Steh bei Röhrling auf da Leitung... Bitte Hilfe!!! ;-)

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 3.876 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von schmidltux.

  • Hallo all Ihr lieben Allwissenden!... :)


    Hab heut diesen Röhrling gefunden und steh voll auf der Leitung wie ich Ihn benamsen darf...
    Fundort bei Fichte, ca.900m, Kalkalpen. Hut ungef. 15cm breit, hellbraun, etwas feldrig aufreißend, trocken. Röhren/Poren olivgelblich, auf Druck blauend. Fleisch im Hut und oberen Stielteil weiß, im Schnitt schwach blauend, nach einiger Zeit verblassend. Zur Stielbasis hin und an Fraßstellen weinrötlich. Stiel mit zartem Netz. Geruch angenehm, aber schwach ausgeprägt. Kein bitterer Geschmack auf der Zunge.



    Dank schon mal für Eure Beiträge zu meiner Erleuchtung!... :D


    Lg Hary

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hary!


    Wie hast du denn den Geschmack getestet?
    Weil wenn der wirklich mild ist, dann käme man mit der Merkmalskombination bei Boletus fechtneri raus. Sofern es nicht ein ausgeblasster Rotporer ist. Da wären die Alternativen bei einem Hut ohne jede Rot- und Rosatöne und nicht blauender Hutoberfläche aber mager.
    Boletus fechtneri passt von der Ökologie her schlecht. der benötigt Laubbäume. Da würde ich fast eher vermuten, daß hier ein Exemplar von Boletus calopus (Schönfußröhrling) mit nicht ausgeprägtem (oder im Alter verschwundenem?) bitteren Geschmack vorliegt.


    PS.: Wobei die Rosatöne im Stielschnitt ja schon wieder ganz gut zu B. fechtneri passen würden...
    Sicher, daß da nicht auch ein paar Buchen oder Eichen rumstanden?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!...


    Also gut möglich, dass da irgendwo vielleicht ne Buche stand. Eiche definitiv nicht. Geschmack hab ich zuerst mit Zunge am Schnitt probiert und dann ein Stück gekostet. Definitiv nicht bitter.
    Wird dann wohl B. fechtneri sein. Was anderes fällt mir auch nicht ein.
    Das vor dem Blauen reinweiße Fleisch ohne Gelbton wird wohl dem Alter geschuldet sein... Oder?


    Lg Hary

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Das Problem ist: Den fechtneri hatte ich noch nie in der Hand.
    Nach Literatur kann das Fleisch schon auch (teilweise) weißlich bis cremefarben sein, aber hier hätte ich eher an eine Alters- oder Trockenheitsbedingte Entfärbung gedacht, wie sie auch bei anderen, eigenlich gelbfleischigen Dickröhrlingen vorkommt.


    Aber da sind schon einige Details irgendwie komisch.
    Von der Ökologie passt auf jeden Fall der Kalkboden, aber es müsste schon ein wärmebegünstigter Standort sein. Und einen Laubbaum brauchen wir zwingend.
    Ob die Hutfarbe und Oberflächenbeschaffenheit so in die Variationsbreite von B. fechtneri passt, dazu kann ich nichts sagen. Aber die Rottöne am Stiel verschwinden wohl im Alter ein wenig, daher kann das schon hinkommen.
    Immerhin B. calopus kenne ich sehr gut, der optisch im Alter durchaus so aussieht, aber bei meinen Kostproben auch bei alten Pilzen immer deutlich bitetr schmeckte. Und mit Rosa Farben im Stielfleisch habe ich B. calopus jedenfalls noch nicht gesehen.


    Es gibt eine weitere Art, die in montanen Nadelwäldern vorkommt, und sehr nahe mit Boletus fechtneri und Boletus pseudoregius / fuscoroseus (Blauender Königsröhrling) verwand ist. Das wäre Boletus roseogriseus (die Art wurde erst kürzlich beschrieben, vgl. [url=http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1388.msg21843.html#msg21843]>hier<[/url]).
    Der sollte aber irgendwie schon deutliche Rosatöne am Hut haben.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!...


    B. calopus kenn ich auch sehr gut. Der ist bei uns ein Massenpilz und ich kann Ihn hier definitiv ausschließen.



    Mit rosa Huttönen hatte ich September 2012 viele davon fällt mir gerade ein. Sind davor nie und auch letztes Jahr nicht wieder aufgetaucht und mir bis heute ein Rätsel...



    Lg Hary

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Deine rätselhaften Rotporer aus dem September 2012 sind rosahütige Netzhexen (Boletus luridus forma rubriceps). ;)
    Achte da auf den roten Röhrenboden (Bataille - Linie, hier gut zu erkennen) und auf den dicken Wuchs mit reichlich gelb am Stiel zur Abgrenzung von Boletus mendax und weiteren ähnlichen Arten.


    Klar, der Geschmack sollte normalerweise schon ein sehr sicheres Zeichen sein, um B. calopus auszuschließen oder zu erkennen.
    Bei dem von dir oben angefragten Fund kann ich dir versichern, daß B. calopus durchaus identisch aussehen kann. Gerade bei trockener Witterung verlieren die im Alter sämtliche rote Farbe am Stiel, was oft etwas verwirrend wirken kann. Man hat aus diesen entfärbten oder teilentfärbten Altersformen sogar schon versucht, eine eigene Art zu basteln (Boletus pachypus), was aber natürlich nicht geklappt hat. ;)


    >Boletus - provisorischer Schlüssel<



    LG, Pablo.

  • Hallo!...


    Jaaaaa die rosahütige Hexe... So einfach kanns sein. ;)Somit ist der endlich mal korrekt benamst...:D


    Zum eigentlichen von heute: Mir passen zu B. calopus die Rottöne in der Basis einfach nicht... Außerdem komm ich wöchentlich an die Stelle und letzte Woche stand hier noch gar nichts. Von B. calopus bin ichs eigentlich gewohnt dass mich die Fruchtkörper über Wochen begleiten. Innerhalb von sechs Tagen kommen und schon wieder vergehen?... Das ist doch in Calopus sein Stil nicht!...:cool::rolleyes:;)


    Lg Hary

  • Wenn das ein Ratespiel wäre, würde ich trotz aller Gegenargumente Schönfußröhrling raten. Das Stielnetz ist mMn zu grobmaschig für B. fechtneri, außerdem passt, wie schon angemerkt wurde, das Habitat nicht. Diese feinrissige Huthaut kenne ich dagegen sehr gut von alten Schönis.
    Gibt's denn auch ein Foto von der Rot-Zone am Stiel? Das sollte man auf jeden Fall anschauen.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Pablo,



    Deine rätselhaften Rotporer aus dem September 2012 sind rosahütige Netzhexen (Boletus luridus forma rubriceps). ;)
    Achte da auf den roten Röhrenboden (Bataille - Linie, hier gut zu erkennen) und auf den dicken Wuchs mit reichlich gelb am Stiel zur Abgrenzung von Boletus mendax und weiteren ähnlichen Arten.


    ich könnte mir durchaus B. mendax vorstellen. B. mendax tendiert zwar zu schlanken Stielen, kann aber auch mit dickeren vorkommen. Selten kann er bei diesem auch gelb sein. Die Bataille-Linie hat B. mendax auch. Ok, der Stiel ist ziemlich grobflockig, wie ich es schon bei B. luridus beobachtet habe. Bei B. mendax sollte er feiner schuppig, wie bei B. erythropus sein. Trotzdem ist mir das noch zu vage, insbesondere da mir der Hut trotz allem zu denken gibt. Ich würde hier mikroskopisch absichern. Leider geht das nicht mehr.


    Viele Grüße
    Toffel

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Toffel.


    Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, müsste es schon ein in vielen Punkten untypisch ausgeprägter mendax sein.
    Vielleicht kann Hary ja noch was zur Ökologie (Kalk oder sauer) schreiben, das wäre immerhin ein weiteres Indiz. Und das Netz könnte man auch noch mal genau anschauen oder Hary kann es aus der Erinnerung beschreiben. Auf den Bildern ist es schwer zu beurteilen, aber es sieht schon so aus, als würde das mehr oder weniger durchgängig sein.
    Ich sag's mal so: Vom Gesamtbild würde ich die Wahrscheinlichkeit für B. luridus deutlich höher einschätzen. Die rosa Hüte würden mich da nicht wirklich stören. Das kommt bei Netzhexen schon mal vor. Zumal die Hutfarben bei B. mendax ja eher ins Rötliche gehen sollten, also so irgendwie im Bereich von B. queletii liegen müssten.



    @ Stephan:
    Auf den Punkt gebracht. :thumbup:
    Das war nämlich auch mein Problem, daß mir der Pilz oben habituell eigentlich total gut für B. calopus gefällt. Nur in Worte fassen konnte ich es schlecht. Das mit dem Stielnetz ist jedenfalls ein Faktor, der da mit reinspielt. Aber das rosaliche Stielfleisch (Schnittbild) ist komisch, habe ich beim Schönfuß noch nicht gesehen. Und der Geschmack ist halt schon so eine Sache. Denn der B. calopus schmeckt (selbst für meinen Mund) immer so dermaßen wiederlich bitter, das merkt man eigentlich schon...


    Ein Bildchen habe ich noch von einem (einzeln wachsenden) B. calopus aus einem reinen Buchenwald (Boden neutral bis schwach sauer) im Tessin:

    Mit einem Bild von B. mendax kann ich leider nicht dienen.



    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,


    Bei den Netzhexen denke ich auch das es in Richtung v.rubriceps geht.


    Den mendax würde ich hier ausschließen, wir haben ihn ein paar Mal im Radebachtal gefunden. Er zeichnet sich von den kräftig roten Hut und Stielfarben aus und die Zeichnung am Stiel ist eine Mischung aus Netz und Flocken. Ausserdem hat zeigt er stark rötliche Verfärbungen im Schnitt. Hier ein Bild von Reinhold von Boletus mendax:



    Bei dem ersten Boleten wäre ich mit fechtneri auch nicht so sicher, würde vom Bauchgefühl auch auf einen alten calopus tippen. Ist halt ein alter Schlappen, die eignen sich leider nicht für eine Bestimmung. Standort mal im Auge behalten und hoffen das evtl. noch ein frischer und junger Fruchtkörper erscheint.

  • Guten Morgen zusammen!...


    Hab von dem zweiten noch zwei Bilder, vielleicht helfen die Euch etwas weiter...
    Habitat wie beim Ersten. Ca. 900m nördliche Kalkalpen im südlichen Oberösterreich. Fichtenwald mit einzelnen eingestreuten Buchen und Lärchen.
    Durch Fönlage eventuell wärmebegünsitgte Süd-Ost Lage.



    Zum Calopus: Also eigentlich reagiere ich ziemlich sensibel auf bitter... Der Geschmack diverser früherer Kostproben ist fest verankert in meinem Gedächtnis... :nana::nana::nana: :D Und bei obigem konnte ich nicht den geringsten Bitterton schmecken... :/
    Foto von der Rotzone am Stiel hab ich blöderweise versemmelt... :cursing::cursing::cursing:
    Vielleicht kann ich noch eins nachliefern heut.


    Lg Hary

  • Sodala, Nachtrag... Für a korrekte Bestimmung is ma nix zu blöd... :D:D:D
    War noch mal an der Stelle und hab eine Hälfte mitgenommen.
    Geschmackstest wiederholt: Nix, nix, nix, aber auch net das Geringste bitter... :/
    Fotos vom Habitat gemacht: Eine Buche steht tatsächlich in ca. 10-15m Entfernung.
    Die Stielbasis hab ich leider nimmer gefunden... :cursing:
    Hier noch ein paar zusätzliche Bilder:


    (Die Rottöne am Stiel sind fototechnisch bedingt (Indoor)...


    LG Hary


    Ps.: Pilz liegt bei mir zuhause... Falls wer mikroskopisches Interesse hat (oder Ihn verspeisen will ;):D ) bring ich Ihn gern zur Post...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hary!


    Zu den Rosahütigen: Stielnetz ziemlich durchgängig und gut ausgeprägt + Stadort auf Kalkboden = zwei Pluspunkte für B. luridus. ;)


    Zu dem anderen: Ich sehe das nach wie vor wie Stephan und Andreas: Das Gesamtbild (optisch) + der Findort passen hervorragend zu B. calopus. Das deutlich ausgeprägte Stielnetz mit länglichen Rauten ist ebenfalls ein Pluspunkt für die Art.
    Der milde Geschmack steht hier aber einer sicheren Bestimmung im Weg.
    Schneide den Pilz mal (der Länge nach) in ca. 1 cm dicke Scheiben. Die kannst du an der Luft oder noch besser im Dörrex bei max. 50 ° trocknen.
    Dann ist der Beleg konserviert und kann bei Gelegenheit von einem Röhrlingsspezialisten untersucht werden.
    Da stehe ich aber nicht zur Verfügung.
    A) Ich bin kein Experte.
    B) Ich habe kein Vergleichsmaterial von B. fechtneri
    C) Meine Mikro - Ausrüstung ist definitiv zu schlecht und mir fehlt da noch viel Erfahrung.


    Andreas Tip ist aber sicher sinnvoll: Die Stelle im Auge behalten und kommende Funde genau untersuchen. :thumbup:



    LG, P[/align]ablo.

  • Hallo Pablo!


    Dank Dir für die schnelle Antwort!... Er dörrt schon munter vor sich hin... ;) Tja bzgl. Mikroskop gehts uns ja beiden gleich... ;)
    ... Außer dem milden Geschmack passen mir aber auch die deutlichen Rottöne im Schnitt so gar nicht zu B. calopus... :/
    Na schau ma mal was rauskommt... ;)


    Lg Hary