Rindenpilze?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.183 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    mein Rundgang führte mich vor wenigen Tagen in ein kleines Wäldchen. Jetzt ist wieder die Zeit, sich mit Pilzen zu beschäftigen, die diese Jahreszeit "lieben". Ich liebe diese Pilze auch immer mehr, stoße aber an meine Grenzen der Kenntnisse dazu. Würde mich sehr freuen, wenn der eine oder andere etwas dazu sagen kann.

    An diesen Holzstapeln wimmelt es nur so von Pilzen.


    Handelt es sich bei den folgenden 3 Bildern vielleicht um den Ablösenden Rindenpilz (Corticium evolvens) ?



    Auf dem folgendem Bild sieht man nur Kügelchen über Kügelchen, was könnte daraus werden?



    Vielen Dank

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Weisheit ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, veronika!


    beim ersten spricht makroskopisch mal nichts gegen den Ablösenden Rindenpilz, den man aber eher Cylindrobasidium evolvens (= Cylindrobasidium laeve) nennen sollte. Denn von der Form der Basidien und der Zystiden hat der nicht wirklich viel mit Arten der Gattung Corticium (s.l.) zu tun.


    Die Plüschknubbel auf den weiteren Bildern sind Nebenfruchtformen, die wohl zu Kohlenbeeren gehören. Einen Namen habe ich dafür nicht parat, Anamorphen stehen ganz und gar nicht auf meinem Speisezettel. :)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ich danke dir für deine Antwort. Dass die kleinen Kügelchen etwas mit den Kohlenbeeren zu tun haben könnten, habe ich mir schon gedacht, weil größer Fruchtkörper, wahrscheinlich dann die Hauptfruchtform, auf dem einem Bild zu sehen sind.

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.

  • Hallo Veronika!


    Für mich ist der Rindenpilz ohne Zweifel der Ablösende Rindenpilz (Cylindrobasidium laeve). Den hast du sehr typisch eingefangen. Ist ein Erstbesiedler und taucht, genau wie du es darstellst, oft an solchen Holzstapeln auf.
    Im Gegensatz zu den orangefarbenen Peniophoras ist der Ablösende (wie der Name schon sagt) irgendwie mehr häutig und lässt sich stückchenweiße abziehen (mir fällt da immer Sonnenbrand-Haut dazu ein).


    Ähnliche Peniophoras (Zystidenrindenpilze) wären mehr wachsartig und bröseln beim Versuch sie abziehen zu wollen.
    Corticium roseum wäre noch ein Verwechslungskandidat, aber der besiedelt meist dünneres, oft noch ansitzendes Weidenholz.
    http://asco-sonneberg.de/pages…roup_id=10821&position=13


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

  • Hallo Ingo,


    schön, dass du auch noch etwas zu meinen Schönheiten sagst. Diese Holzstapel sind wirklich eine Fundgrube, und Corticium roseum habe ich mir auf deiner Seite schon vor einigen Tagen angesehen.

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Ich glaube, die fiesesten verwechslungsmöglichkeiten von Cylindrobasidium wird man in den Gattungen Radulomyces, Hyphoderma, Phanerochaete, Phlebia, Ceraceomyces, Gloeocystidiellum und so weiter finden. Bei der Definition von "wachsartig" muss man ja auch immer ein wenig differenzieren, ob nun nur das Hymenium gemeint ist, oder Hymenium und Subikulum, oder nur Subikulum...
    Insgesamt ist Cylindrobasidium wohl am ehesten als "häutig" zu bezeichnen, weil eben das Subikulum recht locker und fast gazeartig ist. Aber das Hymenium kann in einem gewissen Reifezustand bei feuchtem Wetter durchaus mal etwas wachsartig sein. Ebenso wie es bei einigen Phlebien zB bei Trockenheit und / oder alten fruchtkörpern mal nicht mehr wachsig sein kann.
    Aber klar, wenn man das Gesamtbild betrachtet (Färbung, Wuchsweise, Wuchsort, Oberflächenstrukturen, Randbereiche), dann...
    ...aber warum ist das eigentlich so schwer zu erklären, warum ein Pilz erfahrungsgemäß eben so aussieht wie diese oder jene Art, aber nicht wie eine extrem ähnliche, andere Art? :/



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Zitat


    ...aber warum ist das eigentlich so schwer zu erklären, warum ein Pilz erfahrungsgemäß eben so aussieht wie diese oder jene Art, aber nicht wie eine extrem ähnliche, andere Art?


    Schöne Frage.
    Weil es eben doch feine Unterschiede gibt, die sich kaum in Worte fassen lassen.
    Gibt ja die Hardliner, die immer nach dem Mikro rufen (weil es eben Merkmale offenlegt, die man so nicht sieht).
    Aber am meisten gefallen mir die Pilzler, die inzwischen anhand der Makromerkmale gewaltig eingrenzen können (nachdem sie im Vorfeld die Art oft genug sicher bestimmt haben, also mikroskopiert haben).


    Ich denke immer, man braucht das Mikro so lange, bis man die Art auch makromäßig verstanden hat. Geht nicht immer, aber immer öfter.


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hej.


    In der Tat, klappt nicht immer.
    Aber das ist es, was ich auch mit "Erfahrung" meine: Die entsprechenden Pilze eben möglichst gut zu kennen und natürlich gehören dazu auch mikroskopische Untersuchungen. Es kann übrigens nichts schaden, auch dann immer mal wieder in einen Fund reinzulinsen, wenn man sich "aus Erfahrung" schon im Feld recht sicher ist.
    Gerade bei Rindenpilzchen erlebt man immer wieder hübsche Überraschungen.
    Wird bei Mollisien und anderen kleineren becherchen ja nicht anders sein. Auch wenn die Trefferquote der makroskopischen Einschätzungen mit der Erfahrung steigt, zu viel Sicherheit sollte man sich nie gönnen. Aber mit steigender Erfahrung wird ja auch die Mikroskoparbeit leichter. Da weiß man irgendwann genau, wo man nach welchen Merkmalen gucken muss und ist entsprechend schnell fertig.



    LG, Pablo.