Vermeintliche & Wirkliche Verwechslungsgefahr

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 7.069 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ma-Ti Morgentau.

  • Auf der Suche nach Antworten stieß ich auf dieses Forum. Seyd gegrüßt.


    Mir ist wiederholt aufgefallen, dass viele Pilzratgeber, Bücher wie auch virtuell, oft auf Verwechslungsgefahren hinweisen, welche bei halbwegs gesundem Menschenverstand (Verzeiht die spitze Formulierung) von vornherein ausgeschlossen sind.
    In einem Buch hatte ich z.B. bei dem FlaschenBovist mal unter dem Abschnitt der giftigen Doppelgänger den Verweis auf Seite 32:
    Weißer Knollenblätterpilz.
    Ich frage mich hier also ernsthaft, welche Pilze man vorher gegessen haben muss, um einen Blätterpilz (Ohne stacheln/Warzen) nichtmehr von einem Stäubling (Ohne Lamellen) unterscheiden zu können.


    Vorhin entdeckte ich Pilze unter einem alten Apfelbau, die Hallimasch sein könnten.
    Auf der Suche nach Verwechslungsmöglichkeiten fand ich Hier:
    http://www.toxinfo.org/pilz/db…H+%28ARMILLARIA+MELLEA%29
    einige ebenso unlogische Hinweise.


    Bei dem "Nadelholzhaeubling" wird direkt hinten drangeführt, er:
    "sei nur als bekanntester der amatoxinhaltigen Häublinge genannt ! Er sieht dem Hallimasch nicht ähnlich, ist aber ebenfalls ein holzbewohnender Pilz"
    Danach könnte man den Hallimasch auch mit dem Zunderschwamm verwechseln.


    Das einzige Beispiel, was scheinbar Wirklich die Bezeichnung "Doppelgänger" verdiente, war der "Sparrige Schueppling".
    Den Unterschied, der auch hierals so leicht zu erkennen beschrieben wurde:
    http://www.natur-in-nrw.de/HTML/Pilze/Agaricales/PA-37.html#
    sind die "sparrigen Schuppen".
    Hier vermisse ich wiederum eine optische Gegenüberstellung der 2 Kandidaten. Es ist mir nämlich nicht ganz klar, ab wann eine Schuppe als "Sparrig", also "Seitlich abstehend" gelten soll.


    Doch ich schweife ab:
    Durch diese übertriebene Auflistung von angeblichen "Doppelgänger" wird die Suche unübersichtlich.
    Wenn ich einen Hallimasch oder einen Flaschenbovist vor mir habe, und Doppelgänger suche, gehe ich von Folgendem aus:
    Ja, Ich habe Augen im Kopf.
    Ja. Ich habe mir den Pilz genau angesehen.
    Ja: Ich sehe Schuppen, wenn sie auf einem Pilz wachsen, sehe keine, wenn keine wachsen und farbenblind bin ich auch nicht.


    Abgesehen von der Unübersichtlichkeit, die entsteht, wenn 10 Beispiele für Doppelgänger genannt werden, obwohl 1 ausreicht, entsteht folgendes Problem:
    Die ständigen, unberechtigten Verwechslungswarnungen, stoßen irgendwann auf taube Ohren, weil man es leid ist, unangebrachte Warnungen zu hören.
    Das führt in die Irre und dazu, dass man berechtigte Warnungen irgendwann garnichtmehr hört.
    (Auch bei übertriebenen Mahnungen in der Kindererziehung ein klassisches Phänomen)


    Wer kennt das Problem noch? Und welche Möglichkeiten gibt es, bei Unterscheidungen eine engere Auswahl zu definieren?

  • Hallo,
    Tatsache ist, dass der unerfahrene! Sammler alles mit allem verwechseln kann. Genau so, wie es hier steht. Die Praxis liefert hier noch ganz andere und weit extremere Beispiele als die von dir aufgeführten. Sobald man ein paar Grundkenntnisse erworben hat, mag man über die genannten Beispiele lächeln und sie nicht mehr nachvollziehen können. Es wurden aber schon Grüne Knollenbätterpilze im Hexenei-Stadium als Stäublinge gesammelt, und letztens im Wald hat eine Spaziergängerin meine ätherischen Samthäubchen für Hallimasch gehalten usw. usw...
    Wenn dir das nicht mehr passieren kann, freu dich und wende dich anspruchsvolleren Themen zu.
    Grüße
    hübchen

  • Na ja,Ma ti Morgentau,
    dann bist Du ja zu beneiden und kannst sicher auch Stockschwämmchen,Gifthäubling und die 3 schwefelköpfe unterscheiden.
    LG Gerhard

  • Zitat

    Hierzu habe ich einen interessanten Artikel gefunden:


    http://www.mz-web.de/servlet/ContentServ...7474081454
    LG
    Michael


    ist ja unglaublich, Michael. wie schnell Du die passenden Artikel aus den Ärmeln zauberst!!! :thumbup:


    Hallo Ma-ti,


    Du schreibst nicht, ob Du ein erfahrener Pilzsucher bist oder ein Anfänger, aber ich vermute, so oft warst Du noch nicht auf Pilzpirsch? Dir wäre sicher aufgefallen, dass die Pilze in der Natur sehr oft erheblich von den Fotos abweichen, die in Büchern veröffentlicht sind. Je nach Alter, Feuchtigkeit usw.. Besser als in dem Artikel von Michael kann man das kaum beschreiben...


    Wenn Du aber für Dich selbst mehr Klarheit möchtest solltest Du Dir ein gutes Pilzbuch anschaffen, es reicht schon das kleine von KOSMOS "Essbare Pilze und ihre giftigen Doppelgänger". Da wird knapp und präzise alles Wichtige beschrieben. Aber auch hier: "Hallimasch - Rauköpfen, Gifthäubling, sparriger Schüppling", "Flaschenbovist - jung mit jungen Fliegenpilzen oder Knollenblätterpilzen". Ich selbst hatte einmal einen ganz jungen Fliegenpilz in der Hand, den ich ohne seine ausgewachsenen Nachbarn nie als solchen erkannt hätte!


    lg ricky

    Liebe Grüße
    Erika


    Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist. (Erskine Caldwell)


  • ... obwohl 1 ausreicht, entsteht folgendes Problem:
    Die ständigen, unberechtigten Verwechslungswarnungen, stoßen irgendwann auf taube Ohren, weil man es leid ist, unangebrachte Warnungen zu hören.
    ...


    Du bist mit dieser Einstellung doch schon hier angekommen, dünkt mir ?!
    Beste Voraussetzungen mal abgrundtief ins Klo zu greifen.


    Um einen Pilz richtig zu bestimmen sollst du ihn zudem auch nicht mit anderen vergleichen sondern anhand seiner Merkmale erkennen, oder ?



    Für die Gesamtheit der Menschen da draußen ist eigentlich KEINE Warnung überflüssig und die unglaublichsten Fehler kommen beim Bestimmen eines Pilzes vor. Es gibt sogar Leute die können ein Kamel nicht von einem Brötchen unterscheiden um es mal drastisch zu formulieren. Alle in der Literatur genannten Verwechslungsmöglichkeiten sind meines Erachtens nicht nur angebracht, manchmal sogar zu sparsam.

  • Zitat

    Um einen Pilz richtig zu bestimmen sollst du ihn zudem auch nicht mit anderen vergleichen sondern anhand seiner Merkmale erkennen, oder


    naja mausmann, das stimmt meiner meinung nach nur bedingt
    natürlich soll ich den pilz anhand der merkmale erkennen. wenn es aber um wirklich gefährliche verwechslungspartner geht, dann bin ICH erst beruhigt, wenn ich den giftigen partner einmal zum vergleich in der hand hatte (zb das vielzitierte stockschwämmchen.
    ansonsten ist es natürlich so, dass für einen pilzanfänger erstmal jeder pilz gleich aussieht und sich allenfalls, wenn überhaupt, durch lamellen oder röhren unterscheidet.
    da kann ein hallimasch schon mal mit einem stockschwämmchen verwechselt werden, oder ein krempling mit einem steinpilz.
    alles schon dagewesen.
    darum finde ich auch ma-tis aufregung eigentlich überflüssig


  • Du schreibst nicht, ob Du ein erfahrener Pilzsucher bist oder ein Anfänger, aber ich vermute, so oft warst Du noch nicht auf Pilzpirsch? Dir wäre sicher aufgefallen, dass die Pilze in der Natur sehr oft erheblich von den Fotos abweichen, die in Büchern veröffentlicht sind. Je nach Alter, Feuchtigkeit usw.. Besser als in dem Artikel von Michael kann man das kaum beschreiben...


    Also, ich kann guten Gewissens einräumen, dass ich in den Pilzmonaten der letzten Jahre nicht wöchentlich auf Suche war. Ich bin aber schon einige Male von einer Pilzsuche satt geworden.
    Doch die Beschriebene Abweichung ist mir schon aufgefallen. Aber davon bekommt z.B. ein Flaschenbovist keine Lamellen. Michels Artikel "beschreibt" eigentlich nichts, er nennt nur ein sehr gutes Beispiel.
    Ich gehe außerdem davon aus, dass das Foto nur ein Archivbild ist.
    Denn wenn wirklich einer der beiden Pilze, die Thiel in den Händen hält, ein Flaschenbovist ist, dann waren die gestrigen Hallimasche doch Schüpplinge oder Rauhköpfe, oder ich habe beim Kochen nicht auf die Uhr gesehen.


    Ein wahrlicher DOPPELGÄNGER für den Hallimasch ist wie gesagt, Z.B. ein Sparriger Schüppling, welcher als giftig bis bedingt essbar beschrieben wird. Da muss man in jedem Fall ganz genau schauen.




    Du meinst, dass mir das selbst passieren mag?
    Nein, ich werde wohl nicht aus Trotz die Erkenntnis einer Gefahr ausklinken;)
    Manchmal ist es eben mühselig, wenn man ständig hört: "Du könntest ihn verwechseln mit dem, diesem, jenem..."
    Und sich irgendwann nurnoch denkt: "Jajaja! -.-"
    Aber ich sage nicht, dass das auf mich zutreffen wird.



    Um einen Pilz richtig zu bestimmen sollst du ihn zudem auch nicht mit anderen vergleichen sondern anhand seiner Merkmale erkennen, oder?


    Gerade deshalb: Das Merkmal "Stacheln" beim Flaschenstäubling, "Lamellen" beim Knollenblätterpilz sind ja keine Vergleiche, sondern Merkmale.
    Um einen Doppelgänger auszuschließen, MUSS man aber vergleichen.
    Und wie gesagt: Auf der einen Seite stand ja selbst ganz ausdrücklich:
    "Er sieht dem Hallimasch nicht ähnlich"



    Für die Gesamtheit der Menschen da draußen ist eigentlich KEINE Warnung überflüssig und die unglaublichsten Fehler kommen beim Bestimmen eines Pilzes vor. Es gibt sogar Leute die können ein Kamel nicht von einem Brötchen unterscheiden um es mal drastisch zu formulieren. Alle in der Literatur genannten Verwechslungsmöglichkeiten sind meines Erachtens nicht nur angebracht, manchmal sogar zu sparsam.


    Manchmal. Aber wenn im Reiterhof an jeder Pferdebox ein Schild steht:
    Vorsicht, es könnte auch ein bissiger Schäferhund sein;
    Oder die Nachrichten davor warnen, seine eigene Haustür mit einer Bärenhöhle zu verwechseln, dann wird aus den Warnungen eine Art routinierter Dauerzustand. Wie ein stehender Summton, den man irgendwann überhört.
    Aber gerechtfertigte Warnungen, da hast du Recht, sind dann oft umso sparsamer.
    Besonders, bleiben wir beim Forenbezogenen Beispiel:
    Wenn ein Buch davor warnt, einen Knollenblätterpilz mit einem Maronenröhrling zu verwechseln, aber dabei vergisst, dass beim Champignon wesentlich größere Gefahr besteht.


    Und dann gibt es natürlich auch noch Spaßbremsen oder besonders Ängstliche, die davor warnen, einen Pilz mit irgendeinem anderen, angeblich tödlich giftigen Pilz zu verwechseln.
    Edit:
    ODER Z.B. einen Steinpilz mit einem Schopftintling.
    (Keine Ahnung, wie ich Dussel es hinbekommen konnte, mich derart zu verschreiben.)


    Und wer wirklich JEDE Warnung beherzigt, kann garkeine Pilze mehr essen. Wer es trotzdem möchte, muss viel Falschen Alarm herausfiltern.
    Darauf wollte ich hinaus.

  • Mir ging es ganz zu Anfang meiner Pilz"karriere" viel öfter ganz anders als Ma-Ti (und obwohl ich heute vielfach weiß, welche Merkmale wichtige Identifikationsindikatoren (was für ein Wort...) sind, bin ich davor längst noch nicht gefeit):
    Ich fand zunächst oft, dass eine ganze Menge der Pilze in meinem allerersten blv-Führer sich wahnsinnig ähnlich sahen; auch solche, die nicht als Verwechslungs"partner" angeführt wurden.


    Und Rita Lüders "Pilze sammeln - leicht und sicher", das sich meine Liebste angeschafft hatte, die vorher noch nie mit Pilzen zu tun gehabt hatte, hat sie erst mal auch nicht so recht beruhigen können. Da brauchte es den direkten Vergleich, das In-der-Hand-haben des Fruchtkörpers samt Erläuterungen durch jemanden, der die Unterschiede klar zeigen und benennen konnte. Immer und immer wieder, bis sie ein Gefühl dafür hatte, bis sie dann schließlich mehrfach selbst die unterschiedlichen Merkmale feststellen konnte (und sich trotzdem noch rückversichern musste).


    Was ich sagen will: Pilze sind so ein riesiges Thema, diese Lebewesen sind so wandelbar, so vielgestaltig und komplex, dass ich es legitim und richtig finde, in Büchern, die sich ja auch die Anfänger in der Pilzkunde zulegen, auf möglicherweise fatale Verwechslungsmöglichkeiten hinzuweisen, auch wenn versierte Pilzprofis über den einen oder anderen Vergleich vielleicht den Kopf schütteln.


    Es gibt immer noch viel zu viele Leute, die denken, dass ein Pilz, der gut nach Wald riecht, auch essbar sein muss. Da ist auf der anderen Waagschale ein bisschen mehr Vorsicht sicher kein Fehler.


    Vergangene Woche war ich mehrfach in den Wäldern. Und grade hier explodieren diese geradezu von Pilzen im Moment. Da wurde mir mal wieder richtig vor Augen geführt, was ich alles noch nicht kenne, noch nie in der Hand gehabt habe und was ich deshalb so einfach nicht bestimmen kann.
    Ich glaub, es ist gut, das eigene Wissen mit ein bisschen Demut zu mischen. Das verhindert Übermut. Und auch Überheblichkeit.



    Es grüßt das Pilzkäppchen :)

  • Zitat

    davor warnen, einen Pilz mit irgendeinem anderen, angeblich tödlich giftigen Pilz zu verwechseln. Z.B. einen Steinpilz mit einem Schopftintling.


    wobei der schopftintling nicht wirklich ein tödlich giftiger pilz ist! ;)
    solche warnung habe ich noch nirgendwo gelesen

    Es grüßt euch


    Daggi


    die wieder da ist :shy:

    Einmal editiert, zuletzt von lutine ()

  • Ich sehe das Problem genauso. Es werden z.Teil geradezu absurde Verwechslungsmöglichkeiten angegeben. Und dann noch tückischer: wirklich wesentliche ausgelassen!!!!!!


    Wenn natürlich jemand nicht einen Knollenblätterpilz von einer Marone unterscheiden kann, müßte jeder! Pilz als Verwechslungsmöglichkeit angegeben werden.


    Es ist immer eine Gradwanderung, was man als Verwechslungsmöglichkeiten noch angibt , damit es einerseits nicht absurd wird aber andererseits auch kein wichtiger fehlt.


    Wobei: was mir vor kurzem passiert ist, hätte ich eigentlich auch nicht für möglich gehalten: Ich hatte beim fixen Absammeln von Schopftintlingen(kleine Exemplare) doch echt ausversehen 2 Faltentintlinge mitgesammelt, obwohl die nun wirklich nicht zu verwechseln sind (Faltentintlinge wuchsen da vorher nicht)- ich habe es beim Putzen gemerkt. Und hier im Forum gab es bei kleinen Faltentintlingen sogar, obwohl Bestimmer nicht im Sammeleifer zunächst den falschen Tipp.


    und bei den Flaschenbovisten wird tatsächlich häufiger von berichtet, siehe den Link von Mikhael.


    Diese Verwechslungsmöglichkeiten beziehen sich auf ganz kleine Pilze, wo die Merkmale halt noch nicht richtig ausgeprägt sind. Ich glaube kaum, daß irgendjemand einen erwachsenen Champignon mit einem erwachsenen Knolli verwechseln würde, falls ja, sollte derjenige am besten gar keine Lamellenpilze sammeln, aber bei kleinen mit geschlossene Hüten, wo man die Lamellenfarbe noch nicht erkennt, kommt es leider immer wieder vor, wahrscheinlich im Sammeleifer, und beide Pilze können halt leider auch dicht beisammen stehen . Und wo bisher ein bestimmter Pilz nie vorkam, kann er auch dazu kommen. Man ist also nicht mal bei gewohnten Stellen sicher.


    Über die wirklichen Verwechslungsmöglichkeiten wie Gifthäubling und Stochschwämmchen, darüber würde natürlich niemand streiten.


    Aber die jungen Pilze sind halt auch oft tückisch. Und ich bin mittlerweile der Ansicht, daß die Pilze auch nur Pilzkenner putzen sollten, weil dabei wird dann das meiste doch entdeckt: z.B. der Flaschenstäubliing, der keiner ist, das würde dann wohl im Anschnitt gesehen- man schneidet Stäublinge ja eh grundsätzlich einmal durch.

  • Ich schätze, dass man auch unterscheiden muss, welche Zielgruppe durch den Text angesprochen werden soll.
    Der von dir zitierte Artikel richtet sich wohl eher an Leute, die mit Pilzen noch nie was am Hut hatten.
    In den Pilzbüchern sind hingegen manchmal zu wenige Verwechslungmöglichkeiten angegeben, wie ich finde.


    Wenn jemand aber wirklich keine Ahnung hat, wie man verschiedene Arten (seien es Pilze oder Pflanzen) voneinander unterscheidet, kann man nicht vorsichtig genug sein.


    Beispiel: Vor kurzem erst ist mir im Wald eine Frau begegnet, die meinte: "Oh, Sie sammeln Pilze? Gleich hier vorne habe ich einen riesigen gesehen"
    "Das ist ein Parasolpilz, den kann man essen."
    "Aha, Parasol... und woran erkennt man den jetzt?"
    Ich hab ihr die Merkmale gezeigt, genatterter Stiel, verschiebbarer Ring etc...
    "Also Pilze mit verschiebbaren Ring kann man essen?"
    "Nicht unbedingt, es gibt ja noch andere Merkmale, die man beachten muss. Größe, Collar, geschuppter Hut, kein Röten im Schnitt..."
    "Also alle Giftpilze verfärben sich?" ;(


    "Naja, ich sammel ja sowieso nur Champignons".


  • Ich fand zunächst oft, dass eine ganze Menge der Pilze in meinem allerersten blv-Führer sich wahnsinnig ähnlich sahen; auch solche, die nicht als Verwechslungs"partner" angeführt wurden.



    Ich sehe das Problem genauso. Es werden z.Teil geradezu absurde Verwechslungsmöglichkeiten angegeben. Und dann noch tückischer: wirklich wesentliche ausgelassen!


    Safran:
    Was bin ich froh dass mich mal jemand versteht:D


    Pilzkäppchen:
    Man kann wohl sagen, dass diese beide Probleme zusammen gehören.
    Die irreführenden Verwechslungswarnungen machen die Berechtigten, aber Fehlenden, umso gefährlicher.


    Man sollte bei solchen Hinweisen am Besten unterscheiden:


    1. "Täuschend ähnliche Doppelgänger. Vorsicht!"
    2. "Bedingt verwechselbar. Unterschiede: ..."


    Eigentlich hätte das vor 100 Jahren schon wichtigster Bestandteil von Pilzliteratur sein sollen. Aber naja, wir können die Vergangenheit ja kaum ändern;)

  • Erfahrungsgemäß wird wirklich alles mit Allem verwechselt.....das hält man gar nicht für möglich. Erst letztens auf unsere pilzausstellung habe ich mit jemandem gesprochen, der mich in der tat fragte, wie er den noch vom Velum universale verschlossenen kleinen Fliegenpilz denn nun von einem Stäubling unterscheiden könne......ich meine...wir standen gemeinsam davor und für mich sahen die komplett unterschiedlich aus, aber wenn jemand wenig sammelerfahrung hat, nimmt er viele Merkmale gar nicht richtig wahr...so wie diese warzige Beschaffenheit des mini-Fliegis....der sah nur: irgendwie rund und weiß....
    Und die Bücher nennen halt die Arten, die erfahrungsgemäß am häufigsten zu Verwechslungen geführt haben...selbst wenn fortgeschritteneren Sammlern diese Verwechslungsmöglichkeit noch so absurd erscheint.
    Ich finde, man kann nie genug auf giftige verwechslungstäter hinweisen......ein Fehler kann einfach zu dramatische Folgen haben.
    Und wenn man wirklich sicher bei der Bestimmung des gesammelten Pilzes ist, läßt man sich auch nicht durch 10 genannte verwechslungsmöglichkeiten verunsichern......meine Meinung.

    LG Inken


    _____________
    Essensfreigabe nur beim PSV vor Ort!


    Pilzchips: 92 (100 + 20 APR 2013 + 5 APR 2014 - 15 Kollekte APR2015 + 17 APR 2015 -10 Kollekte APR2016-10 Einsatz Podiumswette- 15 APR2020 +9 APR2020 )=101 -APRStartgeb.2021= 86

  • Safran:
    Was bin ich froh dass mich mal jemand versteht:D


    Ich verstehe Dich auch, halte aber Deine Einstellung für grundfalsch, bzw. siehst Du das Problem von der falschen Warte aus.


    Du hast zumindest einen Pilzkundlichen Grundstock. Du weißt garantiert, dass es Pilze mit Lamellen gibt und welche mit Röhren. Du weißt auch, dass ein Bovist weder Lamellen noch Röhren hat. Sicher weißt du auch noch sehr viel mehr. Und Du gehst von Pilzen aus, die sich in einem Stadium befinden, in dem alle relevanten Merkmale bereits sichtbar sind.


    Die Autoren von Büchern und Berichten müssen - vollkommen zu Recht - davon ausgehen, dass der Ratsuchende überhaupt keinen Plan von der Sache hat.
    Legst Du einem solchen einen Flaschenbovist, einen noch geschlossenen Steinpilz und einen ebenfalls noch geschlossenen Cortinarius hin, dann wirst Du staunen, zu welchen phantasievollen Bestimmungsergebnissen dieser anhand eines Pilzbuches kommt.
    Gib ihm einen jungen Knollenblätterpilz und einen jungen Schopftintling, steht er vor unüberbrückbaren Problemen.


    Und so geschieht es dann, dass der unbefangene den neben einem alten Steinpilz stehenden Dickfuß freudestrahlend als jungen Steinpilz in den Korb legt.


    Ich gebe Dir jedoch in so fern Recht, dass das Aufführen von Verwechslungsmöglichkeiten durchaus gefährlich oder irritierend sein kann. Nämlich dann, wenn sich der Einsteiger darauf verlässt, den Speisepilz nur mit den aufgeführten ähnlichen Arten verwechseln zu können.


    Grundsätzlich müsste es eigentlich heißen: " Man kann jeden Pilz mit jedem anderen verwechseln. Sammeln Sie überhaupt keine Pilze zu Speisezwecken, bevor sie diese nicht ohne Buch 100%ig sicher bestimmen können."


  • Ich verstehe Dich auch, halte aber Deine Einstellung für grundfalsch, bzw. siehst Du das Problem von der falschen Warte aus.


    Nö wieso? Dann verstehst du mich grundfalsch;)
    Ich habe nie behauptet, oder gemeint, dass ein Pilz der nicht direkt ein täuschend ähnlicher Doppelgänger des Anderen ist, keinerlei Ähnlichkeiten hat;
    Sondern nur, dass übertriebene Verwechslungswarnungen irreführend sind.
    Besonders dann, wenn andere Warnungen, die gerechtfertigter wären, ausbleiben.



    Und Du gehst von Pilzen aus, die sich in einem Stadium befinden, in dem alle relevanten Merkmale bereits sichtbar sind.


    An sich, ja, aber gerade als Anfänger sollte man einen Pilz vorher auch garnicht erst sammeln. Ein Schopftintling, noch geschlossen, könnte ein weißer KBP sein.
    Gerade ein Anfänger sollte, beim Schopftintling, auf Merkmale wie den steil/länglich/spitz zulaufenden Hut & seine Schuppen achten.
    Ein Pilzbuch mit lauter geschlossenen Jungpilzen als Grundlage wäre sicher sinnlos, zur Orientierung nicht ratsam.
    Wer mit der Einstellung: "Der ist zwar noch geschlossen, aber daraus könnte mal ein Flaschenstäubling/Schopftintling werden" rangeht, hat von vornherein etwas nicht verstanden.
    Aber gerade dann wären neben dem KBP mindestens 300 Verwechslungswarnungen nötig.
    Sinnvoller ist, sich auf die Wesentlichen zu beschränken. Die, wo eindeutig viele Gemeinsamkeiten bestehen.


    Aber das meinte ich, als ich sagte, man müsste in bedingte Verwechslungsmöglichkeiten und täuschende Doppelgänger einteilen.


    Wenn ich z.B. einen solchen Hallimasch vorfinde:
    http://www.natur-server.com/Bilder/FM/001/fm00004.jpg
    weiß ich, dass es u.U. ein Sparriger Schüppling sein könnte, Aber ein Z.B. Rauhkopf oder Nadelholzhäubling?
    Mal ehrlich: Nee oder?