Und nochmal Peziza

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 4.867 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bwergen.

  • Diese schöne Gruppe fand ich am Rand eines Walgwegs. Im vorigen Jahr hatte ein Umweltfreund da seine Tapetenreste verklappt. Das gröbste wurde zwar aufgesammelt, aber wie die weißen Flecken zeigen, nicht alles. Mag sein dass das Zufall ist, aber Kleister und Tapetenreste geben schon was her an Nährstoffen. Oberhalb der Böschung stehen junge Eichen und Ahorn.
    Das Substrat ist Lehmig mit Humus, Pflanzenpartikeln und eben jenen Tapetenresten durchsetzt


    Die größten Fruchtkörper messen bis knapp 10 cm. Die Oberfläche ist Cognacfarben, minimal dunkler als auf den Bildern. Junge Fruchtkörper sind wesentlich heller. Die Unterseite ist schmutzig-grau und im Randbereich mit kleinen Warzen besetzt. Das Fleisch ist sehr brüchig und riecht schwach nach, nach....?? irgendwie chemisch.


    Ein Stiel ist nicht mal ansatzweise zu sehen.









    Unter dem Mikroskop findet man elliptische, glatte Sporen ohne Öltropfen.



    Die Asci sind bis 262,5m µ lang und 12,5m µ breit



    Die Paraphysen sind ganz schwach septiert, ziemlich gleichmäßig schlank und kopfig verdickt.



    Unter Zugabe von Melzer verfärben sich Asci mit unreifen Sporen gelb-orange. Solche mit reifen Sporen färben sich nicht. Die Ascusspitzen färben sich ganz leicht blau.



    Im Querschnitt der Fruchtschicht erkennt man eine schmale Mittelschicht.




    Ich hab nicht viel an Literatur über Peziza.


    Nach Dennis könnte P. repanda passen, allerdings sind die von mir gemessenen Sporen leicht über den dort angegebenen Werten. auch die Länge der Asci wird bei Dennis mit 300m µ länger angegeben, als von mir gemessen.


    Björn hatte bei einem makroskopisch ähnlichen Fund P. phyllophila als vage Möglichkeit ins Spiel gebracht, ohne die Mikromerkmale dieses Fundes zu kennen. Nun find ich nix über P. phyllophila.


    Vielleicht wisst Ihr da was, oder könnt mir ansonsten Tipps und Hinweise geben.

  • Ich habe leider keinen Tipp für dich, nur eine Anmerkung und ´nen blöden Spruch hintendran. :D


    Kleister ist sehr stärkehaltig. Du könntest auch mit Kartoffelpüree deine Tapeten an die Wand backen. Das hält fast genauso.
    Ich kann mir gut vorstellen daß die Stärke vielen Lebewesen einiges an Kraft spenden kann.


    Das Prinzip der Stärke nutzt/e man z.B. auch um Hemden einen steif sitzenden Kragen zu verpassen. Und nun der dumme Spruch. Sollten die Pilze sich ebenfalls an der Stärke gelabt haben so könnte sich daraus ihre hohe Brüchigkeit herleiten. :D Mag wahr sein oder auch Humbug. Ich wollte es nur nicht unerwähnt lassen. Wer weiß schon ob da nicht was zu entdecken wäre.



    Schöne Bilder.
    Wenn die Becher solche Größe haben sind sie ja attraktive Fundstücke.

  • Hallo Rada,


    bei ganz schneller Durchsicht werfe ich mal peziza arvernensis in den Ring, werde haute abend wenn es klappt mich mal dahinter klemmen.



    Gruß Jorge

    Genieße jeden Tag, aber nicht jeden Pilz, es könnte sonst Dein Letzter sein

    100 Pilzchips

  • Hallo Ralf,


    die Sporen von peziza arvernensis sind glatt bzw. leicht ornamentiert (Oberflächenstruktur und optischen Schnitt !), die Asci-Länge passst aber IMHO, sowie das keulige Ende der Paraphysen.


    Aber schaun mer mal ;)


    Gruß Jorge

    Genieße jeden Tag, aber nicht jeden Pilz, es könnte sonst Dein Letzter sein

    100 Pilzchips

  • Hallo Jorge,



    die Sporen von peziza arvernensis sind glatt bzw. leicht ornamentiert (Oberflächenstruktur und optischen Schnitt !)


    das ist schon eine komische Angelegenheit. Man meint sicher glatte Sporen zu erkennen, folgt dem Schlüssel und landet nie mehr bei P. arvernensis. Und Rada hat ja offenbar Färbemittel zu Hilfe genommen...


    Ich komme beim Schlüsseln bei P. repanda raus. Wird aber nicht stimmen.
    Edit: Upps, hatte vergessen, dass die Art ja schon die ganze Zeit im Raum steht. Demnach ist sie dann doch wieder nicht so unwahrscheinlich.


    Hier gibt es ein Porträt von P. arvernensis, an den ich auch schon gedacht habe. Die Sporen sind aber schon etwas breit...


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Ralf,


    könnte Dir den Peziza-Bestimmungsschlüssel von Hohmeyer aus der ZMykol 52(1) von 1986 als Word-Dokument schicken.
    Müsstest mir per PN Deine E-Mail schicken. Was aktuelleres gibt es wohl in deutscher Sprache immer noch nicht.


    Viele Grüße
    Jürgen

  • Ich komme beim Schlüsseln bei P. repanda raus. Wird aber nicht stimmen.


    Hallo Toffel,


    warum sollte das nicht stimmen?


    p. ripanda kenne ich nicht, daher "Butter bei die Fische", ansonsten fällt mir auch nach literarischer Recherche nichts anders als arvernensis ein, trotz der 'etwas' zu glatten Sporen.


    Gruß JOrge

    Genieße jeden Tag, aber nicht jeden Pilz, es könnte sonst Dein Letzter sein

    100 Pilzchips

  • Jorge


    Ich kann mangels Erfahrung nur kleinlaut sein.:)


    Hab jetzt mal nach Hohmeyer geprüft und komme wieder auf repanda.


    Das ist aber ein Muster ohne Wert weil mir da jede Sicherheit fehlt und ich manchmal den Pilzwald vor lauter Bestimmungsbäumen nicht sehe.


    Hilf mir mal, wonach Du avernensis favoritisierst. Ich will ja gerne glauben, aber noch lieber verstehen.:)

  • Hallo Ralf,


    ich habe mit deinen Angaben auch mal geschlüsselt und komme ebenfalls zu P. repanda. Für P. repanda wird im Schlüssel auch Papier als Substrat angegeben. Ich hätte keine Bedenken bei der Bestimmung.


    Viele Grüße
    Jürgen

  • Hallo Ralf,


    ich favorisierte arvernensis, nur weil ich nach meiner kleinen Erfahrung und nach meiner Literatur - wenn auch nur mit einem Kompromis (glatte statt leicht ornamentierte Sporen) - vorerst nur avernensis sehen konnte.


    Das mit repanda erscheint mir sehr interessant, würde nur mangels Infos dazu etwas dazu hören und erfahren, denn ich kenne bislang ripanda nicht. Wenn ripanda besser passt gibt es doch keine Probleme :)


    Und Ralf, ich Denke, daß Deine Erfahrung mindestens meiner ebenbürtig ist; wir beide werden noch sehr viel dazulernen, und das ist schön, oder?


    Gruß Jorge

    Genieße jeden Tag, aber nicht jeden Pilz, es könnte sonst Dein Letzter sein

    100 Pilzchips

    Einmal editiert, zuletzt von Jorge ()

  • Hallo Jorge,


    Ich finde kritische Stimmen und Einwände immer hilfreich. Manchmal helfen sie beim Sieg der Wahrheit über die Überzeugung. :)


    Von daher gibt es null Probleme.


    Und ja, lernen muss ich wohl bis an mein Lebensende, insbesondere aus dem Reich der Mykologie.
    Ich werde den Fund vorerst als P. repanda c.f. ablegen bis sich jemand (wahrscheinlich Björn) der Sache in natura annimmt.


    Euch allen ein dickes Danke für die Hilfe.:thumbup:

  • Hallo Rada,



    Nochmal genau gekuckt. Reife Sporen sind glatt, auch im optischen Querschnitt ist nix zu sehen.


    Das sieht aber so aus, als wären die Sporen noch in den Asci? Dann sind sie aber eigentlich noch nicht so ganz ausgereift.


    Grüße
    Toffel[hr]
    Hallo Jorge,


    Ich komme beim Schlüsseln bei P. repanda raus. Wird aber nicht stimmen.


    warum sollte das nicht stimmen?


    Habe damit meine sehr bescheidenen Erfahrungen mit der Gattung gemeint. Hatte allerdings auch schon vergessen, dass P. repanda ja schon von Anfang an von Rada vermutet wurde. Daher hätte ich das anders formulieren sollen. War also nicht so gemeint, dass Radas Vermutung wahrscheinlich falsch ist. :)


    Viele Grüße
    Toffel

  • Das sieht aber so aus, als wären die Sporen noch in den Asci? Dann sind sie aber eigentlich noch nicht so ganz ausgereift.


    Beim Foto mit BWB sind die Sporen im Ascus. Das war das einzige Bild mit BWB, das halbwegs gelungen ist, da hab ich gar nicht drauf geachtet dass keine freien Sporen drauf sind.


    Auf dem zweiten ungefärbten Bild sind sie frei. Ich messe und beurteile immer nur freie und reife Sporen. Und da ist auch mit BWB nix zu sehen.

  • Der Pilz sieht aus wie eine Art aus der repanda-Gruppe. Zotto hat eine solche 2 Mal gefunden und gezeichnet, sie hat lediglich etwas zu schmale Sporen (Zotto: 9-10 µm breit). Bei genauerer Untersuchung könnte man vielleicht dahinterkommen, was das ist, allerdings sind die glattsporigen, braunen Peziza-Arten schwer bestimmbar und Erfolgserlebnisse bleiben bisweilen aus.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau