dann einfach mal auf I. nitidiuscula s.l. (falls das erlaubt ist) , also inkl. der Art(en), die Ditte davon inzwischen als getrennt ansieht.

    (Ach so: PN ... ist aber doch egal, oder?)

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    schöne Idee, aber bei denen (nitidiuscula und tarda kenne ich zufälligerweise) habe ich eine Bräunung, bzw. vorherige Rötung noch nicht erlebt. So wie es derzeit aussieht, bin ich bei Pablos Idee mit einem der Cervicolores.


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Salut!

    Nuja, von den cervicolores hatte ich ja mittlerweile wieder abstand genommen, wegen der anders aussehenden Stielbereifung.


    Ich bin jetzt nicht so wirklich mit den aktuell von Ditte verfolgten Begriffsdefinitionen vertraut, aber ich bin sicher, mit:

    Zitat

    nitidiuscula: "Hutoberfläche oft fast seidig glatt; anliegend feinfaserig"


    tarda: "Hutoberfläche glatt- und feinfaserig, aber auch leicht wollig"

    Sind schon zwei unterschiedliche Sachen gemeint.
    Zumindest verstehe ich das so daß tarda eine Tendenz zeigt, daß de Hutoberfläche fein wollig aufschuppt, und dieses Verhalten fehlt bei nitidiuscula. "seidig glatt" dürfte auch anders zu verstehen sein als "feinfaserig": vermuten würde ich, daß bei "seidig glatt" generell keine einzelnen radialfasern erkennbar sind (mit blosem Auge). Bei feinfaserig eben schon.
    So am Rande hatte ich mitbekommen, daß diese Nuancen in der Struktur der Hutoberflächen mitunter wichtige Kriterein zur abgrenzung sind.


    Und ich glaube immer noch, daß die ersten Kollekrionen bei den italienischen Kollegen eher was aus dem lacera - Aggregat zeigen. Siehe andere Sporenform (deutlich abweichender Qotient).


    Und klar: Wenn man Dittes Bilder anguckt, käme ich nie auf die Idee, daß das eine Art sein soll (also nitidiuscula und tarda).
    Was wohl auch durch DNA - Analysen gestützt wird, sonst würde Ditte die beiden ja nicht getrennt führen.



    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,


    Ich habe Antwort von Ditte, die ich praktischerweise auch hier veröffentlichten darf:


    Zitat von Ditte

    Es handelt sich völlig zweifelsfrei um Inocybe adaequata. Die Art gehört zur Untergattung Inosperma und hier zur Sektion Rimosae. Typisch ist der konische Habitus, das Röten von Stiel und Fleisch - UND, und das kam mir sofort entgegen, als ich das Tütchen geöffnet habe, ein süßlicher Geruch. Außerdem ist der Stiel zart violettlich geworden, was ebenfalls gut passt. Zystiden und Sporen passen ebenfalls gut in Form und Größe - und auch der Standort und die Jahreszeit. Zumeist findet man die in Mengen zwischen Juni und August, und typisch sind Parks, Friedhöfe und Wegränder. Der Hut ist sehr dunkel, aber das kommt vor.


    Gewonnen hat damit keiner von euch, fürchte ich. Auch diese Art fehlt bisher im MTB, so dass ich jetzt mal schaue, wie ich den Fund in die Kartierung bekomme.


    LG, Craterelle

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Craterelle,


    oh, Dittes Bestimmung ist tatsächlich eine kleine Überraschung. Den hatte ich gar nicht auf dem Schirm.


    Aber gut, wieder was dazugelernt. Danke für die Rückmeldung.


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Craterelle!


    Danke an dich und Ditte für die Auflösung dieses Rätsels.
    Da hätte ich doch besser mal bei den Rimosae bleiben sollen. Daß es dabei auch eine solcherart verfärbende Art gibt, wusste ich einfach nicht.



    LG, Pablo.

  • Der Weinrote also!

    Den kenne ich nur aus Büchern und dachte bisher, dass man den makroskopisch problemlos ansprechen kann.

    Kann man eben nicht, wie der Thread beweist. Wieder was gelernt.


    Danke fürs dranbleiben, Craterelle und und natürlich auch Ditte für die Auflösung.


    Liebe Grüße vom Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Mit dem Geruch habe ich übrigens immer noch Probleme. Ich hatte mir noch ein paar Nachzügler zum Schnuppern geholt. Den süßlichen Geruch konnte ich ein bisschen nachvollziehen, aber auch erst nach Dittes Hinweis. Obstartig, was auch beschrieben wird, immer noch nicht.


    Meine Nase braucht wohl noch etwas Training.

    • Offizieller Beitrag

    Hi Nobi,


    stimmt so nicht ganz. Den hast du schon mal gesehen. ;) Erinnerst du dich an die eine Exkursion zum Bahndamm beim Forsthaus Klotzsche, die wir gemeinsam gemacht haben, vor wieviel Jahren? 2014 oder so. Mann wie die Zeit vergeht.


    Beim Tennisplatz hatte ich die Art damals bei der Exkursion gefunden. ;)


    l.g.

    Stefan

  • Hi Nobi,

    stimmt so nicht ganz. Den hast du schon mal gesehen. ;)

    Ohhh!==Gnolm11

    Wahrscheinlich hast Du den lateinisch benamst, und ich habs nicht geschnallt!==Gnolm12

    Aber wirklich weinrot sah der auch nicht aus, oder?


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo,

    das war wohl nix mit "Chips-Wiederholen" ==Gnolm6==Gnolm7...


    Da sieht man mal wieder , wie unendlich schwierig es ist, die ### makroskopisch am Foto einzuschätzen.

    Der Fehler liegt ja schon darin, dass ich (wir) den Hut nicht als spitzkegelig betrachtet haben (sondern eher als flach kegelig),

    dann habe ich (wir) den Pilz wahrscheinlich als etwas kleiner geschätzt als er tatsächlich (?) ist?

    I. adaequata sollte normalerweise ja auch ein relativ "stabiles Bürschchen" sein (?)

    Dritte Fehleinschätzung meinerseits, dass ich die Rötung eher als Bräunung gesehen habe, jedenfalls nicht als deutlich Weinrot usw.


    Ich hatte auch mal einen Risspilz (allerdings ohne Probe), den ich I. cf. adaequata genannt hatte (spitzkegelig, Stiel sehr stämmig mit verdrehten Fasern, rötend - aber insgesamt auch eher hell (die Rötung noch nicht übermäßig deutlich). Der war damals angezweifelt worden - ist ja auch überhaupt nicht sicher - aber Karl hatte zum Vergleich ganze Kollektionen eingestellt. Da konnte man sehr gut sehen, wie die Fruchtkörper sich entwickeln und auch dabei verändern.

    Das war mein "mutmaßlicher" I. adaequata:

    https://www.pilzforum.eu/attachment/201701-02-08-2017-jpg/

    aus HIER und ANDERSWO (Teil 3): allersüßeste Risspilzchen

    da Karls gesicherte I. adaequata ab hier:

    HIER und ANDERSWO (Teil 3): allersüßeste Risspilzchen