Hallo,
da hatten wir einen Mottowettbewerb "Küchenfoto - das sieht lecker aus"
....und kaum jemand hat teilgenommen.
Ich beinahe auch nicht - "muss ja nicht unbedingt überall ....", denn so einfach ist das Thema nicht - und viele hatten wohl auch kein geeignetes Material parat. Also von mir aus können wir das im nächste Jahr auch noch mal angehen.
Nun ist es eigentlich so, dass ich unter dem Motto "Küchenfoto" weder ein Foto von der Küche verstehe und unter "lecker" auch nicht die sichtbaren Spuren der letzten "Kochschlacht" an der Wand, sondern schon irgendwie ein Bild, das mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
Und das verbinde ich - andere könnten das weiter gefasst sehen - vor allem mit einem Bild von einem fertigen Gericht oder von Zutaten, in die man theoretisch auch roh hineinbeißen möchte oder eventuell auch von Zutaten vor der unmittelbaren Zubereitung, wenn man sich dann vorstellen kann/muss wie das Ergebnis schmecken könnte.
Es gibt auch im Web einiges zu (neudeutsch) "Food-Fotografie" zu finden, relativ unterschiedliche Ansätze, das habe ich aber auch erst hinterher gelesen.
Da wird oft betont, es würden "keine Tricks" angewendet und es würde ein fertig gegartes Gericht abgebildet ... aber oft habe ich bisher z.B. bei Abbildungen in diversen Zeitschriften den Eindruck gehabt (vor allem wenn die Farben von gegarten Gemüsen so extrem knackig sind), das da etwas Halbgares zusammengestellt wird.
Im Prinzip scheint es ein paar unterschiedliche Vorgehensweisen zu geben
a) die Nahrungsmittel als "Kunstobjekt", als "Skulptur" (statt "Pilz-Ikebana" dann "Essens-Ikebana"), "stylish", ganz wenig auf dem Teller, sehr weich und fast ohne Schatten ausgeleuchtet (schwierig mit normalen Hobbyisten-Methoden, habe etwas über Ring-Blitz gelesen und über Reflektionsflächen), sehr neutrale Hintergründe (fast ganz weiß oder schwarz), ohne viel Drumherum, "Objekte" von vorn bis hinten scharf.
Das "Ikebana-artige" ist wahrscheinlich mit den meisten Pilzgerichten nicht sehr gut machbar.
b) eher "ungekünstelt" wirkend, manchmal etwas das "Rustikale" betonend, mit "Röstaroma" auf dem Bild, auch nicht zu viel auf dem Teller, etwas mehr Umfeld zeigend (dann den Hintergrund aber immer unscharf), etwas natürlich wirkende "Dekoration" - von den Farbtönen meist eher warm wirkend - oft nur einen Teilbereich des Essens abbildend, schräg von vorne, nur in (ausreichend großen) Teilbereichen scharf abgebildet.
c) Voll- oder Teilansichten des Tellers (nicht überladen!) ganz oder fast ganz von oben, ohne (oder mit ganz wenig) Umfeld/ Deko, alles ganz scharf abgebildet.
Die wenigen und sehr unterschiedlichen Bilder habe ich keinen Gruppen zugeordnet, sondern ich schreibe nur so ein paar Eindrücke zu den Bildern (hier nach STARTNUMMER):
Bild 1 (Platz 7):
Man sieht, es war eine gute "Ernte", die Vorräte sind gesichert. Fotografisch rein dokumentarisch, geblitzt, viel Küchenansicht - und: mir läuft das Wasser nicht im Mund zusammen, bei diesen bläulich-metallisch schimmernden Stücken (auch wenn ich den Pilz selbst wohlschmeckend finde).
Bild 2 (Platz 6):
Man sieht, es war eine gute "Ernte" .... Fotografisch gut dokumentiert, der Bildaufbau mit den fluchtenden Linien ist auch nicht schlecht, scharf ist das Foto auch, aber: bei einer Menge von rohen, geputzten Steinpilzen denke ich immer noch nicht: "da will ich hineinbeißen"
Bild 3 (Platz 3):
Mein eigenes Foto, nicht ganz optimal, das sage ich selbst dazu:
Pilze hatte ich nicht viel, einmal Austern, mal eingeweichte Judasohren, mal gekaufte Champignons und winzige Samtfußrüblinge.
Vor dem Kochen hatte ich immer spontan die Idee, das Ergebnis auch versuchsweise mal zu fotografieren - aber es stellte sich fast immer ein grundsätzliches Problem heraus.
Die Belichtung (künstliche Beleuchtung und/oder Blitz, falls es schon dunkel ist) einerseits und die Konsistenz und Farbe der Pilze (sofern man die Pilze noch als Pilze erkennbar haben möchte im fertigen Gericht):
die Pilze werden klein, fast unsichtbar - undefinierbarer "Kladderadatsch", unschöne Farben, mit Kunstlicht oder Blitz oft seltsame Lichtreflektionen in feuchten/ fettigen Stellen etc.
Noch ein Versuch: mit gekauften Shitake, mit kurz gegartem Pfannen-Gemüse, mit zerzupftem Rührei, separat zubereitet, dann gemischt (war etwas abgekühlt) - Kresse wegen Farbtupfer (obwohl das Essen auf dem Teller "bunt" war, fehlte die gewisse "Frische" daran), ein bisschen "Ambiente" (Decke, Gabel, Glas) - geringe Tiefenschärfe und nicht zu viel auf dem Teller.
Aber: es war dunkel und mit der Beleuchtung habe ich nicht experimentiert, sondern das Licht kommt ausschließlich von der Küchentischlampe darüber (helle LED), das macht dann teilweise wieder etwas unschöne Schatten.
Bild 4 (Platz 4):
Ein sehr gutes Foto, sehr scharf, sehr stimmig belichtet und weich beleuchtet. Die geputzten Steinpilze als "Skulptur", als formal sehr ansprechendes Objekt.... aber direkt anbeißen möchte ich auch nicht.
Die "Probleme" der Food-Fotografie sind damit auch umgangen worden.
Bild 5 (Platz 5):
Nun, das ist schon "Food-Fotografie" vom fertigen Gericht, das Essen ist scharf abgebildet, mit etwas "Umfeld". Sehr sorgfältig ist das aber nicht gemacht worden (Kamerakordel im Bild etc. ), über die Zusammenstellung könnte man auch geteilter Meinung sein.
Bild 6 (Platz 1)
Das Bild finde ich fotografisch sehr gelungen (Bildaufbau, Schärfe, Farben, Belichtung). Obwohl mir auch hier nicht direkt das Wasser im Mund zusammenläuft, kann ich mir gut vorstellen, was dabei herauskommen soll. Es ist also noch etwas "Arbeit" notwendig, um von diesen schönen "Objekten" gedanklich auf "lecker" zu kommen.
Ebenfalls kein Bild des fertigen Gerichts mit der typischen Problematik.
Bild 7 (Platz 2)
Ein sehr gutes Foto (Bildaufbau, Schärfe, Farben, Belichtung), das Bild wirkt durch die Form der "Objekte" und die strenge grafische Anordnung.
Wenn jemand aber z.B. nicht weiß, dass das Morcheln sind, die im Dörrex getrocknet werden sollen ... dann könnte man auch an "technische Objekte" denken - also das "Lecker" kommt dann auch nur auf Umwegen zustande.
Zum Dezember-Wettbewerb
Wieder sehe ich viele Favoriten und viele Favoriten-Verfolger - und fließende Übergänge zwischen den Gruppen, vieles ist Geschmackssache - ich fasse mich kurz:
Meine persönlichen SIEBEN Favoriten (hier nach STARTNUMMER)
Bild 1 (Platz 5):
Fotografisch nicht auszusetzten, farblich und formal sehr ansprechend.
Die Oberflächen der Pilze kommen wunderschön herüber! Einer meiner Top-Favoriten, wenn ich hier noch unterscheiden sollte.
Bild 2 (Platz 14)
Fotografisch nicht auszusetzten, farblich und formal sehr ansprechend.
Was für eine wunderschöne Kombination, so was muss man erst mal finden!
Die Platzierung hier ist mir ganz und gar nicht verständlich.
Bild 9 (Platz 7)
Fotografisch nicht auszusetzten, farblich und formal sehr ansprechend.
Hier ist die Frage, ob man die "Objekte" schön findet - ich finde sie schön (ich hatte selbst nur einen "Doppelpilz" der Art, der war längst nicht so fotogen)
Bild 12 (Platz 4)
Fotografisch nicht auszusetzten, farblich und formal sehr ansprechend.
Die Oberflächenstruktur, der Randbereich der Pilze ist extrem gut getroffen worden.
Bild 20 (Platz 1)
Fotografisch nicht auszusetzten, farblich und formal sehr ansprechend.
Etwas Kontrastprogramm zu Bild 9, etwas "herber" in der Wirkung, gefällt mir persönlich auch sehr gut (trotzdem eine kleine Überraschung, das Bild auf Platz 1 zu sehen, aber es ist auch jahreszeitlich sehr passend - auch von der Stimmung her.)
Bild 21 (Platz 3 )
Fotografisch nicht auszusetzten, farblich und formal sehr ansprechend.
(ich wiederhole mich ja andauernd ...), insgesamt etwas weniger auffallend im direkten Vergleich zu Bild 1 und 2.
Bild 24 (Platz 2)
Fotografisch nicht auszusetzten, farblich und formal sehr ansprechend.
(ich wiederhole mich immer noch ...) ... trotzdem fand ich das eine oder andere Bild hier in dieser Gruppe noch interessanter.
Meine persönlichen SIEBEN Favoritenverfolger (Reihenfolge hier nach STARTNUMMER) - beide Gruppen zusammen also 14 Bilder
Bild 3 (Platz 11)
Ja, die Zweisamkeit macht schon was her - mir persönlich ist das Bild aber insgesamt etwas zu grün/ grün-gelb. Die Hauptdarsteller sind auch nicht extrem scharf - was ich bei einem solchen Bildaufbau erwarten würde.
Ich persönlich würde insgesamt auch eine "Farbtemperierung" etc. bevorzugen, die nicht immer den Eindruck erweckt, als würde der Harz auf Borneo liegen. Das hat zwar hin und wieder als Einzelbild oder Kleingruppe seinen ganz eigenen Reiz, erscheint mir aber als "Dauerzustand" nicht immer passend - ja ich meine sogar, dass darunter die Bestimmbarkeit leidet.
Bild 4 (Platz 7)
Interessant! Mutig! High key im Pilzbild - ich finde es gelungen.
Bild 11 (Platz 12)
Die Reihung der kleinen Pilze stellt eine sehr schöne Fundsituation dar, ist auch gut getroffen worden. Vielleicht hätte ich weniger Umfeld abgebildet.
Bild 15 (Platz 7)
Mein eigenes Bild (ist ja ganz gut angekommen
), noch aus November. Ungewöhnlich, dass die Pilze so weiß sind ... und sie waren ganz trocken. Mir persönlich gefiel wieder die Lichtsituation (Sonne schräg von der Seite) und die sehr intensiven Farben des Laubes im Kontrast zu den Pilzen besonders.
Die Pilze sind schon minimal "lädiert" und vielleicht hätte das eine oder andere Blatt noch anders "arrangiert" werden können, aber das Licht ließ keinen Aufschub zu und die Pilze hätten größere Räumaktionen auch nicht toleriert - so fragil waren die.
Bild 25 (Platz 10)
Das hat was! Man guckt wie durch eine Röhre auf die kleine (... mittige) Pilzgruppe.
Trotzdem - ich weiß nicht, vielleicht ist mir das Umfeld etwas zu unruhig.
Bild 26 (Platz 18)
Das Duo ist sehr gut getroffen worden. Das (natürliche !) Farbenspiel Blau-Grün sagt mir persönlich nicht so zu. Hatte ich trotzdem deutlich höher bewertet als hier im Ergebnis (also innerhalb der ersten 14)
Bild 27 (Platz 12 )
Holzkeulen die dritte. Auch ein gutes Foto, finde ich. Vielleicht hätte ich das Umfeld etwas verknappt - etwas weniger von der unscharfen Reihung im Hintergrund, noch etwas mehr Betonung auf das schöne Moos mit den Wassertropfen. Die Farben (das Rot links, das Grün des Mooses) empfinde ich als etwas übersatt.
Diese Bilder hatte ich im Mittelfeld (Reihenfolge hier nach STARTNUMMER):
Bild 5 (Platz 5)
Gutes Dokubild, alles scharf. Das Umfeld ist auch natürlich, aber nicht so "überirdisch" schön - hatte ich also nicht unter den ersten 14.
Bild 6 (Platz 26)
Geeignetes Dokubild, etwas mittig, das Umfeld ist wenig ästhetisch (obwohl natürlich und herbstlich), hatte ich etwas höher bewertet.
Bild 8 (Platz 23)
Geeignetes Dokubild, etwas viel unruhiges Umfeld für meinen Geschmack, hatte ich aber etwas höher bewertet.
Bild 10 (Platz 16)
Optisch auffällig durch die Farbgebung, erscheint mir extrem "satt" und etwas überbelichtet - aber von der Wirkung her nicht uninteressant. Pilz nur in Teilbereichen der "Spaltblätter" scharf.
Bild 14 (Platz 17)
Geeignetes Dokubild, aber die "schwedischen Gardinen" im Hintegrund stören mich persönlich ziemlich stark.
Bild 16 (Platz 15)
Schön scharfer Schimmel! Gut dokumentiert. Für meinen Geschmack etwas zu viel Feuchtigkeitsgeglitzer im Umfeld.
Bild 17 (Platz 22)
Schöner Pilz, aber vielleicht etwas zu viel von "oben" abgebildet und etwas zu viel "chaotische" Unschärfen im Vordergrund.
Bild 18 (Platz 19)
Holzkeule, die vierte.
Die Form kommt gut herüber, mir ist der "Wichtel" etwas zu wenig bedeutsam im Bild, der große unscharfe Bereich im Vordergrund lenkt auch etwas ab.
Bild 19 (Platz 21 )
Interessante grafische Sichtweise, extrem geringe Tiefenschärfe. Im direkten Vergleich mit anderen Bildern vom Objekt her nicht so auffällig (zum Mehrfach-Hingucken).
Bild 22 (Platz 20 )
Da haben die Zwerge aber viel Feuer gemacht! Gut gesehen!
Von der Wirkung des Gesamtbildes her für meinen pers. Geschmack etwas unruhig und ich fühle mich etwas von der Intensität des Grüns erschlagen.
Diesen Bildern kann ich nicht so viel Reiz abgewinnen (Reihenfolge hier nach STARTNUMMER):
Bild 7 (Platz 25)
Die Unschärfen im Umfeld und die Lichteffekte/ Reflektionen lassen mich kaum die kleinen Pilze finden (obwohl sie genau in der Mitte sind).
Bild 13 (Platz 23)
Es ist vielleicht interessant, eine solche Situation zu finden, zu sehen und auch zu dokumentieren - aber als Foto "wirkt" es irgendwie nicht.
(Pilz genau mittig, etwas überbelichtet, Umfeld - obwohl natülich - etwas "chaotisch" ... aber ein Gesicht kann man sehen, wenn man will ...)
Bild 23 (Platz 26)
Da könnte ich das Gleiche schreiben: vielleicht eine interessante Situation, aber der spezielle "Reiz" kommt irgendwie nicht herüber. Die Strukturen wirken nicht scharf, der Blick wandert von hier nach da ohne Richtung ... aber auch hier kann man ein Gesicht hineininterpretieren ...