Pilztour mit Amanita phalloides und Amanita rubescens

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.917 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von JanMen.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    hier die Funde meiner gestrigen Pilztour (leider habe ich nicht immer alle Merkmale notiert):


    1) Vermutung: Amanita rubescens (Perlpilze)


    Hut: Hellbraun bis ockerfarben-gelblich, bei einem Exemplar auch schmutzig gräulich mit roten Streifen und Punkten. Beim jungen Exemplar ist die Form halbeiförmig, bei den älteren Exemplaren schirmförmig. Schuppig-flockige grau-weiße Velumreste
    Lamellen: Weiß, gedrängt stehend, am Stiel befestigt
    Stiel: Weiß mit rötlichen Tönen (v.A. Verletzungsstellen und Madengänge), zylindrisch, an Basis rübenknollig, geriefte Manschette (nur bei älteren Exemplaren erkennbar)




    2.) Vermutung: Russula rosea (Harter Zinnober-Täubling)


    Hut: Blutrot, Mitte eingedellt
    Lamellen: Weiß bis leicht gelblich, teilweise rote Schneiden, splitternd, am Stiel leicht herablaufend
    Stiel: Rötlich, Bruchkante styroporartig
    Geruch: Leicht apfelartig, obstartig an Stiel-Bruchkante
    Fundort: Laubwald
    Sonstiges: Der Fundort ließ mich auf R. rosea schließen, da ähnliche rötliche Russula-Arten soweit ich informiert bin in Nadelwäldern vorkommen.




    3.) Vermutung: Amanita phalloides (Grüner Knollenblätterpilz)


    Hut: Gelbgrün bis schmutzig-grün
    Stiel: weiß, in Richtung Basis gräulich-schmutzig genattert, Basis knollig, lappige Scheide, Manschette nicht zu erkennen bzw. stark verkümmert (vermutlich wegen Trockenheit)
    Fundort: verschiedene Laubbäume in der Nähe




    4.) Vermutung: Coprinus micaceus (Glimmer-Tintling)


    Hut: Glockig, radial gerieft, ockerfarben, Hutspitze deutlich dunkler, überzogen mit weißen zuckerähnlichen Kristallen
    Stiel: Weiß, hohl
    Lamellen: Anthrazitfarben, Schneiden heller
    Fundort: Laubwald, unmittelbar neben Totholz




    5.) Vermutung: Xerocomellus chrysenteron (Rotfuß-Röhrling)


    Hut: Blasse Gelb-, Braun- und Rottöne, rissig, dunkelbraune Schuppen
    Stiel: Am Röhrenansatz leuchtend gelb, dann rötlich-bräunlich längsstreifig
    Röhren: Gelb bis goldgelb, grob
    Schnittbild: Keine Verfärbung




    6.) Vermutung: Xerocomellus porosporus (Falscher Rotfuß-Röhrling)


    Hut: Braun mit Gelbtönen, rissig
    Stiel: Am Röhrenansatz neongelb, dann dunkelbraun-rötlich
    Röhren: Leuchtend-gelb, am Rand dicht gedrängt
    Schnittbild: Sofort nach Schnitt stark blauend




    7.) Vermutung: Boletus reticulatus (Sommer-Steinpilz)


    Hut: Oberfläche braun, Fleisch weiß bis leicht gelblich
    Stiel: Hellbräunlich- bis hellockerfarben, Helles Netz, an einer Stelle ist das Netz bräunlich
    Röhren: Extrem dicht stehen und fein, schaumstoffartig aussehend, leuchtend weiß, keine Rosatöne
    Fundort: Verschiedene Laubbäume in der Nähe




    8.) Vermutung: Clitopilus prunulus (Mehl-Rasling)


    Hut: Weiß-gräulich, flach, leicht um Lamellen gebogen
    Stiel: Cremefarben, teils filzigweiß
    Lamellen: Cremfarben, eng-stehend, untermischt
    Fundort: Verschiedene Laubbäume in der Nähe
    Geruch: Mehlartig (wie Mehlteig)




    9.) Vermutung (sehr vage): Entoloma nidorosum (Nitröser Rötling)


    Hut: Gräulich-bräunlich, seidig-matt
    Stiel: Weiß bis schmutzig-grau, längsfaserig
    Lamellen: Untermischt, weiß bis rosafarben, ausgebuchtet am Stiel angewachsen, am Rand wellige Schneiden
    Fundort: Verschiedene Laubbäume in der Nähe




    Zum Abschluss noch eine alte Netzhexe mit sehr dickem Stiel auf dem Grünstreifen einer vielbefahrenen Straße:


    Ich gebe KEINE Freigabe zum Essen von Pilzen! Für Essbarkeitsfragen bitte an den lokalen Pilzverein bzw. Pilzsachverständigen wenden.

    Einmal editiert, zuletzt von MycoAlex ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Das sind ja klasse Funde für diese Zeit. Alle Achtung. :thumbup:
    Und auch gut in Szene gesetzt, damit kann man arbeiten.
    Zu deinen Vermutungen:
    1) aber sicher. :thumbup:
    2) ich kenne Russula rosea eigentlich mit recht interessantem Geschmack, als ob man auf einem Bleistift rumkaut. Kostprobe gehört bei Täublingsbestimmung immer dazu. Meist finde ich die Art mit einer eher stumpfen Huthaut, matt, fast feinsamtig, nie glänzend. Aber ich kenne mich mit Täublingen auch nicht wirklich aus, also warten wir mal besser Vorschläge ab.
    3) Treffer, der ist es. :thumbup:
    4) Makroskopisch identisch sind >Coprinellus saccharinus< und >Coprinellus truncorum<.
    Coprinellus micaceus soll gegenüber den beiden Arten eine deutlichere Stielbereifung haben (Einschlaglupe benutzen). Allerdings hatte ich bei den beiden anderen Arten auch schon mal eine ganz feine Stielbereifung gesehen.
    5) ebenfalls korrekt. :thumbup:
    Der verrät sich durch schwache, aber an den Röhren gut erkennbare Blaufärbung und rot durchfärbtes Stielfleisch (je älter, desto mehr Rot im Stiel. nicht am Stiel, die Außenfarbe ist irrelevant)
    6) Blaut viel zu stark für X. porosporus und passt auch habituell nicht richtig. Ich wette, der blaute sogar beim Kratzen an der Hutoberfläche. Den kannst du mit >Boletus pulverulentus< betiteln.
    7) ist gerade nicht einfach einzuschätzen, da ich aus den Einzelbildern keinen Gesamteindruck hinbekomme. Ist aber auch mein Problem, bin irgendwie völlig verschnupft gerade. Tylopilus felleus will ich nicht ganz ausschließen, glaube aber eher an den Steinpilz.
    8) Und erneut: Sporenfarbe?
    9) Kaum eine chance ohne folgende Details zu kennen: Aufbau / Hyphen / Pigment der Huthaut, Schnallen ja oder nein, Lamellenschneide mit oder ohne Zystiden, Sporenform und -größe. Jedenfalls für mich nicht, vielliecht kann jemand mehr sagen, der schon ein paar hundert Rötlinge untersucht hat (auch mikroskopisch).



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    für R. rosea sieht der Fund schon sehr kräftig gefärbt aus. Der scheinbare Glanz ist mir auch suspekt. Bist du dir sicher, dass da kein einziger Nadelbaum in der Nähe war?
    Bei dem Tintling kann man auf dem vierten Bild eine Bereifung schon fast erkennen...


    Viele Grüße
    Steffen

  • Nadelbäume waren definitiv nicht in der Nähe, da standen ausschließlich Laubbäume.

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  • Du könntest deinen Täubling Nr. 2 noch mit Russula torulosa/queletii/fuscorubroides vergleichen, dies wären freilich alles Nadelwaldpilze. Hast du den Geschmack geprüft? R. queletii ist irre scharf, R. torulosa und fuscorubroides dagegen nur leicht. Die von dir ins Spiel gebrachte R. rosea schmeckt herb, aber keinesfalls scharf.
    FG Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Oehrling,


    für die Geschmacksprobe bei mutmaßlichen Täublingen habe ich noch zu wenig Erfahrung, sprich: Ich bin mir nicht sicher, ob ich Täublinge als solche sicher erkenne.
    Ich hab den Täubling jedenfalls in einem reinen Laubwald gefunden, da war kein Nadelbaum in der Nähe. Dadurch bin ich überhaupt erst auf R. rosea gekommen.


    VG Alex

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    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    auch wenn Zweifel angedeutet wurden, wäre ich auch beim Harten Zinnobertäubling. Die kräftige Farbe darf wohl mal vorkommen, die Huthaut wirkt stark vertrocknet und daher sehr glatt und glänzt. Die Vorschläge von Oehrling haben m. M. nach alle einen anderen Farbton, nämlich eher violett als rot. Die rötlichen Lamellenschneiden in Hutrandnähe scheinen ebenfalls ein typisches Merkmal der vermuteten Art zu sein.


    LG, Jan-Arne

                                                                               
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