Mit Graubart die Mücke machen

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.918 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mausmann.



  • Da war ja noch was ...


    Als ich dereinst in Hessen war, es muß so anno 2014, zur Zeit der Augustinischen Pilz und Drangzeit gewesen sein, folgte der illustren Tuppie-Party noch ein Ausflug in die Graubärtliche Waldpilzmeisterei zu Mücke. Wir haben also die selbige gemacht und ein paar schöne Dinge finden können in den Wäldern die unser Graubart so inspiziert.


    Er holte mich ab, fuhr zu sich und durch die Gegend, brachte mich zurück und fuhr den Heimweg erneut. Mein lieber Schwan! Alle Achtung! Da hast du ganz schön Kilometer abgerissen, Lothar. Tausend und einen Dank dafür. Ich habe das sehr genossen, auch wenn ich auf der Heimfahrt ein bißchen "bubu" gemacht habe.


    Ganz nebenbei gab es auf der Fahrt eine geschichtlich-heimatkundliche Führstunde. So lernt man auch die seltsame Bedeutung eines Verkehrszeichens mit ´nem "U" kennen. Die U-Bahn fährt da nämlich gar nicht. So liest man dieses Schild nämlich in Hamburch. ^^


    Aber das nur am Rande.


    Ich zeig einfach mal einiges von dem was da so an Pilzen auf dem Weg lag in Graubarts Fußspuren. Chronologisch in der richtigen Reihenfolge.



    01 Sklerotien-Stielporling, Polyporus tuberaster






    02 Rehbrauner Dachpilz, Pluteus cervinus






    03 Gelbe Lohblüte, Fuligo septica






    04a Ein Milchling den ich nicht bestimmen konnte. Eure Ideen sind natürlich sehr willkommen dazu.





    04b Lactarius spec.






    05 Flockenstieliger Hexen-Röhrling, Boletus erythropus






    06 Gestreifter Teuerling, Cyathus striatus






    07 Spitzkegeliger Tintling, Coprinus acuminatus cf.






    08 Dünnfleischiger Anis-Egerling, Agaricus silvicola cf.






    09 Wollstiel-Schirmling, Lepiota clypeolaria cf.






    10 Kammförmiger Keulenpilz, Clavulina coralloides cf.






    11 Steife Koralle, Ramaria stricta






    12a Langstielige Ahorn-Holzkeule, Xylaria longipes






    12b Langstielige Ahorn-Holzkeule, Xylaria longipes






    13 Wiesen-Stäubling, Lycoperdon pratense






    14 unbestimmt - ihr dürft gerne!






    15 Igelstäubling, Lycoperdon echinatum






    16 Eselsohr, Otidea onotica






    17 Gruben-Lorchel, Helvella lacunosa






    18 Buchenspargel, Monotropa hypopitys subsp. hypophegea






    19 Purpurschneidiger Blut-Helmling, Mycena sanguinolenta






    20 John Doe ... Ideen ?






    21 Grauer Dachpilz, Pluteus salicinus






    22 Gelbflockiger Wollstiel-Schirmling, Lepiota magnispora






    23 Halsband-Schwindling, Marasmius rotula






    24 Birkenblättling, Lenzites betulina






    25 Brauner Leder-Täubling, Russula integra






    26 Harter Zinnober-Täubling, Russula rosea





    27 Hainbuchen-Raufuß, Leccinum pseudoscabrum





    28 Behangener Düngerling, Panaeolus papilionaceus






    29 Gebänderter Hainbuchen-Milchling, Lactarius circellatus






    30a Gelbfleischiger Lilabecherling, Peziza michelii





    Dem Goldschimmel scheint der auch zu schmecken.


    30b Gelbfleischiger Lilabecherling, Peziza michelii





    Hier mochte wohl etwas das Innenleben solcher Erdsterne.


    31 Rötender Erdstern, Geastrum rufescens





    Ganz ganz klein noch. Eine Vermutung ist die ...


    32 Langfuß-Lorchel, Helvella macropus cf.






    33 Riesen-Champignon, Agaricus augustus






    34 Gold-Röhrling, Suillus grevillei






    Hier genießen wir die Aussicht auf dem Hoherodskopf bei einem Snack.
    Das Wetter ändert sich dann sehr schnell und aus Sonne wird Regen.


    35a Hoherodskopf- 19.08.2014






    35b Hoherodskopf - 19.08.2014





    Dann war auch nicht mehr viel zu holen bei dem Wetter und bald folgte der Weg zurück nach Aßlar.
    Das war ein rundum gelungener Tag. Ich bedanke mich hiermit noch mal ausdrücklich dafür, Lothar.
    Das war alles andere als selbstverständlich.


    Vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Dann mehr davon.

  • Hallo Mausmann,
    ganz tolle Reise! Und auch wenn schon für alle anderen wahrscheinlich ein alter Hut, die Idee mit dem Spiegel ist klasse! Werde gleich mal einen zu meinen Pilzsachen tun.
    Für Bestimmungstipps kenne ich mich leider noch zu wenig aus, aber ich lerne schon an deinen Bildern :)

    LG,
    thys


    Leicht ist es, auf Silber und Gold zu verzichten und auf die Freuden der Liebe, doch ein Pilzgericht stehen zu lassen, ist schwer.
    (Marcus Valerius Martialis)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mausmann,


    schöne Fotos und schöne Funde.
    Ich bin leider nur im Stande zu den Nr. 20 und 21 was zu sagen. Also Nr. 20 sieht mir sehr nach Dachpilz aus. Entweder ist es auch salicinus oder die weiße Form von cervinus. Ist auf alle Fälle ein Fall fürs Mikro.
    Zu der 21 habe ich noch eine Frage. War für dich nur der graue Hut bestimmungsentscheidend? Normalerweise sollte der einen grünlichen Stiel haben.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Mausmann!
    Gell, die hessische Landschaft hat was. Die Aussicht vom Hoherodskopf ist besonders schön.


    Ich freue mich, dass Du mit Graubart noch einen schönen Tag in den Pilzen hattest. Die eine Woche, die Du hier warst ging viel zu schnell rum. Eigentlich wollten wir ja mit Dir noch am Abend mal Wetzlar unsicher machen.


    Vielleicht beim nächsten Besuch hier?

  • Lieber Mausmann,
    vielen Dank für den Bericht über die Pilzspaziergänge in zwei von den Wäldern, in denen ich nach Pilzen suche und meistens fündig werde. Ich habe mich über Deinen Besuch sehr gefreut. Mich hat beeindruckt, was Du an Stellen, die ich bis jetzt nicht beachtet hatte, alles gefunden hast.


    Einige Ergänzungen noch aus meiner Sicht, auch für die anderen Leserinnen und Leser:


    Meine Anfahrt nach Aßlar hatte einige Tücken. Ich wohne ca 50 km weiter weg. Für mich war Aßlar ein Stadteil von Wetzlar in Richtung Herborn / Dillenburg. Auf dem Navi habe ich die Straße, die ich in Erinnerung hatte, richtig eingegeben, aber dann mit Wetzlar als Zielort. Erst als der Tunnel zum Treffpunkt vom Sonntag (Mausmann ante Portas) zu sehen war, war mir endgültig klar: da war was falsch :shy: Mausmann mußte leider warten.


    Zu den beiden Gebieten, die wir besucht haben, und bei denen wir jeweils so ca 300 m weit gekommen sind: beide Wälder liegen auf ca 300 m Höhe, Untergrund meistens lehmig, meistens basisch. In beiden Gebieten dominieren Buchen.


    Beim Halt am ersten Wald wurden wir lautstark begrüßt. :evil: Auf der anderen Straßenseite war eine Weide mit Rindern, die laut gerufen haben, bis wir außer Sichtweite kamen. Sie haben sich wie Fans von Popstars benommen. Da ich dort nie so begrüßt werde, haben sie sich wohl über Mausmann gefreut. :cool:


    In diesem Wald stehen außer Rotbuchen auch einzelne große Douglasien, gelegentlich Fichten, und am Hauptweg Lärchen.


    Mausmann schreibt, er wäre in meine Fußstapfen getreten: stimmt nicht, dort wo ich noch auf dem Weg bleibe, ist er gleich nach rechts in den Wald rein. Da gehe ich sonst nie hin, da wächst doch nichts, da war ich mir immer ganz sicher.


    Naja, da war dann unter anderem der Stielporling. Mit der Bestimmung kam / komme ich zu keinem zweifelsfreien Ergebnis. Ich hatte mir gemerkt, dass der Pilz angenehm gerochen hat, aber inzwischen habe ich gelernt, dass das bei der Unterscheidung Polyporus squamosus und P. tuberaster nicht weiterhilft.


    Ich ergänze deshalb Mausmanns Bild 01 mit meinen Bildern:


    (1a) Der Stiel scheint ziemlich in der Mitte zu sitzen, also wie bei P. tuberaster


    (1b) Unterseite. Die Röhrenschicht läuft kaum am Stiel herab. Die Stielspitze halte ich für schwärzlich, soweit man das unter dem Moos erkennen kann. Das würde für P. squamosus sprechen. Beim nächsten Mal lege ich die Stielbasis frei!


    Im Anschluss an die Funde und Bilder (02) bis (04) ist Mausmann auf die andere Wegseite gewechselt. Meistens gehe ich ca 20 m später in diesen Waldbereich. Er findet, was ich bis dahin nur in den Körben von Speisepilzsammlern gesehen habe und schon immer mal am Standort finden wollte: den Schusterpilz oder Flockenstieligen Hexenröhrling (Boletus erythropus). Ohne Mausmann wäre noch lange ahnungslos in der Nähe vorbeigelaufen.


    (2) Flockenstieliger Hexenröhrling (Boletus erythropus) = Ergänzung zu Bild (05)


    (2a)


    (2b)



    Nach dem Fund der Teuerlinge ging es in den Bereich, den ich neulich "Superwäldchen" genannt hatte, und seine Umgebung.


    Zu Bild 08 ist zu sagen: Es handelt sich um ein kleines Fichtenwäldchen, das die Stürme überlebt hat. Ab und zu schaue ich mal rein. Schön war voriges Jahr der Fund von Filzkremplingen. Etwas vorher hatte ich im selben Bereich große weiße Egerlinge gefunden, deren Lamellenschicht aber schon unangenehm gerochen hat und deren Stielbasis nicht mehr verwertbar war.


    Bei Mausmanns Besuch waren wieder welche zu finden, dieses Mal richtig frisch, mit Anisgeruch. Da ich danach noch mehrfach hingegangen bin und die Pilze untersucht habe, will ich noch einen ausführlicheren Bericht schreiben. Nur kurz: auf Grund der Sporengröße handelt es sich meiner Meinung nach um den Schiefknolligen Egerling (Agaricus essettii), der von manchen Autoren ja mit A. silvicola synonymisiert wird. Insofern ist A. silvicola ok.


    Dann ging es auf die andere Straßenseite, ins "Superwäldchen". Die wirklich schönen Bilder sind nur eine Auswahl von den Funden.


    Zwei aktuelle Ergänzungen vom 6. September:


    -zu Bild (15) mit dem Igelstäubling (Lycoperdon echinatum). Inzwischen schaut er oder ein benachbarter so aus:


    (3) Die Stacheln haben ein schönes Muster auf der Oberfläche hinterlassen. Sie liegen ringsum am Boden. Der Sporenstaub kann in einem +- runden Loch austreten.


    - die Eselsohren (Otidea onotica) sind gewachsen
    (4)


    Anmerkung zu Bild (25)
    Der Täubling auf Bild (25) sah sehr ähnlich aus wie der Fund des Braunen Ledertäublings (Russula integra) bei der Exkursion "Mausmann ante portas", dort bisher ohne Bild. Am Fundort war jedoch ein Fichtenwald, hier ein Laubwald. Außerdem hat R. integra einen rein weißen Stiel, der hier ist leicht rötlich.
    Vermutung (von PiWo): wieder mal der Rotstielige Ledertäubling (Russula olivacea), dessen Hüte unglaublich variieren können. Der wächst hier in diesem Wäldchen wie Unkraut und in den verschiedensten Farbvarianten.


    Mausmanns Bild (10) bis ca (27) stammen alle aus dem "Superwäldchen"!


    Danach ging es noch auf die andere Talseite, die auch oft interessante Funde ergibt.


    Merkwürdig fand ich die in der Mitte ausgefressenen Rötenden Erdsterne (Bild 31). Ich hatte die voriges Jahr am selben Standort zum ersten Mal entdeckt, alle sahen wie im Bilderbuch aus, nur das Röten kam etwas später. Aber wer oder was frißt die Sporenbehälter? Das passiert sicher, bevor sich der Sporenstaub bildet.



    Zum Abschluss will ich noch ein paar Bilder zeigen, bei denen eine Artbestimmung nicht sicher oder mit dem einen Foto nicht möglich ist, die mir aber gefallen.


    (5) Evtl. Warzenpilze ??? :rolleyes: Sie wuchsen an der Böschung eines Grabens
    (5a)


    (5b)


    (6) Ein kleiner Winzling


    (7) Hut wie ein Rißpilz, aber auch andere Hüte können so aufreißen



    Der Abschluss auf dem Hoherodskopf war für mich Binnenländler nicht gemütlich: ein kräftiger, kühler Wind, dann hat man den Regen kommen sehen. Mausmann machte das nichts aus. :thumbup:


    An einem warmen Sommerabend ist es dort oben natürlich besser, wenn man da so lange sitzen kann, bis hinter dem Westerwald die Sonne untergeht.


    Viele Grüße und an Mausmann vielen Dank für den Besuch und den Bericht


    Lothar

  • Eine sehr schöne Weiterführung des Berichtes, Graubart.


    Eine Anmerkung hätte ich aber auch. :)


    Anmerkung zu Bild (25)
    ...
    Außerdem hat R. integra einen rein weißen Stiel, der hier ist leicht rötlich.
    ...


    Stimmt, der ist rötlich überhaucht.
    Daß der Stiel weiß sein muß steht vielerorts aber beim Tintling z.B. steht auch was anderes.
    Das Aussehen des Hutes fand ich jedenfalls sehr überzeugend ein R. integra zu sein. Aber ich und Täublinge, wir kommen auch nicht besonders gut miteinander aus. :D



    Noch was anderes ...
    Diese kleinen Ausfälle gleich zu Beginn bei deinen Pilzgründen, die waren ja eigentlich nur ein Kratzen an der Oberfläche. Ich gehe davon aus daß da noch sehr viel mehr pilzliches zu entdecken ist. Waldrandgebiete sind eigentlich immer gute Orte zum Pilze finden. Jeder "Grenzbereich" für einen Pilz ist potenziell ein guter Grund um Fruchtkörper zu bilden, denn der weitere Weg wäre problematisch bzw. aufwendig für ihn. Also wird die Energie in den Vermehrungsweg investiert. Diese Sichtweise ist mir eine der wichtigsten Hilfen beim Pilze finden. Kleine Grenzen, große Grenzen, immer für einen Pilzfund gut. :)



    ...
    Zu der 21 habe ich noch eine Frage. War für dich nur der graue Hut bestimmungsentscheidend? Normalerweise sollte der einen grünlichen Stiel haben.
    ...


    Ups, ganz vergessen zu antworten. :shy:
    Inzwischen weiß ich auch nicht mehr was den Ausschlag gab für diese Bestimmung. Ich hatte einige Zeit mit dem Pilz rumgemacht und schließlich habe ich auch kein cf. an den Namen gemalt. Ich muß mir daher relativ sicher gewesen sein mit dem, obwohl man bei meinen Bestimmungen grundsätzlich auch immer noch ein imaginäres cf. dahinter lesen kann.
    Was den blauen oder grünen Farbton im unteren Teil des Stieles angeht, ( oder auch am Hut, ) so sehe ich einen leichten Anflug davon an der Basis auf dem gezeigten Bild. Ich meine mich zudem zu erinnern daß das kein Muss ist sondern auch grau die vorherrschende Farbe sein kann.
    Ich meine mich auch schwach an einem Geruch erinnert zu haben. Aber inzwischen ist das doch etwas weit zurück liegend.



    Ganz vergessen habe ich noch etwas zu dem Buchenspargel (Bild 18) anzumerken.
    Den darf ja bei weitem nicht jeder finden, wohl weil er dann nicht mehr so besonders wäre. :D
    Buchenspargel (oder auch Fichtenspargel sowie die ebenfalls ähnliche Vogel-Nestwurz) sind Epiparasiten. Das heißt, sie behelfen sich einer dritten Lebensform um einer anderen den "Saft" abzugraben.
    Beim Buchenspargel gelingt über das Myzelgeflecht des Ritterlings die eigene Versorgung mit Kohlehydraten, welche der Pilz seinem Mykorrhizapartner, dem Baum, im Austausch gegen Wasser und Mineralien entnehmen konnte. Buchenspargel ist also unbedingt auf die Tricholoma angewiesen um Leben zu können!
    Eine spannende Sache und natürlich wissenswert für jeden Pilzversteher. :)



    Für den Trip in die Graubärtigen Pilzreviere habe natürlich ich zu danken. :) :thumbup: