Beiträge von Clavaria

    Hallo Stefan


    Der Pilz tut der Palme nichts. Entfernen kann man nur die Fruchtkörper, der eigentliche Pilz ist im Substrat stört sich daran ebenso wenig wie ein Apfelbaum, wenn man alle Äpfel pflückt.


    Am besten lässt man die Fruchtkörper stehen und freut sich daran.


    Gruss Raphael

    Hallo,


    diese kleinen, warzigen Sporen sind typisch für Phaeoclavulina.

    Mit dem "Christan" ist die vermutlich nicht bestimmbar, in dem neuen Buch von Franci & Marchetti sind viel mehr Arten drin. Die Bestimmung ist leider alles andere als einfach, kaum möglich mit diesen Bildern.


    Gruss Raphael

    Hallo Andy


    Die Bestimmungbist richtig, eine sehr schöne Kollektion und ein seltener Pilz.


    Allerdings ist der Name Lentinellus omphalodes nach Petersen & Hughes 2004 zu verwerfen, weil taxonomisch unklar. Sie haben das Typusmaterial untersucht und es scheint offensichtlich, dass es sich dabei um keine Lentinellus-Art handelte. Beispielsweise hat das Herbarmaterial nicht einmal gesägte Lamellen.


    Was du gefunden hast, sollte man heute wohl Lentinellus micheneri nennen. Lentinellus flabelliformis ist sehr ähnlich, aber deutlich exzentrisch gestielt.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Ich bin frustriert. Während ihr hier tonnenweise Bilder ins Forum stellt, laufe ich stundenlang durch den Wald für 3-4 Pilze.

    Zum Glück suche ich keine Speisepilze, dann bräuchte ich ein anderes Hobby.


    Nun ja, in mühevoller Kleinarbeit konnte ich in den letzten Tagen ein paar Sachen finden.


    Zunächst ein paar alpine Sachen:


    Lactarius salicis-herbaceae



    Kleine, braune, alpine Entolomas sind verwirrend. Hier würde ich Entoloma borgenii dran schreiben.


    Sporen subisodiametrisch, etwa 8-9.5 x 7-9 µm. Schnallen vorhanden, keine Zystiden.


    HDS gemischt aus intrazellulärem, und an den schmaleren Hyphen auch inkrustierendem Pigment.


    Hier sieht man den Aufbau der HDS mit etwas Fantasie:

    Oben eine dünne Schicht aus schmalen Hyphen, darunter aufgeblasene, stark pigmentierte Zellen, dann wieder schmalere Hyphen.



    Russula pascua

    Stinkt nach Fisch, wie es sein soll.


    Sporen fast isoliert warzig, nur mit wenigen Verbindungen, etwa 7.5-8.5 x 6.5-7 µm



    Dann zwei Lorcheln aus dem montanen Fichtenwald, 1800m:

    Helvella confusa findet man hier an praktisch jeder offenen Wasserleitung

    Helvella fibrosa hatte ich letztes Jahr auch schon



    Schliesslich noch ein paar Sachen aus einem submontanen Mischwald:

    Clitopilus cystidiatus: Der graue Hut weckte meine Neugier.


    An der Schneide fanden sich zahlreiche schmale, teils septierte Zystiden.


    Sporen gerippt wie es sich gehört


    Pigment in der HDS stellenweise deutlich inkrustierend.



    Bei Milchlingen schwimme ich immer etwas. Bitte korrigiert mich - Lactarius evosmus?

    Geruch fruchtig. Milch weiss, unveränderlich, sehr scharf.

    Hut nur schwach gezont, eher fleckig. In der unmittelbaren Nähe gab es Picea, Quercus, Populus, Corylus.


    Sporen im Schnitt etwas kürzer als 8 µm



    Auch wenn es nur einer war, hat mir der den Tag gerettet weil er einfach schön ist: Calocybe ionides.



    Lg, Raphael

    Hallo Sebastian


    Schöne Sammlung :)


    Täusche ich mich, oder sieht man bei den Mehlräslingen eine blassgraue Hutfarbe?

    Dann wären die es wert, kurz unter dem Mikroskop zu landen. Wenn du Zystiden findest, wäre es C. cystidiatus (hatte ich gestern hier auch).

    Ohne Zystiden aber mit reichlich inkrustierendem Pigment und rundlich-aufgeblasenen Hyphen im Lamellentrama wäre es der neu beschriebene C. abprunulus.

    Allerdings kann der normale Mehlräsling kann auch mal blassgrau sein.


    Gruss Raphael

    Hallo Sebastian


    Hmm, ja da hast du recht. Auch diese Paraohysen findet man bei Tarzetta.

    Ich habe gerade das Tarzetta-Paper von van Vooren durchgeblättert. Vielleicht kommt Tarzetta gaillardiana in Frage.

    Morgen mache ich mich schlau dazu, die Art scheint nicht ganz geklärt zu sein.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Da die Grosspilze hier noch immer Mangelware sind, habe ich vorgestern einige Ascos mitgenommen.


    Diese hier bereiten mir nun ziemliche Schwierigkeiten:


    Diese Becherchen sind 6-10 mm im Durchmesser. Die Fruchtschicht ist grau, das sieht man auf dem Bild schlecht.

    Sie wuchsen neben einem Wasserlauf auf senkrechter, nackter Erde. An dem Ort konnte man nicht fotografieren, deshalb musste ich sie umsiedeln für das Foto.

    Habitat: Montaner, saurer Fichten-Lärchen-Wald, ca. 1800m.


    Sporen recht gross, um 25-28 x 12-13 µm, glatt, mit zwei Tropfen.


    Asci 8-sporig, hier in Lugol (Jod-negativ)




    Die Paraphysen haben sehr unregelmässige Enden. Dafür gibt es sicher einen Fachbegriff den ich nicht kenne.

    Viele sind einfach keulig, aber viele auch irgendwie anders.


    Schnitt durchs Excipulum


    Die Aussenseite ist eher kleiig als borstig. Man findet nur einige inkrustierte Haare unter dem Mikroskop.


    Ich hoffe jemand kann mir auf die richtige Spur helfen.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo,


    Das Lyophyllum am Schluss ist mit seinem Mehlgeruch sicher was anderes.

    Es könnte L. semitale sein, aber ohne einen Blick auf die Sporen kommt man da nicht viel weiter.

    Hast du geprüft ob sich die Lamellen verfärben, wenn du sie verletzt?


    Gruss Raphael

    Die Lamellen haben gar nicht geschwärzt. Auch beim Hut konnte ich zumindest nach einer Stunde keine wesentlich Veränderung der Farbe feststellen. Leider habe ich den Pilz nicht mehr, aber ich habe eine Stunde später noch dieses Foto gemacht:

    Also dann ist es fast sicher Gomphidius gracilis. G. maculatus hätte eine Stunde nach einem Transport in irgendeinem Korb oder Behälter gründlich geschwärzt.

    Meine Kollektion von letztem Jahr habe ich am nächsten Tag an einen grösseren Anlass mitgenommen, da waren die Fruchtkörper immer noch unverändert.


    Zu dem Suillus: Dem habe ich vorhin nicht viel Beachtung geschenkt, bin aber jetzt eigentlich auch sicher dass es nicht Suillus viscidus ist.

    Deinem Vorschlag von S. bresadolae würde ich mich anschliessen, die Art ist in den Bergwäldern hier verbreitet.


    Gruss Raphael

    Hallo Benjamin


    Mit diesem kräftigen Habitus denke ich dass es eher Gomphidius gracilis ist. Eine Art die lange als zweifelhaft galt, aber inzwischen als eigenständig nachgewiesen ist.

    Neben dem Habitus gibt es folgende Unterschiede, die du prüfen könntest:

    - Lamellen verfärben bei Berührung gar nicht, oder aber sie schwärzen direkt (aber schwach), ohne zunächst zu röten

    - Hut verfärbt sich bei Berührung wenig bis gar nicht, während G. maculatus stark schwärzt


    Hier zum Vergleich:


    Gomphidius maculatus


    Gomphidius gracilis


    Leider weiss ich nicht, mit welchen Pilzen Gomphidius gracilis vergesellschaftet ist.

    An meinen Fundorten gab es auch keine Goldröhrlinge, Suillus viscidus war hingegen reichlich vorhanden.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    lange ist's her... die Sequenzierung war leider nicht erfolgreich, aber nun wurde ich in einer italienischen Zeitschrift fündig. Mein Pilz hat einen Namen:


    Clitopilus brunneus (Contu) Noord. & Co-David 2009

    = Rhodocybe brunnea Contu, Micol. Veg. Medit. 21(2): 88 (2007) [2006]


    Mein Dank gilt Marco Contu, der meine Bestimmung freundlicherweise bestätigt hat.


    Gruss Raphael

    dann bleibt die Frage bestehen, woher man den aktuell gültigen Namen einer Art erfährt.

    Hallo Steffen


    Ja eine solche Datenbank existiert leider nicht. Dies würde eine Art Gremium voraussetzen, die für jeden neu publizierten Namen entscheidet, ob dieser nun gültig ist oder nicht.

    So etwas gibt es jedoch nicht, ich finde es wäre auch nicht besonders sinnvoll. Schliesslich müsste sich dieses Gremium mit jeder einzelnen Publikation im Detail auseinandersetzen, um eine seriöse Entscheidung fällen zu können. Und das weltweit, in praktisch jeder Sprache...


    Es steht jedem Mykologen frei, Arten umzukombinieren, sofern er sich dabei an die nomenklatorischen Regeln hält. Diese untersagt unter anderem neue Namen, wenn die Umkombinierung der einzige Zweck ist (nomen superfluum). Es muss also immer einen wissenschaftlichen Hintergrund geben, der die Umkombinierung sozusagen notwendig macht.

    Ebenso steht es jedermann frei, einen Namen nicht zu akzeptieren und stattdessen einen älteren Namen zu verwenden.

    Ein älterer Name ist nämlich nicht falsch oder ungültig, sondern entspricht einfach nicht der neusten wissenschaftlichen Publikation.

    Beispielsweise akzeptiert der italienische Autor Voto die erst 2020 neu publizierten Gattungen Candolleomyces und Hausknechtia nicht, sondern verwirft sie als überflüssige Namen. Folgerichtig kombiniert er Arten dieser neuen Gattungen wieder zurück nach Psathyrella (hier: https://www.mycolobs-journal.org/Volumi/MycolObs02p09-09.pdf). Wer da nun recht hat, können wir Normalsterbliche nicht entscheiden.


    Also welchen Namen verwendet man, wenn man es möglichst richtig machen möchte? Ich wähle im Zweifelsfall den neusten, formell gültig publizierten Namen.

    Den findet man in der Regel in der Mycobank oder im Index Fungorum. Aber es ist eben nicht zwingend der Name, der dort als "gültig" markiert ist, sondern derjenige der neusten Publikation. Wenn man es noch "richtiger" machen will, kommt man nicht umhin sämtliche Fachliteratur zu diesem Namen zu konsultieren. Aber auch da bekommt man im oben genannten Beispiel von Candolleomyces candolleana keine Antwort, welcher Name wirklich richtig ist, sondern es stehen einfach zwei Meinungen im Raum und muss sich einer anschliessen.


    Gruss Raphael

    Nachtrag: Das meiste (oben durchgestrichen) habe ich inzwischen, die Italiener waren so nett mir eine komplette Serie der "Micologia e Vegetazione Mediterranea" zu schicken.

    Leider wurde diese hervorragende Zeitschrift 2021 eingestellt, sie ist eine Fundgrube für seltene Arten.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Bei einer kleinen Wanderung mit meinen Kindern im montanten Fichten-/Lärchenwald hatte ich heute das Glück, zwei nicht ganz alltägliche Scheibenlorcheln zu finden:


    Gyromitra geogenius


    Wie man an dem einen Fruchtkörper schon vermuten kann, war er reif. Die Sporen zeigen die typischen Wölbungen an den Enden.


    Hier nochmal in Brilliantkresylblau.



    Die zweite Lorchel suche ich schon lange: Gyromitra leucoxantha

    Jaja, es ist keine Musterkollektion.


    Die Fruchtkörper sind wohl erst 90% reif, aber man sieht bereits, dass die Auswüchse anders sind, es bilden sich zweihöckerige Anhängsel.

    Ich lasse sie noch ein paar Tage reifen und schaue ob die noch deutlicher werden.



    Der erste Rötling ist ein klarer Fall. Frühling, traniger Geruch, kegeliger Hut, das muss Entoloma hirtipes sein.


    Die Sporen sind eine Spur zu klein, aber das will ich jetzt nicht überbewerten.


    Lamellenschneide steril mit zahlreichen Cheilozystiden


    HDS inkrustiert



    Der zweite Rötling ist etwas kniffliger. So richtig zufrieden bin ich mit meiner Bestimmung nicht, weil Jahreszeit und Habitat falsch sind.

    Vielleicht hat jemand eine bessere Idee?

    Entoloma cf. ortonii

    Geruch sehr schwach, etwas säuerlich vielleicht.

    Hut fein radialfaserig, so dass ich auch in der Untergattung Inocephalus gesucht habe. Dort will aber gar nichts passen.


    Sporen recht klein (8-10 x 7-8.5 µm) und subisodiametrisch. Schnallen vorhanden, Basidien 4-sporig. Keine Zystiden.


    HDS inkrustiert



    Ach, fast vergessen, einen Champignon gab es auch. Anisgeruch, langsam gilbend, also irgendwas um Agaricus arvensis.

    Habe ihn aber nicht genauer untersucht.



    Nebst den Pilzen lohnte sich die Wanderung natürlich auch sonst in jeder Hinsicht.

    In der Höhe fängt der Frühling gerade erst an, eine Spitzmorchel war auch noch da.



    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo zusammen


    Ziemlich genau zwei Jahre später ist meine Tarzetta wieder da.



    Exakt am gleichen Standort. Sie wuchsen unter einer Fichte, aber rund herum gibt es diverse andere Bäume, unter anderem Quercus pubescens und Alnus.

    Die Fruchtkörper haben teilweise einen eingesenkten Pseudostiel, andere sind völlig stiellos.


    Wenigstens war dieses Mal ein Fruchtkörper richtig reif, so dass ich seriös Sporen messen konnte.


    Das Ergebnis bleibt gleich, ich neige mit einiger Unsicherheit zu Tarzetta ochracea.

    Wie Nicolas van Vooren im oben zitierten Beitrag schreibt, ist die morphologische Unterscheidung in dieser Gruppe sehr schwierig.

    Ich muss ohnehin die nächsten Tage ein Päckchen zu Alvalab schicken, da kommt das hier wohl mit rein.

    Falls dabei etwas rauskommt, melde ich mich.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Nun sind die Sporen der Gyromitra wirklich reif.


    Die Problematik wurde hier im Forum schon mehrmals diskutiert:

    Nach Christoph's Schlüssel landet man unweigerlicher bei G. warnei, weil die Sporen allesamt deutlich kürzer als 30 µm sind.

    Das soll aber eine nordamerikanische Art sein.

    Also wird es wohl trotz der zu klein geratenen Sporen und trotz des Standorts auf Birkenholz G. perlata/ancilis sein.



    Gruss Raphael